Immediatuntersuchungskommission

Immediatuntersuchungskommission

Im Rahmen der Preußischen Heeresreform nach den Niederlagen Preußens im Vierten Koalitionskrieg 1806/07 und dem Frieden von Tilsit wurde das Verhalten aller Offiziere während des Feldzuges von der so genannten Immediatkommission zur Untersuchung der Kapitulationen und sonstigen Ereignisse des letzten Krieges untersucht.

General Anton Wilhelm von L’Estocq, Mitglied der Kommission

Inhaltsverzeichnis

Untersuchungsgegenstände

Untersuchungen fanden unter anderem statt bei den Kapitulationen

  • der Festung Erfurt in der Nacht vom 15. zum 16. Oktober 1806
  • der Festung Spandau am 25. Oktober 1806
  • des Majors v. Löschebrandt mit dem Regiment Gensdarmes am 27. Oktober 1806 bei Wichmannsdorf
  • des Generals d. Infanterie Fürst zu Hohenlohe-Ingelfingen mit dem Rest der in der Schlacht bei Jena und Auerstedt geschlagenen Armee (etwa 12.000 Mann) am 28. Oktober 1806 bei Prenzlau
  • der Obersten v. Hagen und v. Poser mit 5 Bataillonen und 5 Kürassier-Regimentern am 29. Oktober 1806 bei Pasewalk
  • der Festung Stettin am 29. Oktober 1806
  • der Generale v. Bila I und II mit 2 Bataillonen, 1 Kompanie und kleineren Detachements am 30. Oktober 1806 bei Anklam
  • des Majors v. Höpfner mit mehreren Geschützen und Trainkolonnen am 30. Oktober 1806 bei Boldekow
  • des Majors v. Schmude mit einem Detachement von 170 Pferden am 1. November 1806 bei Wahren
  • der Festung Küstrin am 1.November 1806
  • des Oberstleutnants v. Prittwitz mit der Bagage der Hohenloheschen Armee am 2. November 1806 bei Wolgast
  • des Generalmajors v. Usedom mit dem Rest seines Husaren-Regiments am 5. November 1806 bei Wismar
  • der Majors v. Ende und v. Szerdahelly mit 4 Eskadrons und Teilen einer reitenden Batterie am 6. November 1806 bei Krempersdorf
  • des Generalleutnants Gebhard Leberecht von Blücher mit den Resten von 8 Infanterie-Regimentern, 6 Grenadier- und 8 Füsilier-Bataillonen, 6 Jäger-Kompanien, 4 Kavallerie-Regimentern und versprengter Kavallerie und Artillerie (im Ganzen ca. 9.000 Mann) am 7. November 1806 bei Ratekau
  • des Majors v. Schwedern mit 1 Bataillon am 8. November 1806 bei Travemünde
  • der Festung Magdeburg am 8. November 1806
  • des Generalmajors v. Pelet mit 200 Pferden und einer halben Batterie am 12. November 1806 bei Lüneburg
  • der Festung Hameln am 20. November 1806
  • der Festung Glogau am 3. Dezember 1806
  • der Festung Schweidnitz am 16. Februar 1807
  • der Festung Danzig am 25. Mai 1807 und
  • der Festung Neiße am 1. Juni 1807.

Untersuchungskommission

Die Kommission trat auf Befehl König Friedrich Wilhelms III. vom 27. November 1807 am 6. Dezember 1807 zusammen und arbeitete bis 1812. Auf niedrigeren Ebenen wurden einzelne Offiziere von Regimentstribunalen beurteilt.

Ergebnisse

Aufgrund der Arbeit der Kommission wurden zahlreiche Offiziere entlassen, z. T. unehrenhaft. In mehreren Fällen wurden auch Kriegsgerichtsverfahren angestrengt; die Urteile lauteten teilweise auf Festungshaft - im Falle des Kommandanten von Küstrin Obersten v. Ingersleben und des Kommandanten von Magdeburg Generals der Infanterie v. Kleist auf die Todesstrafe. Oberst v. Ingersleben wurde in Abwesenheit verurteilt und starb im Ausland, General v. Kleist war bereits vor dem Verfahren verstorben.

Literatur

  • Großer Generalstab (Hrsg.):1806 - Das Preußische Offizierkorps und die Untersuchung der Kriegsereignisse, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1906

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