- Fürst Bismarck
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Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen (seit 1865 Graf, seit 1871 Fürst von Bismarck-Schönhausen, seit 1890 Herzog zu Lauenburg) (* 1. April 1815 in Schönhausen; † 30. Juli 1898 in Friedrichsruh bei Hamburg) war langjähriger Ministerpräsident von Preußen, Kanzler des Norddeutschen Bundes (1867–1871) und der erste Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs (1871–1890).
Er machte sich in Preußen zunächst als Vertreter der Interessen der Junker im Kreis der Konservativen einen Namen und war während der Reaktionsära Diplomat (1851–1862). Im Jahr 1862 wurde er zum preußischen Ministerpräsidenten berufen. Im preußischen Verfassungskonflikt kämpfte er gegen die Liberalen für das Primat der Monarchie. Als Außenminister setzte er im Deutsch-Dänischen Krieg und im Deutschen Krieg zwischen 1864 und 1866 die preußische Dominanz in Deutschland durch. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 war Bismarck als treibende Kraft an der Lösung der Deutschen Frage im kleindeutschen Sinn und an der Gründung des Deutschen Kaiserreichs beteiligt.
Dessen Politik bestimmte er als Reichskanzler und, bis auf eine kurze Unterbrechung, als preußischer Ministerpräsident bis zu seiner Entlassung 1890 entscheidend mit. Außenpolitisch setzte er auf einen Interessenausgleich der Mächte und baute ein breites Bündnissystem auf.
Innenpolitisch zerfiel seine Regierungszeit nach 1866 in zwei Phasen. Zunächst kam es zu einem Bündnis mit den gemäßigten Liberalen. In dieser Zeit gab es zahlreiche innenpolitische Reformen wie die Einführung der Zivilehe, wobei er Widerstand von katholischer Seite mit drastischen Maßnahmen bekämpfte ("Kulturkampf"). Seit den späten 1870er-Jahren wandte Bismarck sich zunehmend von den Liberalen ab. In diese Phase fällt der Übergang zur Schutzzollpolitik und zu staatsinterventionistischen Maßnahmen. Dazu zählte insbesondere die Schaffung des Sozialversicherungssystems. Innenpolitisch geprägt waren die 1880er-Jahre nicht zuletzt vom repressiven Sozialistengesetz. 1890 führten Meinungsunterschiede mit dem seit knapp zwei Jahren amtierenden Kaiser Wilhelm II. zur Entlassung Bismarcks.
In den folgenden Jahren spielte er als Kritiker seiner Nachfolger noch immer eine gewisse politische Rolle. Insbesondere durch seine viel gelesenen Memoiren „Gedanken und Erinnerungen“ wirkte er an seinem Bild in der deutschen Öffentlichkeit selbst maßgeblich und nachhaltig mit.
In der deutschen Geschichtsschreibung dominierte bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine ausgesprochen positive Bewertung von Bismarcks Rolle, die teilweise Züge einer nationalistischen Idealisierung trug. Nach dem Zweiten Weltkrieg mehrten sich jedoch kritische Stimmen, die Bismarck für das Scheitern der Demokratie in Deutschland verantwortlich machten und das von ihm geprägte Kaiserreich als obrigkeitsstaatliche Fehlkonstruktion porträtierten. Dieser scharfe Gegensatz wird in jüngeren Darstellungen zumeist überwunden, wobei die Leistungen und Mängel von Bismarcks Politik gleichermaßen betont werden und er als eingebettet in zeitgenössische Strukturen und politische Prozesse gezeigt wird.
Frühe Jahre
Herkunft, Jugend und Bildung
Der am 1. April 1815 in Schönhausen bei Stendal an der Elbe (heute Sachsen-Anhalt) als zweiter Sohn des Rittmeisters Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck (1771–1845) und dessen Ehefrau, Luise Wilhelmine, geb. Mencken (1790–1839), zur Welt gekommene Otto von Bismarck war väterlicherseits Spross eines alten Adelsgeschlechts: Die väterliche Familie war ein Junkergeschlecht der Altmark. Seine Mutter dagegen war bürgerlicher Herkunft. Die Familie Mencken hatte in der Vergangenheit Gelehrte und hohe Beamte hervorgebracht.
Im Jahr 1816 übersiedelte die junge Familie, ohne Gut Schönhausen aufzugeben, nach Gut Kniephof im Landkreis Naugard (Nowogard) in Hinterpommern, wo Otto von Bismarck die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte.
Die unterschiedliche soziale Herkunft der Eltern hatte erhebliche Folgen für Bismarcks Sozialisation. Vom Vater erbte Bismarck den Stolz auf seine Herkunft, von der Mutter bekam er nicht nur seinen scharfen Verstand, den Sinn für rationales Handeln und sprachliche Sensibilität mit, sondern auch den Wunsch, seinem Herkunftskreis zu entkommen. Bismarck hatte es seiner Mutter zu verdanken, dass er eine für einen Landedelmann untypische Bildung genoss. Ihre Söhne sollten nicht nur Junker sein, sondern in den Staatsdienst eintreten. Allerdings führte die streng auf das Rationale abzielende Erziehung der Mutter dazu, dass sich Bismarck, wie er später schrieb, in seinem Elternhaus nie wirklich heimisch fühlte. Während er der Mutter reserviert gegenüber stand, hat er den Vater geliebt.[1]
Schulbildung
Anstatt, wie für einen Landadeligen üblich, in einer Kadettenanstalt erzogen zu werden, kam Bismarck auf Wunsch der Mutter 1822, im Alter von sechs Jahren, in ein Berliner Internat, die Plamannsche Erziehungsanstalt. Dieses Internat, in das hohe Beamte ihre Söhne zu schicken pflegten, war ursprünglich im Geist von Johann Heinrich Pestalozzi gegründet worden. Zur Zeit Bismarcks war diese Reformphase längst beendet und die Erziehung war geprägt von Drill und Deutschtümelei. Der Übergang vom kindlichen Spiel auf dem heimischen Hof zum von Zwang und Disziplin geprägten Internatsleben fiel Bismarck außerordentlich schwer. In dieser Zeit prägte sich deutlich sein Unwillen aus, Autoritäten anzuerkennen.[2]
Im Jahr 1827 wechselte Bismarck auf das Berliner Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, und ab 1830 besuchte er bis zum Abitur 1832 das humanistische Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster. Abgesehen vom Altgriechischen, das Bismarck bald als überflüssig ansah, zeigte er sich in der Schule als ausgesprochen sprachbegabt, wenn auch nicht immer als fleißig.[3]
Religion
Bismarck war Angehöriger der lutherischen Konfession. Den Religionsunterricht erhielt er von Friedrich Schleiermacher, der den Sechzehnjährigen in der Berliner Dreifaltigkeitskirche auch konfirmierte. Da Bismarck sich zu dieser Zeit mit Religionsfragen hauptsächlich vom Verstand her befasste, sah er sich, von Hegel oder Spinoza beeinflusst, rückblickend eher als Deist und Pantheist[4], denn als gläubiger Christ. Ein Atheist war er allerdings nie, auch wenn seine Umgebung ihn zumeist für einen gottlosen Spötter hielt. In der Zeit seines Referendariats schrieb Otto von Bismarck 1836 an seinen Bruder Bernhard: „Ich bemerke nur, dass Du mir zu wenig Besonnenheit zumutest, wenn Du mich für einen Atheisten hältst.“[5]
Studium und Ausbildung
Nach dem Abitur nahm Bismarck als Siebzehnjähriger am 10. Mai 1832 das Studium der Rechtswissenschaften auf (1832–1835), zunächst an der Universität Göttingen (1832–1833). Die politischen Nachwehen im Gefolge der Julirevolution lehnte Bismarck nachdrücklich ab. Es war daher auch kein Zufall, dass er sich nicht den damals oppositionellen Burschenschaften, sondern der schlagenden landsmannschaftlichen Studentenverbindung Corps Hannovera Göttingen anschloss. Er verbrachte nicht wenig Zeit auf dem Fechtboden und beteiligte sich am trinkfreudigen Leben der Verbindung. Er war zwar ernsthaft an Geschichte und Literatur interessiert, sein eigentliches Studium betrieb er jedoch sehr nachlässig. Der einzige akademische Lehrer, der ihn beeindruckte und wohl auch beeinflusste, war der Historiker Arnold Hermann Ludwig Heeren, der in seinen Vorlesungen die Funktionsweise des internationalen Staatensystems skizzierte. Eine engere persönliche Beziehung baute er zu dem späteren amerikanischen Diplomaten John Lothrop Motley auf, der Zeit seines Lebens einer der wenigen persönlichen Freunde Bismarcks blieb.[6]
Im November 1833 setzte Bismarck sein Studium an der Universität in Berlin fort, wo er es 1835 mit dem ersten Staatsexamen abschloss. Anschließend war er zunächst Auskultator beim Berliner Stadtgericht. In dieser Zeit arbeitete Bismarck für seine bisherigen Verhältnisse hart. Auf eigenen Wunsch wechselte er vom Justiz- in den Verwaltungsdienst über. Die nötigen Prüfungen absolvierte Bismarck erfolgreich. Als Regierungsreferendar war er daraufhin bei Behörden in Aachen tätig.
Der bürokratische Alltag langweilte Bismarck rasch. In Aachen, das damals ein mondäner internationaler Kurort war, suchte er Abwechslung in Liebesaffären und im Glücksspiel. Im August 1836 verliebte er sich in Laura Russell, die Nichte des Herzogs von Cumberland. Nach einem amourösen Abenteuer mit einer sechsunddreißigjährigen Französin reiste er im Sommer 1837 mit der siebzehnjährigen Engländerin Isabella Loraine-Smith, einer Freundin Lauras, durch Deutschland – und verlor wegen der mehrwöchigen Überschreitung eines vierzehntägigen Urlaubs sein Referendariat. Um Frauen zu imponieren, gab Otto von Bismarck weit mehr Geld aus, als ihm zur Verfügung stand, und als er sein Glück in Spielkasinos versuchte, vergrößerte er den Schuldenberg noch. Seinen Dienstgeschäften blieb er monatelang fern. Später versuchte er, seine Referendarszeit in Potsdam fortzusetzen, kehrte dem Staatsdienst aber nach einigen Monaten den Rücken. Er begründete diesen Schritt später damit, dass er kein bloßes Rädchen im Getriebe der Bürokratie sein wollte: „Ich will aber Musik machen, wie ich sie für gut erkenne, oder gar keine.“[7]
Im Jahr 1838 leistete Bismarck als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst ab, zunächst beim Garde-Jäger-Bataillon. Im Herbst wechselte er zum Jäger-Bataillon Nr. 2 nach Greifswald (Pommern).
Gutsherr und Lebemann
Nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 1839 bezog Bismarck das pommersche Gut Kniephof und wurde Landwirt. Gemeinsam mit dem um fünf Jahre älteren Bruder Bernhard bewirtschaftete er die väterlichen Güter Kniephof, Külz und Jarchlin im hinterpommerschen Kreis Naugard. Nachdem Bernhard von Bismarck 1841 zum Landrat gewählt worden war, kam es zu einer vorläufigen Teilung. Bernhard von Bismarck bewirtschaftete nun Jarchlin, Otto von Bismarck Külz und Kniephof. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1845 übernahm Otto von Bismarck die Bewirtschaftung des Familienbesitzes Schönhausen bei Stendal.
Bismarck erwarb schnell gute Kenntnisse in rationaler landwirtschaftlicher Betriebsführung. In den etwa zehn Jahren, da er als Verwalter des elterlichen Besitzes fungierte, gelang es ihm nicht nur, die Güter zu sanieren, sondern auch die eigenen, in den zurückliegenden Jahren aufgehäuften Schulden zurückzuzahlen.
Einerseits gefiel es ihm, sein eigener Herr zu sein, andererseits füllte ihn die landwirtschaftliche Tätigkeit nicht wirklich aus.[8] Er beschäftigte sich intensiv, aber unsystematisch, mit Philosophie, Kunst, Religion und Literatur, ohne dass ihn dies nachhaltig geprägt hätte. Im Jahr 1842 unternahm er eine Studienreise nach Frankreich, England und in die Schweiz. Den Versuch, in den Staatsdienst zurückzukehren, brach Bismarck 1844 ab – erneut wegen seiner antibürokratischen Haltung. Die Unzufriedenheit mit seinem Dasein versuchte er mit Zechgelagen, zahlreichen Jagden und einem intensiven gesellschaftlichen Leben zu überdecken. Dies brachte ihm den Ruf des „tollen Bismarck“ ein.[9]
Gatte und Vater
Durch Moritz von Blanckenburg, einen Schulfreund aus Berlin, kam Otto von Bismarck in Kontakt mit dem pietistischen Kreis um Adolf von Thadden-Trieglaff, mit dessen Tochter Marie sich Blanckenburg verlobt hatte. Marie von Thadden und Otto von Bismarck fühlten sich als verwandte Seelen, aber für die junge Frau kam eine Auflösung ihrer Verlobung nicht in Frage. Im Oktober 1844 heiratete sie Blanckenburg. Bei der Hochzeitsfeier wählte sie ihre zwanzigjährige Freundin Johanna von Puttkamer als Tischdame für Otto von Bismarck aus. Im Sommer 1846 reisten das Ehepaar Blanckenburg, Otto von Bismarck und Johanna von Puttkamer gemeinsam in den Harz. Nach dem unerwarteten Tod Maries am 10. November 1846 hielt Otto von Bismarck in einem berühmt gewordenen „Brautbrief“[10] an Heinrich von Puttkamer um die Hand von dessen Tochter an. Als der Gutsbesitzer Puttkamer hinhaltend antwortete, reiste Bismarck nach Reinfeld bei Rummelsburg in Hinterpommern und überzeugte die Eltern Johannas in einem persönlichen Gespräch. Die Heirat fand im Jahr 1847 in Reinfeld (Landkreis Rummelsburg i. Pom.) statt. Seit dieser Zeit spielte der Glaube an einen persönlichen Gott für Bismarck eine zentrale Rolle.[11]
Der Ehe von Otto und Johanna von Bismarck entstammten drei Kinder:
- Marie (1848–1926), ∞ Kuno Graf zu Rantzau
- Herbert (1849–1904), ∞ Marguerite Gräfin v. Hoyos
- Wilhelm (1852–1901), ∞ Siyblle Gräfin v. Arnim-Kröchlendorff
Johanna ordnete ihre Bedürfnisse denen des Gatten unter und bot ihm zugleich – anders als seine Mutter – eine feste emotionale Bindung. Die Briefe, die beide austauschten, gehören zu den Höhepunkten der Briefliteratur des 19. Jahrhunderts.[12]
Politische Anfänge
Konservativer Agitator
Bismarcks politisches Wirken begann auf der Kommunalebene. In seiner Zeit auf Gut Kniephof war er Deputierter des Kreises Naugard und unterstützte in einigen Fällen seinen Bruder bei dessen Tätigkeit als Landrat. Über seinen pietistischen Freundeskreis kam Bismarck um 1843/1844 in Kontakt zu führenden konservativen Politikern, insbesondere zu den Brüdern Ernst Ludwig und Leopold Gerlach. Nicht zuletzt um diese Verbindung auszubauen, verpachtete Bismarck 1845 den Kniephof und zog nach Schönhausen. Dieser Ort lag näher an Magdeburg, dem damaligen Dienstsitz von Ludwig von Gerlach. Sein erstes öffentliches Amt erhielt Bismarck 1846 durch die Ernennung zum Deichhauptmann in Jerichow.
Sein Hauptanliegen in dieser Zeit war es, die Vormachtstellung des landbesitzenden Adels in Preußen zu bewahren. Den absolutistisch-bürokratischen Staat lehnten die Konservativen ab und träumten von einer Wiedereinführung der Mitregierung der Stände, insbesondere des Adels.[13] Zusammen mit den Brüdern Gerlach trat Bismarck beispielsweise für die Bewahrung der Patrimonialgerichtsbarkeit ein.
Als Nachrücker wurde Bismarck als Vertreter der Ritterschaft der Provinz Sachsen 1847 Mitglied des Vereinigten Landtags. In diesem von der gemäßigten liberalen Opposition dominierten Gremium fiel Bismarck bereits bei seiner ersten Plenarrede als strikt konservativer Politiker auf, als er bestritt, dass es bei den Befreiungskriegen auch um die Durchsetzung liberaler Reformen gegangen war. In der „Judenfrage“ sprach er sich klar gegen die politische Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung aus. Diese und ähnliche Positionen führten bei den Liberalen zu empörten Reaktionen. Bismarck fand in dieser Zeit in der politischen Betätigung ein seinen Neigungen entgegenkommendes Betätigungsfeld: „Die Sache ergreift mich viel mehr als ich dachte.“[14]
Die Leidenschaft des politischen Kampfes ließ ihn kaum essen und schlafen. Am Ende der Versammlung hatte sich Bismarck in den konservativen Kreisen einen Namen gemacht, und auch der König war auf ihn aufmerksam geworden.[15] Auch wenn er eindeutig konservative Positionen vertrat, war Bismarck bereits in dieser Zeit auch Pragmatiker und bereit, vom politischen Gegner zu lernen. Dies traf etwa auf den Plan zu, eine konservative Zeitung als Gegengewicht zur liberalen „Deutschen Zeitung“ zu gründen.[16]
Bismarck lehnte die Märzrevolution entschieden ab. Als ihn die Nachricht vom Erfolg der Bewegung in Berlin erreichte, bewaffnete er in Schönhausen die Bauern und schlug vor, mit diesen nach Berlin zu ziehen. Der in Potsdam kommandierende General Karl von Prittwitz lehnte dieses Angebot jedoch ab. Danach versuchte Bismarck, Prinzessin Augusta, die Gattin des späteren Königs Wilhelm I., von der Notwendigkeit einer Gegenrevolution zu überzeugen. Augusta wies das Ansinnen als intrigant und illoyal zurück. Bismarcks Verhalten führte dazu, dass er sich die dauerhafte Abneigung der späteren Königin zuzog.[17] Nach der Anerkennung der Revolution durch Friedrich Wilhelm IV. waren Bismarcks gegenrevolutionären Pläne vorerst gescheitert.
