Gülsüm Tatar

Gülsüm Tatar

Gülsüm Seyma Tatar (* 6. Februar 1985 in Kars, Türkei) ist eine türkische Boxerin. Sie wurde 2008 und 2010 Weltmeisterin im Halbweltergewicht.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Gülsüm Tatar stammt aus einer Familie, in der es vor ihr schon mehrere Boxer gab. Davon angespornt, begann sie als Jugendliche ebenfalls mit dem Boxen und erwies sich für diese Sportart als ausgesprochen talentiert. Gepaart mit ihrem Trainingsfleiß gehörte sie schon im Alter von 18 Jahren zu den besten türkischen Amateurboxerinnen. 2003 wurde sie Mitglied des Sportvereins Fenerbahçe Istanbul, dem sie bis zum Jahre 2010 angehörte. 2010 wechselte sich nach internen Querelen zu Birlikspor Kulübü Kayseri. Sie ist Sportstudentin an der Firat Universität.

Das erste Resultat, das von ihr bekannt ist, ist der 2. Platz beim Ahmet-Comert-Turnier 2003 in Istanbul, wo sie im Leichtgewicht das Finale gegen ihre Landsfrau Meryem Zeybek knapp mit 9:10 Punkten verlor. Im Jahre 2004 wurde sie mit einem Sieg im Endkampf über Saniye Bitiriyor türkische Meisterin im Leichtgewicht. Sie besiegte anschließend im Finale des Ahmet-Comert-Turniers im Finale die Russin Julia Nemzowa nach Punkten (21:8) und wurde noch im gleichen Jahr im Alter von 19 Jahren in Riccione/Italien Europameisterin im Leichtgewicht vor Eva Wahlström aus Schweden, Anna Kasprzak aus Polen und Juli Nemzowa.

Im Mai 2005 konnte Gülsüm Tatar bei der Europameisterschaft in Tønsberg ihren Europameistertitel nicht verteidigen. Sie gewann dort im Leichtgewicht zwar in ihrem ersten Kampf über Beata Szabo aus Ungarn durch Abbruch i.d. 2. Runde, verlor aber im Halbfinale gegen Katie Taylor aus Irland nach Punkten. Dabei kam ihre Niederlage bei Punktegleichstand von 12:12 allerdings nur wegen der etwas besseren Hilfspunkte für Taylor zustande. Mit Katie Taylor lieferte sich Gülsüm Tatar dann in den folgenden Jahren eine Reihe von heißen Gefechten, die im Endergebnis ausgeglichen endeten. Bei der Weltmeisterschaft im September 2005 in Podolsk kam Gülsüm Tatar zu Siegen über Hanan Abdelmonem, Ägypten, Ashley Barnett aus den Vereinigten Staaten und Mitchell Martinez aus den Philippinen. Im Endkampf musste sie sich der Russin Tatjana Tschalaja nach Punkten geschlagen geben und wurde damit Vize-Weltmeisterin.

Bei der Meisterschaft der Europäischen Union im Juni 2006 in Porto Torres/Sardinien gelang Gülsüm Tatar im Leichtgewicht ein Punktsieg über Katie Taylor (24:13). Danach bezwang sie auch noch Sandra Brugger aus der Schweiz und Anna Kasprzak und belegte deshalb bei dieser Meisterschaft den 1. Platz. Drei Monate später unterlag sie bei der Europameisterschaft in Warschau gegen Katie Taylor im Halbfinale nach Punkten (15:18) und erreichte deshalb wieder "nur" eine Bronzemedaille. Bei der Weltmeisterschaft 2006 in New Delhi konnte sie verletzungsbedingt nicht antreten.

Im Jahre 2007 setzten sich die Duelle zwischen Gülsüm Tatar und Katie Taylor, die 2006 Weltmeisterin im Leichtgewicht geworden war, fort. Beim Ahmet-Comert-Turnier in Istanbul im Mai 2007 siegte Güslüm Tatar über Katie Taylor im Endkampf nach Punkten (16:13), während sie im August 2007 bei Witch-Cup in Pecs/Ungarn im Halbfinale gegen Katie Taylor nach Punkten (5:10) verlor. Eine Enttäuschung erlebte Gülsüm Tatar dann bei der Europameisterschaft 2007 in Vejle/Dänemark, denn sie unterlag dort im Viertelfinale gegen Jana Sawjalowa aus der Ukraine nach Punkten (6:10) und kam deshalb nur auf den 9. Platz. Etwas schadlos konnte sie sich für dieses schlechte Abschneiden dann im Dezember 2007 bei der Meisterschaft der Europäischen Union in Lille halten, denn sie gewann diese Meisterschaft mit Siegen über King Siwa aus Polen und Eveline Coolens aus Belgien.

