- Jakob Ettlinger
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Jakob Ettlinger (* 17. März 1798 in Karlsruhe; † 7. Dezember 1871 in Altona) war ein Talmudgelehrter und streng orthodoxer Rabbiner, der als Lehrer von Samson Raphael Hirsch und Esriel Hildesheimer zum Wegbereiter der Neoorthodoxie wurde. Nach seinem Talmud-Kommentar wird er auch Aruch LaNer (hebräisch ערוך לנר) genannt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jakob Jokew Ettlinger (hebr. יעקב יוקב בן אהרן אטלינגר) wuchs als Sohn des Klausrabbiners Aron Mayer Ettlinger und seiner Frau Rachel geb. Ettlinger in Karlsruhe auf. Er wurde Schüler des badischen Oberlandesrabbiners Ascher Löw-Wallerstein und studierte 1816 bis 1819 an der Jeschiwa in Würzburg bei Abraham Bing sowie parallel, als einer der ersten Juden, an der dortigen Universität[1]. Bei seinem Lehrer Bing entwickelte Jakob Ettlinger zusammen mit Isaak Bernays das Konzept des „Tora im derech eretz“ (תורה עם דרך ארץ), der Verbindung von Toratreue und säkularer Bildung.
Durch seine radikale Strenggläubigkeit im Widerspruch zum maßgebenden Oberrat der Israeliten Badens, kam Ettlinger zunächst nicht in einflussreiche Positionen. Ab 1823 leitete er ein Talmud-Lehrhaus in Karlsruhe, 1825 wurde er Primator an der Lemle-Moses-Klaus in Mannheim. Im August desselben Jahres heirateten Jakob Ettlinger und Nanette Gnendel Wormser, die Tochter des Karlsruher Gemeindevorstehers. Fünf Töchter gingen aus der Ehe hervor.
1827 wurde Rabbiner Ettlinger Bezirksrabbiner in Ladenburg. Nach weiteren Streitigkeiten mit reformorientierten Kollegen nahm er 1836 das Amt des Oberrabbiners für Altona, Wandsbek und Schleswig-Holstein an und entfaltete von Altona aus eine rege Tätigkeit für die Orthodoxie. So führte er 1844 den Protest von 144 Rabbinern gegen die Beschlüsse einer Versammlung reformwilliger Kollegen in Braunschweig an. Er gründete eine Talmud-Hochschule, ein Palästinawerk und im Jahr 1845 die erste gegen die Reformbestrebungen der Zeit eintretende Zeitschrift: Der treue Zions-Wächter: Organ zur Wahrung der Interessen des gesetzestreuen Judenthums.
Rabbiner Ettlingers Kommentar Aruch laNer über die Sechs Ordnungen (hebr. ש״ס, Shas) gehört heute zum talmudischen Kanon.
Wie seine bereits 1842 verstorbene Ehefrau ist Jakob Ettlinger auf dem Hamburger Friedhof Königstraße begraben.
Werke
- Bikkurei Yaakov, Altona, 1836 (über den Traktat Sukka)
- Aruch la-Ner, Altona, 1850 u.ö. (Novellen zum Talmud)
- Binyan Tziyon, Altona, 1868 u.ö. (Responsa und Predigten).
Literatur
- Carsten Wilke: Jakob Ettlinger. In: Jüdisches Leben in Baden 1809 bis 2009. 200 Jahre Oberrat der Israeliten Badens. Festschrift, Stuttgart : Thorbecke, 2009, S. 225f.
- Judith Bleich: Jacob Ettlinger, his Life and Works. The Emergence of Modern Orthodoxy in Germany, New York 1974.
- Anon.: Oberrabbiner Jakob Ettlinger. In: Der Israelit, 20. Dezember 1871, S. 940f.
Weblinks
- Artikel in Jewish Eye
- Grabinschrift (epidat)
- Jeannette Strauss Almstad / Matthias Wolfes: Jakob Ettlinger. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 20, Nordhausen 2002, ISBN 3-88309-091-3, Sp. 469–472.
Einzelnachweise
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