In die preußische Nationalversammlung wurde Bismarck nicht gewählt. Dafür beteiligte er sich an der außerparlamentarischen Sammlung des konservativen Lagers. Im Sommer 1848 war Bismarck an der Gründung und inhaltlichen Ausgestaltung der „Neuen Preußischen Zeitung“ (wegen des Kreuzes auf dem Titelblatt auch „Kreuzzeitung“ genannt) beteiligt. Für das Blatt schrieb er zahlreiche Beiträge. Im August 1848 war Bismarck einer der maßgeblichen Initiatoren des sogenannten Junkerparlaments. In diesem versammelten sich mehrere hundert adelige Gutsbesitzer, um gegen den Eingriff in ihr Eigentum zu protestieren.[18]
Diese Aktivitäten führten dazu, dass die konservative Kamarilla um den König Bismarck immer mehr schätzte. Seine Hoffnung, nach der Gegenrevolution im November 1848 mit einem Ministerposten belohnt zu werden, erfüllten sich jedoch nicht, da er selbst in konservativen Kreisen als zu extrem galt. Als Randbemerkung auf eine entsprechende Vorschlagsliste schrieb der König; „Nur zu gebrauchen, wo das Bajonett schrankenlos waltet.“[19]
Hinwendung zur Realpolitik
Im Januar und im Juli 1849 wurde Bismarck in die zweite Kammer des preußischen Landtages gewählt. In dieser Zeit beschloss er, sich ganz der Politik zu widmen und zog mit seiner Familie nach Berlin. Bismarck war damit einer der ersten Berufspolitiker in Preußen.[20] Im Parlament trat er als Sprachrohr der Ultrakonservativen auf. So verteidigte Bismarck die Ablehnung des Kaisertitels durch Friedrich Wilhelm IV., weil aus seiner Sicht zu befürchten stand, dass Preußen in Deutschland aufginge. Die nationale Frage war für ihn gegenüber der Sicherung der preußischen Macht zweitrangig.
Die Unionspolitik von Joseph von Radowitz und dem König mit dem Ziel, die deutsche Einheit von oben zu erreichen, hielt Bismarck für unrealistisch. Im preußischen Parlament machte er aus seiner Kritik an den Plänen keinen Hehl. Seine Rede vom 6. September 1849 veränderte die Haltung interessierter politischer Kreise zu ihm. Er galt fortan wegen seiner abwägenden und flexiblen Argumentation auch in den eigenen konservativen Reihen nicht mehr nur als Scharfmacher. Bismarck empfahl sich damit erstmals für einen Posten im hohen Staatsdienst oder in der Diplomatie.[21] Trotz seiner Kritik am Projekt einer deutschen Union wurde Bismarck zum Mitglied des Volkshauses des Erfurter Unionsparlaments gewählt und wurde in diesem Schriftführer.
Obwohl er dem Parlamentarismus grundsätzlich ablehnend gegenüberstand, entwickelte sich Bismarck in Erfurt zu einem der bedeutendsten Parlamentsredner der Zeit, dem auch der politische Gegner wegen seiner bilder- und pointenreichen Sprache Aufmerksamkeit schenkte.[22]
Nach dem Scheitern der Unionspläne übernahm Bismarck die schwierige Aufgabe, im preußischen Parlament die Olmützer Punktation zu verteidigen. Er schaffte es dabei einerseits, konservative Standpunkte zu vertreten, andererseits sich zu einer ideologiefernen staatlichen Machtpolitik zu bekennen: „Die einzige gesunde Grundlage eines großen Staates, und dadurch unterscheidet er sich wesentlich von einem kleinen Staate, ist der staatliche Egoismus und nicht die Romantik, und es ist eines großen Staates nicht würdig, für eine Sache zu streiten, die nicht seinen eigenen Interessen angehört.“[23] Mit seiner Betonung des Staates, der Macht- und Interessenpolitik, entfernte Bismarck sich vom traditionellen Konservatismus, der aus der Gegnerschaft zum modernen, zentralen, bürokratischen und absolutistischen Staat entstanden war.[24]
Diplomat
Bundestagsgesandter
Obwohl Bismarck keine diplomatische Ausbildung besaß, wurde er am 18. August 1851 auf Betreiben Leopold von Gerlachs von Friedrich Wilhelm IV. zum preußischen Gesandten beim Bundestag in Frankfurt ernannt. Die Stellung in Frankfurt war nach Bismarcks Einschätzung zu dieser Zeit der wichtigste Posten der preußischen Diplomatie. Diese Ernennung wurde in der Öffentlichkeit als Zeichen für den Sieg der sozialen und politischen Reaktion sowie als Kapitulation Preußens gegenüber Österreich gewertet.[25] In Frankfurt handelte Bismarck jedoch sehr eigenständig. Er befand sich zeitweise sogar im Gegensatz zur Berliner Regierungspolitik.[26]
Allerdings machte er als Abgeordneter deutlich, dass er noch immer ein Mann der Hochkonservativen war. Seine Haltung in einer Kammerdebatte führte am 25. März 1852 zu einem Pistolenduell mit dem liberalen Abgeordneten Georg von Vincke, bei dem jedoch keiner der beiden Duellanten getroffen wurde.[27]
Als Preußen und Österreich nach dem Ende der Unionspolitik zusammenarbeiteten, wollte sich Bismarck mit der Preußen vom österreichischen Ministerpräsidenten Felix zu Schwarzenberg zugedachten Rolle als Juniorpartner nicht abfinden. Ihm und letztlich auch der Regierung in Berlin ging es darum, die Anerkennung Preußens als gleichberechtigte Macht durchzusetzen. Zu diesem Zweck suchte er ständig die Auseinandersetzung mit den österreichischen Gesandten, griff Wien scharf an und legte zeitweise sogar die Arbeit des Bundestages lahm, um die Grenzen der österreichischen Kompetenzen in Frankfurt zu demonstrieren. Am Scheitern von Österreichs Wunsch, dem deutschen Zollverein beizutreten, war Bismarck ebenfalls beteiligt.[28]
Die Entscheidung der preußischen Regierung im Jahr 1854, vor dem Hintergrund des Krimkrieges, das Schutz- und Trutzbündnis mit Österreich zu erneuern, stieß bei Bismarck auf Kritik. Als Österreich sich danach offen gegen Russland wandte, gelang es Bismarck 1855, durch geschicktes Taktieren den Antrag Österreichs zur Mobilisierung der Bundestruppen gegen Russland abzuwenden. Dieser Erfolg ließ Bismarcks diplomatisches Ansehen steigen. Nach der Niederlage Russlands im Krimkrieg plädierte Bismarck in verschiedenen Denkschriften für eine Anlehnung an das Zarenreich und Frankreich, um so Österreich weiter zu schwächen. Besonders ausführlich legte er sein außenpolitisches Konzept in der „Prachtschrift“ von 1856 nieder. Seine Äußerungen führten zu einem heftigen Konflikt mit den Hochkonservativen um die Gebrüder Gerlach, die in Napoléon III. nur einen Vertreter des revolutionären Prinzips und einen „natürlichen Feind“ sahen. Bismarck antwortete, dass ihm die Legitimität der Staatsoberhäupter letztlich egal sei. Für ihn standen nicht die konservativen Grundsätze sondern die Staatsinteressen im diplomatischen Geschäft im Mittelpunkt. Im Lager der Konservativen galt er nun zunehmend als egoistischer Opportunist.[29]
Gesandter in St. Petersburg und Paris
Der Konflikt mit den Gerlachs hatte aber auch innenpolitische Gründe. Nach der Übernahme der Regentschaft durch Prinz Wilhelm im Jahr 1857 verloren die Hochkonservativen an Einfluss; stattdessen nahm die Bedeutung der gemäßigt liberal-konservativen Wochenblattpartei zu. In der beginnenden Neuen Ära versuchte auch Bismarck, durch eine gewisse Distanzierung von den extremen Konservativen seine Position zu behaupten. In einer umfangreichen Denkschrift sprach er nunmehr von einer „nationalen Mission“ Preußens und von einem Bündnis mit der national-liberalen Bewegung. Damit vollzog Bismarck einen bemerkenswerten Kurswechsel. Allerdings ging es ihm nicht um den Kampf für die deutsche Einheit um ihrer selbst willen, sondern Ziel war es, den deutschen Nationalismus zur Stärkung der preußischen Macht dienstbar zu machen.[30]
Die Erwartungen, die Bismarck mit der Anpassung an ein verändertes politisches Klima in Preußen verband, gingen für ihn selbst allerdings vorläufig nicht auf. Im Januar 1859 wurde er nach St. Petersburg versetzt. Er selbst sprach davon, dass er an der Newa kalt gestellt worden sei. Der Wechsel fiel der Familie schwer; die Eheleute Bismarck hatten in Frankfurt die glücklichste Zeit ihrer Ehe erlebt. Allerdings erweiterte Bismarck in der neuen Funktion seine diplomatischen Kenntnisse und erfreute sich des Wohlwollens des russischen Hofes und des Kaiserpaares. Sein Ehrgeiz richtete sich aber zunehmend auf die höchsten Ämter im preußischen Staat. Er beobachtete genau die Entwicklung des preußischen Verfassungskonflikts. Die Hoffnung, bereits im April 1862 zum Ministerpräsidenten ernannt zu werden, erfüllte sich nicht. Stattdessen wurde er Gesandter in Paris. Dieser Posten galt ihm jedoch von Beginn an nur als Wartestellung.
In diese Zeit fiel die von seiner Ehefrau geduldete Liebesaffäre mit Fürstin Katharina Orlow, der Ehefrau des russischen Gesandten in Belgien. Es war die letzte private Eskapade Bismarcks, ehe er sich ausschließlich der Politik widmete.[31]
Preußischer Ministerpräsident
Berufung
In Berlin verfestigte sich inzwischen die ablehnende Haltung der Liberalen gegen eine geplante Heeresreform. Die Notwendigkeit einer solchen Reform wurde eigentlich von niemandem ernsthaft in Frage gestellt. Im Gegensatz zu den anderen Großmächten war die preußische Armee seit 1815 kaum gewachsen. Selbst im Vergleich mit Österreich waren die preußischen Streitkräfte deutlich schwächer. Die offiziell bestehende Wehrpflicht existierte eigentlich nur noch auf dem Papier und seit längerem gab es Bemühungen, die Landwehr an die reguläre Armee heranzuführen. In der Sache wäre eine Einigung mit den Liberalen bei der Heeresvorlage möglich gewesen. Wilhelm I. jedoch glaubte, dass ein Nachgeben die Krone schwächen würde.[32]
Dies bestärkte die Liberalen in ihrer Kritik, und das Abgeordnetenhaus verweigerte die für die Reform nötigen Finanzmittel. Im März 1862 wurde das Parlament aufgelöst und eine neue Regierung gebildet. Statt der gemäßigten Liberalen der Neuen Ära hatten in dieser Regierung Konservative wie der Kriegsminister Albrecht von Roon das Sagen. Aus den Neuwahlen ging allerdings die neugegründete Fortschrittspartei als Siegerin hervor, während die Zahl der konservativen Abgeordneten stark abnahm. Wilhelm I. erwog in dieser aussichtslos erscheinenden Situation ernsthaft den Rücktritt zu Gunsten seines Sohnes, des späteren Kaisers Friedrich III. Nach einer Auseinandersetzung mit den Ministern der Regierung hatte der König bereits den Entwurf einer Abdankungsurkunde formuliert.[33]
General Roon sah in der Ernennung Bismarcks zum Ministerpräsidenten die einzige Möglichkeit, den Thronwechsel zu Gunsten des als liberal geltenden Kronprinzen zu verhindern. Mit einem Telegramm: „Periculum in mora. Dépêchez-vous!“ („Gefahr im Verzuge. Beeilen Sie sich!“) rief Roon Bismarck nach Berlin zurück. Nach 25 Stunden Bahnfahrt traf Otto von Bismarck am 20. September 1862 wieder in Berlin ein und wurde zwei Tage später von König Wilhelm I. im Schloss Babelsberg empfangen. Über Inhalt und Verlauf der Unterredung liegt nur Bismarcks Bericht vor, der aber im Gegensatz zu anderen Teilen seiner Erinnerungen im Kern korrekt sein dürfte.[34] Bismarck gewann den noch zögernden König, indem er sich als sein unbedingter Gefolgsmann stilisierte.[35] Er versprach die Durchsetzung der Heeresreform und betonte seinerseits die grundlegende Bedeutung dieser Auseinandersetzung. Es gelte zu kämpfen um die Entscheidung zwischen „königlichem Regiment oder Parlamentsherrschaft.“ Um die letztere abzuwenden, befürworte er auch „eine Periode der Diktatur.“[36] Der König habe Bismarck daraufhin gefragt, ob er bereit sei, sich für die Heeresreform ohne Abstriche einzusetzen und an der Reform festzuhalten, notfalls auch gegen die Mehrheitsbeschlüsse des Abgeordnetenhauses. Als Bismarck beides bejahte, habe sich der König von dieser Entschlossenheit beeindruckt gezeigt: „Dann ist es meine Pflicht, mit Ihnen die Weiterführung des Kampfes zu versuchen und ich abdiziere nicht.“[37] Stattdessen ernannte Wilhelm I. Bismarck zum Ministerpräsidenten und Außenminister.[38]
Beziehung zum König und Grundsätze
Das Ernennungsgespräch legte die Grundlage für die ungewöhnliche Beziehung zwischen dem König und Bismarck in den folgenden Jahrzehnten. Indem der Prätendent sich dem Monarchen als „kurbrandenburgischer Vasall“ andiente, der in prekärer Lage kampfesmutig und in unverbrüchlicher Treue zu seinem Lehnsherrn stehen werde, schuf Bismarck die Grundlage für eine außergewöhnliche Vertrauensstellung beim König und verschaffte sich, wie der Historiker Lothar Gall meint, eine Blankovollmacht, die seinen Handlungsspielraum über das übliche Maß eines leitenden Ministers hinaus erweiterte. Zwar kam es in den nächsten Jahren immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten, doch haben diese das Grundvertrauen des Königs zu Bismarck nicht beeinträchtigt.[39]
Bismarck blieb zwar ein Konservativer, allerdings ein zunehmend pragmatisch handelnder und nicht an ideologischen Fixierungen klebender. Ideale, Theorien und Prinzipien waren für ihn nicht ausschlaggebend; was vor allem zählte, waren die Interessen der Staaten. Daraus ergab sich die Machterweiterung Preußens als maßgebliches Ziel. Aus Bismarcks Sicht war es nur dann möglich, den Großmachtanspruch Preußens zu bewahren, wenn dieses eine hegemoniale Stellung in Europa zu Lasten Österreichs gewinnen konnte und die übrigen europäischen Mächten dies duldeten. Um Nationalismus im landläufigen Sinn ging es ihm dabei nicht, vielmehr um außenpolitischen Realismus. Er setzte darauf, dass außenpolitische Erfolge sich auch auf seine Innenpolitik günstig auswirken würden. Bismarck wollte die Monarchie und den Obrigkeitsstaat ebenso erhalten wie die besondere Stellung von Militär und Adel. Erste Priorität hatte aber im Zweifelsfall die Macht des Staates. Darauf zielte auch das zeitweilige Bündnis mit der nationalen und liberalen Bewegung.[40]
Verfassungskonflikt
Am Anfang dominierte in weiten Teilen der politischen Öffentlichkeit bis hinein ins konservative Lager die Ablehnung Bismarcks, der noch immer als extremer Reaktionär galt. Er hatte es daher schwer, geeignete Minister zu finden. Bismarck schrieb: „Wir sind froh, wenn wir acht Männer finden und halten.“[41] Das erste Kabinett Bismarck bestand daher mehrheitlich aus eher zweitrangigen Persönlichkeiten. Unter ihnen waren Carl von Bodelschwingh, Heinrich Friedrich von Itzenplitz und Gustav von Jagow. In seinen Memoiren urteilte Bismarck, dass einige Minister „nicht im Stande [waren] ihre Ministerien zu leiten“. Sie hätten mit Ausnahme Roons kein Verständnis für die politische Gesamtlinie gezeigt und einige sich außerdem als „arbeitsscheu und vergnügungssüchtig“ erwiesen.[42]
Vor diesem Hintergrund war Bismarck die alles entscheidende Persönlichkeit. Als Chef eines Konfliktministeriums berufen, dominierte er klar die Auseinandersetzung mit den Liberalen. Bismarck versuchte anfangs, die Opposition nicht nur mit Drohungen, sondern auch mit Ausgleichsbemühungen zu neutralisieren. Dies scheiterte, weil er mit einigen seiner Äußerungen das Renommee eines stockkonservativen Politikers bekräftigte. Oft zitiert wurde die Aussage: „Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht. […] Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden – sondern durch Eisen und Blut.“[43]
Eigentlich war die Rede als weit gehendes Bündnisangebot an die liberale und nationale Bewegung gedacht gewesen, in der Öffentlichkeit hat sie allerdings dazu beigetragen, Bismarcks Ruf als Gewaltpolitiker zu festigen.[44] In der Folge gab Bismarck seinen Schlingerkurs auf und bekämpfte die Liberalen mit aller Schärfe. Zu seinen zeitweiligen antiliberalen Plänen gehörte auch ein Bündnis mit der sozialdemokratischen Bewegung. Bismarck traf sich 1863 mehrfach mit Ferdinand Lassalle, ohne dass dies jedoch praktische Auswirkungen gehabt hätte. Das Parlament wurde vertagt. Damit regierte er im Herbst 1862 ohne ordnungsgemäßen Haushalt. Nach der Wiedereinberufung Anfang des folgenden Jahres rechtfertigte er sich mit der berühmt gewordenen, heftig umstrittenen Lückentheorie. Danach basierte das normale staatliche Handeln auf Kompromissen zwischen der Krone, dem Herrenhaus und dem Abgeordnetenhaus. Weigerte sich eine der Seiten nachzugeben, käme es zu Konflikten, „und Konflikte, da das Staatsleben nicht stillzustehen vermag, werden zu Machtfragen; wer die Macht in den Händen hat, geht dann in seinem Sinne vor, weil das Staatsleben auch nicht einen Augenblick stillstehen kann.“[45]
Dahinter stand Bismarcks Auslegung, der Fall eines unauflöslichen Dissenses zwischen Monarch und Parlament sei in der Verfassung nicht geregelt. Demnach läge eine Lücke vor, die durch die Prärogative des Königs geschlossen werden müsse. Diese Auslegung der Rechtslage war nach Auffassung vieler Zeitgenossen schlicht ein Verfassungsbruch. Maximilian von Schwerin-Putzar meinte, dies bedeute, „Macht geht vor Recht.“ Bislang beruhte die Größe Preußens und die Anerkennung des Königshauses auf dem Grundsatz „Recht geht vor Macht. Justitia fundamentum regnorum! Das ist der Wahlspruch der preußischen Könige, und er wird es fort und fort bleiben.“[46]
Trotz heftiger Proteste – öffentliche Kritik kam sogar vom Thronfolger – und der allgemeinen Erwartung eines Scheiterns der Regierung, überlebte Bismarck die Krise politisch. Gegen hohe liberale Beamte, unter ihnen nicht zuletzt Abgeordnete, ging er mit repressiven Mitteln bis hin zu Entlassungen vor. Gleichzeitig wurde die Pressefreiheit in Missachtung der Verfassung praktisch abgeschafft. 1865 forderte er Professor Rudolf Virchow (Mitglied im Preußischen Abgeordnetenhaus) zum Duell, das dieser jedoch ablehnte; dies sei keine Form der zeitgemäßen Auseinandersetzung.
