- HD Schrader
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HD Schrader (* 1945 in Bad Klosterlausnitz), eigentlich Hans-Dieter Schrader, ist ein deutscher bildender Künstler. Er ist insbesondere für seine sogenannten Cubecracks bekannt, die der konkreten Kunst zugerechnet werden können.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Schrader wurde 1945 in Bad Klosterlausnitz, Thüringen, geboren. Er studierte 1965 bis 1969 an der damaligen Werkkunstschule Hamburg, u.a. konstruktives Gestalten bei Max Hermann Mahlmann. Eine erste Einzelausstellung hatte Schrader 1969 in der Galerie des Städtebauministeriums, Bonn, mit seiner ersten Werkgruppe „Quadratreihungen“: Zeichnungen und Reliefbilder aus Plexiglas. Im folgenden Jahr schlossen sich sogenannte „Kubusreihungen“ mit Objekten, Acrylbildern, Zeichnungen und Siebdrucken an. 1972 zählte Schrader zu den Mitbegründern der Künstlergruppe internationaler arbeitskreis für konstruktive gestaltung (IAFKG)[1] in Antwerpen, zu der u.a. die Künstler Ewerdt Hilgemann, Richard Paul Lohse, Marcello Morandini oder François Morellet gehörten. Bis 1986 nahm er an sechs Symposien des Arbeitskreises IAFKG in verschiedenen europäischen Ländern teil. Größere Aufmerksamkeit erfuhr Schrader 1973 mit der Arbeit Kugel im Kubus, für die Schrader - auf einen offenen Wettbewerb für Hamburger Künstler hin - von der Stadt Hamburg beauftragt wurde und die vor dem Hamburger Kunstverein ihren Platz fand. 1974 nimmt Schrader an der X. Biennale Internationale d‘Art Menton, Frankreich, teil.
Seit 1986 hat Schrader eine Professur für Typografie an der Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Design, inne. Schrader wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, so etwa 1990 mit dem Preis Kultur Aktuell in Schleswig-Holstein für die Bürgerinitiative zur Erhaltung der Skulptur „Kubus-Balance“ oder 1991 mit dem Landesschaupreis Schleswig-Holstein. Im Auftrag der Landesregierung in Kiel stellte Schrader die Installation „Kubuskoog“ im deutschen Pavillon der EXPO 2000 in Hannover. 2005 wird Schrader zum chinesisch-deutschem Malersymposion in Wuyishan, China, eingeladen. Im Jahr darauf ist er Mitglied der internationalen Jury für den Olympic Landscape Sculpture Contest in Peking, China.
Schrader lebt und arbeitet in Hamburg und Osterhever.
Einzelausstellungen (Auswahl)
Zu den mit «K» gekennzeichneten Ausstellungen erschien ein Katalog.
- 1969 Galerie im Städtebauministerium, Bad Godesberg
- 1974 Galerij Vecu, Antwerpen [mit Pierre de Poortere]
- 1975 Galerie Szepan, Gelsenkirchen [mit Pierre de Poortere]; Galerie Beckmann, Hamburg; Galleria Beniamino, San Remo [mit Pierre de Poortere]
- 1976 Galleria Dei Mille, Bergamo [mit Pierre de Poortere]
- 1979 Galleria de la Plaza, Varese [mit Pierre de Poortere]
- 1983 Standpunkte - Hamburger KunsthalleK
- 1992 Museum am Ostwall, Dortmund; Wilhelm-Hack-Museum LudwigshafenK
- 1994 Museum Modern Art, HünfeldK
- 1995/1996 Cubecracks - Städtische Galerie des Emschertalmuseums, Herne, Flottmann-Hallen, Herne und große Stahlskulpturen „Cubecracks“ im Stadtraum von Herne / Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt / Museum für Kunst und Kulturgeschichte (Katharinenkirche) der Hansestadt Lübeck und Burgkloster, LübeckK
- 1998/1999/2000 Kunstraum Kubus - Richard-Haizmann-Museum, Niebüll / Stadtgalerie Brunsbüttel / Stadtgalerie Kiel / Städtisches Museum, Gelsenkirchen / Museen im Kulturzentrum, RendsburgK
- 2000 Cubes and Trees - Schloss Agathenburg, Agathenburg; Deutscher Pavillon, EXPO 2000, Hannover (Innenhof)
- 2002 Kunstverein Schloss Plön
- 2003 Mönchehaus Museum GoslarK
- 2006 Contemporanea, Oberbillig/TrierK,[2]
