Hans Krüger (Polarforscher)

Hans Krüger (Polarforscher)

Hans Kurt Erich Krüger (* 1886 in Lissa; † 1930 bei der Ellesmere-Insel oder der Axel-Heiberg-Insel [1]) war ein deutscher Geologe und Polarforscher.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten Jena und Göttingen reiste Krüger nach Deutsch-Südwestafrika, wo er im Bergbau arbeitete. Nach dem Ersten Weltkrieg blieb er bis 1923 als Minenexperte in Südafrika und kehrte dann nach Deutschland zurück, wo er an der Technischen Hochschule Darmstadt Vorlesungen in Geologie besuchte und im Sommer 1924 als Assistent am Geologischen und Mineralogischen Institut angestellt wurde. Er plante eine Arktis-Expedition, um durch geologische Untersuchungen und Lotungen zu beweisen, dass es nördlich der kanadischen arktischen Inselgebiete kein Land mehr gäbe. Beeinflusst vom kanadischen Polarforscher und Ernährungswissenschaftler Vilhjálmur Stefánsson, mit dem er korrespondierte, wollte er dabei vorwiegend von der Jagd leben und auf die Mitnahme von Lebensmitteln weitgehend verzichten. Mit Fritz Klute unternahm er 1925 eine Vorexpedition nach Westgrönland, die 1. Hessische Grönlandexpedition, um Arktiserfahrungen zu sammeln. Anschließend promovierte er mit einer Arbeit über die Geologie der Diskobucht.

Die eigentliche Expedition, die 2. Hessische Grönlandexpedition, begann 1929. Nach einer Überwinterung in Neqe am Robertson-Fjord in Nordwestgrönland brach Krüger am 19. März 1930 gemeinsam mit dem dänischen Übersetzer Åge Rose Bjare, dem Inuit-Führer Akqioq und fünfzehn Schlittenhunden von der Halbinsel Bache auf der Ellesmere-Insel nach Westen auf. Ein Versorgungsteam begleitete sie noch bis zum Eureka-Sund und kehrte dann um. Die Expedition ist seitdem verschollen. Die Royal Canadian Mounted Police, die auf der Bache-Halbinsel einen Posten unterhielt, startete im Frühjahr 1931 die erste Suchexpedition, der 1932 eine weitere mit acht Teams und insgesamt 124 Schlittenhunden folgte.[2] Letztlich blieben aber alle von Kanada und Dänemark in Auftrag gegebenen Suchexpeditionen ohne Erfolg. Bis 1957 wurden drei schriftliche Nachrichten Krügers gefunden. Demnach wandte sich die Expedition zunächst nach Norden entlang der Ost- und dann nach Westen entlang der Nordküste der Axel-Heiberg-Insel und erreichte am 5. Mai 1930 die Meighen-Insel. Die dort gefundene Nachricht gibt als nächstes Ziel die Insel Amund Ringnes an. Danach verlor sich zunächst jede Spur. Erst 1999 wurden in der Nähe des Südwestkaps der Axel-Heiberg-Insel die Reste einer Holzkiste mit Gesteinsproben und Gegenständen gefunden, die Krüger zuzuordnen sind. Darunter befanden sich ein Theodolit der Firma Max Hildebrandt, ein Taschenkompass, ein schwerer Benzinkanister, eine ungeöffnete Konservendose, eine emaillierte Tasse und ein Teller. In der Nähe fand man ein Stück Unterwäsche mit einem deutschen Markenschild. Es wird vermutet,[3] dass an diesem Punkt bereits ein Expeditionsmitglied gestorben war und schwere und nicht benötigte Gegenstände hier deponiert wurden, um den Schlitten zu entlasten.

Schriften

  • Hans Krüger: Zur Geologie von Westgrönland, besonders der Umgebung der Disko-Bucht und des Umanak-Fjordes. In: Medd. om Grønl. 74, 1928, S. 97–136.
  • Fritz Klute und Hans Krüger: Die Hessische Grönlandexpedition 1925. In: Petermanns Mitt. 72, 1926, S. 105–111.
  • Hans Krüger: Recent Geological Research in the Arctis. In: Amer. J. Sci. 5, 1929, S. 50–62.