An der verfahrenen politischen Situation änderte sich freilich nichts. Die Verfassungskrise blieb bis 1866 ungelöst und wurde zu einer Art Stellungskrieg. Bismarck versuchte, die Opposition zu zermürben. Er regierte mit dem Staatsapparat, und lange Zeit wurde das Parlament gar nicht einberufen. Aufgelöst wurde es erneut am 9. Mai 1866. Anfangs spielte Bismarck zwar selbst mit dem Gedanken eines Staatsstreichs durch Abschaffung von Wahlrecht und Verfassung, aber auf Dauer lehnte er solche von konservativer Seite erhobenen Forderungen ab, da sich daraus keine langfristig stabile politische Ordnung zu ergeben versprach.[47]
Bismarck versuchte unterdessen, mit außenpolitischen Erfolgen innenpolitischen Druck auf die Opposition auszuüben. Anfangs ging dieses Kalkül nur sehr bedingt auf. Das erste Abkommen, die Alvenslebensche Konvention vom 8. Februar 1863 zur Unterstützung Russlands gegen den Aufstand in Polen, stieß in Preußen selbst in konservativen Kreisen auf breite Ablehnung. Der Druck von Seiten Großbritanniens und Napoleons III. machten die Konvention überdies wertlos.
Österreich sah Bismarck geschwächt und versuchte diese Situation zu nutzen, um eine Reform des Deutschen Bundes zu Gunsten der Habsburgermonarchie durchzusetzen. Nur mit Mühe gelang es Bismarck, Wilhelm I. die Teilnahme an dem geplanten Fürstentag in Frankfurt auszureden. Der Ministerpräsident legte im Gegenzug die preußischen Vorstellungen einer Bundesreform vor. Diese zielten wie schon früher auf gleiche Rechte für Österreich und Preußen. Neu aber war die Forderung nach einer „aus direkter Beteiligung der ganzen Nation hervorgehenden Nationalvertretung.“[48] Dies war nicht mehr und nicht weniger als ein Bündnisangebot Preußens an die eng mit dem Liberalismus verbundene Nationalbewegung. Kurzfristig nützte ihm das nichts, da er angesichts des Verfassungskonflikts als Partner für die Liberalen nicht in Frage kam. Die Opposition in Preußen konnte bei den Neuwahlen Ende Oktober 1863 ihre Position behaupten.[49]
Deutsch-Dänischer Krieg
- Für Details und den Kriegsverlauf siehe Deutsch-Dänischer Krieg
Die Frage der Bundesreform wurde bald von einer Krise mit internationaler Dimension überdeckt. Nach dem Tod von Friedrich VII. von Dänemark entbrannte ein Streit um die Zukunft der beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein. Friedrich von Augustenburg beanspruchte die Länder für sich. Die deutsche nationale Bewegung unterstützte ihn und forderte die Vereinigung der beiden Herzogtümer und deren Eingliederung als eigenständigen Staat in den Deutschen Bund. Der neue dänische König Christian IX., der unter dem Druck der Nationalbewegung im eigenen Land stand, kündigte dagegen an, Schleswig in den dänischen Staatsverband integrieren zu wollen.
Zur Enttäuschung der nationalen und liberalen Bewegung lehnte es Bismarck ab, den Anspruch von Friedrich von Augustenburg zu unterstützen. Er wandte sich gleichzeitig aber auch gegen die dänische Position und strebte mittelfristig die Einbindung der beiden Herzogtümer in den preußischen Machtbereich an. Zum Zeitpunkt der Krise war dies allerdings außenpolitisch nicht durchsetzbar. Deshalb hatte Bismarck zunächst an einem neuen Augustenburger Staat ebenso ein Interesse wie Österreich, das in einer „nationalen Lösung“ der Schleswig-Holstein-Frage eine Gefahr für den eigenen Vielvölkerstaat sah. Vor diesem Hintergrund konnte es noch einmal zu einer Zusammenarbeit der beiden deutschen Großmächte kommen.
Bismarcks Politik in der schleswig-holsteinischen Krise folgte wie auch bei anderen Gelegenheiten keinem festen Plan. Er ging vielmehr davon aus, dass die Umstände denjenigen am meisten begünstigen würden, der sich von ihnen leiten ließ, ihnen Lösungen abgewann und sie ihnen nicht aufzuzwingen versuchte.[50]
Bismarck trat als Verteidiger des bestehenden Völkerrechts auf und forderte von Dänemark, wieder auf den Boden der Londoner Verträge von 1852 zurückzukehren. Mit dieser Strategie wurden die europäischen Großmächte beruhigt. Österreich stellte sich an die Seite Preußens. Die übrigen deutschen Bundesstaaten und der deutsche Bundestag wurden dadurch weitgehend marginalisiert. Tatsächlich erklärten Bismarck und der österreichische Gesandte Alajos Károlyi in Berlin, beide Großmächte beanspruchten das Recht, sich über die Beschlüsse des Bundestages hinwegzusetzen. Damit war das Fortbestehen des Bundes erstmals von Preußen und Österreich gemeinsam in Frage gestellt worden.[51]
Der Konflikt um Schleswig und Holstein führte im Februar 1864 zum Krieg zwischen dem Deutschen Bund und Dänemark. Im Gegensatz zu früheren Kriegen Preußens lag die eigentliche Führung nicht beim König oder den hohen Militärs, sondern bei Bismarck. Die militärischen Schritte wurden dem politischen Kalkül des Ministerpräsidenten untergeordnet. Als der Oberbefehlshaber General Friedrich von Wrangel eigenmächtig vorging, wurde er auf Betreiben Bismarcks abgelöst.[52]
Nach dem Sieg Preußens an den Düppeler Schanzen am 18. April 1864 kam es in London zu ersten Verhandlungen über die Beilegung des Konflikts, die nicht zuletzt am Taktieren Bismarcks scheiterten. Der Krieg ging weiter und die verbündeten Österreicher und Preußen eroberten Jütland. Damit war Dänemark besiegt. Der Krieg endete mit dem Wiener Friedensvertrag vom 30. Oktober 1864. In diesem verzichtete Dänemark auf die Herzogtümer Schleswig und Holstein. Die zeitweiligen Überlegungen, einen eigenen Bundesstaat unter den Augustenburgern zu bilden, blieben ergebnislos, weil Bismarck versuchte, diesen zu einer Art preußischem Protektorat zu machen. Stattdessen wurden die Herzogtümer der gemeinsamen Verwaltung durch Österreich und Preußen unterstellt. Diese Konstruktion war für Bismarck nur ein Provisorium. Nicht zuletzt auf Grund seines Ziels der alleinigen Kontrolle über die Herzogtümer trat der preußisch-österreichische Gegensatz wieder hervor.[53]
Innenpolitisch löste der Erfolg in Dänemark zwar kein Nachgeben der Fortschrittspartei im preußischen Parlament aus. Aber mit verschiedenen Anträgen, etwa zum Ausbau der Marine, der von der Mehrheit sachlich gewollt, jedoch wegen des Verfassungsstreits abgelehnt wurde, befanden sich die Liberalen jetzt gegenüber Bismarck in der Defensive. In der liberalen Bewegung begannen ehemalige Kritiker des Ministerpräsidenten wie Heinrich von Treitschke ihre Position zu ändern. Ein tiefgreifender Meinungsunterschied zeichnete sich ab zwischen Liberalen, die eine deutsche Einigung nur mit einer fortschrittlichen Regierung für möglich hielten, und Liberalen, die einräumten, dass auch ein konservatives Regime dabei Erfolg haben könnte.[54]
Deutscher Krieg
- Für Details und Kriegsverlauf siehe Deutscher Krieg
Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg spielte Bismarck noch einige Zeit ernsthaft mit dem Gedanken einer preußisch-österreichischen Übereinkunft unter konservativem Vorzeichen. Als sich zeigte, dass die von Ludwig von Biegeleben bestimmte österreichische Deutschlandpolitik eine Erweiterung der preußischen Macht nicht zuließ, setzte Bismarck auf ein Bündnis mit der liberalen und nationalen Bewegung mit dem Ziel der Schaffung eines kleindeutschen Staates.[55] Allerdings steuerte er keineswegs von Beginn an auf eine kriegerische Auseinandersetzung hin. Vielmehr hielt er sich zunächst mit dem Ziel der alleinigen Kontrolle über Schleswig und Holstein alle Optionen offen. In der Gasteiner Konvention kam es im August 1865 zur Teilung. Holstein wurde österreichisch und Schleswig preußisch verwaltet. Das Herzogtum Lauenburg kam an Preußen. Zum Dank erhielt Bismarck den preußischen Grafentitel.[56] Für ihn war die Auseinandersetzung mit Österreich allerdings nur aufgeschoben.
Bismarck entschied sich letztlich auch deswegen für einen Krieg, weil er hoffte, so den preußischen Verfassungskonflikt beenden zu können, zeichnete sich doch immer deutlicher eine Spaltung des oppositionellen Lagers ab. Die zentrale Weichenstellung fiel auf einer Kronratssitzung am 28. Februar 1866. Bismarck gelang es, den vor einem „Bruderkrieg“ zurückschreckenden König von der Kriegspolitik zu überzeugen, und er schaffte es, Wilhelm I. in den folgenden Monaten von der Änderung seiner Meinung abzuhalten.
Bismarck unternahm nun alles, Österreich zu isolieren und zu provozieren. Er hielt sich aber auch die Möglichkeit offen, den Konfrontationskurs abzubrechen, sollte es zu starke Widerstände der Großmächte geben.[57] Mit Erfolg hielt Bismarck insbesondere Napoleon III. zu einer neutralen Haltung an. Die Unterstützung Italiens sicherte Bismarck sich durch einen befristeten Bündnisvertrag. Nachdem er erneut die Wahl eines direkt gewählten deutschen Parlaments ins Spiel gebracht hatte, um Österreich zu provozieren, löste er massive Kritik im Lager der preußischen Konservativen aus. Selbst Ludwig von Gerlach distanzierte sich in aller Schärfe von ihm. Die Liberalen hielten Bismarck weiterhin für unglaubwürdig und gingen auf dessen Bündnisangebot nicht ein. Auch in der Öffentlichkeit war ein deutscher Bürgerkrieg höchst unpopulär. Ferdinand Cohen-Blind verübte am 7. Mai 1866 sogar ein Pistolenattentat auf Bismarck, um den Krieg abzuwenden.
Als Österreich am 1. Juni 1866 die Entscheidung über die Zukunft Schleswig-Holsteins dem Bundestag übertrug, ließ Bismarck mit dem Argument, dies sei eine Verletzung der Gasteiner Konvention, die preußische Armee in Holstein einmarschieren. Daraufhin beschloss der Bundestag auf Antrag Österreichs die Mobilmachung des Bundesheeres. Preußen erklärte den Bundesvertrag daraufhin für erloschen und begann am 16. Juni 1866 mit den militärischen Operationen gegen die Königreiche Hannover, Sachsen und gegen Kurhessen. Ein Erfolg der preußischen Armee war keineswegs sicher. Ein Großteil der Zeitgenossen, so auch Napoleon III., rechneten mit einem österreichischen Sieg.[58] Bismarck setzte somit alles auf eine Karte. „Wenn wir geschlagen werden […] werde ich nicht hierher zurückkehren. Ich werde bei der letzten Attacke fallen.“[59]
Bismarck war bestrebt, den Krieg selbst unter Kontrolle zu halten. Dies stand im Gegensatz zu den Plänen von Generalstabschef Moltke, der einen unbegrenzten Krieg plante. Die Gefahr, das Militär könnte sich der politischen Führung entziehen, kam dann wegen der Kürze des Feldzuges nicht zum Tragen.[60] Aus verschiedenen Gründen – etwa der Zerstrittenheit der Streitkräfte des Deutschen Bundes, der strategischen Nutzung der Eisenbahn und neuer Taktiken auf dem Schlachtfeld – erwies sich die preußische Armee als überlegen und errang am 3. Juli 1866 in der Schlacht von Königgrätz den entscheidenden Sieg.
Während Wilhelm I. und die Militärs darauf drängten, Wien zu erobern und Österreich harte Friedensbedingungen aufzuerlegen, setzte Bismarck gemäßigte Bedingungen durch, da er davon ausging, in Zukunft auf die Unterstützung der Habsburgermonarchie angewiesen zu sein. Im Prager Frieden vom 23. August 1866 brauchte Österreich denn auch keine Gebiete abzutreten, musste aber der Auflösung des Deutschen Bundes und der Bildung eines Norddeutschen Bundes unter preußischer Führung zustimmen. Schleswig-Holstein wurde von Preußen ebenso annektiert wie Hannover, Kurhessen, Nassau und die Freie Stadt Frankfurt. Die süddeutschen Staaten blieben zunächst unabhängig.[61]
Bismarck erwarb 1867 von der ihm wegen des erfolgreichen Deutschen Krieges bewilligten Dotation in Höhe von 400.000 Talern das Rittergut Varzin.[62] Auf dessen Gemarkung ließ er die Papierfabrik Hammermühle errichten, die sich bald zum größten Unternehmen Ostpommerns entwickeln sollte, sowie weitere Papierfabriken. Damit legte er den Grundstein für die Gemeinde Hammermühle, die heutige polnische Stadt Kępice.
Ende des Verfassungskonflikts
Der Krieg führte unter anderem dazu, dass die Konservativen ihre Position im preußischen Landtag erheblich ausbauen konnten. Um den Konflikt mit den Liberalen endlich beizulegen, ließ Bismarck ankündigen, er wolle den Landtag um „Indemnität“ bitten, also um die nachträgliche Genehmigung der Ausgaben. Dies bedeutete das Eingeständnis, dass er in den Jahren seit 1862 faktisch ohne rechtmäßigen Haushalt regiert hatte. Bismarck wollte dies aber nicht als Schuldeingeständnis gewertet wissen. Verfassungsrechtlich war die Position der Regierung, so der Historiker Heinrich August Winkler, noch immer unhaltbar.[63]
Dennoch lag ein Politikwechsel vor, mit dem niemand gerechnet hatte. Die Frage, wie man das Angebot Bismarcks zu beurteilen habe, führte zur Spaltung der Liberalen. Während die einen argumentierten, von Bismarck seien weitere Fortschritte in der nationalen Frage zu erwarten, meinten andere, liberale Freiheitsrechte müssten Vorrang vor der nationalen Einheit haben. Dieser Konflikt führte zur Abspaltung der gemäßigten und nationalen Liberalen von der Fortschrittspartei und zur Bildung der Nationalliberalen Partei. Ähnliche Veränderungen fanden auch im Lager der Konservativen statt. Von den ideologisch geprägten Altkonservativen um Leopold von Gerlach, die sich schon vor dem Krieg von 1866 von Bismarck abgewandt hatten, trennten sich nunmehr realpolitisch gesinnte Bismarckanhänger und bildeten die Freikonservative Partei. Für seine Politik konnte sich Bismarck in den folgenden Jahren auf Nationalliberale und Freikonservative stützen.[64]
Revolution von oben
Der Sieg im Deutschen Krieg bewirkte in der deutschen und preußischen Öffentlichkeit einen Wandel in der Beurteilung Bismarcks. Von den Zeitgenossen wurden die Umwälzungen als „Revolution von oben“ wahrgenommen. Bismarck selbst schrieb: „Soll Revolution sein, so wollen wir sie lieber machen als erleiden.“[65] Gegenüber Napoleon III. hatte er bereits früher gesagt: „Revolutionen machen in Preußen nur die Könige.“[66]
Tatsächlich hat Bismarck sich bei den Annexionen um das für die Konservativen zentrale Prinzip der monarchischen Legitimität nicht gekümmert. Der Reichstag des neuen Norddeutschen Bundes wurde nach demokratischen Grundsätzen gewählt. Die zentralen Aspekte der Verfassung des Bundes wurden von Bismarck in weiten Teilen selbst bestimmt („Putbuser Diktate)“, wenngleich er in den parlamentarischen Beratungen auch einigen Kompromissen zustimmen musste. Die Verfassung, die im Kern auch während des Deutschen Kaiserreichs weiter galt, wird daher auch Bismarcksche Reichsverfassung genannt. Ein Kernpunkt war, die preußische Vorherrschaft auf Dauer zu festigen. Das in der Verfassung festgeschriebene Amt des Bundeskanzlers, während des Kaiserreichs Reichskanzler genannt, hatte Bismarck von vorneherein für sich vorgesehen. Zusammen mit der Position des preußischen Ministerpräsidenten und dem Amt des Außenministers hatte Bismarck nun eine überaus starke Machtstellung inne. In den parlamentarischen Beratungen nach der Wahl zum ersten Reichstag des Bundes gelang es den Nationalliberalen zwar, Bismarck noch einige Zugeständnisse abzuringen. Doch der Militäretat wurde weitgehend dem parlamentarischen Einfluss entzogen und es gab keine verantwortlichen Bundesministerien. Weder Kanzler noch andere Regierungsmitglieder konnten vom Reichstag zu Fall gebracht werden. Insgesamt ist Bismarck den liberalen Forderungen weit entgegengekommen, er hat aber auch alles dafür getan, zu verhindern, dass aus dem konstitutionellen ein parlamentarisches System werden konnte.[67]
Die inneren Veränderungen gingen aber weit über die Verfassung hinaus. Sie umfassten die allgemeine Rechtsordnung, die Wirtschafts- und Sozialverfassung bis hin zur Verwaltungsstruktur. Bei allen Mängeln ist doch bemerkenswert, dass unter der Verantwortung Bismarcks, der kurze Zeit zuvor noch allgemein als Erzkonservativer gegolten hatte, ein für die Zeit sehr modernes Staatswesen entstand. In weiten Bereichen entsprach dieses liberalen Vorstellungen. Die eigentliche Umsetzung lag in anderen Händen. Insbesondere Rudolf von Delbrück war hier eine prägende Persönlichkeit. Dennoch ist Bismarcks persönlicher Einfluss nicht zu unterschätzen. Der Historiker Lothar Gall sieht die endgültige Durchsetzung des modernen bürokratisch-zentralisierten Anstaltsstaates in Mitteleuropa mit den für die Entfaltung der Industriegesellschaft wichtigen Rechtsformen und Institutionen sogar im Wesentlichen als Bismarcks Werk an.[68]
Deutsch-Französischer Krieg und Reichsgründung
Der Weg zum Krieg
In Abkehr von seinem bislang rein funktionalen Verhältnis zum nationalen Gedanken wurde die Nation nach 1866 für Bismarck als Integrationsfaktor wichtig. Bismarck erkannte, dass die Monarchie und der damit verbundene Staat auf Dauer nur überlebensfähig waren, wenn Preußen sich selbst an die Spitze der nationalen Bewegung stellte.[69] Gleichzeitig war er aus machtpolitischen Gründen bestrebt, die süddeutschen Staaten mit dem Norddeutschen Bund zu vereinigen. Sein Ziel war nunmehr die Schaffung eines kleindeutschen Nationalstaates unter preußischer Führung.
