- Hellmuth Weiss
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Franz Robert Hellmuth Weiss (* 10. Oktoberjul./ 23. Oktober 1900greg. in Reval (heute Tallinn); † 10. April 1992 in Marburg) war ein Politiker der deutschen Minderheit in Estland, Präsident der Estländischen Deutschen Kulturverwaltung und zeitweise Abgeordneter im Rahvuskogu.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung und Beruf
Hellmuth Weiss stammte aus einer alter Revaler Familie und war der Sohn des Buchhändlers und Ältermanns der Großen Gilde Robert Weiss. Seine Mutter stammte aus Memel. Hellmuth Weiss besuchte die Domschule zu Reval. Im Herbst 1918 studierte er Geschichte, Geographie und Germanistik an der unter deutscher Besatzung wiedereröffneteten Universität Dorpat. 1918-1920 nahm er am Estnischen Freiheitskrieg als Freiwilliger des Baltenregiments teil. 1920-1921 setzte er seine Studien in Greifswald und 1921-1925 in Tübingen fort. Das Studium schloss er 1925 mit Promotion ab. Ab 1927 war Weiss Leiter der Bibliotheken der Estländischen Literarischen Gesellschaft und der Estländischen Deutschen Kulturverwaltung in Tallinn. 1936 wurde er Vizepräsisdent der Estländischen Literarischen Gesellschaft und 1931 Leiter des Kulturamts. 1933 wurde er Vizepräsident und 1939 Präsident der Estländischen Deutschen Kulturverwaltung.
Politik
Hellmuth Weiss wurde 1937 als Vertreter der Kulturverwaltungen der deutschen und jüdischen Minderheiten in die zweite Kammer (Riiginõukogu) der estnischen Nationalversammlung (Rahvuskogu) berufen. Als führender Repräsentant der deutschen Volksgruppe war er 1939/1940 maßgeblich an den Verhandlungen über die Umsiedlung der Deutschen aus Estland beteiligt. Im Rahmen des Hitler-Stalin-Paktes war der Sowjetunion die Besetzung Estlands zugestanden worden. Die Deutschen wurden ins Reich umgesiedelt.
Nach der Durchführung der Umsiedlung war Hellmuth Weiss ab 1940 Sachverständiger der deutschen Delegation bei den Verhandlungen mit der estnischen Regierung über die Kulturgüterausfuhr. Im Januar 1941 wurde er Gebietsbevollmächtigter für die Nachumsiedlung zurückgebliebener Deutscher in Estland.
Zeit des Nationalsozialismus
Am 21. März 1940 erhielt er in Posen die deutsche Staatsangehörigkeit durch Einbürgerung. Am 10. Mai 1941 beantragte Weiss den Beitritt in die NSDAP und wurde zum 1. Januar 1942 Mitglied Nr. 8 727 555. Nach dem Angriff auf die Sowjetunion wurde das Baltikum 1941 von deutschen Truppen besetzt. Hellmuth Weiss kehrte nach Tallinn zurück und wurde dort von 1941 bis 1944 Leiter der Kulturpolitischen Abteilung im Generalkommissariat Ostland. 1944 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und leistete bis 1945 Kriegsdienst. Danach war er für kurze Zeit in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.
Nachkriegszeit
Nach seiner Entlassung arbeitete er zwei Jahre als Dolmetscher in Potsdam, musste dann aber aus der SBZ in den Westen flüchten. Ab 1950 lebte er in Marburg. Dort wirkte er von 1952 bis 1959 als Leiter der Bibliothek des J.G. Herder-Instituts und von 1959 bis 1965 als dessen Direktor. Zudem war er von 1959 bis 1970 geschäftsführendes Vorstandsmitglied und 1974 bis 1975 Vizepräsident des J.G. Herder-Forschungsrates in Marburg.
Werke
Hellmuth Weiss ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen historischen und bibliographischen Inhalts und Herausgeber von Zeitschriften und Forschungsreihen, z.B. der Marburger Ostforschungen (1960-1969).
Literatur
- Mads Ole Balling: Von Reval bis Bukarest - Statistisch-Biographisches Handbuch der Parlamentarier der deutschen Minderheiten in Ostmittel und Südosteuropa 1919-1945, Band 1, 2. Auflage. Kopenhagen 1991, ISBN 87-983829-3-4, S. 121.
Weblinks
- Literatur von und über Hellmuth Weiss im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lebenslauf auf der Homepage der Universitätsbibliothek Tartu (estnisch), gesichtet 11. August 2010
- Publikationen von und über Hellmuth Weiss bei Litdok Ostmitteleuropa / Herder-Institut (Marburg)
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