Herbert Fox

Herbert Fox
Herbert Fox als Corpsstudent 1923/24

Herbert W. Fox (* 28. Juli 1903 in Berlin; † 26. Juli 1993 in Essen) war ein deutscher Bergingenieur und Wirtschaftsführer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fox studierte Bergbau an den Technischen Hochschulen in Berlin und Halle. Am 15. Dezember 1926 bestand er in Berlin die Diplomhauptprüfung als Bergingenieur mit sehr gut.

Einen Teil seiner Referendarzeit verbrachte er am Oberbergamt Halle. 1930 zum Bergassessor ernannt, kehrte er Anfang der 1930er dorthin zurück und überarbeitete das Handbuch des deutschen Braunkohlebergbaus, nämlich den Abschnitt Preußischer Staats-Bergbau im Wandel der Zeiten. Danach ging er als Feldinspektor[1] des Kaliwerks Bleicherode. 1934 wurde er Betriebsdirektor des Kali- und Salzwerks Staßfurt und einer nahe gelegenen Braunkohlengrube.

Soldat

1934 meldete er sich zu Übungen bei der größer werdenden Reichswehr. Mit seinem Flak-Regiment nahm er am 1. Oktober 1938 am Einmarsch in das Sudetenland teil, das durch das Münchner Abkommen an das Reich abgetreten worden war. Im Juni 1939 wurde er als Wachtmeister und Reserveoffizieranwärter zur „Sommerübung 1939“, der getarnten Mobilmachung, einberufen. Als Soldat nahm er am Polenfeldzug teil und wurde zum Leutnant d. R. befördert. Als das Regiment in der Pfalz zum Angriff gegen Frankreich bereitgestellt worden war, wurde er für den Bergbau freigestellt und aus der Wehrmacht entlassen.

Oberschlesien

Nach dem „Sieg im Westen“ wurde Fox von der Preussag mit einem Gutachten beauftragt, das die Lage und kriegswirtschaftliche Bedeutung der Kaliwerke im Elsass einschätzen sollte. Nach seiner Abgabe wurde Fox überraschend zum Direktor der größten Steinkohlengrube in Oberschlesien (bei Hindenburg) mit einer Belegschaft von 10.000 Mann ernannt.

Oberitalien

Als Anfang 1945 der Angriff der Roten Armee auf das oberschlesische Industriegebiet bevorstand, schickte Fox seine Frau mit den Kindern nach Staßfurt zu den Eltern, blieb aber selbst im Werk. Als die sowjetischen Truppen vor der Nachbarstadt Gleiwitz standen, verlegten die deutschen Werksleitungen nach dem Westen. Wieder bei der Familie in Staßfurt, wurde er als Sonderbeauftragter für den Kohlebergbau in Oberitalien beim deutschen Befehlshaber abkommandiert. Dort im April 1945 wieder als Offizier eingesetzt, geriet er Anfang Mai in Kriegsgefangenschaft, aus der er bereits im Herbst „zugunsten der deutschen Landwirtschaft“ nach Goslar entlassen wurde. Dort kannte er eine Verbindungsstelle der Preussag und dorthin holte er seine Familie.

Für seinen Einsatz im Krieg, besonders in Oberschlesien, wurde er mit dem Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern II. und I. Klasse ausgezeichnet.

Preussag und Wintershall

Ende 1945 wurde er durch den British Field Security Service entnazifiziert und für alle Positionen im deutschen Bergbau freigegeben. Seit Anfang 1946 wieder im Bergbau tätig, berief ihn die Preussag als Direktor des Gesamtbergamtes Obernkirchen/Grafschaft Schaumburg.

Am 1. Januar 1953 trat er in den Vorstand der Wintershall AG in Kassel ein. Am 31. Dezember 1968 wurde er pensioniert. DIE WELT würdigte ihn als einen der bedeutendsten Wirtschaftsführer der Bundesrepublik Deutschland. Der Bundespräsident verlieh ihm 1971 das Große Verdienstkreuz des Bundesverdienstordens.

Ehrenämter

Fox war Vorstand der Hannoverschen Knappschaft, später Zweiter Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Knappschaften (der Sozialversicherung für Bergleute) und Vorstandsmitglied der Bergbau-Berufsgenossenschaft. Von 1963 bis 1971 war er Richter am Bundessozialgericht (davon zwei Jahre im Großen Senat) und saß über fünf Jahre in den Beiräten der Philipps-Universität Marburg, der TU Clausthal und der TU Berlin. Er war Vorsitzender, später Ehrenvorsitzender des Reifensteiner Verbandes (Landfrauenschulen) und Mitglied des Großen Senats vom Christlichen Jugenddorfwerk.