Zwar wurden mit den süddeutschen Staaten Schutz- und Trutzbündnisse abgeschlossen, aber der Norddeutsche Bund erwies sich nicht als der von Bismarck erhoffte Magnet, der zu einem Anschluss der noch fern stehenden deutschen Länder führte. Die Wahlen zum Zollparlament gewannen in Bayern und Württemberg Gegner eines Anschlusses.
Bismarck war der Meinung, dass nur eine äußere Bedrohung die Stimmung in seinem Sinn verändern könnte. Allerdings versuchte er nicht, eine konkrete Bedrohungssituation selbst herbeizuführen. Zwar hielt er es für wahrscheinlich, dass die deutsche Einigung gewaltsam gefördert werden musste, aber „ein willkürliches, nur nach subjektiven Gründen bestimmtes Eingreifen in die Entwicklung der Geschichte hat immer nur das Abschlagen unreifer Früchte zur Folge gehabt; und das die deutsche Einheit in diesem Augenblick keine reife Frucht ist, fällt meines Erachtens ins Auge.“[70]
Außenpolitisch rechnete Bismarck von Seiten Frankreichs mit dem stärksten Widerstand gegen einen deutschen Nationalstaat. In der französischen Öffentlichkeit wurden unter der Losung „Rache für Sadowa“ (Königgrätz) territoriale Forderungen gestellt, die zur Luxemburgkrise führten. Mit der Neutralisierung Luxemburgs wurde das Problem im Mai 1867 gelöst. Bismarck nutzte die Gelegenheit, durch Parlamentsreden und in Presseartikeln die antifranzösische Stimmung noch zu verstärken. Napoleon III. sah den Ausgang des Konflikts als Niederlage an und tat danach alles, weitere preußische Ambitionen zu unterbinden.[71] Unklar ist, ob Bismarck tatsächlich bereit war, den Erwerb Luxemburgs durch Frankreich zu akzeptieren und nur die Umstände dies verhinderten, oder ob das Ergebnis der Krise seinem bewussten Kalkül entsprang. Unabhängig davon standen sich der Norddeutsche Bund und Frankreich nun in aller Schärfe gegenüber.[72]
Die Gelegenheit, die innenpolitische Stagnation durch eine äußere Krise zu überwinden, ergab sich 1869/1870 mit der Kandidatur von Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen aus der katholischen Linie der in Preußen regierenden Hohenzollern für den spanischen Königsthron. Bismarck nutzte die Kandidatur, um den Gegensatz zu Frankreich zu verschärfen. Allerdings musste in einem daraus erwachsenden Krieg Frankreich wie der Angreifer erscheinen. Nur so konnte Bismarck auf einen allgemeinen deutschen Nationalkrieg hoffen. Am Kriegswillen des Ministerpräsidenten in dieser Zeit gibt es keinen Zweifel, wenngleich er wie schon früher auch alternative Strategien besaß.
In Frankreich erfüllte die Hohenzollernkandidatur die von Bismarck erhoffte Wirkung, befürchtete man dort doch, künftig von hohenzollerschen Staaten umzingelt zu werden. Die Krise wurde auch nicht durch den Verzicht des Prinzen entschärft. Das Verlangen Frankreichs, Wilhelm I. solle für das Haus Hohenzollern auch in Zukunft ähnliche Kandidaturen ausschließen, wurde vom König zurückgewiesen. Bismarck nutzte die Gelegenheit, indem er die Emser Depesche[73] verschärfte und veröffentlichen ließ. Damit hatte Napoleon III. keine andere Wahl mehr als den Krieg zu erklären. Frankreich erschien so, wie von Bismarck beabsichtigt, als Aggressor. In Deutschland war die öffentliche Meinung nun ganz auf Seiten Preußens und die süddeutschen Staaten sahen den Bündnisfall als gegeben an. Außenpolitisch war Frankreich völlig isoliert.[74]
Krieg und Reichsgründung
- zu Details und Verlauf des Krieges s. Deutsch-Französischer Krieg
Der Krieg selbst schien zunächst nach gewohntem Muster eine rasche Entscheidung zu bringen. Infolge der Gefangennahme Napoleons III. bei der Schlacht von Sedan brach das Zweite Kaiserreich zusammen. Zu einem schnellen Friedensschluss kam es allerdings nicht, weil die deutsche Seite, mit Bismarck in führender Rolle, die Abtretung von Elsass-Lothringen zur Bedingung machte. Diese territoriale Forderung wurde auch unter dem Eindruck der öffentlichen Meinung in Deutschland gestellt. Kurzfristig führte dies dazu, dass die neu gebildete französische Regierung den Krieg nicht nur fortsetzte, sondern ihn sogar zu einem nationalen Volkskrieg erhob. Langfristig wurden die deutsch-französischen Beziehungen durch die Elsass-Lothringen-Frage schwer belastet. Die dauerhafte Schwächung Frankreichs entwickelte sich zu einem zentralen Ziel der Bismarckschen Außenpolitik.[75]
Der Ministerpräsident mischte sich während des Krieges wiederholt in die Entscheidungen der Militärs ein. Dies führte zu heftigen Konflikten mit der militärischen Führung, die ihren Höhepunkt anlässlich der Frage einer Belagerung oder Beschießung von Paris erreichten.[76] Hier setzte Bismarck sich mit seiner Forderung nach einer Beschießung durch.
Der Krieg hatte die Gegner der deutschen Vereinigung auch in Süddeutschland in die Defensive gedrängt. Seit Mitte Oktober 1870 verhandelte Bismarck in Versailles mit den Delegationen der süddeutschen Länder. Mit einem Bündnis der deutschen Fürsten und freien Städte sollte nicht zuletzt weitergehenden Vorstellungen des nationalen und liberalen Lagers begegnet werden. Bei den Verhandlungen verzichtete Bismarck auf direkten Druck und argumentierte stattdessen mit den Vorteilen eines solchen Zusammenschlusses. Insgesamt setzte er seine Vorstellungen durch.[77]
Als erstes erklärten Baden und Hessen-Darmstadt ihren Beitritt zum Norddeutschen Bund. Württemberg und Bayern machten den Weg zur Gründung des Deutschen Reiches frei, nachdem ihnen Reservatsrechte zugebilligt worden waren. Bismarck selbst verfasste den „Kaiserbrief“, mit dem Ludwig II. von Bayern Wilhelm I. um die Annahme der Kaiserkrone bat.[78] In diesem Zusammenhang bestach Bismarck Ludwig auch mit Mitteln aus dem Welfenfonds.[79] Nur mit Mühe gelang es ihm allerdings, König Wilhelm, der einen Bedeutungsverlust des preußischen Königtums befürchtete, zur Annahme des Kaisertitels zu bewegen.
Am 18. Januar 1871 kam es im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles zur „Kaiserproklamation“. Sie markierte die Gründung des Deutschen Kaiserreichs. Wenige Tage später kapitulierte Paris. Der Deutsch-Französische Krieg endete am 10. Mai 1871 mit dem Frieden von Frankfurt.
Bismarck hatte damit den Höhepunkt seiner politischen Laufbahn erreicht. Er wurde in den Fürstenstand erhoben und Wilhelm I. machte ihm den Sachsenwald in der Nähe Hamburgs zum Geschenk. Bismarck gehörte nunmehr zu den großen Grundbesitzern des Reiches und war, auch Dank der geschickten Verwaltung seiner Gelder durch Gerson Bleichröder, ein reicher Mann. Bismarck erwarb ein ehemaliges Hotel in Friedrichsruh im Sachsenwald und ließ es umbauen. Nach 1871 wurde Friedrichsruh zum Mittelpunkt seines Privatlebens.[80]
Reichskanzler
- siehe auch Kabinett Bismarck
Das neue Kaiserreich übernahm weitgehend die Verfassung des Norddeutschen Bundes. Als Reichskanzler, Vorsitzender des Bundesrates, preußischer Ministerpräsident und Außenminister blieb Bismarck so der dominierende Politiker. Darüber hinaus konnte er auf sein ungeheures Prestige als Gründer des Reiches bauen. Dieses wog auch gegenüber Wilhelm I. schwer, sodass Bismarck seinen Willen gegenüber dem Kaiser meist durchsetzen konnte. Wilhelm klagte daher: „Es ist nicht leicht unter einem solchen Kanzler Kaiser zu sein.“[81]
Familie und Lebensweise
So sehr Bismarck auch von Leidenschaft zur Politik und der Liebe zur Macht durchdrungen war, so sehr sehnte er sich gleichzeitig nach einer Befreiung von dieser Last. Bereits 1872 klagte er: „Mein Öl ist verbraucht, ich kann nicht mehr.“[82] Bismarck war in den Jahren seiner Kanzlerschaft nicht nur psychisch belastet sondern auch körperlich stark angeschlagen. Immer öfter musste er sich deswegen teilweise für Monate auf seine Güter zurückziehen. Bismarck trank und aß im Überfluss. Er wurde immer dicker und wog 1879 247 Pfund. Er litt unter zahlreichen teils chronischen Krankheiten wie Rheuma, Venenentzündungen, Verdauungsstörungen, Hämorrhoiden und vor allem unter Schlaflosigkeit hervorgerufen durch Völlerei. Neben dem Konsum von Alkohol und Tabak berichteten Zeitgenossen wie die Baronin Hildegard von Spitzemberg[83] von der Einnahme von Morphium. Erst Ernst Schweninger als sein neuer Arzt konnte ihn in den 1880er-Jahren zu einer gesunden Lebensweise überreden.
Im privaten Leben Bismarcks spielte die Familie eine große Rolle. Aber auch in diesem Bereich setzte er stets seinen Willen durch. Als sein Sohn Herbert von Bismarck 1881 die geschiedene Fürstin Elisabeth zu Carolath-Beuthen heiraten wollte - eine Katholikin, die mit zahlreichen Bismarck-Gegnern, etwa Marie Gräfin Schleinitz, verwandt und verschwägert war -, verhinderte Bismarck dies letztlich, indem er ihm erst mit Enterbung, dann mit Selbstmord drohte. Herbert fügte sich, war seither aber ein verbitterter Mann.[84]
Außenpolitik
Die Reichsgründung veränderte die europäischen Machtverhältnisse grundlegend. Das neue Reich stand zunächst außerhalb der Pentarchie, die sich in den letzten hundert Jahren herausgebildet hatte, besaß es doch eine gänzlich andere machtpolitische Qualität als das recht kleine Preußen. Daher galt das Reich als Störenfried der internationalen Ordnung.[85] Nach einem längeren Lernprozess erkannte Bismarck, dass das allgemeine Misstrauen der übrigen Staaten gegenüber Deutschland nur durch Selbstbeschränkung und den Verzicht auf weitere territoriale Gewinne abgebaut werden konnte. Er versicherte daher, dass das Reich saturiert sei. „Wir verfolgen keine Macht-, sondern eine Sicherheitspolitik“, bekräftigte er 1874.[86]
Ein Grundziel von Bismarcks Außenpolitik blieb es, Frankreich zu schwächen. Um dies zu erreichen, bemühte er sich um gute Beziehungen zu Österreich und zu Russland, ohne dabei eine Seite zu präferieren. Ergebnis dieser Strategie war das Dreikaiserabkommen von 1873. Wie schwierig es für das Deutsche Reich jedoch war, seine neue Position auf Kosten Frankreichs zu festigen, zeigte bereits 1875 die weitgehend von Bismarck selbst provozierte „Krieg-in-Sicht-Krise“. Der Versuch Bismarcks, eine deutsche Hegemonialpolitik gegenüber Frankreich durchzusetzen, scheiterte.[87]
Auch wenn Bismarck dem wiedererstarkten Frankreich lediglich drohen wollte und nicht wirklich einen Krieg plante, war die Krise für ihn lehrreich. Sie zeigte, dass eine Annäherung zwischen Frankreich und Russland nicht grundsätzlich ausgeschlossen war. Die Möglichkeit eines Bündnisses zwischen beiden bereitete ihm für den Rest seiner Amtszeit Sorge. Aber auch England hatte deutlich gemacht, dass es einen weiteren Machtzuwachs Deutschlands nicht akzeptieren werde. Im Zweifelsfall arbeiteten die europäischen Flügelmächte zusammen, um eine Störung des machtpolitischen Gleichgewichts zu verhindern.[88]
Bismarcksches Bündnissystem
- Siehe auch: Bündnispolitik Otto von Bismarcks
Vor allem aus der Krieg-in-Sicht-Krise zog Bismarck den Schluss, dass für das Reich eine defensive Politik die einzig realistische Alternative sei. Durch seine Lage in der Mitte Europas drohte dem Reich, in einen großen europäischen Krieg mit einbezogen zu werden. Bismarck entwickelte vor diesem Hintergrund ein diplomatisches Konzept, das darauf abzielte, die Spannungen zwischen den Großmächten an die Peripherie zu verlagern, um so die Mitte Europas vor Kriegen zu bewahren. Zum ersten Mal zum Tragen kam dieses Konzept bei der Balkankrise zwischen 1875 und 1878. Bismarck förderte dabei einerseits die Spannungen zwischen den Mächten, verhinderte aber gleichzeitig, dass die Konflikte außer Kontrolle gerieten. Seine außenpolitische Strategie fasste er 1877 im Kissinger Diktat zusammen. Dabei ging er von „einer politischen Gesamtsituation [aus], in welcher alle Mächte außer Frankreich unser bedürfen, und von Koalitionen gegen uns durch ihre Beziehungen zueinander nach Möglichkeit abgehalten werden.“[89]
Während des Berliner Kongresses zur Beendigung der Balkankrise präsentierte sich Bismarck 1878 als „ehrlicher Makler“. Dies verstärkte zwar sein außenpolitisches Prestige auch im Ausland, es zeigten sich aber auch sofort die Grenzen seines Konzepts. Zar Alexander II. machte Bismarck dafür verantwortlich, dass Russlands Erfolge eng begrenzt blieben. Dies führte dazu, dass Bismarck die Zusammenarbeit mit Österreich forcierte. Dies wiederum mündete im Zweibundvertrag von 1879. Aus diesem Defensivbündnis gegenüber Russland wurde eine dauerhafte Allianz, die die Außenpolitik während des gesamten Kaiserreichs prägen sollte. Bismarck selbst stilisierte die Verbindung als eine Art zeitgemäße Neuausgabe des Deutschen Bundes und als „Bollwerk des Friedens über lange Jahre hinaus. Populär bei allen Parteien, exklusive Nihilisten und Sozialisten.“[90]
Bismarck gelang es aber auch, die Spannungen zwischen Deutschland und Russland abzubauen und 1881 das Dreikaiserbündnis abzuschließen. Damit war eine enge Verbindung Russlands mit Frankreich zunächst verhindert worden. Das Bündnissystem wurde 1882 durch den Dreibund zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien, sowie 1883 durch den Anschluss Rumäniens an den Zweibund ergänzt.[91]
Imperialistische Episode
Mitte der 1880er-Jahre schien Bismarck die diplomatische Absicherung des Reiches erfolgreich abgeschlossen zu haben. Das Konzept der Saturiertheit wurde jedoch durch die imperialistischen Tendenzen der Zeit immer mehr in Frage gestellt. Bismarck selbst war eigentlich Gegner kolonialer Erwerbungen.
