Jean-Bloé Niestlé

Jean-Bloé Niestlé

Jean-Bloé Niestlé, eigentlich Jean Alfred Niestlé (* 16. August 1884 in Neuchâtel, Schweiz; † 2. Februar 1942 in Antony-sur-Seine, heute Paris) war ein Schweizer Tiermaler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Im Jahr 1903 begann Niestlé eine Studium der Malerei in Nürnberg, das er im folgenden Jahr in München fortsetzte. 1905 lernte er Franz Marc kennen und beeinflusste diesen in seinem Werk. Er regte ihn dazu an, die Vorliebe für Tiere derart umzusetzen, dass sie nicht als zoologische Darstellungen abzubilden seien, sondern der Künstler sölle sich in das Tier hineinversetzen und sein Wesen in der Malerei einfangen.[1] 1906 stellte er in der Münchner Secession aus. Ab 1910 lebte er wie Marc in Sindelsdorf[2]. 1911 nahm er an der ersten Ausstellung der Redaktionsgemeinschaft des Blauen Reiters in München teil, der sich nach künstlerischen Differenzen von der Neuen Künstlervereinigung München (N.K.V.M.) abgespalten hatte. Er stand ihr jedoch distanziert gegenüber, da er sich nicht mit den avantgardistischen Tendenzen der Gruppe identifizieren konnte und zog kurz nach der Eröffnung sein Bild Fitislaubensänger zurück. Seine Motive waren Darstellungen der heimischen Flora und Fauna in realistischer Manier.

Ab 1914 lebte Niestlé in Seeshaupt in einem Haus des Kunstsammlers Bernhard Koehler. Bereits Ende 1913 erlitt er eine Schaffenskrise, die durch den Verlust der Freunde Macke und Marc, die im Ersten Weltkrieg fielen, verstärkt wurde, und die bis zum Jahr 1916 andauerte. Zu dieser Zeit begann seine zweite, die expressionistische Schaffensperiode, die er nach 1919 wegen schwerer Lähmungserscheinungen fast vollkommen einstellen musste. 1938 verließ er mit seiner Familie Seeshaupt und übersiedelte nach Paris. 1942 starb Niestlé in der Pariser Emigration.[3][4]

Werk

Ausgehend von den Kunstrichtungen Naturalismus und Impressionismus, beeinflussten ihn ab etwa dem Jahr 1907 sein Landsmann Léo-Paul Robert und der schwedische Tiermaler Bruno Liljefors. 1908 gelangte er mit seinen großformatigen Vogelbildern zu einem ersten Höhepunkt seiner künstlerischen Entwicklung, die durch intensive Naturstudien mit Hilfe der Fotografie entstanden. Er war mit der Natur vertraut, versenkte sich in sie, und auf diese Weise gelangen ihm Porträtstudien von Tieren in ihrer vom Menschen unberührten, ursprünglichen Umgebung. Nach dem frühen Tod des Freundes Marc im Jahr 1916 versuchte er, dessen Ideen mit seinen Vorstellungen zu vereinen und öffnete sich in seinen dann symbolistisch dargestellten Werken von Rehen und Füchsen auch dem Einfluss von Heinrich Campendonk.[4]

Ausstellungen

  • 1911: Teilnehmer der ersten Ausstellung des Blauen Reiters
  • 1913: Erste Einzelausstellung bei der Galerie Gurlitt, Berlin
  • 1913: Teilnahme am Ersten Deutschen Herbstsalon, Berlin

Seine Werke sind ausgestellt im Musée d‘art et d’histoire in Neuchâtel sowie in Kunstmuseen von Winterthur und Bern.

