- Jan Quast (Boxer)
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Jan Quast (* 9. Januar 1970 in Rostock) ist ein ehemaliger deutscher Boxer und Gewinner einer Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1992 im Papiergewicht.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Jan Quast begann in Rostock als Jugendlicher mit dem Boxen. Nachdem er sein großes Talent bereits bei den Junioren unter Beweis gestellt hatte wurde er zum Armee-Sportklub (ASK) Vorwärts Frankfurt (Oder) delegiert. Der Rechtsausleger, der während seiner ganzen Karriere in den beiden leichtesten Gewichtsklassen Papier- bzw. Fliegengewicht kämpfte, hatte während seiner langen Laufbahn eine ganze Reihe von hervorragenden Trainern, von Günter Debert über Fritz Sdunek, Manfred Wolke, Günther Radowski, Andreas Otto, Hartmut Heye bis hin zu Karl-Heinz Krüger.
Die großen sportlichen Erfolge von Jan Quast begannen 1987, als er bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Havanna im Papiergewicht den 3. Platz belegte. Im Halbfinale musste er sich dabei dem Sowjetrussen Talgay Tusupow umstritten mit 2:3 Punktrichterstimmen geschlagen geben. Im gleichen Jahr belegte er bei der DDR-Meisterschaft der Senioren im Papiergewicht den 3. Platz hinter Mario Loch u. Jochen Födisch. Diesen Platz belegte er auch bei der DDR-Meisterschaft 1988, jedoch hinter Rico Kubat und Mario Loch.
1989 wurde er erstmals DDR-Meister im Papiergewicht mit einem Punktsieg im Finale über Jens Meukow (23:12). Bei der Europameisterschaft dieses Jahres in Athen reichte ihm im Papiergewicht nach einem Freilos ein Punktsieg über Erol Akcan aus der Türkei aus, um die Bronzemedaille zu gewinnen. Im Halbfinale verlor er gegen Ivailo Marinow aus Bulgarien mit 1:4 Punktrichterstimmen. Bei der Weltmeisterschaft 1989 in Moskau verlor er nach einem Punktsieg über Leopoldo Serrantos, Philippinen (33:16) im Viertelfinale gegen Kim Dok Nom aus Nordkorea (18:25) und platzierte sich damit auf dem 5. Platz.
Als sich um die Jahreswende 1989/1990 die deutsche Wiedervereinigung abzeichnete, war Jan Quast einer der ersten Spitzenboxer der DDR, der zu einem bundesdeutschen Boxverein wechselte. Er startete ab 1990 zuerst für den BSK 27 Ahlen und wenig später für den TSV Bayer 04 Leverkusen. Das ermöglichte ihm schon 1990 den Start bei der deutschen Meisterschaft, wo er sich im Papiergewicht mit einem Abbruch-Sieg i.d. 1. Runde über Harald Joos gleich den Titel sicherte. Er startete dann beim Welt Cup in Bombay schon für die Bundesrepublik Deutschland und erreichte dort im Papiergewicht mit einem Punktsieg über Dpomenic Figlionenei aus Kanada u. einer Punktniederlage gegen Dhamendar Yadav aus Indien den 5. Platz.
Am 7. Dezember 1990 kämpfte Jan Quast in Bochum im sog. Vereinigungs-Länderkampf gegen die DDR für den DABV. Er besiegte dabei den Vertreter des DBV Jens Meukow aus Schwerin im Papiergewicht nach Punkten. Nach diesem Ländervergleich wurden beide Box-Verbände vereinigt.
1991 gewann Jan Quast den deutschen Meistertitel im Fliegengewicht mit einem Punktsieg über Mario Loch aus Gera. Bei der Europameisterschaft 1991 in Göteborg und der Weltmeisterschaft 1991 in Sydney schied er aber im Papier- bzw. Fliegengewicht jeweils schon mit Niederlagen im Achtelfinale aus und landete beide Male auf dem 9. Platz.
Im Jahre 1992 qualifizierte sich Jan Quast mit einem Turniersieg beim Chemie-Pokal in Halle (Saale) für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Barcelona. Im Endkampf dieses Turniers bezwang er dabei Pal Lakatos aus Ungarn nach Punkten (14:3). In Barcelona stellte er sich dann in hervorragender Form vor. Er besiegte dort Mohamed Zbir aus Marokko (6:0), Pramuansak Phosuwan aus Thailand (11:2) u. Valentin Barbu aus Rumänien (15:7) nach Punkten, ehe er im Halbfinale gegen Daniel Petrow aus Bulgarien nach Punkten verlor (9:15). Der Gewinn der olympischen Bronzemedaille war aber ein großer Erfolg für ihn.