Auch in Deutschland bildete sich eine imperialistische Bewegung, die auf den Erwerb von Kolonien drängte. Deren Druck konnte sich Bismarck nicht auf Dauer entziehen. Verschiedene innen- und außenpolitische Gründe führten zu einem Sinneswandel des Reichskanzlers. Dabei spielte auch die von ihm gefürchtete Thronübernahme des liberalen, englandfreundlichen Kronprinzen, des späteren Kaisers Friedrich III., eine Rolle. Da der Erwerb von Kolonien die Beziehungen zu Großbritannien verschlechtern musste, habe die Kolonialpolitik, „nur den Zweck, einen Keil zwischen den Kronprinzen und England zu treiben.“[92]
1884 und 1885 kam es zum Erwerb mehrerer Territorien in Afrika und im Stillen Ozean. Da sich die innenpolitischen Konstellationen in Frankreich und Großbritannien änderten, verlor Bismarck jedoch schnell das Interesse an deutscher Kolonialpolitik. Sie blieb zunächst eine Episode. Gegenüber dem Kolonialverfechter Eugen Wolf äußerte Bismarck 1888: „Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön, aber meine Karte von Afrika liegt in Europa. Frankreich liegt links, Russland liegt rechts, in der Mitte liegen wir. Das ist meine Karte von Afrika.“[93] Jedoch hatte Bismarck ungewollt Kräfte freigesetzt, die sich in der Wilhelminischen Zeit nicht mehr beherrschen lassen sollten.[94]
Krise des Bündnissystems
In der zweiten Hälfte der 1880er-Jahre wurde Bismarcks außenpolitisches System zunehmend bedroht. Ab 1886 nahmen in Frankreich die revanchistischen Tendenzen zu. Zeitweilig drohte ein französisch-russisches Bündnis und damit die Gefahr eines Zweifrontenkriegs für das Deutsche Reich. Bismarck bauschte die Krise mit Frankreich allerdings auf, um seine innenpolitischen Pläne zur Heeresverstärkung durchsetzen zu können.
Fast zeitgleich entstand eine neue Balkankrise. Bismarck versuchte vergeblich, die Spannungen zwischen den beiden Kontrahenten Österreich und Russland auszugleichen. Das Dreikaiserbündnis zerbrach. In Russland nahmen daraufhin die Stimmen für ein Bündnis mit Frankreich weiter zu. Probleme durch die Schutzzollpolitik Bismarcks verschärften die Situation. In Deutschland plädierten einflussreiche Persönlichkeiten aus Militär und Diplomatie wie Friedrich von Holstein, Helmuth Karl Bernhard von Moltke und Alfred von Waldersee für einen Präventivkrieg gegen Russland. Bismarck lehnte solche Ideen strikt ab. Er hielt den Krieg weiter für vermeidbar. Als Macht- und Realpolitiker spielten nationalistische und sozialdarwinistische Vorstellungen für ihn keine Rolle.
Zwar war Bismarcks altes Bündnissystem zerbrochen, doch konnte er die Krise noch einmal entschärfen. Auf dem Balkan weigerte er sich, für England und Österreich „die Kastanien aus dem Feuer zu holen.“[95] Ohne mit Österreich zu brechen, gelang es ihm, einen offenen Krieg verhindern. Im Februar 1887 war Bismarck im Hintergrund am Zustandekommen der Mittelmeerentente zwischen Großbritannien, Österreich und Italien beteiligt. Ihr Ziel war es, den russischen Expansionsdrang zu begrenzen. Kurze Zeit später schloss Bismarck mit Russland den Rückversicherungsvertrag ab, um Russland erneut an Deutschland zu binden.[96]
Innenpolitik
Die liberale Ära und der Kulturkampf
Wie schon in der Zeit des Norddeutschen Bundes beruhte die Innenpolitik des Deutschen Reiches in den ersten Jahren auf einer Zusammenarbeit Bismarcks mit den Freikonservativen und den Nationalliberalen. Diese übten einen erheblichen Einfluss auf die Vereinheitlichung, Gestaltung und Modernisierung der Wirtschafts- und Rechtsordnung aus, sowohl im Reich wie auch teilweise in Preußen. Bismarck scheute dabei auch zeitweise nicht vor einem Konflikt mit den Konservativen zurück. Als das preußische Herrenhaus sich 1872 weigerte, einer Reform der Kreisordnung zuzustimmen, veranlasste Bismarck Wilhelm I. dazu, zusätzliche Herrenhausmitglieder zu ernennen, um mit Hilfe dieses „Pairsschubes“ das Gesetz durchzubringen. Die Empörung bei den Konservativen war groß und Roon sprach gar von einem Staatsstreich.[97] Dies führte zum Rücktritt Bismarcks vom Posten des preußischen Ministerpräsidenten zu Gunsten Roons. Da dieser sich dem Amt jedoch nicht gewachsen zeigte, übernahm es Bismarck nach kurzer Zeit wieder selbst.[98]
Auf verschiedenen Feldern zeigten sich bald schon erste Grenzen der Zusammenarbeit Bismarcks mit den Liberalen. Zum wichtigsten Streitpunkt wurde ab 1873 der Bereich der Militärorganisation, um den es heftige Auseinandersetzungen gab. Auf den von Bismarck geforderten faktischen Verzicht des Parlaments auf Kontrolle des Militärhaushaltes („Äternat“) konnten sich die Nationalliberalen nicht einlassen. Eine Lösung brachte 1874 ein Kompromissvorschlag von Johannes Miquel. Danach wurden die Ausgaben für jeweils sieben Jahre bewilligt („Septennat“). Trotz dieses relativen Erfolgs hatte Bismarck den Liberalen die Grenzen seiner Kooperationswilligkeit deutlich gemacht, obwohl diese ihm de facto acht Jahre Handlungsfreiheit gaben. Gleichzeitig stärkte die grundsätzliche Einigung mit dem Parlament Bismarcks Stellung gegenüber dem Militär.[99]
Nationalliberale und Bismarck stimmten in ihrer Gegnerschaft zu den ultramontanen Katholiken überein. Für Bismarck spielte dabei auch eine Rolle, dass mit der 1870 gegründeten Zentrumspartei eine seinem Einfluss entzogene, im Kern konservative, katholische Partei auf einer parlamentarisch-demokratischen Basis entstanden war. Tatsächlich wurde das Zentrum in den ersten Reichstagswahlen von 1871 auf Anhieb zweitstärkste Kraft. Damit sanken die Wahlchancen der Nationalliberalen. Der Kulturkampf hatte für Bismarck vor allem politische Gründe. Bismarck sah in Ludwig Windthorst, dem Vorsitzenden der Zentrumspartei, einen persönlichen Gegner: „Mein Leben erhalten und verschönern zwei Dinge, meine Frau und Windthorst. Die eine ist für die Liebe da, der andere für den Hass.“[100]
Bismarck stilisierte die Katholiken zu Reichsfeinden – auch um aufziehender Kritik an seiner Amtsführung entgegenzuwirken. Ab 1872 wurden im Rahmen des so genannten Kulturkampfes verschiedene Sondergesetze gegen die Katholiken beschlossen, die wiederholt verschärft wurden. Im Zuge dieser Auseinandersetzung wurden Rechte und Machtstellung der Kirche durch Reichs- und preußische Landesgesetze beschnitten (Kanzelparagraph, Brotkorbgesetz), aber auch die Zivilehe eingeführt. In diesem Zusammenhang fiel in einer Reichstagsrede Bismarcks der bekannte Satz: „Seien Sie außer Sorge, nach Canossa gehen wir nicht – weder körperlich noch geistig.“[101]
Der unerwartet starke Widerstand der Katholiken zwang Bismarck dazu, nach dem Tod von Pius IX. im Jahr 1878, zur Beendigung des Konflikts die Sondergesetze schrittweise aufzuheben. Letztlich war der Kulturkampf gescheitert, durch die staatlichen Angriffe wurde die Bildung eines katholischen Milieus sogar eher noch gefördert. Für die zukünftige Politik Bismarcks nicht unwichtig war, dass Windthorst keineswegs ein ultramontaner Eiferer war. Er war zwar preußenkritisch, aber eben auch pragmatisch und konstitutionell ausgerichtet, was Bismarck neue politische Optionen eröffnete.[102]
Kanzlerkrise und politische Wende
Die Basis der Zusammenarbeit von Bismarck mit den Liberalen wurde immer schwächer. Mit Aufzug der Gründerkrise begannen zahlreiche Großgrundbesitzer und Industrielle Forderungen nach Schutzzöllen zu erheben. Bismarck hoffte, dass die Wirtschaftspolitik zur Spaltung der Liberalen führen würde. Obwohl er sich öffentlich nicht zu diesem Thema äußerte, ermutigte er die Interessenvertreter zur Abspaltung, die dann auch vollzogen wurde. In der neu gegründeten Deutschkonservativen Partei sah Bismarck einen möglichen Bündnispartner; das Parteiprogramm wurde mit ihm persönlich abgestimmt.[103] Zum Vorzeichen des aufziehenden Konflikts mit den Liberalen wurde 1876 der Rücktritt Rudolf von Delbrücks vom Amt des Präsidenten des Reichskanzleramtes. Delbrück hatte als Verkörperung der Zusammenarbeit Bismarcks mit den Liberalen sowie als Hauptvertreter des Wirtschaftsliberalismus gegolten.
In Hinblick auf den erwarteten baldigen Thronwechsel stellten die Liberalen für Bismarck eine Gefahr dar. Unter einem Kaiser Friedrich III. stand der Wechsel zu einer liberalen Regierung zu erwarten – nach dem Vorbild der britischen Regierung unter Premierminister William Ewart Gladstone. Bismarck versuchte 1877 Albrecht von Stosch, den Chef der Marine, auszuschalten, da dieser als möglicher Kanzler des künftigen Kaisers galt. Als dies scheiterte, drohte Bismarck mit dem eigenen Rücktritt und zog sich zeitweilig auf sein Gut in Varzin zurück. Der Versuch, von dort aus die Nationalliberalen mit Angeboten – etwa ein Ministeramt für Rudolf von Bennigsen – und Zugeständnissen für seine Politik zu gewinnen, war nicht erfolgreich. Ihm wurden Gegenforderungen präsentiert, die seinen Plänen zuwiderliefen, den Parlamentarismus einzudämmen. Daraufhin entschloss er sich zum Bruch mit den Nationalliberalen.[104]
Mit der Forderung der Nationalliberalen, die Reichsverfassung in einem stärker parlamentarischen Sinne umzugestalten, war eine Grenze erreicht worden, die Bismarck nicht zu überschreiten bereit war. Im Reichstag erklärte er diesbezüglich 1879: „Eine Fraktion kann sehr wohl die Regierung unterstützen und dafür einen Einfluss auf sie gewinnen, aber wenn sie die Regierung regieren will, dann zwingt sie die Regierung, ihrerseits dagegen zu reagieren.“[105] Angesichts der gegenseitigen politischen Blockade sah sich Bismarck zu einer Flucht nach vorn gezwungen. In einer Reichstagsrede kündigte er am 22. Februar 1878 einen innenpolitischen Kurswechsel an. Das dabei von ihm angedeutete Ziel eines staatlichen Tabakmonopols widersprach zentralen wirtschaftsliberalen Prinzipien. Über den konkreten Anlass hinaus fassten die dem Liberalismus nahe stehenden Regierungsmitglieder dies als einen ersten Schritt hin zu einer grundlegend veränderten Wirtschaftspolitik auf. Heinrich von Achenbach und Otto von Camphausen legten ihre Ämter nieder. An ihre Stelle traten Personen, die in den Parteien kaum verankert waren und nur geringes politisches Gewicht besaßen.[106]
Sozialistengesetz und Schutzzoll
Seit der Rede von August Bebel im Reichstag 1871 zu Gunsten der Pariser Kommune sah Bismarck in den Sozialdemokraten eine revolutionäre Bedrohung. Schon damals skizzierte er seine zukünftige Politik so: „1. Entgegenkommen gegen die Wünsche der arbeitenden Klassen, 2. Hemmung der staatsgefährlichen Agitation durch Verbots- und Strafgesetze.“[107]
Nach Bismarcks Ansicht verstärkten die sozialen Auswirkungen der Gründerkrise die revolutionäre Gefahr. Zwei Attentate auf Kaiser Wilhelm I. im Jahr 1878 dienten Bismarck als willkommener Anlass, mit einem Sozialistengesetz gegen die Sozialistische Arbeiterpartei vorzugehen. Er wollte einen „Vernichtungskrieg führen durch Gesetzesvorlagen, welche die sozialdemokratischen Vereine, Versammlungen, die Presse, die Freizügigkeit (durch die Möglichkeit der Ausweisung und Internierung) […] träfen.“[108]
Über den Kampf gegen die Sozialdemokratie hinaus, boten die Attentate für Bismarck aber auch die Gelegenheit, angesichts einer fehlenden parlamentarischen Unterstützung wieder in die politische Offensive zu gehen und zu neuen Mehrheiten zu kommen. Ein erster Gesetzentwurf scheiterte an der überwältigenden Mehrheit des Reichstags. Nach dem zweiten Attentat ließ Bismarck das Parlament auflösen. Er wollte wieder die Rückendeckung der Nationalliberalen gewinnen und darüber hinaus die Regierungsbasis weiter nach rechts verschieben. Nach der Wahl waren die beiden konservativen Parteien zusammen stärker als die Nationalliberalen.[109]
Im neuen Reichstag stimmten schließlich auch die Nationalliberalen, nach einigen Zugeständnissen, dem Sozialistengesetz zu. Es blieb, mehrfach vom Parlament verlängert, bis 1890 in Kraft. Dieses Ausnahmegesetz verbot die sozialistische Agitation, während die politische Arbeit der sozialdemokratischen Parlamentarier davon unberührt blieb. Letztlich verfehlte das Gesetz seinen Zweck und trug ungewollt zur Verfestigung eines sozialistischen Milieus bei, denn erst jetzt setzte sich die marxistische Theorie wirklich durch. Bemerkenswert ist, dass Bismarck dem Thema später in seinen Gedanken und Erinnerungen kein einziges Wort widmete.
Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise wurde im Jahr 1878 der Ruf von Großgrundbesitzern und Schwerindustriellen nach Schutzzöllen lauter. Als sich für diese Forderung eine Mehrheit im Reichstag abzeichnete, sprach sich auch Bismarck, der auf erhöhte Staatseinnahmen hoffte, im so genannten „Weihnachtsbrief“ vom 15. Dezember 1878 für eine Verbindung von Steuerreform und Schutzzollpolitik aus. Dem stimmten letztlich nur wenige Nationalliberale zu. Bismarck stützte sich stattdessen auf die Deutschkonservative Partei, auf die Freikonservativen und auf das Zentrum. Die liberale Ära war damit beendet. Bismarck betonte nunmehr die Bedeutung des Obrigkeitstaates als Garanten der nationalen Einheit und setzte auf eine nationalkonservative Sammlungsbewegung unter Einschluss des Zentrums. Eine feste parlamentarische Basis, wie sie zuvor die Nationalliberalen gestellt hatten, bot diese Parteienkonstellation allerdings nicht. Viele politische Initiativen Bismarcks blieben daher in den folgenden Jahren ergebnislos.[110]
Der Übergang vom Freihandel zum Protektionismus vollzog sich in den folgenden Jahren in mehreren Schritten. Bismarck hoffte, aus seinem Eingehen auf die Wünsche der Verbindung von „Roggen und Eisen“ politisches Kapital schlagen zu können, um die konservative Basis des Reiches auszubauen und seine eigene Position zu festigen.[111]
Sozialgesetzgebung und Staatsstreichpläne
Angesichts seiner schwierigen parlamentarischen Situation versuchte Bismarck die bisherige Bedeutung der Parteien zurück zu drängen. Das Feld der Auseinandersetzung sollte die Sozial- und Wirtschaftspolitik werden. Daher übernahm er 1880 selbst das Amt des Handelsministers, das er bis 1890 bekleidete. Um Einfluss auf die Wirtschaftsgesetzgebung zu nehmen, versuchte er einen Volkswirtschaftsrat aus Vertretern der Wirtschaftsverbände zu etablieren, mit dem das Parlament umgangen werden sollte. Dies scheiterte allerdings am Widerstand der Parteien.[112]
Hauptziel von Bismarcks Sozialpolitik war, eine stärkere Staatsbindung zu erzeugen. Die Parteien sollten dabei von ihrer Basis getrennt werden. Bismarck verschleierte sein eigentliches Ziel des Machterhalts dabei keineswegs.[113] Geplant war zunächst nur eine Unfallversicherung, später kamen Versicherungen gegen Krankheit, Invalidität und Altersarmut hinzu. Diese sollten weitgehend staatlich kontrolliert sein – zeitweise sprach Bismarck sogar von Staatssozialismus. Er wollte so „in der großen Masse der Besitzlosen die konservative Gesinnung erzeugen, welche das Gefühl der Pensionsberechtigung mit sich bringt.“[114]
Nicht die Versicherungen an sich, aber Bismarcks persönliche Motive stießen auf heftigen Widerstand. Letztlich strich das Parlament aus der Gesetzesvorlage zur Unfallversicherung alle „staatssozialistischen“ Elemente heraus. Bismarcks Kalkül, nach einer Reichstagsauflösung die Wähler mit der Parole eines „sozialen Königtums“ und mit antiparlamentarischen Tönen zu überzeugen, ging nicht auf. Insbesondere die Linksliberalen gewannen bei der Neuwahl deutlich hinzu. Bismarck dachte in dieser Situation kurzzeitig an Rücktritt, entschied sich aber dagegen und deutete sogar Staatsstreichpläne an.
Anstelle der ursprünglich geplanten Reichsanstalt setzte er später die Berufsgenossenschaften durch. Gedacht als neokorporativer Zusammenschluss jenseits der Parteien, wurden die Genossenschaften von den Unternehmern dominiert. Entgegen dem ursprünglichen Ziel gewannen in ihnen die Vertreter der Rechtsparteien an Gewicht. Die Krankenversicherung wurde demgegenüber von der Selbstverwaltung der Arbeiter bestimmt. Im Laufe der Zeit dominierten daher die Sozialdemokraten viele der Allgemeinen Ortskrankenkassen.