Werke (Auswahl)

  • 1910: Singdrossel im Berberitzenstrauch, Privatbesitz
  • 1910: Braunkehlchen in Blumenwiese,Privatbesitz
  • 1910: Ziehende Stare, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
  • 1911: Starenflug, Musée d'art et d'histoire, Neuchâtel
  • 1911: Nebelkrähen im Rauhreif, Musée d'art et d'histoire, Neuchâtel
  • 1918: Stelzvögel, Musée d'art et d'histoire, Neuchâtel

Literatur

  • Susanna Partsch: Marc. 9. Auflage, Taschen Verlag, Köln 2009, ISBN 3-8228-5585-5
  • Cornelia Providoli: Jean-Bloé Niestlé, 1884–1942, Ausstellungskatalog. Neuenburg, 1997

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Susanna Partsch: Marc, S. 10 f.
  2. Jean-Bloé Niestlé, sindelsdorf.de, abgerufen am 26. März 2011
  3. Kettererkunst: Jean Bloé Niestlé, abgerufen am 26. März 2011
  4. a b Eva Chrambach: Niestlé, Jean Bloé. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, S. 243 (Onlinefassung).

Dieser Artikel kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht hinreichend bebildert werden. Zurzeit sind keine passenden Abbildungen verfügbar, die zur freien Weiternutzung ausreichend lizenziert sind. Siehe dazu auch die FAQ zu Bildern.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Franz Marc — Franz Marc, Foto aus dem Jahr 1910 Franz Moritz Wilhelm Marc (* 8. Februar 1880 in München; † 4. März 1916 in Braquis bei Verdun …   Deutsch Wikipedia

  • Der Blaue Reiter — Franz Marc: Der Turm der blauen Pferde, 1913. Das Gemälde ist seit 1945 verschollen. Der Blaue Reiter ist eine Bezeichnung von Wassily Kandinsky und Franz Marc für ihre Ausstellungs und Publikationstätigkeit, bei der beide als Redakteure in dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Neue Künstlervereinigung München — Die Neue Künstlervereinigung München (N.K.V.M.), war eine expressionistische Künstlergruppe, die in München ihren Sitz hatte. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Vereinigung 1.1 Die Idee zur N.K.V.M. 1.2 Die Gründung, die Mitgl …   Deutsch Wikipedia

  • Nkvm — Die Neue Künstlervereinigung München (NKVM), war eine expressionistische Künstlergruppe, die in München ihren Sitz hatte. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Vereinigung 1.1 Die Idee zur NKVM 1.2 Die Gründung, die Mitglieder und der Vorstand …   Deutsch Wikipedia

  • Der Blaue Reiter — Cover of Der Blaue Reiter almanac, c.1912 Der Blaue Reiter (The Blue Rider) was a group of artists from the Neue Künstlervereinigung München in Munich, Germany. The group was founded by a number of Russian emigrants, including Wassily Kandinsky,… …   Wikipedia

  • Neue Künstlervereinigung München — The Neue Künstlervereinigung München e.V (NKVM), ( Munich New Artist s Association , if literally translated from German) formed in 1909 in Munich around Wassily Kandinsky, and prefigured Der Blaue Reiter, the first modernist secession which is… …   Wikipedia

  • Galerie Lenbachhaus — Das Lenbachhaus Haupteingang Die Städtische Galerie im Lenbachhaus ist ein Kunstmuseum der bayerischen Landeshauptstadt München. Es ist in der denkmalgeschützten Villa des „Malerfürsten“ Franz von Lenbach untergebracht, die zwischen 1887 und 1891 …   Deutsch Wikipedia

  • Lenbachhaus — Das Lenbachhaus Haupteingang Die Städtische Galerie im Lenbachhaus ist ein Kunstmuseum der bayerischen Landeshauptstadt München. Es ist in der denkmalgeschützten Villa des „Malerfürsten“ Franz von Lenbach untergebracht, die zwischen 1887 und 1891 …   Deutsch Wikipedia

  • Lenbachmuseum — Das Lenbachhaus Haupteingang Die Städtische Galerie im Lenbachhaus ist ein Kunstmuseum der bayerischen Landeshauptstadt München. Es ist in der denkmalgeschützten Villa des „Malerfürsten“ Franz von Lenbach untergebracht, die zwischen 1887 und 1891 …   Deutsch Wikipedia

  • Sindelsdorf — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”