- 2010 Woodwatchers and others - Ludwig Museum Koblenz, in Zusammenarbeit mit dem Today Art Museum in PekingK,[3]
Werk
Einen von Schraders Cubecracks mit seinen ungewöhnlichen, eckigen bis spitzen Formen nimmt man zunächst einmal als Fremdkörper wahr - sei es im städtischen Raum, sei es im Grünen. Die Signalfarbe Rot unterstreicht diese Wirkung noch. «Wie die Dinge gemacht sind, sieht man ihnen an, nicht jedoch, woraus sie sich herleiten,» schreibt Bernhard Holeczek.[4] So wie ein Cubecrack einerseits als ein autonomes skulpturales Zeichen gelesen werden kann, so begegnet er dem Betrachter andererseits als Botschafter einer fremden Welt, als Zeichen, dessen Bedeutung sich erst in Kenntnis des Werks Schraders erschließt. Tatsächlich verweisen Schraders Cubecracks auf ein rationales System: den Würfel beziehungsweise den Quader. Seit 1974 beschäftigt er sich in Zeichnungen, Bildern, Objekten, Installationen, Animationsfilmen und Skulpturen mit dem Thema „Kunstraum Kubus“[5]. Während jedoch Plastiken, z.B. aus Ton, unter der formenden Hand des Künstlers wachsen oder Skulpturen, z.B. aus Marmor, unter den Schlägen von Hammer und Meißel schrumpfen, bis ein Endzustand erreicht ist, entstehen Schraders Cubecracks grundlegend anders: er zerschneidet einen Quader, d.h. einen derart geformten Stahlhohlkörper, in Einzelteile. Den Quader, den Schrader für seine ersten Cubecracks, die er 1995/1996 in den Städten Herne, Ingolstadt und Lübeck ausstellte, verwendete, kann man sich dabei so vorstellen, als wären drei 2,50m-Kuben aufeinander gestapelt worden. Schrader zerschnitt diesen Quader in zwölf Teile: sechs knallrote Cubecracks verteilte Schrader jeweils über die Stadt, die sechs anderen wurden im Museum ausgestellt. Dem Betrachter präsentierten sie sich in ihrer Unterschiedlichkeit und je eigenen Dynamik und unmittelbaren zeichenhaften Präsenz. Doch bald schon wurde der Betrachter gewahr, dass es sich hier um Teile eines Ganzen handeln muss, das - obschon physisch nicht mehr existent - in jedem Teil gegenwärtig ist: «Das Weggelassene bestimmt selbstverständlich jedes Stück,» so Schrader.[6]
In der konstruktiv-konkreten Kunst, in deren Denken Schraders Werk gründet, unterwirft sich der Künstler beim Entwurf eines Kunstwerks einem vorgegebenen Regelsystem - bei Schraders Cubecracks entspräche das etwa der Vorgabe, die einzelnen Arbeiten aus dem systematischen Prozess des Zerschneidens einer Quaderoberfläche hervorgehen zu lassen. Die Werkgruppe der Cubecracks illustriert eindringlich, dass die daraus resultierende Formensprache zwar rational begründet, aber nicht durch bloße Deduktion entwickelbar ist. Denn die einzelnen Cubecracks ergeben sich nicht zufällig: vielmehr setzt der Künstler seine Schnitte so, dass für ihn interessante Formen entstehen; sie sind das Ergebnis subjektiver Entscheidungen[7] beziehungsweise des künstlerischen Instinkts[8]. Die Stahlkörper bleiben mithin nicht nur Teilformen eines Ganzen, sondern entwickeln ein je eigenes ästhetisches Gewicht und eine eigene Zeichenhaftigkeit.[9]
Schraders Kunst kann schwerlich durch ein einzelnes Element oder ein einzelnes Werk definiert werden. Tatsächlich waren beispielsweise für die Werkgruppe Viereck und Viereck Zeichnungsserien, die jeweils zwei fallende Würfel - repräsentiert durch zwei Vierecke - variieren, der Ausgangspunkt. «Die Dynamik ist deshalb nicht die Expression der Form, sondern ein Prozess der Umgestaltung.» (Andrzej Turowski)[10] Bemerkenswerterweise wurden schon die Varianten dieser Serie im Rahmen der Ausstellung Kunststraße Rhön 1986 an verschiedenen Orten (Hünfeld, Hofbieber und Hilders in Osthessen) platziert.