Mit der Sozialgesetzgebung legte Bismarck die Grundlage des modernen Sozialstaats, erreichte seine machtpolitischen Ziele jedoch nicht. Der Versuch, der Sozialdemokratie die „Wurzeln abzugraben,“ schlug mittelfristig genauso fehl wie das Vorhaben, den Obrigkeitsstaat zu Lasten der Parteien auszubauen. Damit verlor Bismarck an der Sozialgesetzgebung das Interesse. Die Alters- und Invalidenversicherung von 1889 wickelte er dann lediglich geschäftsmäßig ab.[115]
Protektionismus und Nationalismus als innenpolitische Instrumente
Bismarck und Innenminister Robert von Puttkamer gelang es, die preußischen Beamten auf eine bedingungslose Unterstützung der Regierungspolitik zu verpflichten. Zugute kam Bismarck, dass sich innerhalb der Nationalliberalen, unter Führung von Johannes Miquel, die Vertreter eines protektionistischen und staatsnahen Kurses durchsetzten. Sie bekannten sich zu wesentlichen Aspekten von Bismarcks Politik. Nicht zuletzt mit dem Ziel, die materiellen Interessen der konservativen Wähler zu bedienen, legte Bismarck 1885 eine protektionistische Zollvorlage vor, mit der die Importe massiv beschränkt wurden.
Auch um nationalistische Emotionen nutzbar zu machen, verstärkte Bismarck die antipolnische Politik[116] in den preußischen Ostprovinzen. Mit der Ausweisung von nichtpreußischen Polen ab 1885 und dem Ansiedlungsgesetz von 1886 setzte eine intensive Germanisierung ein. Die französische Revanchismusbewegung nutzte Bismarck aus, um mit einer breit angelegten Pressekampagne alle Kritiker als Vaterlandsverräter zu diskreditieren, die sich insbesondere seinen militärpolitischen Plänen entgegenstellten. Nach der Reichstagsauflösung wurde die nationalistische Agitation noch einmal verstärkt.
Aus den Reichstagswahlen vom Februar 1887 ging das Regierungslager aus Konservativen und Nationalliberalen mit absoluter Mehrheit hervor. Bismarck besaß mit den so genannten Kartellparteien nun jene parlamentarische Mehrheit, die er in den vergangenen zehn Jahren angestrebt hatte. Er konnte jetzt sowohl seine militärpolitischen Pläne als auch Begünstigungen für seine konservative Klientel durchsetzen.
Aufgrund von Bismarcks neuer Machtstellung spielte die Thronbesteigung von Friedrich III. im März 1888 kaum noch eine Rolle. Als der todkranke neue Kaiser sich weigerte, einer Verlängerung der Legislaturperiode und des Sozialistengesetzes zuzustimmen, belehrte Bismarck die Kaiserin, dass der Monarch „als solcher kein Faktor der Gesetzgebung“ sei.[117]
„Der Lotse geht von Bord“
Auch wenn Bismarck alles tat, um potentielle Nachfolger auszuschalten, mehrten sich seit dem Ende der 1880er-Jahre doch die Anzeichen dafür, dass seine politische Führungsrolle sich dem Ende zuneigte. In der politischen Öffentlichkeit wurde der Ruf nach einer Abkehr von der nur bewahrenden Diplomatie Bismarcks zu Gunsten einer dynamischen und risikobereiten Außenpolitik laut. Nach der kurzen Herrschaftszeit von Friedrich III. standen sich mit dem neuen Kaiser Wilhelm II. und Bismarck zwei ungleiche Persönlichkeiten gegenüber. Bismarck hielt Wilhelm für unreif und wenig vorbereitet auf die Übernahme der Verantwortung. Er sei ein „Brausekopf, könne nicht schweigen, sei Schmeichlern zugänglich und könne Deutschland in einen Krieg stürzen, ohne es zu ahnen und zu wollen.“[118] Für Wilhelm dagegen war Bismarck eine nicht mehr zeitgemäße Person und er machte deutlich, selbst politischen Einfluss nehmen zu wollen: „Sechs Monate will ich den Alten verschnaufen lassen, dann regiere ich selbst.“[119]
Bismarck sah vor diesem Hintergrund in der mutwilligen Verschärfung der innenpolitischen Lage eine Möglichkeit, den neuen Kaiser von seiner Unentbehrlichkeit zu überzeugen. Er brachte daher ein neues, verschärftes und unbefristetes Sozialistengesetz ein, wohl wissend, dass dies die Kartellparteien auseinandersprengen würde, da die Nationalliberalen dies nicht mittragen konnten. Wilhelm, der seine Regierungszeit nicht mit einem solchen Konfliktkurs beginnen wollte, stellte sich den Plänen des Kanzlers entgegen. In einer Sitzung des Kronrates prallten beide am 24. Januar 1890 aufeinander. In den folgenden Monaten versuchte Bismarck verzweifelt, seine Stellung zu halten und spielte erneut mit Staatsstreichgedanken, aber auch mit dem Plan einer engen Zusammenarbeit zwischen Zentrum und Konservativen.
Am 15. März 1890 entzog Kaiser Wilhelm dem Kanzler wegen dessen Konfliktkurses endgültig die Unterstützung. Zwei Tage später überreichte Bismarck Wilhelm sein Entlassungsgesuch. Die Öffentlichkeit reagierte mehrheitlich erleichtert auf den Rücktritt. Theodor Fontane schrieb: „Es ist ein Glück, dass wir ihn los sind. Er war eigentlich nur noch Gewohnheitsregente (sic!), tat was er wollte, und forderte immer mehr Devotion. Seine Größe lag hinter ihm.“[120] Als Nachfolger Otto von Bismarcks wählte der Kaiser den politisch unerfahrenen General Leo von Caprivi.[121]
Nach dem Rücktritt
Bismarck zog sich verbittert nach Friedrichsruh zurück, doch verabschiedete er sich damit nicht endgültig von der Politik. „Aber das kann man nicht von mir verlangen, dass ich, nachdem ich vierzig Jahre lang Politik getrieben, plötzlich mich gar nicht mehr damit abgeben soll.“[122]
Bereits einen Tag nach seinem Rücktritt verkündete Bismarck, seine Memoiren verfassen zu wollen. Unterstützt wurde er dabei von Lothar Bucher, ohne dessen Drängen das Werk wahrscheinlich nie fertiggestellt worden wäre. Bucher beklagte nicht nur Bismarcks rasch nachlassendes Interesse an seinen Memoiren, sondern beschrieb auch, wie der Altkanzler in ihnen Tatsachen absichtlich entstellte: „Bei nichts, was misslungen ist, will er beteiligt gewesen sein, und niemand lässt er neben sich gelten.“[123] Nach Buchers Tod besserte Bismarck an den Manuskripten noch herum, aber das Werk wurde nicht mehr fortgesetzt. Die ersten beiden Bände erschienen 1898 und wurden zu einem sensationellen Erfolg. Der dritte Band wurde erst 1921 veröffentlicht.[124]
Bismarck versuchte nicht nur, sein Bild für die Nachwelt mitzugestalten, sondern verzichtete auch nicht auf Eingriffe in die Tagespolitik. Bald nach seiner Entlassung begann er eine äußerst umtriebige Pressepolitik. Insbesondere die „Hamburger Nachrichten“ wurden zu seinem Sprachrohr. Bismarck attackierte vor allem seinen Nachfolger Caprivi scharf. Indirekt kritisierte er damit auch den Kaiser, dem er seine Entlassung nicht verziehen hatte. Als Bismarck 1891 ein Reichstagsmandat annahm, glaubte Wilhelm II. kurzzeitig sogar an eine Rückkehr des Altkanzlers in die Politik. Allerdings machte Bismarck von dem Mandat niemals Gebrauch.
Die Pressepolitik in eigener Sache war durchaus erfolgreich. Die öffentliche Meinung wandte sich Bismarck verstärkt wieder zu, insbesondere nachdem Wilhelm II. begonnen hatte, ihn öffentlich anzugreifen. Für das Ansehen des neuen Reichskanzlers Caprivi geradezu katastrophal wirkte sich dessen Versuch aus, ein Treffen Bismarcks mit Kaiser Franz Joseph von Österreich zu verhindern. Die Reise nach Wien wurde zu einem Triumphzug des Altkanzlers, der erklärte, keine Verpflichtungen mehr gegenüber der deutschen Regierung zu haben: „Alle Brücken sind abgebrochen.“[125]
Wilhelm II. bemühte sich in der Folge um eine öffentlichkeitswirksame Aussöhnungsgeste. Mehrere Treffen mit Bismarck im Jahr 1894 wurden positiv aufgenommen, eine wirkliche Entspannung brachte dies aber nicht. Wie gering Bismarcks Ansehen im Reichstag war, zeigte die gescheiterte Kampfabstimmung um ein Glückwunschtelegramm anlässlich seines achtzigsten Geburtstags. Im Jahr 1896 zog Bismarck durch die Offenlegung des streng geheimen Rückversicherungsvertrages noch einmal die Aufmerksamkeit der deutschen und internationalen Presse auf sich.[126]
Der Tod seiner Frau im Jahr 1894 traf Bismarck tief. Ab 1896 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand immer deutlicher und er war schließlich auf einen Rollstuhl angewiesen. Die Erkrankungen an Altersbrand und anderen Gebrechen, die er gegenüber der Öffentlichkeit und sogar gegenüber seiner Familie verschwieg[127], führte zu seinem Tod am 30. Juli 1898. Seine letzte Ruhestätte fand er neben seiner Frau in einem Mausoleum auf Friedrichsruh.[128]
Entwicklung des Bismarck-Gedenkens
Schon nach seiner Entlassung setzte in Deutschland eine beispiellose Bismarck-Verehrung ein, die sich nach dem Tod des Altkanzlers noch verstärkte. Viele Kommunen verliehen ihm die Ehrenbürgerwürde, so beispielsweise 1895 alle Städte in Baden (→ Liste der Ehrenbürgerschaften Otto von Bismarcks). Seine Büste wurde in die Walhalla aufgenommen. Zahlreiche Straßen wurden nach dem früheren Reichskanzler benannt.
Auch Industrieunternehmen wie die Zeche Graf Bismarck trugen seinen Namen. Aus der Zechenkolonie des Unternehmens ging der Gelsenkirchener Stadtteil Bismarck hervor. Nach dem Reichsgründer wurden auch der Farbstoff Bismarckbraun, die Palmenart Bismarckia nobilis, eine Zubereitungsart von Heringsfilets (Bismarckhering), sowie während des Zweiten Weltkrieges das Typschiff der Bismarck-Klasse (Schlachtschiff Bismarck) benannt.
Vor allem in den deutschen Kolonien in Afrika und im Stillen Ozean erhielten geographische Gegebenheiten oder Orte Bismarcks Namen (Bismarck-Archipel, Bismarckgebirge, Bismarck-Gletscher, Bismarcksee, Bismarckberg, Bismarck-Straße, Bismarckburg). Aber auch in den Vereinigten Staaten wurden mehrere Siedlungen nach Bismarck benannt. Darunter befand sich bereits seit 1873 die heutige Hauptstadt des Bundesstaates North Dakota.
In Deutschland entstanden Bismarckgesellschaften. In zahlreichen Städten wurden, bis auf eine Ausnahme (Bad Kissingen) ausschließlich nach seinem Tod und meist durch Spenden finanziert, Bismarckdenkmäler errichtet, vielfach in Form von „Bismarcktürmen“. Das erste Bismarck-Denkmal wurde als einziges zu seinen Lebzeiten bereits im Jahr 1877 in Bad Kissingen errichtet, wo er seit 1874 mehrmals zur Kur weilte. Das größte Bismarck-Standbild in Deutschland ist das 1906 eingeweihte Bismarckdenkmal in Hamburg-Sankt Pauli. Der Bau eines gigantischen Bismarck-Nationaldenkmals bei Bingerbrück wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindert. Die meisten Bronzebildnisse zeigen Bismarck in Uniform. Diese Form der Darstellung überdeckte Bismarcks Maxime eines außenpolitischen Ausgleichs und spiegelte weniger Bismarcks Person als vielmehr den Zeitgeist der Wilhelminischen Ära wider.[129]
In der bildenden Kunst entstanden neben historisierenden Gemälden (z.B. von Franz von Lenbach und Christian Wilhelm Allers) auch verklärende und überhöhende Darstellungen, die vor allem die Reichsgründung thematisierten. Auch in zahlreichen patriotischen Gedichten wurde der Reichskanzler gefeiert.[130]
Die Bundesrepublik Deutschland errichtete 1996 die Otto-von-Bismarck-Stiftung als bundesunmittelbare Stiftung in Friedrichsruh. Ihr Hauptziel ist die Erarbeitung einer neuen kritischen Ausgabe der Schriften Bismarcks. Daneben ist sie auch für die Dauerausstellung zu Bismarck in Friedrichsruh verantwortlich. Auch seine Studentenwohnung in Göttingen, das Bismarckhäuschen, ist als kleines Museum zugänglich. Das Bismarck-Museum in seinem Geburtsort Schönhausen, welches bis 1948 bereits bestand, wurde 1998 mit Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt wieder eingerichtet. Im selben Jahr entstand ein weiteres Bismarckmuseum in Bad Kissingen, wo Bismarck zwischen 1874 und 1893 insgesamt 15 Mal zur Kur geweilt hatte. Am 1. November 2004 wurde in Jever ein weiteres Bismarckmuseum eröffnet.