Im März 2008 verlor Gülsüm Tatar bei einem internationalen Turnier in Stupino/Russland im Leichtgewicht wieder gegen Katie Taylor nach Punkten (5:16). Danach gelang ihr zwar im Leichtgewicht ein Turniersieg beim Ahmet-Comert-Turnier, wo sie u.a. Cindy Orain aus Frankreich und Dong Cheng aus China besiegte, aber im Juli 2008 unterlag sie beim Ladies-Nikolajew-City-Cup im Leichtgewicht völlig überraschend gegen die Polin Sandra Kruk nach Punkten (2:3). Diese Niederlage nahm sie zum Anlass, künftig nicht mehr in das Leichtgewicht abzutrainieren, sondern eine Gewichtsklasse höher, im Halbweltergewicht, zu starten. Eine Maßnahme, die sich sofort bezahlt machte, denn sie wurde danach in dieser Gewichtsklasse in Liverpool mit Siegen über Janina Bonordon aus Deutschland und Kinga Siwa EU-Meisterin. Im September 2008 schlug sie beim Witch-Cup in Pecs Klara Svensson aus Schweden, Katie Dunn aus Kanada und Timea Nagy aus Ungarn und wurde Turniersiegerin. Bei der Weltmeisterschaft im November 2008 in Ningbo/China setzte sie allem die Krone auf, denn sie wurde im Halbweltergewicht mit Punktsiegen über Saida Tschasenowa aus Kasachstan (7:5), Ri Hya Hwa, Nordkorea (6:0), Ma Jianxia, China (4:3) und Ljubow Lopatina aus Russland (11:0) erstmals Weltmeisterin.

Im Jahre 2009 war Gülsüm Tatar nicht so oft am Start wie in den vorhergehenden Jahren. Beim wichtigsten Wettkampf des Jahres, der Europameisterschaft in Nikolajew/Ukraine war sie aber dabei und gewann dort im Halbweltergewicht mit Siegen über Gry Espersen, Dänemark, Natasha Jonas, England, Wera Slugina, Russland und Farida el-Hadati aus Frankreich nach 2004 zum zweiten Mal einen Europameistertitel.

Auch 2010 blieb sie erfolgreich. Im August dieses Jahres gewann sie in Keszthely/Ungarn mit Siegen über Alanna Murphy aus Irland, Christina Athanasopoulou aus Griechenland und Chantelle Cameron aus England wieder bei der EU-Meisterschaft und im September holte sie sich in Bridgeport/Barbados im Halbweltergewicht zum zweiten Mal den Weltmeistertitel. Sie besiegte dabei Alanna Murphy (21:4), Saida Tschasenowa (17:10), Klara Svensson (7:3) und Wera Slugina (13:1) jeweils nach Punkten.

Im Jahre 2012 in London wird das Frauenboxen in den Gewichtsklassen Fliegen-, Leicht- und Mittelgewicht erstmals olympisch sein. Gülsüm Tatar wird mit Sicherheit dort an den Start gehen wollen. Dazu muss sie allerdings wieder in das Leichtgewicht abtrainieren.