Ab 1999 entstand die Werkgruppe der Elastic cubes. Sie sind allesamt aus acht Vierkantstahl-Elementen zusammengesetzt, die genügen, um das Gerüst eines Würfels vor den Augen des Betrachters entstehen zu lassen. An den acht Würfelecken sind je zwei Vierkantstähle vermittels einer Achse miteinander verbunden - wie Gelenke eines Skeletts. Dadurch, dass vier der eigentlich zwölf Kanten eines Würfels fehlen, kann das Kantengerüst nun verzogen, d.h. verwinkelt werden. Jeder einzelne Elastic Cube entwickelt dabei eine ihm eigene, individuelle Physiognomie, ja geradezu eine eigene Gestik. «Als „Figur“ lassen sie ihre Konstruktion fast vergessen, jedenfalls in den Hintergrund treten.» (Knut Nievers)[11] Die Wirkung der Elastic Cubes beschreibt Klaus Reeh folgendermaßen: «Atmosphäre ist letztlich HD Schraders Stil und er schafft sie, einem Architekten nicht unähnlich, durch Plastiken, die weit in den sie umgebenden Raum ausstrahlen. Und mit seinen Elastic Cubes ist es HD Schrader gelungen, eine besonders ästhetische Atmosphäre mit in ihrer Minimalität kaum zu unterbietenden Mitteln und im Zuge eines durch seine Einfachheit überraschenden Prozesses zu schaffen.»[12]
2000 entstand die Werkgruppe Cubes and trees, die zuerst im Park von Schloss Agathenburg jahreszeitbezogen installiert wurde. Die Würfel und Quader sind hierbei als bloße Kantengerüste aus Holz oder Aluminium konzipiert. Dies gestattet einen Durchblick durch die Form und reduziert die Materialität. Dabei transformieren die leuchtend roten Kuben Orte in der Natur, die zuvor ohne besonderen Belang waren, zu Schauplätzen einer spannungsreichen, ja geradezu poetischen Begegnung zwischen gewachsener Naturform hier und geometrisch-entrückter Reinheit und Klarheit dort.
Arbeiten in öffentlichen Sammlungen (Auswahl)
- Sprengel Museum Hannover
- Hamburger Kunsthalle
- Stedelijk Museum Schiedam, Schiedam
- Städtische Kunstsammlung, Gelsenkirchen
- Museo Umbro Apollonio, S. Martino, Padova
- Kemi Minicipal Taidemuseio, Finnland
- Kunstverein exakte Tendenzen, Schloß Buchberg, Österreich
- Museum Okregowe, Chelm, Polen
- Sammlung der Stadt Zagreb, Jugoslawien
- Museum für moderne Kunst, Hünfeld
- Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig
- Museum für Konkrete Kunst, Sammlung Vitt, Ingolstadt
- Musee des Arts, Cholet, Frankreich
- Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
- Sammlung des Emschertalmuseums, Herne
- Museum am Ostwall, Dortmund
- Mönchehausmuseum für moderne Kunst, Goslar
- Kunsthalle Kiel
- Eugen Gomringer Sammlung, Kunsthaus Rehau
- Sammlung der Stadt Zagreb, Jugoslawien
- Stadtgalerie Brunsbüttel, Brunsbüttel
Werke im öffentlichen Raum (Auswahl)
- 1973 Kugel im Kubus, Stahl, Vorplatz des Hamburger Kunstvereins, Kunsthaus, Hamburg (bis 1990), seit 1994 vor dem Helms-Museum, Hamburg-Harburg, aufgestellt
- 1977 Cube in cube, Edelstahl, Hamburg
- 1978-80 Gestaltung eines Schulwegs, weiße, rote und schwarze Pflastersteine, ein Würfelskelett aus schwarz-rot lackiertem Stahl, Kurt-Tucholsky-Gymnasium, Hamburg
- 1981 Steinspirale, Granit, Gymnasium Osdorf, Hamburg
- 1985 Viereck und Viereck, Stadtpark Hünfeld.