Familie

Im Juli 1938 hatte Fox Ursula Bittkow, Tochter eines Rechtsanwalts in Staßfurt, geheiratet. Die Hochzeitsreise musste wegen der deutsch-tschechischen Krise abgebrochen werden. Die dafür versprochene Weltreise war erst dreißig Jahre später möglich. Dem Ehepaar wurden zwei Söhne und eine Tochter geboren. Der zweite Sohn starb in den ersten Lebenstagen.

Nach seinem Ausscheiden bei der Wintershall zog Fox 1969 mit seiner Familie von Kassel nach München-Straubing, ein Jahr später ins Tessin. 1987 erlitt das Ehepaar einen schweren Unfall und war monatelang in Krankenhäusern; aber auch nach einem Schlaganfall von Fox blieben beide lebensfroh und zuversichtlich. Unerwartet starb Fox zwei Tage vor seinem 90. Geburtstag.

Corps

Seinen Corps Marchia Berlin (1923) und Palaiomarchia (WS 1923/24) blieb Fox lebenslang verbunden.[2] Das Corps Masovia verlieh ihm 1960 das Band.[3][4]

Einzelnachweise

  1. Feldinspektor war eine neue Bezeichnung für untere Führungskräfte der Bergbaugesellschaften
  2. Kösener Corpslisten 1930, 5, 616; 61, 427
  3. Verzeichnis sämtlicher Mitglieder des Corps Masovia, Potsdam 2006
  4. G. Niewerth: Nachruf auf Herbert Fox. In: Corpszeitung der Altmärker-Masuren. Band 90, Kiel 1993, S. 123–127

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Herbert (Family Guy) — Herbert Family Guy character Herbert with his walker First appearance To Love and Die in Dixie …   Wikipedia

  • Herbert Morrison (Politiker) — Herbert Stanley Morrison (* 3. Januar 1888 in London[1]; † 6. März 1965 in Sidcup), Baron Morrison of Lambeth, war ein britischer Politiker der Labour Party. Von 1929 bis 1931 war er Transport , von 1940 bis 1945 Versorgungs , dann Munitions und… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Schnädelbach — Herbert Schnädelbach, 2007 Herbert Schnädelbach (* 6. August 1936 in Altenburg, Thüringen) ist ein deutscher Philosoph. Er war Professor für Philosophie an der Humboldt Universität zu Berlin und Präsident der Allgemeinen Gesellschaft für… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Stanley Morrison — (* 3. Januar 1888 in London[1]; † 6. März 1965 in Sidcup), Baron Morrison of Lambeth, war ein britischer Politiker der Labour Party. Von 1929 bis 1931 war er Transport , von 1940 bis 1945 Versorgungs , dann Munitions und Sicherheitsminister, 1945 …   Deutsch Wikipedia

  • Fox Film Corporation — ist der Name einer ehemaligen US amerikanischen Filmproduktionsgesellschaft. Das Unternehmen wurde 1915 gegründet und ging 1935 in der 20th Century Fox auf. Geschichte Die Fox Film Corporation wurde 1915 von William Fox, einem Pionier der… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert and Dorothy Vogel — Herbert Vogel (born 1922) and Dorothy Vogel (born 1935) are American art collectors. Herbert Vogel was the son of a Russian Jewish garment worker from Harlem.[1] He never finished high school and worked as a clerk for the United States Postal… …   Wikipedia

  • Herbert Selpin — (* 29. Mai 1902 oder 1904 in Berlin; † 1. August 1942 ebenda) war ein deutscher Filmregisseur und Drehbuchautor. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Filmografie 3 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Mundin — (1898 – 1939) was an English born Hollywood character actor. He was frequently typecast in films as older cheeky eccentrics, a type helped by his jowelled features and cheerful Cockney disposition.He was born Herbert Thomas Mundin in St Helens,… …   Wikipedia

  • Herbert Hadley — Herbert Spencer Hadley (* 20. Februar 1872 in Olathe, Kansas; † 1. Dezember 1927 in St. Louis, Missouri) war ein US amerikanischer Politiker (Republikanische Partei) und von 1909 bis 1913 der 32. Gouverneur von Missouri. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Ross — (* 13. Mai 1927 in Brooklyn, USA; † 9. Oktober 2001 in New York City, USA) war ein US amerikanischer Choreograf und Filmregisseur. Ross begann seine Karriere als Tänzer und Choreograf, was ihn in seiner Regiearbeit besonders zu den Verfilmungen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”