Heinrich Fürst zu Fürstenberg

Heinrich Fürst zu Fürstenberg

Heinrich Fürst zu Fürstenberg (wirklicher Name: Heinrich Maximilian Egon Karl Prinz zu Fürstenberg; * 17. Juli 1950 auf Schloss Heiligenberg) ist ein deutscher Unternehmer. Er entstammt dem in Donaueschingen ansässigen Fürstenhaus Fürstenberg und ist der Sohn von Joachim Egon Fürst zu Fürstenberg (1923–2002) und Paula Maria Eusébia Júlia Gräfin von Königsegg-Aulendorf.

Im historisch-genealogischen Sinne tritt er seit dem Tod seines Vaters Joachim Egon Fürst zu Fürstenberg unter der seit der Weimarer Republik abgeschafften und nicht mehr vererbbaren Primogenitur-Adelsbezeichnung Fürst zu Fürstenberg auf. Nach einer amtlichen Melderegisterauskunft der Stadtverwaltung Donaueschingen lautet sein Name: Heinrich Maximilian Egon Karl Prinz zu Fürstenberg.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Fürstenberg legte in Wien die Matura ab und begann ein Studium der Volkswirtschaftslehre. Bevor er es abschloss, holte ihn sein Vater 1976 in die Familienbetriebe. Im selben Jahr heiratete er Maximiliane Prinzessin zu Windisch-Graetz.[1][2]

Unternehmer

Fürstenberg-Brauerei in Donaueschingen

Zum Unternehmen, das Heinrich Prinz zu Fürstenberg seit Anfang der 1990er Jahre leitet, gehören diverse Firmen und 20.000 Hektar Wald samt Ländereien in Österreich und Kanada. Damit ist die Familie einer der größten privaten Waldbesitzer in Deutschland. Das Vermögen des Fürstenhauses wird auf 700 Millionen Euro geschätzt.[3] Als Erbe baute Fürstenberg mit der Lignis GmbH & Co. KG ein Unternehmen zur Holzvermarktung von insgesamt 52.000 Hektar Wald auf, an dem auch andere bedeutende ehemalige Fürstenhäuser beteiligt sind. Verluste in der Forstwirtschaft zwangen die Familie, der man in den 1990er Jahren einen verschwenderischen Lebensstil attestierte,[4] zu Verkäufen. Es wurden dabei der bekannte Weinkeller und Kulturgüter abgestoßen. 2004 musste Fürstenberg ein Herzstück der Familienfirmen, die Fürstlich Fürstenbergische Brauerei, verkaufen. Vor dieser Veräußerung vermutete DER SPIEGEL 1993, dass 1500 Bedienstete jährlich rund 250 Millionen DM für das Fürstenhaus erwirtschafteten.[4]

In einem 2006 publizierten Interview gab Heinrich Prinz zu Fürstenberg Auskunft über die Beweggründe seiner umstrittenen Verkäufe. Die Kunstsammlungen bezeichnete er als „sozusagen nicht liquide Mittel, die dafür gedacht waren, dass, wenn's mal nicht so gut läuft, man die vielleicht liquidieren kann, um dadurch den wirtschaftlichen Betrieben eine bisschen eine Stütze zu geben“.[5] Die Brauerei sei nicht mehr allein lebensfähig gewesen. Als Unternehmensschwerpunkt benannte er den Forstbau, „der weiterhin der Hauptgeschäftszweig bleiben“ solle. Von kleineren Abschwüngen wolle man sich nicht beeindrucken lassen.[6]

Familie

Heinrich Prinz zu Fürstenberg ist seit dem 11. November 1976 mit Maximiliane Prinzessin zu Windisch-Graetz (geboren am 16. November 1952 in Triest) verheiratet. Sie engagiert sich sozial unter anderem für MS-Kranke[7] und ist die Gründerin der als eingetragener Verein agierenden IMSED-Stiftung für MS-Kranke[8] und erste Trägerin des AMSEL-Förderkreis Ursula-Späth-Preises.

Beim Erbe übersprang der Vater Joachim Egon den Erstgeborenen und übertrug den Besitz – offiziell aus steuerlichen Gründen – auf den ältesten von Heinrichs beiden Söhnen, Christian Joachim Maximilian.[9]

Öffentliche Wahrnehmung

Heinrich Prinz zu Fürstenberg ist Schirmherr bei den Donaueschinger Musiktagen und Patronatsherr der katholischen Stadtkirche St. Johann in Donaueschingen, für deren Sanierung er sich besonders engagiert. Außerdem ist er Ritter des römisch-katholischen Malteserordens.