Internationale Erfolge

Jahr Platz Wettbewerb Gewichtsklasse Ergebnis
2003 2. Ahmet-Comert-Turnier in Istanbul Leicht nach Punktniederlage im Finale gegen Meryem Zeybek, Türkei (9:10)
2004 1. Ahmet-Comert-Turnier in Istanbul Leicht nach Punktsieg im Finale über Julia Nemzowa, Russland (21:8)
2004 1. EM in Riccione/Italien Leicht vor Eva Wahlström, Schweden, Anna Kasprzak, Polen u. Juli Nemzowa
2005 1. Ahmet-Comert-Turnier in Istanbul Leicht nach Punktsieg im Finale über Caroline Barry, USA
2005 3. EM in Tønsberg/Norwegen Leicht nach Abbruchsieg i.d. 2. Runde über Beata Szabo, Ungarn u. Punktniederlage im Halbfinale gegen Katie Taylor, Irland (12:12+)
2005 2. WM in Podolsk/Russland Leicht nach Punktsieg über Hanan Abdelmonem, Ägypten, Abbruchsieg i.d. 1. Runde über Ashley Barnett, USA u. Punktsieg über Mitchell Martinez, Philippinen (42:26) sowie Punktniederlage gegen Tatjana Tschalaja, Russland (24:49)
2006 1. EU-Meisterschaft in Porto Torres/Sardinien Leicht nach Punktsiegen über Katie Taylor, Irland (24:13), Sandra Brugger, Schweiz (31:15) u. Anna Kasprzak
2006 3. EM in Warschau Leicht nach Punktsieg über Jana Sawjalowa, Ukraine (5:0) u. Punktniederlage gegen Katie Taylor (15:18)
2007 1. Ahmet-Comert-Turnier in Istanbul Leicht nach Abbruchsieg i.d. 2. Runde über Marlene Nielsen, Dänemark u. Punktsieg über Katie Taylor (16:13)
2007 3. Witch-Cup in Pecs/Ungarn Leicht nach Punktsieg über Gry Espersen, Dänemark u. Punktniederlage gegen Katie Taylor (5:11)
2007 9. EM in Vejle/Dänemark Leicht nach Punktniederlage im Achtelfinale gegen Jana Sawjalowa (6:10)
2007 1. EU-Meisterschaft in Lille Leicht nach Punktsieg über Kinga Siwa, Polen (10:5) u. Eveline Coolens, Belgien
2008 9. Intern. Turnier in Stupino/Russland Leicht nach Punktniederlage im Achtelfinale gegen Katie Taylor (5:16)
2008 1. Ahmet-Comert-Turnier in Istanbul Leicht nach Abbruchsiegen i.d. 2. Runde über Anastasia Cousins, England und i.d. 3. Runde über Cindy Orain, Frankreich u. einem Punktsieg über Dong Cheng, China (15.7)
2008 5. Ladies-Nikolajew-City-Cup Leicht nach Punktniederlage im Viertelfinale gegen Sandra Kruk, Polen (2:3)
2008 1. EU-Meisterschaft in Liverpool Halbwelter nach Punktsiegen über Janina Bonordon, Deutschland (9:1) u. Kinga Siwa (9:0)
2008 1. Witch-Cup in Pecs/Ungarn Halbwelter nach Punktsieg über Klara Svensson, Schweden (12:3), Abbruchsieg i.d. 1. Runde über Katie Dunn, Kanada u. Punktsieg über Timea Nagy, Ungarn (14:4)
2008 1. WM in Ningbo/China Halbwelter nach Punktsiegen über Saida Tschasenowa, Kasachstan (7:5), Ri Hya Hwa, Nordkorea (6.0), Ma Jianxia, China (4:3) u. Ljubow Lopatina Russland (11:0)
2009 1. EM in Nikolajew/Ukraine Halbwelter nach Punktsiegen über Gry Espersen (11:1), Natasha Jonas, England (6:4), Wera Slugina, Russland (7:2) u. Farida el-Hadati, Frankreich (6:2)
2010 1. Pokal des Türk. Premierministers in Ankara Halbwelter nach Punktsiegen über Jessica Bouquet, Australien (9:0), Olivia Luczak, Polen (8:0), Swetlana Tertschina, Ukraine u. Saida Tschasenowa (3:0)
2010 1. EU-Meisterschaft in Keszthely/Ungarn Halbwelter nach Punktsiegen über Alanna Murphy, Irland (4:0), Christina Athanasopolou, Griechenland (6:0) u. Chantelle Cameron, England (4:0)
2010 1. WM in Bridgeport/Barbados Halbwelter nach Punktsiegen über Alanna Murphy (21:4), Saida Tschasenowa (17:10), Klara Svensson (7:3) u. Wera Slugina (13:1)

Erläuterungen

  • WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft
  • EU = Europäische Union
  • Leichtgewicht, bis 60 kg, Halbweltergewicht, bis 2008 bis 63,5 kg, seit 2009 bis 64 kg Körpergewicht

Quellen

  • Fachzeitschrift Box Sport
  • Website "www.amateur-boxing.strefa.pl"

Weblinks


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