1993 startete Jan Quast bei der Europameisterschaft in Bursa im Papiergewicht. Er unterlag dabei im Viertelfinale gegen Eduard Gaifulin aus Russland knapp nach Punkten (4:5) und erreichte damit den 5. Platz. Nicht so gut erging es ihm bei der Weltmeisterschaft 1993 in Tampere, denn er traf dort im Achtelfinale auf seinen Angstgegner Daniel Petrow, gegen den er wieder nach Punkten verlor (9:12) und damit auf dem 9. Platz landete.
1994 wurde er wieder deutscher Meister im Papiergewicht. 1995 siegte er dann beim Chemie-Pokal in Halle (Saale) im Finale auch über Daniel Petrow nach Punkten (9:5) und sicherte sich damit den Turniersieg. Pech hatte er bei der Weltmeisterschaft 1995 in Berlin, denn er hatte dort eine sehr schwere Auslosung. Nach einem Punktsieg über den russischen Meister Ramil Chusnudtinow (11:6) traf er im Achtelfinale auf den Kubaner Juan Ramirez, dem er einen großen Kampf lieferte und bei Punktgleichstand von 9:9 nur durch die Hilfspunkte, die zugunsten von Ramirez sprachen, verlor. Er kam damit auf den 9. Platz.
1995 gewann er aber dann doch noch eine Medaille bei einer internationalen Meisterschaft. Nachdem er inzwischen Bundeswehr-Angehöriger geworden war, startete er bei der CISM-Militär-Weltmeisterschaft in Rom im Fliegengewicht und kam dort mit Siegen über Francesco D'Arcangelo aus Italien (9:2) und Ahmed al-Falaah aus Syrien in das Halbfinale, in dem er gegen Wladimir Sidorenko aus der Ukraine nach Punkten verlor und damit den 3. Platz belegte.
Die internationale Karriere von Jan Quast war damit aber immer noch nicht beendet. Er startete noch bei der Europameisterschaft 1996 in Veilje/Dänemark und bei der Weltmeisterschaft 1997 in Budapest, konnte sich aber bei beiden Veranstaltungen nicht mehr im Vorderfeld platzieren. In Veilje belegte er den 9. und in Budapest den 17. Platz. Für die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta konnte er sich nicht mehr qualifizieren.
Internationale Erfolge
Jahr Platz Wettbewerb Gewichtsklasse 1987 3. Junioren-WM in Havanna Papier mit Abbruch-Sieg i.d. 2. Runde über L. Kass, Ungarn, Punktsieg über Alexander Dinew, Bulgarien (4:1) u. Punktniederlage gegen Talgay Tusupow, UdSSR (2:3) 1989 1. TSC-Turnier in Berlin Papier nach Punktsieg im Finale über Orlando Asencio, Kuba 1989 2. Chemie-Pokal in Halle (Saale) Papier nach Punktniederlage im Finale gegen Emilio Paisan, Kuba 1989 3. EM in Athen Papier mit Punktsieg über Erol Akcan, Türkei (4:1) u. Punktniederlage gegen Iwailo Marinow, Bulgarien (1:4) 1989 5. WM in Moskau Papier mit Punktsieg über Leopoldo Serrantes, Philippinen (33:16) u. Punktniederlage gegen Kim Dok Nom, Nordkorea (18:25) 1990 5. Welt Cup in Bombay Papier mit Punktsieg über Dpomenic Figlioneni, Kanada (27:12) u. Punktniederlage gegen Dharmendar Yadav, Indien (7:11) 1991 3. TSC-Turnier in Berlin Fliegen mit Punktsieg über Jaroslaw Piasecki, Polen (39:15) u. Punktniederlage gegen István Kovács, Ungarn (20:23) 1991 9. EM in Göteborg Papier nach einer Punktniederlage gegen Nschan Munschjan, UdSSR (20:25) 1991 9. WM in Sydney Fliegen mit einem Punktsieg über Yacine Chikh, Algerien (15:10) u. einer Punktniederlage gegen Julian Strogow, Bulgarien (24:29) 1992 1. Chemie-Pokal (zgl. Olympia-Qualif.) in