Literatur

  • Arnulf Scholz: Krüger-Polar-Expedition verschollen. In: Darmstädter Tagblatt. (Artikel online auf den Seiten des Alfred-Wegener-Instituts).
  • Frank Berger: Frankfurt und der Nordpol. Forscher und Entdecker im ewigen Eis. In: Jan Gerchow (Hrsg.): Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main. 26, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2007, ISBN 978-3-86568-285-7.
  • Randall Brooks, John England, Arthur Dyke und James Savelle: Krüger’s Final Camp in Arctic Canada?. In: Arctic. 57, Nr. 2, 2004, S. 225–232 (englisch, Artikel online, abgerufen am 8. Januar 2010).
  • Robert W. Park und Douglas R. Stenton: A Hans Krüger Arctic Expedition Cache on Axel Heiberg Island, Nunavut. In: Arctic. 60, Nr. 1, 2007, S. 1–6 (englisch, Artikel online, abgerufen am 28. Februar 2010).
  • Kurt Hassert: Die Polarforschung. Geschichte der Entdeckungsreisen zum Nord- und Südpol. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1956, S. 85.

Einzelnachweise

  1. Cornelia Lüdecke: Zum 100. Geburtstag von Max Grotewahl (1894–1958), Gründer des Archivs für Polarforschung. In: Polarforschung. 65, Nr. 2., 1997, S. 99 (Online).
  2. Peter Schledermann: The Muskox Patrol: High Arctic Sovereignty Revisited. In: Arctic. 56, Nr. 1, 2003, S. 101–109 (englisch, Artikel online, abgerufen am 2. März 2010).
  3. Park und Stenton, 2007

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hans Krüger — ist der Name folgender Personen: Hans Krüger (1884–1933), deutscher Politiker (SPD) Hans Krüger (1884–1945), deutscher Verwaltungsjurist (SPD) Hans Krüger (Polarforscher) (1886−1930), deutscher Polarforscher Hans Krüger (CDU) (1902–1971),… …   Deutsch Wikipedia

  • Krüger — ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Das Wort kommt aus dem Niederdeutschen und bezeichnet einen Gastwirt, der einen Krug betreibt. Varianten Zum Familiennamen Krüger gibt es die alternative Schreibweisen Crüger, Kruger und… …   Deutsch Wikipedia

  • 1928 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 19. Jahrhundert | 20. Jahrhundert | 21. Jahrhundert   ◄ | 1890er | 1900er | 1910er | 1920er | 1930er | 1940er | 1950er | ► ◄◄ | ◄ | 1924 | 1925 | 1926 | 1927 |… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Suizidenten — Diese Liste sammelt in der Wikipedia mit einem Artikel vertretene Personen, die ihr Leben durch Selbsttötung (Suizid) beendeten. Die Liste ist aufsteigend nach dem Jahr des Todes geordnet, innerhalb desselben Jahres alphabetisch.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Suizidenten — Die Liste von Suizidenten ist eine Liste bekannter Personen, die ihr Leben durch Selbsttötung (Suizid) beendeten. Die Liste ist aufsteigend nach dem Jahr des Todes geordnet, innerhalb desselben Jahres alphabetisch. Inhaltsverzeichnis 1 Altertum 2 …   Deutsch Wikipedia

  • 1934 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 19. Jahrhundert | 20. Jahrhundert | 21. Jahrhundert   ◄ | 1900er | 1910er | 1920er | 1930er | 1940er | 1950er | 1960er | ► ◄◄ | ◄ | 1930 | 1931 | 1932 | 1933 |… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Du — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • 1951 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 19. Jahrhundert | 20. Jahrhundert | 21. Jahrhundert   ◄ | 1920er | 1930er | 1940er | 1950er | 1960er | 1970er | 1980er | ► ◄◄ | ◄ | 1947 | 1948 | 1949 | 1950 |… …   Deutsch Wikipedia

  • 1904 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 19. Jahrhundert | 20. Jahrhundert | 21. Jahrhundert   ◄ | 1870er | 1880er | 1890er | 1900er | 1910er | 1920er | 1930er | ► ◄◄ | ◄ | 1900 | 1901 | 1902 | 1903 |… …   Deutsch Wikipedia

  • 10. Oktober — Der 10. Oktober ist der 283. Tag des Gregorianischen Kalenders (der 284. in Schaltjahren), somit bleiben 82 Tage bis zum Jahresende. Historische Jahrestage September · Oktober · November 1 2 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”