- 1986 Viereck und Viereck, Kunststation Kleinsassen; Viereck und Viereck, Stahl, Skulpturenpark vor dem Landesmuseum in Schloss Gottorf, Schleswig
- 1987 Viereck und Viereck, Stadtpark Nortorf
- 1994 Viereck und Viereck, Stahl, Ingolstadt
- 1996 Kubuskoog, Holz, alter Hafen im Gebiet des Vorderdeiches, Brunsbüttel; Cubecrack Nr. 1-6, Stahl, Herne; Cubecrack Nr. 4+5, Stahl, Lübeck
- 2000 Elastic Cube, Kunstmuseum Gelsenkirchen[13]
- 2003 Kubushochzeit, Stahl, Fachhochschule Hof; Strömungen, Edelstahl, Schifffahrtsamt, Rostock; Cubecrack 2, Stahl, Schenkung Schenning-Stiftung, Bergbaumuseum Rammelsberg, Goslar („Goslar-Skulptur“ des Jahres 2003)
- 2005 Kubushochzeit, Stahl, Stormarner Kreisverwaltung, Bad Oldesloe
- 2006 Cubecrack Nr. 8, Stahl, Contemporanea, Oberbillig/Trier
- 2007 Kubushochzeit, Stahl, Völklingen
Literaturhinweis
- HD Schrader - Kunstraum Kubus. Katalog zur Ausstellung im Richard-Haizmann-Museum, Niebüll, 1998, in der Stadtgalerie Brunsbüttel, 1999, der Stadtgalerie Kiel, 1999, im Städtischen Museum, Gelsenkirchen, 1999, sowie in den Museen im Kulturzentrum, Rendsburg, 2000. Hrsg. Richard-Haizmann-Museum, Niebüll, 1998
- HD Schrader - Cubecracks. Katalog zur Ausstellung in der Städtischen Galerie des Emschertalmuseums, Herne, 1995, im Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt, 1996, sowie im Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, 1996. Hrsg. Emschertalmuseum, Herne, 1995
- HD Schrader: Cubecracks. Katalog zur Ausstellung im Lichtwark Forum in der DG Hyp, Hamburg. Hrsg. Deutsche Genossenschaft-Hypothekenbank AG, 2003. (Mit Texten von Lothar Romain und Doris von Drathen)
Einzelnachweise
- ↑ internationaler arbeitskreis für konstruktive gestaltung
- ↑ Ausstellung HD Schrader - großangelegte Retrospektive in der Galerie Contemporanea, Oberbillig (2006)
- ↑ HD SCHRADER - Woodwatchers and others. Ludwig Museum, Koblenz, 12. Dezember 2010 bis 6. Februar 2011
- ↑ Bernhard Holeczek. In: HD Schrader - Bilder aus dem Kubusraum. Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, 1992, S. 7
- ↑ Vgl. Jörg Hemker, Hans D. Schrader: Kunstraum Kubus (1998)
- ↑ HD Schrader, Unveröffentlichtes Gespräch, 28. September 1997. Zitiert nach Doris von Drathen: Wenn das Unsichtbare greifbar wird. In: HD Schrader: Cubecracks. DG Hyp, Hamburg, 2003
- ↑ Lothar Romain: Das Ganze ist nicht seine Teile und seine Teile nicht das Ganze. In: HD Schrader: Cubecracks. DG Hyp, Hamburg, 2003
- ↑ Doris von Drathen: Wenn das Unsichtbare greifbar wird. In: HD Schrader: Cubecracks. DG Hyp, Hamburg, 2003
- ↑ Lothar Romain: Das Ganze ist nicht seine Teile und seine Teile nicht das Ganze. In: HD Schrader: Cubecracks. DG Hyp, Hamburg, 2003
- ↑ Andrzej Turowski: HD Schrader. In: Kunststraße Rhön, Katalog zur Ausstellung Kunstsommer Kleinsassen 1986 in der Kunststation Kleinsassen in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis für systematisch konstruktive Kunst und der Volkshochschule des Landkreises Fulda, Hrsg. Volkshochschule des Landkreises Fulda, S. 11
- ↑ Knut Nievers: Über Elastizität als Kategorie des Plastischen, besonders bei konstruktiv-konkreter Skulptur und Plastik. In: Jörg Hemker, Hans D. Schrader: Kunstraum Kubus, S. 73
- ↑ Klaus Reeh: Betrachtungen zum Elastic Cube von HD Schrader. In: HD SCHRADER - CONTEMPORANEUM, Katalog zur Ausstellung im Contemporanea Galerie für moderne Kunst, Oberbillig, 2006, Hrsg. Hildegard Reeh
- ↑ HD Schrader, Elastic Cube, 2000 - Kunstmuseum Gelsenkirchen
Weblinks
Commons: HD Schrader – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizielle Webseite des Künstlers
- HD SCHRADER - CONTEMPORANEUM - Katalog zur Ausstellung im Contemporanea Galerie für moderne Kunst, Oberbillig, 2006, Hrsg. Hildegard Reeh
- 10 Fragen an HD Schrader beim Deutsch-Chinesischen Kulturnetz
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