Auf Kritik stieß die Fortsetzung der, von Joachim Egon Prinz zu Fürstenberg begonnenen,[4] Abstoßung wesentlicher Teile der traditionellen fürstlichen Sammlungen. 1994 wurden die Inkunabeln der Hofbibliothek Donaueschingen bei Sotheby’s versteigert. Ab 1999 wurden die Drucke der Hofbibliothek, einschließlich der Bibliothek Joseph von Laßbergs, bis auf einen kleinen Restbestand der vom fürstlichen Archiv verwaltet wird, veräußert. Im Jahr 1993 war die wertvolle Handschriftensammlung an das Land Baden-Württemberg verkauft worden, 2001 folgte auch die Donaueschinger Nibelungenhandschrift C. Die berühmten altdeutschen Meister der Donaueschinger Sammlungen, unter anderem Werke des Meisters von Meßkirch, verkaufte Fürstenberg 2003 an den Unternehmer Reinhold Würth, die Graue Passion von Hans Holbein d. Ä. an die Staatsgalerie Stuttgart.[3][10]

Donaueschinger Schloss

Im Jahr 2003 zog das Ehepaar Fürstenberg wieder in das Donaueschinger Schloss ein. Seitdem kam es wiederholt zu Konflikten, insbesondere um die Nutzung des Schlossparks und den Zugang zur Donauquelle. „Heinrich Fürst zu Fürstenberg hat es in Donaueschingen nach dem Tode seines hoch angesehenen, volksnahen und lebenslustigen Vaters Joachim („Fürst Joki“) geschafft, in der 21.500-Einwohner-Stadt in Rekordgeschwindigkeit unbeliebter zu werden, als es je ein Potentat vor ihm war“, urteilte die Stuttgarter Zeitung im April 2006.[11][12]

Zur Verstimmung zwischen den Bürgern und der früher für ihr Mäzenatentum bekannten Adelsfamilie trug auch bei, dass Fürstenberg die finanzielle Kulturförderung nicht weiterführen wollte.[13][14] Das Haus Fürstenberg zog sich auch aus dem von ihm gegründeten Internationalen Reitturnier[15] zurück. Bis dahin waren Stadt und Fürstenberg je zur Hälfte an der veranstaltenden Gesellschaft beteiligt. Die Mitwirkung der Fürstenbergs an der Veranstaltung reduzierte sich damit auf die Namenspatenschaft, die Auslobung des Ehrenpreises und die Ausrichtung eines abendlichen Empfangs.

Literatur

  • Timo John, Siegmund Kopitzki: Lust und Last der Tradition. Interviews mit [...] S. D. Heinrich Fürst zu Fürstenberg und S. D. Christian Fürst zu Fürstenberg [...]. In: Adel im Wandel. Oberschwaben von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Band 2, Ostfildern 2006, ISBN 978-3-7995-0216-0, S. 831-849, hier S. 837-842

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Familie. In: WELT ONLINE. 29. März 2006, abgerufen am 12. Januar 2010.
  2. Frank van Bebber: Schnee von gestern. In: FOCUS Nr. 17. 2. April 2006, abgerufen am 12. Januar 2010.
  3. a b Christian von Hiller: Unternehmeradel in schweren Zeiten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 233. 6. Oktober 2004, S. 18, abgerufen am 12. Januar 2010.
  4. a b c Jockis Apostel. In: DER SPIEGEL 3/1993. 25. September 2005, S. 64–65, abgerufen am 12. Januar 2010 (PDF, 241 KiB).
  5. John/Kopitzki, S. 838.
  6. John/Kopitzki, S. 840.
  7. Dagmar von Taube: Ich bin eine Freundin, nicht die Fürstin. In: WELT ONLINE. 22. Dezember 2002, abgerufen am 12. Januar 2010.
  8. Interessengemeinschaft Multiple Sklerose Erkrankter Donaueschingen e.V. (IMSED). Abgerufen am 12. Januar 2010.
  9. Wolfgang Messner: Der ungeliebte Fürst. Fürst Heinrich zu Fürstenberg, der ehemalige Brauereibesitzer. In: Stuttgarter Zeitung. 9. Oktober 2004.
  10. Peter Dittmar: Königliche Hoheit lassen versilbern. In: WELT ONLINE. 25. September 2005, abgerufen am 12. Januar 2010.
  11. Wolfgang Messner: Der Tradition und der Lebenslust verpflichtet. Heinrich Fürst zu Fürstenberg, Hochadeliger auf Abwegen. In: Stuttgarter Zeitung. 8. April 2006.
  12. Zur Sicht Fürstenbergs siehe John/Kopitzki.
  13. Jagdszenen im fürstlichen Schlosspark zu Donaueschingen. In: Stuttgarter Zeitung – Stadtausgabe, Nr. 134. 14. Juni 2007, S. 10, abgerufen am 12. Januar 2010 (PDF, 86 KiB).
  14. Ein Wunsch-Konzert an Fürstenberg. In: Südkurier Nr. 125 /DNE. 31. Mai 2008, S. 10, abgerufen am 12. Januar 2010.
  15. Internationales S.D. Fürst Joachim zu Fürstenberg-Gedächtnisturnier Donaueschingen. Abgerufen am 12. Januar 2010.

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