- Roschtschino (Kaliningrad, Prawdinsk)
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Siedlung Roschtschino/Georgenau
РощиноFöderationskreis Nordwestrussland Oblast Kaliningrad Rajon Prawdinsk Zeitzone UTC+3 Kfz-Kennzeichen 39, 91 Geographische Lage Koordinaten 54° 26′ N, 20° 55′ O54.43777777777820.911666666667Koordinaten: 54° 26′ 16″ N, 20° 54′ 42″ O Lage in Russland Oblast Kaliningrad Roschtschino (russisch Рощино, deutsch Georgenau, Kreis Friedland (ab 1927 Kreis Bartenstein) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Er liegt im Rajon Prawdinsk (Kreis Friedland (Ostpr.)) und gehört zur Domnowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Domnowo (Domnau)).
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage
Roschtschino liegt sieben Kilometer südwestlich von Prawdinsk (Friedland) im Kreuzungspunkt zweier Nebenstraßen, die beide von der Straße Prawdinsk–Schirokoje (Schönbruch) (ehemalige deutsche Reichsstraße 142) nach Domnowo (Domnau) bzw. zur Fernstraße A 196 (frühere Reichsstraße 131) beim jetzt erloschenen Ort Perewalowo (Schwönau) führen. Bis 1945 war Preußisch Wilten (russisch: Snamenskoje) die nächste Bahnstation an der Strecke von Königsberg (heute russisch: Kaliningrad) nach Heilsberg (heute polnisch: Lidzbark Warmiński), die heute nicht mehr betrieben wird.
Geschichtliches
Das frühere Gutsdorf Georgenau bildete am 11. Juni 1874 mit dem Gutsbezirk Abbarten (russisch: Prudy) und der Landgemeinde Deutsch Wilten den neu errichteten Amtsbezirk Abbarten[1]. Er lag im Landkreis Friedland im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.
Im Jahre 1910 lebten in Georgenau 261 Menschen[2]. Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Georgenau in eine Landgemeinde umgewandelt. Am 4. Mai 1930 erhielt der Amtsbezirk Abbarten die Umbenennung in „Amtsbezirk Deutsch Wilten“, jetzt zum Landkreis Bartenstein (Ostpr.) gehörig.
Im Jahre 1945 kam Georgenau in Folge des Zweiten Weltkrieges mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1946 die russische Bezeichnung „Roschtschino“. Seit 2009 ist Roschtschino aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform[3] eine als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaft innerhalb der Domnowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Domnowo (Domnau)) im Rajon Prawdinsk der Oblast Kaliningrad.
Kirche
Kirchengebäude
Die Georgenauer Kirche[4] stammt aus der Ordenszeit und wurde im 19. Jahrhundert unter Schinkeleinfluss verändert. Heute existiert nur noch der beschädigte Turm. Die Mauern des Kirchenschiffs wurden abgetragen und die Steine für anderweitige Bauten verwendet. Die vorhandenen Gebäudereste sind von fast undruchdringbarer Wildnis umgeben und nicht mehr zugänglich.
Kirchengemeinde
Georgenau ist ein altes Kirchdorf, in dem die Reformation schon früh Fuß fasste. Bis 1684 waren der jeweils zweite Pfarrer („Diakonus“) von Domnau (russisch: Domnowo) Pfarrer in Georgenau. Ursprünglich gehörte es zur Inspektion des Königsberger Oberhofpredigers. Georgenau war bis 1945 eine selbständige Kirchengemeinde, auch wenn es ab 1779 durch den Wechsel des Pfarrers Christian Ludwig Dörfer von Georgenau nach Deutsch Wilten (dort war bis dahin sein Vater Daniel Ludwig Dörfer als Pfarrer tätig) eine Filialgemeinde von Deutsch Wilten und von dort von den Pfarrern betreut wurde[5]. Mit Deutsche Wilten war bereits die Kirchengemeinde Klingenberg (heute polnisch: Ostre Bardo) pfarramtlich verbunden. Bis 1945 gehörte dann der Pfarrverbund Deutsch Wilten-Georgenau-Klingenberg zum Kirchenkreis Friedland (heute russisch: Prawdinsk), später zum Kirchenkreis Bartenstein (heute polnisch: Bartoszyce) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.
Heute liegt Roschtschino im Einzugsbereich der Kirchengemeinde Domnowo (Domnau), die eine Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) ist. Sie ist der Propstei Kaliningrad[6] in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland zugeordnet.
Kirchspielorte
Zum Kirchspiel Georgenau gehörten bis 1945 die Ortschaften: Abbarten (russisch: Prudy), Ferdinandshof, Georgenau (Roschtschino), Klein Georgenau und Ludwigshof[7].
Pfarrer
An der Georgenauer Kirche amtierten zwischen 1684 und 1779 insgesamt 12 evangelische Pfarrer, die in Georgenau ihren Amtssitz hatten und die zwischenzeitlich aber auch von Nachbarpfarrern vertreten wurden[8]:
- Georg Porsch, 1684–1695
- Johann Christoph Friese, 1696–1703
- Johann Friedrich Schneider, 1713–1720
- Carl Friedrich Natius, bis 1722
- Johann Tobias Henne, 1723–1729
- Carl Christian Suchland, 1735–1748
- Friedrich Boltz, 1750–1754
- Johann Gottlieb Petrecius, 1756–1757
- Johann Daniel Krantz, 1760–1763
- Ludwig Franck, 1763–1769
- Gottwald Bindhoff, 1771–1772
- Christian Ludwig Dörfer, 1773–1779
Kirchenbücher
Die Kirchenbuchunterlagen der Kirchengemeinde Georgenau sind in großem Umfang erhalten geblieben und werden heute im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt[9]:
- Taufen : 1671–1944
- Trauungen : 1684–1943
- Beerdigungen : 1684–1944
- Konfirmationen : 1838–1944
- Abendmahlsteilnehmer : 1767–1812
Verweise
Weblink
Fußnoten
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Abbarten/Deutsch Wilten
- ↑ Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Friedland
- ↑ Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
- ↑ Roschtschino-Georgenau
- ↑ Friedwald Moeller, Altpreußisches Evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 31 u. 41
- ↑ Ev.-luth. Propstei Kaliningrad
- ↑ Ortsverzeichnis/Kirchspiele Kreis Bartenstein
- ↑ Friedwald Moeller (wie oben), Seite 41
- ↑ Christa Stache, Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil I: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin, 1992³, Seite 32-33
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