Halle (Saale) Papier mit Punktsieen über Panagiotis Tsamis, Griechenland (7:3), Yehuda Ben Haim, Israel (14:13) u. Pal Lakatos, Ungarn (14:3) 1992 Bronze OS in Barcelona Papier mit Punktsiegen über Mohamed Zbir, Marokko (6:0), Pramasuansak Phosuwan, Thailand (11:2) u. Valentin Barbu, Rumänien (15.7) u. einer Punktniederlage gegen Daniel Petrow, Bulgarien (9:15) 1993 1. Chemie-Pokal in Halle (Saale) Papier mit Punktsiegen über Andrzej Rzany, Polen (16:6) u. Roel Velasco, Philippinen (15:7) 1993 5. EM in Bursa Papier mit Punktsieg über Rafael Lorenzo, Spanien (7:2) u. Punktniederlage gegen Eduard Gaifulin, Russland (4:5) 1993 9. WM in Tampere Papier nach Punktniederlage gegen Daniel Petrow (9:12) 1995 1. Chemie-Pokal in Halle (Saale) Papier mit Punktsieg im Finale über Daniel Petrow (9:5) 1995 9. WM in Berlin Papier mit Punktsieg über Ramil Chusnudtinow, Russland (11:6) u. Punktniederlage gegen Juan Ramirez, Kuba (9:9+) 1995 3. CISM-Militär-WM in Rom Fliegen mit Punktsiegen über Francesco D'Arcangelo, Italien (9:2) u. Ahmed al-Falaah, Syrien (6:4) u. Punktniederlage gegen Wladimir Sidorenko, Ukraine 1996 1. Chemie-Pokal in Halle (Saale) Papier mit Punktsiegen über Daniel Zajaczkowski, Polen (7:1) u. Masibulete Makepula, Südafrika (10:3) 1996 9. EM in Veilje/Dänemark Papier nach Punktniederlage im Achtelfinale gegen Oleg Kirjukin, Ukraine )0:6) 1997 17. WM in Budapest Fliegen nach Punktniederlage geen Peter Balaz, Slowakei (9:10) DDR-Meisterschaften
Jahr Platz Gewichtsklasse 1987 3. Papier hinter Mario Loch u. Jochen Födisch 1988 3. Papier hinter Rico Kubat u. Mario Loch 1989 1. Papier mit Punktsieg im Finale über Jens Meukow (23:12) Deutsche Meisterschaften
Jahr Platz Gewichtsklasse 1990 1. Papier mit Abbruchsieg im Finale i.d. 1. Runde über Harald Joos 1991 1. Fliegen mit Punktsieg im Finale über Mario Loch 1992 2. Papier nach Punktniederlage im Finale gegen Rene Schultz 1994 1. Papier 1997 3. Fliegen nach Punktniederlage im Halbfinale gegen Werner Wude Länderkämpfe
Jahr Ort Begegnung Gewichtsklasse Ergebnis 1987 Rostock DDR gegen BRD Papier Abbruchsieg i.d. 1. Runde über Uwe Krane 1989 Dundee Schottland gegen DDR Papier Punktsieg über P. Weir 1990 Bochum DABV gegen DBV Papier Punktsieg über Jens Meukow (Schwerin) 1991 Karlsruhe Deutschland gegen USA Papier Punktsieg über Albert Guardado 1991 Schwerin Deutschland gegen USA Papier Punktsieg über Albert Guardado 1992 West Palm Beach USA gegen Deutschland Papier Punktniederlage gegen Eric Griffin (Boxer) 1992 Fort Myers/Florida USA gegen Deutschland Papier Punktsieger über Bradley Martinez 1994 Bayreuth Deutschland gegen USA Papier Abbruch-Niederlage i.d. 3. Runde gegen Eric Morel 1996 New Orleans USA gegen Deutschland Papier Punktniederlage gegen Gerald Tucker (7:18) 1997 Sao Paulo Brasilien gegen Deutschland Fliegen Punktsieger über Antonio Cruz de Jesus (12:11) Anm.: OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft, Papiergewicht, bis 48 kg, Fliegengewicht, bis 51 kg Körpergewicht, DABV = Deutscher-Amateur-Box-Verband (Bundesrepublik Deutschland), DBV = Deutscher-Box-Verband (DDR)
Quellen
- Fachzeitschrift Box Sport
Kategorien:- Boxer (Deutschland)
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