Historiographie
Mehr als 150 Jahre Bismarck-Rezeption haben eine Vielzahl von Deutungen seiner Persönlichkeit und seiner Handlungen hervorgebracht, die sich oft konträr gegenüberstehen. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg überwog dabei in der deutschsprachigen Literatur die Neigung von Autoren, die Wertung von eigenen politischen und religiösen Standpunkten beeinflussen zu lassen. Die Historikerin Karina Urbach bilanzierte 1998: „Mindestens sechs Generationen ist sein Leben schon nahegebracht worden, und man kann abgewogenerweise sagen, dass fast jede zweite Generation in Deutschland einer weiteren Version Bismarcks begegnet ist. Keine andere deutsche politische Figur ist dermaßen für politische Zwecke benutzt und missbraucht worden.“[131]
Kaiserreich
Kontrovers wurde Bismarck bereits zu Lebzeiten gesehen. Schon in den ersten biographischen Studien, einige davon mehrbändig, wurde die Komplexität und Undurchdringlichkeit von Bismarcks Persönlichkeit hervorgehoben.[132] Der Soziologe Max Weber wertete 1895 Bismarcks Rolle im deutschen Einigungsprozess kritisch: „Denn dieses Lebenswerk hätte doch nicht nur zur äußeren, sondern auch zur inneren Einigung der Nation führen sollen und jeder von uns weiß: das ist nicht erreicht. Es konnte mit seinen Mitteln nicht erreicht werden.“[133] Theodor Fontane verfasste während seiner letzten Lebensjahre ein literarisches Charakter-Porträt, in dem er Bismarck mit Wallenstein verglich.[134] Fontanes Urteil über Bismarck unterscheidet sich dabei stark von dem der meisten Zeitgenossen: „Er ist die denkbar interessanteste Figur, ich kenne keine interessantere, aber dieser beständige Hang, die Menschen zu betrügen, dies vollendete Schlaubergertum ist mir eigentlich widerwärtig, und wenn ich aufrichten, erheben will, so muss ich doch auf andere Helden blicken.“[135]
Diese negativen Beurteilungen konnten sich auf Dauer nicht durchsetzen. Dazu beigetragen haben nicht zuletzt Bismarcks Memoiren. Diese lieferten den Bismarckverehrern einen fast unerschöpflichen Vorrat von Zitaten. Das Werk bildete über Jahrzehnte hinweg die Grundlage für das Bild, das sich viele national gesinnte Deutsche von Bismarck machten. Gleichzeitig erschwerte es den kritischen Blick auf den Reichsgründer.[136] Zu Lebzeiten nahm Bismarck außerdem persönlich Einfluss auf seine Darstellung in der Geschichtsschreibung, so indem er den Zugriff von Historikern auf Dokumente regulierte und zum Teil Manuskripte Korrektur las. Nach seinem Tod übernahm der Sohn Herbert von Bismarck für einige Jahre diese Kontrollfunktion über das Bismarck-Bild der Nachwelt.[137]
Die professionelle Geschichtswissenschaft konnte sich vor dem Hintergrund insbesondere der Reichseinigung der Faszination Bismarcks nicht entziehen und hat zu einer Idealisierung seiner Person beigetragen. Heinrich von Treitschke wandelte sich von einem politischen Kritiker Bismarcks zu einem glühenden Bewunderer. Bismarcks Reichsgründung galt ihm als heroische Glanztat der deutschen Geschichte. Treitschke und andere Historiker der kleindeutsch-borussischen Schule der Geschichtsschreibung waren fasziniert von der strukturbrechenden Kraft Bismarcks.[138] Der Bismarckbiograph Erich Marcks[139] schrieb 1906: „Und zu dem Glauben bekenne ich mich gerne: dieses Dasein war so groß, in sich so gewaltig, für sein Volk so umfassend bedeutungsreich, dass an ihm alles, soweit es nur Leben hat, historisch wertvoll ist.“[140] Jedoch betonte Marcks, im Einvernehmen mit anderen Historikern der Wilhelminischen Ära wie Heinrich von Sybel, noch die Zweitrangigkeit der Rolle Bismarcks gegenüber den Leistungen der Hohenzollern. Nicht Bismarck sondern Wilhelm I. wurde bis 1914 in Schulbüchern als Gründer des Deutschen Kaiserreichs dargestellt.[141]
Der entscheidende Schritt zu einer extremen Überhöhung von Bismarcks Bild in der Historiographie wurde während des Ersten Weltkriegs vollzogen. Anlässlich des 100. Geburtstags von Bismarck 1915 entstanden Weiheschriften, die ihren rein propagandistischen Zweck kaum verhüllten.[142] In patriotischem Überschwang betonten Historiker die Pflicht der deutschen Soldaten, die von Bismarck herbeigeführte Einheit und Größe Deutschlands gegen die anderen europäischen Mächte zu verteidigen, unterschlugen dabei aber Bismarcks beständige Warnungen gegen einen solchen Krieg in Mitteleuropa. Bismarck-Forscher wie Erich Marcks[143], Max Lenz[144] und Horst Kohl[145] zeichneten Bismarck vielmehr als geistige Leitfigur der deutschen Kriegsanstrengungen.[146]
Weimarer Republik und NS-Zeit
Die deutsche Niederlage im Krieg und der Wechsel zur Republik von Weimar brachten keinen grundsätzlichen Umschwung in diesem nationalistischen Bismarck-Bild, weil die Elite der Historikerzunft weiter der Monarchie verpflichtet blieb. In einer als demütigend und chaotisch empfundenen Lage Deutschlands wurde Bismarck als Orientierung gebende Vaterfigur porträtiert, an deren Genius angeknüpft werden müsse, um die „Schmach von Versailles“ zu überwinden. Sofern Kritik an seiner historischen Rolle geäußert wurde, bezog sie sich auf die „kleindeutsche“ Lösung der deutschen Frage, nicht auf die kriegerisch und „von oben“ herbeigeführte Einigung per se. Der Traditionalismus verhinderte, dass in dieser Zeit innovative Bismarck-Biographien erschienen. Immerhin ermöglichte die Freigabe weiterer Dokumente in den 1920er-Jahren neue Detailstudien, die Bismarcks diplomatisches Geschick hervorhoben.[147] In einer zukunftsweisenden Monographie analysierte Otto Jöhlinger zudem 1921 erstmals Bismarcks Antisemitismus.[148] Der Historiker betonte dabei, dass der Reichskanzler entsprechende Äußerungen hauptsächlich in reaktionären politischen Kreisen getätigt hatte, sein eigenes Verhalten gegenüber Juden aber von Pragmatismus geprägt war.[149] Die populärste Bismarck-Biographie der Zeit legte 1926 der Schriftsteller Emil Ludwig mit einer kritischen psychologischen Studie vor, in der Bismarck als faustischer Held im Drama der Geschichte des 19. Jahrhunderts porträtiert wurde.[150]
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde häufiger eine historische Kontinuitätslinie zwischen Bismarck und Adolf Hitler behauptet, um so den nationalsozialistischen Staat als Vollendung der deutschen Einheitsbewegung (jedoch bei Korrektur der „kleindeutschen Lösung“) zu porträtieren. Erich Marcks, Nestor der Bismarck-Forschung, unterstützte diese ideologisierte Geschichtsdeutung. Auch in Großbritannien wurde Bismarck während des Zweiten Weltkriegs vermehrt als Vorgänger Hitlers gesehen, der Beginn der historiographischen Definition eines Deutschen Sonderwegs. Während des Zweiten Weltkriegs ließ die Berufung der Nationalsozialisten auf Bismarck jedoch nach; vor allem seine bekannten Warnungen vor einem Krieg Deutschlands gegen Russland waren ab 1941 nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen erblickten nun konservative Mitglieder des Widerstands in Bismarck eine Leitfigur.[151]
Im Jahr 1944 erschien Arnold Oskar Meyers Bismarck der Mann und der Staatsmann[152], in dem Bismarck nationaldeutsch und völkisch gedeutet wurde. Mit diesem Werk erlangte die Bismarck-Verherrlichung in der Tradition des Kaiserreichs einen letzten Höhepunkt. Angesichts der Niederlage im Zweiten Weltkrieg und der Aufteilung Deutschland konnte Meyers überzogene politische Interpretation jedoch keinen größeren Einfluss auf die Bewertung der Rolle Bismarcks durch die Geschichtsschreibung mehr ausüben.[153]
Eine wichtige kritische Stimme erhob der Jurist Erich Eyck mit seiner im Exil veröffentlichten dreibändigen Bismarckbiographie.[154] Er warf Bismarck machiavellistische Methoden und mangelnden Respekt vor dem Recht vor, verurteilte seinen Zynismus gegenüber demokratischen, liberalen und humanitären Werten und machte ihn für das Scheitern der Demokratie in Deutschland verantwortlich. Bismarcks Bündnissystem sei zwar mit Geschick erbaut worden, aber künstlich und von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen.[155] Jedoch konnte auch Eyck sich der Faszination Bismarcks nicht entziehen: „Aber niemand, wo immer er steht, kann verkennen, dass er die zentrale und beherrschende Figur seiner Zeit ist und mit ungeheurer Kraft und tyrannischer Energie ihr die Wege gewiesen hat. Und niemand kann sich der faszinierenden Anziehungskraft dieses Menschen entziehen, der im guten wie im bösen immer eigenartig und bedeutend ist.“[156]
Nachkriegszeit bis 1990
Nach dem Zweiten Weltkrieg hielten einflussreiche deutsche Historiker wie Hans Rothfels und Theodor Schieder, wenn auch differenziert, an einem insgesamt positiven Bismarckbild fest.[157] Viele deutsche Fachrezensionen der Eyck-Biographie, die erst in den 1950er-Jahren erschienen, waren entsprechend äußerst kritisch. Gerhard Ritter warf Eyck in einem Brief vor, lediglich antideutsche Klischees bestätigt zu haben. Demgegenüber argumentierte Friedrich Meinecke, selbst zuvor ein Bismarck-Bewunderer, 1946 in Die deutsche Katastrophe, das traumatische Scheitern des deutschen Nationalstaates verhindere, Bismarck auf absehbare Zeit zu feiern.[158]
Der Brite Alan J.P. Taylor veröffentlichte 1955 eine psychologisch gefärbte und nicht zuletzt deswegen umstrittene Bismarck-Biographie, in der er die komplexe Persönlichkeit seines Studienobjekts mit dem inneren Kampf zwischen väterlichem und mütterlichem Erbe zu erklären suchte.[159] Taylor kontrastierte Bismarcks politischen Instinkt beim Ringen um eine Friedensordnung in Europa positiv mit der aggressiven deutschen Außenpolitik seit der Wilhelminischen Ära.[160] Die erste deutsche Nachkriegsbiographie Bismarcks von Wilhelm Mommsen[161] unterschied sich von Vorgängern vor allem durch den nüchternen, um eine objektive Perspektive bemühten Stil. Mommsen hob Bismarcks politische Flexibilität hervor und vertrat die Ansicht, dessen innenpolitische Fehler sollten nicht die Errungenschaften eines bedeutenden Staatsmannes überdecken.[162]
In den 1960er- und 1970er-Jahren verlor der auf Biographien „großer Figuren“ zentrierte Ansatz in der westdeutschen Historikerzunft stark an Boden. Demgemäß waren nun nicht mehr Person und Handeln Bismarcks bevorzugtes Studienobjekt sondern die politischen, sozialen und kulturellen Strukturen, in die er eingebunden war, die er aber selbst auch beeinflusste. In der sozialgeschichtlichen Schule um den Bismarck-kritischen Hans-Ulrich Wehler wurde unter anderem Bismarcks Praxis der Kampagnen gegen vermeintliche Staatsfeinde (Sozialdemokraten, Jesuiten etc.) problematisiert. In Form einer „negativen Integration“ habe das Schüren von Ängsten dem Reichskanzler dazu gedient, soziale Milieus an das neue Kaiserreich zu binden. Bismarck sei es zudem gelungen, ab 1878 mit einer „Sammlungspolitik“ die Interessen zweier einflussreicher Gruppen, nämlich der führenden Landbesitzer (Junker) und der Großindustriellen, in einer „Allianz gegen den Fortschritt“ zu verbinden.[163] Wehler charakterisierte Bismarcks Herrschaftssystem 1973 als bonapartistische Diktatur. Dazu hätten charismatische, plebiszitäre und traditionelle Elemente gehört.[164] Später versuchte Wehler, Bismarcks Stellung mit Hilfe von Max Webers Konzept der „charismatischen Herrschaft“ zu deuten.[165]
Ende der 1970er-Jahre setzte eine Gegenbewegung zum Verzicht der Sozialhistoriker auf biographische Studien ein. Seitdem sind in regelmäßigem Abstand neue Bismarck-Biographien erschienen, die zumeist ein differenziertes Bild des ersten Reichskanzlers jenseits einer überspitzten Überhöhung oder Dämonisierung zeichnen. Den meisten neueren Biographien ist gemeinsam, dass sie im Versuch einer Synthese zwar die Wirkungsmacht Bismarcks betonen, dessen Person jedoch eingebettet in die zeitgenössischen Strukturen und politischen Prozesse zeigen.[166]
Einen ungewöhnlichen Weg ging dabei Fritz Stern, der 1978 eine Doppelbiographie Bismarcks und seines Bankiers Gerson Bleichröder vorlegte.[167] Lothar Gall zeichnete 1980, einen von Ludwig Bamberger und Henry Kissinger verwendeten Begriff aufnehmend, das Bild eines „weißen Revolutionärs“.[168] Bismarck war danach ein Erzroyalist, der die konservativen Strukturen bewahren wollte, stürzte zu diesem Zweck aber auch bestehende Ordnungen um und hat modernisierend gewirkt. Am Ende habe er aber die Kräfte, die er gerufen hatte, nicht mehr beherrschen können und bemühte sich um das Zurückdrängen moderner Tendenzen.[169]
Der amerikanische Historiker Otto Pflanze legte zwischen 1963 und 1990 eine mehrbändige Biographie Bismarcks vor[170], die im Unterschied zu anderen Werken weniger Bismarcks Handeln als vielmehr seine Persönlichkeit in der Vordergrund stellte und diese teils mit psychoanalytischen Methoden untersuchte. Pflanze kritisierte Bismarck dafür, die Reichsverfassung und den Umgang mit den Parteien ganz seinen unmittelbaren politischen Zwecken angepasst und dadurch ein wirkungsmächtiges negatives Exempel gesetzt zu haben. Nach Pflanze geht die Darstellung als Einiger der deutschen Nation auf Bismarcks späte Selbststilisierung zurück, derweil er ursprünglich nur den Einfluss Preußens im Konzert der europäischen Mächte habe stärken wollen.[171]
Der ostdeutsche Historiker Ernst Engelberg brachte 1985 eine Bismarckbiographie heraus[172], die in Westdeutschland auf Verwunderung stieß, weil sie eher liebevoll und, abgesehen von der Sozialistenverfolgung, wenig kritisch mit dem Kanzler umging. Engelberg sah, durchaus in Einvernehmen mit anderen ostdeutschen Historikern der Zeit, die Reichsgründung als Phase des Fortschritts an, die der Arbeiterklasse einen nationalen Zusammenschluss ermöglicht habe. Engelberg betrachtete Bismarck selbst nicht als Abenteurer, sondern als überlegt handelnden Politiker, dessen Charakterfehler ihm nicht persönlich anzulasten, vielmehr aus seinen sozialen Wurzeln im Junkertum heraus erklärbar seien. Der Erste Weltkrieg sei nicht Bismarcks Erbe sondern die Schuld seiner Nachfolger gewesen.[173]
Literatur, Quellen und Darstellungen
Schriften und Reden Bismarcks
- Gedanken und Erinnerungen. Herbig, München 2007 (1898–1919), ISBN 978-37766-5012-9.
- Die politischen Reden des Fürsten Bismarck. Historisch-kritische Gesamtausgabe besorgt von Horst Kohl. 14 Bände. Cotta, Stuttgart 1892–1905.
- Bismarckbriefe 1836–1872. 6., stark verm. Auflage. Hrsg. von Horst Kohl. Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig 1897.
- Gesammelte Werke. Briefe, Reden und Aktenstücke. Ges. und hrsg. von Bruno Walden. 4 Bd. Fried, Berlin 1890f.
- Die politischen Berichte des Fürsten Bismarck aus Petersburg und Paris (1859–1862). Hrsg. von Ludwig Raschdau. Bd. 1: 1859–1860. Bd. 2: 1861–1862. Hobbing, Berlin 1920.
- Bismarcks Briefwechsel mit dem Minister Freiherrn von Schleinitz. 1858–1861. Cotta, Stuttgart und Berlin 1905.
- Bismarck und der Staat. Ausgewählte Dokumente. 2. Aufl. Eingeleitet von Hans Rothfels. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1953 (1925).
- Die Ansprachen des Fürsten Bismarck 1848–1894. Hrsg. von Heinrich von Poschinger. Dt. Verlags-Anstalt, Stuttgart u.a. 1895.
- Fürst Bismarcks Briefe an seine Braut und Gattin. Hrsg. vom Fürsten Herbert von Bismarck. Cotta, Stuttgart 1900.
- Bismarcks Briefe an seine Gattin aus dem Kriege !870/71. Cotta, Stuttgart und Berlin 1903.
- Briefe Ottos von Bismarck an Schwester und Schwager Malwine von Arnim geb. v. Bismarck u. Oskar von Arnim-Kröchlendorff 1843–1897. Hrsg. von Horst Kohl. Dieterich, Leipzig 1915.
- Bismarck. Briefe, Berichte, Denkschriften, Erlasse, Gespräche, Reden, Verträge. Hrsg. von Karl Mielcke. Limbach, Braunschweig 1954.
- Bismarcks spanische ‚Diversion‘ 1870 und der preußisch-deutsche Reichsgründungskrieg. Quellen zur Vor- und Nachgeschichte der Hohenzollern-Kandidatur für den Thron in Madrid 1866–1932. 3 Bd. Hrsg. von Josef Becker unter Mitarbeit von Michael Schmid. Schöningh, Paderborn u.a. 2003–2007.
Darstellungen zu Bismarcks Leben und zum Bismarck-Mythos
- Rudolf Augstein: Otto von Bismarck. Hain, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-445-06012-6.
- Ernst Engelberg: Bismarck. Bd. 1: Urpreuße und Reichsgründer. 3., durchges. Aufl. Akademie-Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-05-000070-8. Bd. 2: Das Reich in der Mitte Europas. Siedler, Berlin 1990, ISBN 3-88680-385-6.
- Erich Eyck: Bismarck. Leben und Werk. 3 Bde. Rentsch, Erlenbach-Zürich, 1941–1944.
- Lothar Gall: Bismarck. Der weiße Revolutionär. 2. Aufl. Ullstein, Berlin 2002, ISBN 3-548-26515-4.
- Robert Gerwarth: The Bismarck Myth. Weimar Germany and the Legacy of the Iron Chancellor. Clarendon Press, Oxford 2005, ISBN 0-19-928184-X. Dt. Ausgabe: Der Bismarck-Mythos. Die Deutschen und der Eiserne Kanzler. Aus dem Engl. von Klaus-Dieter Schmidt. Siedler, München 2007, ISBN 978-3-88680-871-7.
- Sebastian Haffner: Otto von Bismarck. In: Ders., Wolfgang Venohr: Preußische Profile. 2. Aufl. der Neuausgabe. Econ-Ullstein-List, Berlin 2001, ISBN 3-548-26586-3, S. 141–161.
- Hans-Walter Hedinger: Der Bismarckkult. Ein Umriß. In: Gunther Stephenson (Hrsg.): Der Religionswandel in unserer Zeit im Spiegel der Religionswissenschaft. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1976, ISBN 3-534-07473-4, S. 201–215.
- Bernd Heidenreich, Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Bismarck und die Deutschen. Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin 2005, ISBN 3-8305-0939-1.
- Christian von Krockow: Bismarck. Eine Biographie. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1997, ISBN 3-416-80662-X.
- Max Lenz: Bismarck, Otto Fürst von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 48, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 571–775.
- Rolf Parr: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“. Strukturen und Funktionen der Mythisierung Bismarcks (1860–1918). Fink, München 1992, ISBN 3-7705-2727-5.
- Rainer F. Schmidt: Bismarck. Realpolitik und Revolution. Hugendubel, München und Kreuzlingen 2006, ISBN 3-7205-2865-0 (=Focus-Edition).
- Fritz Stern: Gold und Eisen. Bismarck und sein Bankier Bleichröder. Aus dem Engl. von Otto Weith. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988, ISBN 3-499-12379-7.
- Otto Graf zu Stolberg-Wernigerode: Otto von Bismarck. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 268–277.
- Volker Ullrich: Otto von Bismarck. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1998, ISBN 3-499-50602-5.
- Johannes Willms: Bismarck – Dämon der Deutschen. Anmerkungen zu einer Legende. Kindler, München 1997, ISBN 3-463-40296-3.
Literatur zur Epoche
- Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947. BpB, Bonn 2007, ISBN 978-3-89331-786-8 (=Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung. Bd. 632).
- Sebastian Haffner: Von Bismarck zu Hitler: Ein Rückblick. Kindler Verlag, München 1987, ISBN 3-463-40003-0.
- Klaus Hildebrand: Das vergangene Reich. Deutsche Außenpolitik von Bismarck bis Hitler 1871–1945. DVA, Stuttgart 1995, ISBN 3-421-06691-4.
- Wilfried Loth: Das Kaiserreich. Obrigkeitsstaat und politische Mobilisierung. Dt. Taschenbuch-Verl., München 1996, ISBN 3-423-04505-1.
- Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1800–1866. Bürgerwelt und starker Staat. 6., durchges. Aufl. Beck, München 1993, ISBN 3-406-09354-X.
- Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866–1918. Bd. 1: Arbeitswelt und Bürgerstaat. 3., durchges. Aufl. Beck, München 1993, ISBN 3-406-34453-4. Bd. 2: Machtstaat vor der Demokratie. 3., durchges. Aufl. Beck, München 1995, ISBN 3-406-34801-7.
- Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 3: Von der 'Deutschen Doppelrevolution' bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges. 1849–1914. Beck, München 1995, ISBN 3-406-32263-8.
- Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte 1806–1933. BpB, Bonn 2002, ISBN 3-89331-463-6 (=Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung. Bd. 385).
Filme
- Bismarck 1862–1898. Spielfilm. Deutschland 1927. Regie: Curt Blachnitzky.
- Bismarck. Spielfilm. Deutschland 1940. Regie: Wolfgang Liebeneiner.[174]
- Die Entlassung. Spielfilm. Deutschland 1942. Regie: Wolfgang Liebeneiner.
- "Preußen über alles …". Fernsehspielfilm (ZDF) über B. und die deutsche Reichsgründung. BR Deutschland 1971. Regie: Rudolf Jugert. (Eintrag auf IMDB)
- Bismarck. Fernsehspiel in drei Teilen. Teil 1: Ich bin ein Preuße. Teil 2: Eisen und Blut. Teil 3: Virtuose der Macht. BR Deutschland 1989/1990. Regie: Tom Toelle.
