- Homosexualität in der Vatikanstadt
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Die gesetzlichen Regelungen zur Homosexualität in der Vatikanstadt orientieren sich am italienischen Strafrecht in der Fassung von 1929, also zum Gründungszeitpunkt des souveränen Staates Vatikanstadt.
Inhaltsverzeichnis
Rechtslage
In der Vatikanstadt gibt es keine Strafgesetze gegen homosexuelle Handlungen. Das Schutzalter im Vatikan beträgt 14 Jahre, siehe dazu auch Schutzalter in der Vatikanstadt. Einen gesetzlichen Schutz gegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung gibt es nicht.
Eine rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften oder gleichgeschlechtlichen Ehe besteht staatlicherseits nicht.[1]
Ausländische Diplomaten, die beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden sollen und in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft leben,[2] werden ebenso wie Geschiedene[3] zurückgewiesen.
Religiöse Einstellung der Bevölkerung
Die offizielle religiöse Haltung der römisch-katholischen Kirche und des Heiligen Stuhls unterscheidet zwischen mehreren Arten der Homosexualität.
„Tiefsitzende homosexuelle Tendenzen“ sind nach dieser Ansicht eine nicht selbst gewählte Veranlagung die „objektiv ungeordnet“ ist und keiner wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit entspringt, aber für sich selbst keine Sünde ist.[4] Des Weiteren würden die Betroffenen keine affektive Reife besitzen und seien zur Keuschheit aufgerufen. Die Kirche schätzt dadurch die Empfindung vieler Lesben und Schwulen so ein, dass es für sie oft eine Prüfung darstelle, deren daraus sich ergebende Schwierigkeiten mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen seien. Homosexuellen Menschen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen.[5][6]
„Homosexuelle Handlungen“ dagegen, welche – im Widerspruch zur Mehrheit der psychologischen Fachwelt – manchmal auch Ausdruck eines vorübergehenden Problems wie zum Beispiel einer noch nicht abgeschlossenen Adoleszenz entstehen, werden als schwere Sünde (Todsünde) gesehen, die „in sich nicht in Ordnung“, „in sich unsittlich“ sind und einen „Verstoß gegen das natürliche Gesetz“ darstellen.[5][6]
Dies geschieht in einem Zusammenhang, in dem alle sexuellen Handlungen, die nicht zumindest ihrer Natur nach zu einer Zeugung führen können, ebenso wie nicht in der Ehe stattfindende, als Sünde angesehen werden. Im Fall von heterosexuellem Verkehr, bei dem einer oder beide Partner unfruchtbar sind (auch aus Altersgründen), wird eine theoretische Zeugungsmöglichkeit gesehen, solange keine künstliche Verhütungsmethoden benutzt werden, jedoch nicht bei gleichgeschlechtlichen Partnern.
Gesellschaftliche Situation und gegenwärtige Ereignisse
Am 13. Januar 1998 zündete sich der schwule italienische Schriftsteller Alfredo Ormando auf dem Petersplatz – der zum Territorium des Vatikan gehört – an, um gegen die Haltung der römisch-katholischen Kirche gegenüber Homosexualität zu protestieren. Einige Tage später verstarb er an seinen Brandverletzungen.
In der Vatikanstadt gibt es keine Einrichtungen, die homosexuelle Menschen als Zielklientel haben. Aufgrund des Keuschheitsgebotes an homosexuelle Menschen und des Zölibates des römisch-katholischen Klerus ist das Anbahnen von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften oder Geschlechtsverkehr nur außerhalb des Staatsgebietes in der den Vatikanstadt umgebenden Stadt Rom sowie anderen Großstädten Italiens ratsam.[7][8]
Literatur
- Helmut Graupner: Sexualität, Jugendschutz und Menschenrechte. Verlag Peter Lang, Frankfurt/Berlin/Bern/New York/Paris/Wien 1997, ISBN 3-631-31790-5. (Band 2, Seiten 700ff)
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Rechtskomitee Lambda: Rechtsvergleich, Stand: 29. August 2005
- ↑ pinknews.co.uk: Vatican blocks appointment of gay diplomat, 2. Oktober 2008
- ↑ Wikinews: Vatican accepts Juan Pablo Cafiero as Argentine Ambassador, 28. September 2008 (englisch)
- ↑ Rheinische Post: Offener Brief Schwule Priester protestieren gegen Vatikan, 14. Dezember 2005
- ↑ a b Vatikan: Katechismus der Katholischen Kirche 2357-2359, Stand: 11. Oktober 1992
- ↑ a b Kongregation für die katholische Erziehung: Instruktion über Kriterien zur Berufungsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesterseminar und zu den Heiligen Weihen, 4. November 2005, auf HuK.org
- ↑ Der Spiegel:Katholische Kirche ist größte transnationale Schwulenorganisation, 25. November 2005
- ↑ ZDF: Homosexuell in der Kirche, 11. Oktober 2009
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