Hebe Charlotte Kohlbrugge

Hebe Charlotte Kohlbrugge

Hebe Charlotte Kohlbrugge (* 8. April 1914 in Utrecht) ist eine niederländische Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime, reformierte Theologin, ökumenische Person und Friedensaktivistin.[1]

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und Interessen

Als religiös und gesellschaftliche interessierte Person ging Kohlbrugge im März 1936 nach ihrem Gymnasium-Abschluss ins Deutsche Reich, um sich dort vom Nationalsozialismus eine Meinung zu bilden. In Berlin kam sie in Kontakt mit der Kirchengemeinde von Martin Niemöller und lernte die Bekennende Kirche (BK) kennen. Weil das nicht erwünscht war, wurde sie verhaftet und entkam nur mit knapper Mühe ihrer Einweisung in das KZ Ravensbrück. 1939 ging sie nach Basel, um bei Karl Barth Theologie zu studieren. Als der Zweite Weltkrieg begann, konnte sie ihr Studium nicht fortführen und kehrte in die Niederlande zurück. Durch ihr politisches Engagement fand sie mit Unterstützung der Bekennenden Kirche Zugang zur Widerstandsbewegung.

Tätigkeit im Widerstand

Kohlbrugge ergriff die Initiative und baute eine Verbindungslinie auf, mit der Mikrofilme mit Informationen, die von der Widerstandsbewegung gesammelt wurden, in die Schweiz ausgeschleust wurden (die sogenannte „Schweizerische Linie“). Der Endpunkt dieser Linie war der in Genf lebende Sekretär des Weltkirchenrates Dr. Willem Adolf Visser 't Hooft. In diesem Spionage-Komplott arbeitete sie zusammen mit Junker Six, dem Leiter des Ordnungsdienstes, einer Abteilung der nationalen Streitkräfte.

Schließlich wurde sie 1944 festgenommen und von Kamp Vught ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert, wo sie unter erbärmlichen Umständen überlebte.

Nachkriegstätigkeiten und Anerkennung

Aufgrund ihrer Verdienste wurde sie 1947 gebeten, dazu beizutragen, die Hassgefühle der Niederländer gegenüber den Deutschen abzubauen. Beizeiten richtete sie ihr Augenmerk auf Ostdeutschland und die anderen osteuropäischen Länder. Sie beschäftigte sich vor allem mit den Kirchen Osteuropas. Sie schmuggelte Bibeln in kommunistisch orientierte Länder, z.B. nach Ungarn, in die Tschechoslowakei und nach Rumänien. Ab 1963 sorgte sie dafür, dass niederländische Theologiestudenten in Osteuropa studieren konnten. Sie interessierte sich für die Arbeit der internationalen Christlichen Friedenskonferenz (CFK) und nahm an den ersten beiden Allchristlichen Friedensversammlungen 1961 und 1964 in Prag teil, wobei sie sich auch in ein Arbeitsgremium wählen ließ.

1975 erhielt sie den Joost-van-den-Vondel-Preis für ihren Einsatz zugunsten der niederländisch-deutschen Beziehungen. 1990 erhielt sie ein Ehrendoktorat der Karls-Universität Prag und 1995 ein Ehrendoktorat der Universität von Cluj-Napoca in Rumänien.

Ihre erste Publikation 2000 betraf das Sammeln und Redigieren von Essays ihrer im Jahr zuvor verstorbenen Schwester Hanna Kohlbrugge, die Professorin der iranischen Sprache und Literatur an der Universität Utrecht war. 2002 schrieb Kohlbrugge eine Autobiografie unter dem Titel „Zweimal zwei ist fünf“.

Für ihre Widerstandstätigkeit wurde ihr von der US-Regierung eine hohe Auszeichnung mit der Medaille „Für die Freiheit“ mit der Silberpalme verliehen.

Am 3. November 2009 beleuchtete der Evangelische Radiosender ihr Leben in dem Programmbeitrag „Das müsste dir mal passieren“. Dieser Beitrag beinhaltet eine dokumentarische Reise, welche die 95jährige u.a. nach Berlin und Ravensbrück unternimmt.

Werke

  • Twee keer twee is vijf, H. Kohlbrugge, Uitgevers Kok, ISBN 9043505196, 2002
  • De Islam aan de deur, op zoek naar een antwoord. Hanna Kohlbrugge, postuum bezorgd door Hebe Kohlbrugge, Uitgeverij Boekencentrum. ISBN 90-239-1142-3

Einzelnachweise

  1. Aus der niederländischen Wikipedia übersetzt von Christine van der Heide, geringfügig überarbeitet, ergänzt und editiert von BrThomas

Weblinks


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