- Bismarck – Kanzler und Dämon. Fernseh-Doku-Drama in zwei Teilen. Teil 1: Vom Landjunker zum Reichsgründer. Teil 2: Regierungsgewalt und Machtverlust. Deutschland 2007. Buch und Regie: Christoph Weinert.
- Die Deutschen - Bismarck und das Deutsche Reich, Folge 9 der Fernseh-Doku-Reihe (ZDF), Deutschland 2008.
Sonstige künstlerische Darstellungen
- Bleibtreu, Karl: Bismarck - ein Weltroman in 4 Bänden, Berlin - Leipzig 1915.
Weblinks
- Literatur von und über Otto von Bismarck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Dorlis Blume: Tabellarischer Lebenslauf von Otto von Bismarck im LeMO (DHM und HdG)
- Erster und Zweiter Band der bismarckschen Memoiren Gedanken und Erinnerungen im Projekt Gutenberg.
- Informationen zu Bismarck, Otto von im BAM-Portal
- Kurze Filmsequenz mit Otto von Bismarck aus dem Jahr 1890
- Otto-von-Bismarck-Stiftung
- Bismarck Museum Schönhausen (Elbe)
Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs (1871 bis 1918)Bismarck | Caprivi | Hohenlohe-Schillingsfürst | Bülow | Bethmann Hollweg | Michaelis | Hertling | Baden
Kabinett Bismarck – 21. März 1871 bis 20. März 1890O. von Bismarck | Stolberg-Wernigerode | Boetticher | Thile | Balan | Bülow | Radowitz | Hohenlohe-Schillingsfürst | Limburg-Stirum | Busch | Hatzfeld zu Trachenberg | H. von Bismarck | Hofmann | Friedberg | Schelling | Oehlschläger | Heusner | Stephan | Scholz | Burchard | Jacobi | Maltzahn
Arnim-Boitzenburg | Camphausen | Auerswald | Pfuel | Brandenburg | Ladenberg | Manteuffel | Hohenzollern-Sigmaringen | Hohenlohe-Ingelfingen | Bismarck | Roon | Bismarck | Caprivi | Eulenburg | Hohenlohe-Schillingsfürst | Bülow | Bethmann Hollweg | Michaelis | Hertling | Baden | Hirsch | Ströbel | Hirsch | Braun | Stegerwald | Braun | Marx | Braun | Papen | Göring
Hardenberg | C. G. von Bernstorff | Ancillon | Werther | Maltzahn | H. von Bülow | Canitz und Dallwitz | Arnim-Boitzenburg | Arnim-Suckow | Schleinitz | Auerswald | Dönhoff | Brandenburg | Arnim-Heinrichsdorff-Werbelow | Brandenburg | Schleinitz | Radowitz | Manteuffel | Schleinitz | A. von Bernstorff | O. von Bismarck | H. von Bismarck | Caprivi | Marschall von Bieberstein | B. von Bülow | Bethmann Hollweg | Michaelis | Hertling | Baden
Einzelnachweise
- ↑ Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947. dva, Stuttgart 2007, ISBN 3-421-05392-8, S.592f.; Lothar Gall: Bismarck. Der weiße Revolutionär. 2. Aufl. Ullstein, Berlin 2002, ISBN 3-548-26515-4, S.27–30; Volker Ullrich: Otto von Bismarck. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1998, ISBN 3-499-50602-5, S.14f.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.17, Gall, Bismarck, S.29
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.16–20.
- ↑ Brautwerbebrief an Heinrich von Puttkamer. In: Fürst Bismarcks Briefe an seine Braut und Gattin. Hrsg. vom Fürsten Herbert von Bismarck. Cotta, Stuttgart 1900.
- ↑ Brief Bismarcks an seinen Bruder Bernhard vom 16. Oktober 1836. In: Otto Becker: Bismarcks Ringen um Deutschlands Gestaltung. Hrsg. und ergänzt von Alexander Scharff. Quelle und Meyer, Heidelberg 1958.
- ↑ Ullrich: Bismarck, S.23; Gall: Bismarck. S.33–36.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.26.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.27.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.27; Gall: Bismarck. S.42–49.
- ↑ Volltext
- ↑ Gall: Bismarck. S.50–55.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.32f.
- ↑ Gall: Bismarck. S.63.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.36.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.34–36.
- ↑ Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd.2: Von der Reformära bis zur industriellen und politischen ‚deutschen Doppelrevolution‘. 1815–1845/49. Beck, München 1987, S.451.
- ↑ Gall: Bismarck. S.70; Ullrich: Bismarck. S.38.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.38f.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.41.
- ↑ Gall: Bismarck. S.83.
- ↑ Gall: Bismarck. S.102–106.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.44.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.39–45, Zitat S.45.
- ↑ Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1800–1866. Bürgerwelt und starker Staat. 6., durchges. Aufl. Beck, München 1993, ISBN 3-406-09354-X, S.316, S.673.
- ↑ Gall: Bismarck. S.123.
- ↑ Gall: Bismarck. S.141f.
- ↑ Gall: Bismarck. S.148.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.48.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.46–52; Gall: Bismarck. S.161f.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.52.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.53–58.
- ↑ Gall: Bismarck. S.201.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.59; Gall: Bismarck. S.242.
- ↑ Gall: Bismarck. S.244f.
- ↑ Gall: Bismarck. S.244f.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.60.
- ↑ Zit. nach Gall: Bismarck. S.245.
- ↑ Nipperdey: Bürgerwelt. S.757; Ullrich: Bismarck. S.58–60.
- ↑ Gall: Bismarck. S.246f.
- ↑ Nipperdey: Bürgerwelt. S.759f.
- ↑ Zit. nach Gall: Bismarck. S.254.
- ↑ Otto von Bismarck: Gedanken und Erinnerungen. Bd.1, Kap.14.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.61; Auszug aus Bismarcks „Blut und Eisen“-Rede (1862) (GHDI-Document).
- ↑ Gall: Bismarck. S.256f.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.62.
- ↑ Zit. nach Gall: Bismarck. S.279
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.60–65; Nipperdey: Bürgerwelt. S.761–768.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.67.
- ↑ Nipperdey: Bürgerwelt. S.707–709; Ullrich: Bismarck. S.66f.
- ↑ Gall: Bismarck. S.299.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.68f.; Gall: Bismarck. S.301–303
- ↑ Clarke: Preußen. S.598–605.
- ↑ Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte 1806–1933. BpB, Bonn 2002, ISBN 3-89331-463-6, S.161–164; Ullrich: Bismarck. S.70–72.
- ↑ Winkler: Weg nach Westen. S.165.
- ↑ Gall: Bismarck. S.324.
- ↑ Winkler: Weg nach Westen. S.167.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.73f.
- ↑ Clark: Preußen. S.611.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.75.
- ↑ Gall: Bismarck. S.366f.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.72–78; Clark: Preußen. S.608–620; Winkler: Weg nach Westen. S.166–178.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.83.
- ↑ Winkler: Weg nach Westen. S.187.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.78f.; Gall: Bismarck. S.378f.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.79.
- ↑ Winkler: Weg nach Westen. S.185.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.79–82.
- ↑ Gall: Bismarck. S.393–400.
- ↑ Gall: Bismarck. S.401f.
- ↑ Gall: Bismarck. S.415f.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.83–87.
- ↑ Gall: Bismarck. S.406.
- ↑ Die ursprüngliche und die von Bismarck bearbeitete Fassung der Emser Depesche (GHDI-Document).
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.87–89.
- ↑ Gall: Bismarck. S.438.
- ↑ Beispieldokument zur Auseinandersetzung zwischen Bismarck und dem Militär(Dezember 1870) (GHDI-Document).
- ↑ Gall: Bismarck. S.447f.
- ↑ Schreiben Bismarcks an Ludwig II. von Bayern (27. November 1870) (GHDI-Document).
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.93f.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.90–94; Gall: Bismarck. S.461f.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.102f.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.111.
- ↑ Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Das Tagebuch der Baronin Spitzemberg. Aufzeichnungen aus der Hofgesellschaft des Hohenzollernreiches. Göttingen, 1989 S.146
- ↑ Vgl. Philipp zu Eulenburg, Die Tragödie Herbert Bismarcks, in: Aus fünfzig Jahren, Berlin 1923, S. 81–107, sowie Ullrich: Bismarck. S.111–114.
- ↑ Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866–1918. Bd. 2: Machtstaat vor der Demokratie. 3., durchges. Aufl. Beck, München 1995, ISBN 3-406-34801-7, S.426.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.95; Nipperdey: Machtstaat. S.427f.
- ↑ Nipperdey: Machtstaat. S.432.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.95–97; Nipperdey: Machtstaat. S.433.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.98.
- ↑ Gall: Bismarck. S.595.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.97–100; vergl. ausführlich dazu Nipperdey: Machtstaat. S.433–445.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.101.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.101.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.100f.; vergl. Nipperdey: Machtstaat. S.445–453.
- ↑ Nipperdey: Machtstaat. S.459.
- ↑ Nipperdey: Machtstaat. S.454–461.
- ↑ Gall: Bismarck. S.529.
- ↑ Gall: Bismarck. S.529.
- ↑ Wilfried Loth: Das Kaiserreich. Obrigkeitsstaat und politische Mobilisierung. Dt. Taschenbuch-Verl., München 1996, ISBN 3-423-04505-1, S.44–50.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.105; Loth: Kaiserreich. S.53; Gall: Bismarck. S.473.
- ↑ Otto von Bismarck im Deutschen Reichstag am 14. Mai 1872. Abgedruckt in der Provinzial-Correspondenz Nr.20 vom 15. Mai 1872.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.104f.; Loth: Kaiserreich. S.50–59.
- ↑ Gall: Bismarck. S.548.
- ↑ Loth: Kaiserreich. S.59–63.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.108.
- ↑ Gall: Bismarck. S.558f., S.563.
- ↑ Zit. nach Gall: Bismarck. S.497.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.106
- ↑ Gall: Bismarck. S.564, S.570f.
- ↑ Loth: Kaiserreich. S.64–67; Gall: Bismarck. S.584, S.589.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.108.
- ↑ Gall: Bismarck. S.604.
- ↑ Gall: Bismarck. S.606.
- ↑ Zit. nach Loth: Kaiserreich. S.68.
- ↑ Loth: Kaiserreich. S.68–72; Ullrich: Bismarck. S.106; Gall: Bismarck. S.649.
- ↑ Vergl. zur Haltung Bismarck zu den Polen: Deutsche-und-Polen.de.
- ↑ Loth: Kaiserreich. S.72–81.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.117.
- ↑ Zit. nach Siegfried Fischer-Fabian: Herrliche Zeiten. Die Deutschen und ihr Kaiserreich. Tosa, Wien 2006 (zuerst Droemer Knaur, München 1983), ISBN 3-85003-023-7, S. 212.
- ↑ zit. nach Ullrich: Bismarck. S.120.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.115–121.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.122.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.7.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.7f.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.124.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.122–128.
- ↑ Volker Ullrich: Tod eines Patriarchen. In: Die Zeit 40/1998 Digitalisat
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.122–128.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.129f.
- ↑ 6. Absatz in: Zur Geschichte des Liedes „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“ von Ernst Moritz Arndt (1769–1860).
- ↑ Im Original: „His life has been taught to at least six generations, and one can fairly say that almost every second German generation has encountered another version of Bismarck. No other German political figure has been as used and abused for political purposes.“ Siehe: Karina Urbach: Between Saviour and Villain. 100 Years of Bismarck Biographies. In: The Historical Journal. Jg.41, Nr.4, Dezember 1998, S.1141–1160, Zitat S.1142.
- ↑ Georg Hesekiel: Das Buch vom Grafen Bismarck. Velhagen & Klasing, Bielefeld u.a. 1869; Ludwig Hahn: Fürst von Bismarck. Sein politisches Leben und Wirken. 5 Bd. Hertz, Berlin 1878–1891; Hermann Jahnke: Fürst Bismarck, sein Leben und Wirken. Kittel, Berlin 1890; Hans Blum: Bismarck und seine Zeit. Eine Biographie für das deutsche Volk. 6 Bd. mit Reg-Bd. Beck, München 1894–1899.
- ↑ Zitiert nach Volker Ullrich: Die nervöse Großmacht. Aufstieg und Untergang des deutschen Kaiserreichs. 6.Aufl. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-596-11694-2, Zitat S.29.
- ↑ Theodor Fontane: Der Zivil-Wallenstein. In: Gotthard Erler (Hrsg.): Kahlebutz und Krautentochter. Märkische Porträts. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-7466-5245-0.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.148.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.8.
- ↑ Urban: Between Saviour and Villain. S.1145–1146.
- ↑ Ewald Frie: Das Deutsche Kaiserreich. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-14725-1 (=Reihe Kontroversen um die Geschichte), S.3.
- ↑ Erich Marcks: Bismarck. Eine Biographie, 1815–1851. 18., um d. nachgel. Bd. 'Bismarck u. d. dt. Revolution 1848–1851' erw. Aufl. Dt. Verl. Anst., Stuttgart und Berlin 1940.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.148.
- ↑ Urban: Between Saviour and Villain. S.1145–1146.
- ↑ Adolf Matthias: Bismarck. Sein Leben und sein Werk. Beck, München 1915.
- ↑ Erich Marcks: Vom Erbe Bismarcks. Eine Kriegsrede. Quelle & Meyer, Leipzig 1916.
- ↑ Max Lenz: Der Weltkrieg im Spiegel Bismarckscher Gedanken. In: Max Lenz, Erich Marcks (Hrsg.): Das Bismarckjahr. Ein Würdigung Bismarcks und seiner Politik in Einzelschilderungen. Broschek, Hamburg 1915.
- ↑ Mit Bismarck daheim und im Felde. Kernworte aus seinen Briefen und Reden. Zsgest. von Horst Kohl. Runge, Berlin-Lichterfelde 1915.
- ↑ Urban: Between Saviour and Villain. S.1146–1148.
- ↑ Urban: Between Saviour and Villain. S.1148–1149.
- ↑ Otto Jöhlinger: Bismarck und die Juden. Unter Benutzung unveröffentlichter Quellen. D. Reimer, Berlin 1921.
- ↑ Urban: Between Saviour and Villain. S.1148–1149.
- ↑ Emil Ludwig: Bismarck. Ungekürzte Neuausgabe. Herbig, München 1975 (zuerst 1926), ISBN 3-7766-0733-5; Urban: Between Saviour and Villain. S.1149.
- ↑ Urban: Between Saviour and Villain. S.1149–1153.
- ↑ Arnold Oskar Meyer: Bismarck. Der Mensch und der Staatsmann. Koehler & Amelang, Leipzig 1944.
- ↑ Loth: Kaiserreich. S.203; Urban: Between Saviour and Villain. S.1152.
- ↑ Erich Eyck: Bismarck. Leben und Werk. 3 Bd. Rentsch, Erlenbach-Zürich 1941–1944.
- ↑ Loth: Kaiserreich. S.205; Urban: Between Saviour and Villain. S.1152–1153.
- ↑ Zit. nach Ullrich: Bismarck. S.148.
- ↑ Loth: Kaiserreich. S.204.
- ↑ Urban: Between Saviour and Villain. S.1153.
- ↑ Alan J.P. Taylor: Bismarck. The Man and the Statesman. H. Hamilton, London 1955. Dt. Ausgabe: Bismarck. Mensch und Staatsmann. Aus dem Engl. von Hansjürgen Wille und Barbara Klau. Piper, München 1962.
- ↑ Urban: Between Saviour and Villain. S.1154–1155.
- ↑ Wilhelm Mommsen: Bismarck. Ein politisches Lebensbild. Bruckmann, München 1959.
- ↑ Urban: Between Saviour and Villain. S.1154.
- ↑ Urban: Between Saviour and Villain. S.1155–1156.
- ↑ Hans-Ulrich Wehler: Das deutsche Kaiserreich. 6., bibliogr. erneuerte Aufl. Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 1988 (zuerst 1973), ISBN 3-525-33542-3, S.64ff.
- ↑ Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 3: Von der 'Deutschen Doppelrevolution' bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges. 1849–1914. Beck, München 1995, ISBN 3-406-32263-8, S.849ff.
- ↑ Urban: Between Saviour and Villain. S.1156–1160.
- ↑ Fritz Stern: Gold and Iron. Bismarck, Bleichröder, and the building of the German Empire. Knopf, New York 1977. Dt. Ausgabe: Gold und Eisen. Bismarck und sein Bankier Bleichröder. Ullstein, Frankfurt am Main u.a. 1978, ISBN 3-550-07358-5.
- ↑ Lothar Gall: Bismarck.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.10. Ausführlich zu Gall und Stern: Jürgen Kocka: Bismarck-Biographien. In: Geschichte und Gesellschaft. Bd. 7, Nr.3/4, 1981, ISSN 0340-613x, S.571–582.
- ↑ Otto Pflanze: Bismarck and the Development of Germany. 3. Vol. Princeton University Press, Princeton 1963–1990. Dt. Ausgabe in zwei Bänden: Bismarck. Bd. 1: Der Reichsgründer. Bd. 2: Der Reichskanzler. Aus dem Engl. von Peter Hahlbrock. Beck, München 1997–1998, ISBN 3-406-42725-1 und ISBN 3-406-42726-X.
- ↑ Ullrich: Bismarck. S.10f; Urban: Between Saviour and Villain. S.1156–1157.
- ↑ Ernst Engelberg: Bismarck. Urpreuße und Reichsgründer. Siedler, Berlin 1985, ISBN 3-88680-121-7.
- ↑ Urban: Between Saviour and Villain. S.1158–1159.
- ↑ http://video.google.com/videoplay?docid=2825594082822837571
Personendaten NAME Bismarck, Otto von ALTERNATIVNAMEN Bismarck-Schönhausen, Otto Eduard Leopold von; Bismarck-Schönhausen, Otto Eduard Leopold Graf von (seit 1865); Bismarck-Schönhausen, Otto Eduard Leopold Fürst von (seit 1871); der Eiserne Kanzler KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker und erster Reichskanzler des Deutschen Reiches GEBURTSDATUM 1. April 1815 GEBURTSORT Schönhausen, heute Sachsen-Anhalt STERBEDATUM 30. Juli 1898 STERBEORT Friedrichsruh bei Hamburg
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