Joachim Lutz

Joachim Lutz
Porträt 1935

Joachim Lutz (* 12. Januar 1906 in Hoechst am Main; † 17. Februar 1954 in Heidelberg-Ziegelhausen) war ein deutscher Maler und Journalist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Joachim Lutz wurde als zweitältester Sohn des Bauingenieurs Johan Martin Lutz und Elise Lutz in Höchst geboren. Er hatte zwei jüngere Brüder und eine Schwester. Lutz war der Enkel des Feudenheimer Bähnlebauers und Ratsschreibers Martin Lutz (1833-1913), der 1883/84 die erste Dampfstraßenbahn von Feudenheim nach Mannheim erbaut hatte[1].

Gegen den Wunsch des Vaters, jedoch mit Billigung seiner Mutter, widmete sich Lutz lieber der Kunst als den Betrieb des Vaters zu übernehmen. Er studierte Kunst an der Kunstakademie Weimar unter Theodor Schindler und Walther Klemm.

1925/1926 besuchte er die damalige Württembergische Staatliche Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Aus dieser Zeit stammte auch die Freundschaft mit Alexander von Bernus, dem damaligen Besitzer von Stift Neuburg in Ziegelhausen, zu dessen Büchern er seine ersten Holzschnitte und Zeichnungen schuf. 1928–1930 nahm er auf Einladung des Ethnologen Leo Frobenius an dessen zweijähriger Forschungsreise durch Südafrika teil, mit dem Auftrag, die neu entdeckten Fels- und Höhlenbilder für die wissenschaftliche Arbeit festzuhalten. Hier entstanden von ihm fast 250 Zeichnungen und Aquarelle, die heute im Katalog des Frobenius-Instituts digitalisiert zu sehen sind.

1936–1937 war er Leiter der Freien Akademie Mannheim. Während des Zweiten Weltkriegs war er als Soldat und Kriegsberichterstatter in Frankreich, Italien und Russland. Ab 1945 lebte er als freier Maler und Graphiker sowie als künstlerischer Mitarbeiter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, des Kölner Stadt-Anzeigers, der Rhein-Neckar-Zeitung und der Deutschen Zeitung und Wirtschaftszeitung in Heidelberg-Ziegelhausen.

1947 gründete er die Freie Gruppe zusammen mit dem Maler Will Sohl. Zu dieser Gruppe gehörten außerdem die Dichter Ernst Glaeser und Rudolf Hagelstange, der Komponist Wolfgang Fortner, der Geiger Bernhard Klein, die Mundartdichterin Ilse Rohnacher und die Goldschmiedin Käthe Ruckenbrod. Diesem Kreis schlossen sich auch Alexander von Bernus, Ernst Jünger, der Dichter Martin Lang, der Schriftsteller Wilhelm Lotz, Alfons Paquet, Jürgen Rausch und Friedrich Schnack an. Die Gruppe machte es sich zur Aufgabe, das kulturelle Leben von Heidelberg mit Ausstellungen, Dichterlesungen und Musikabenden wieder zu beleben.

Auf Bitte von Theodor Heuss zeichnete Lutz 1950 in vier Sitzungen ein Porträt des Bundespräsidenten,[2] der durch das Buch Reise zu den Glasbläsern auf ihn aufmerksam geworden war. Mit Theodor Heuss stand er noch drei Jahre lang in brieflichem Kontakt.

Lutz war nicht verheiratet. Seine Familie war für ihn die Familie von Will Sohl sowie seine Schwester und seine Mutter, die ihn jahrelang bis zu seinem Tode betreute.

Am 17. Februar 1954 starb Joachim Lutz an den Folgen einer Krebserkrankung.

Werke

Lutz schuf ca. 2.000 Bilder, davon befinden sich 500 im Kurpfälzischen Museum Heidelberg, 250 Bilder gehören dem Frobenius-Institut, 50 Bilder hat die Kunsthalle Mannheim erworben oder als Schenkung erhalten. Die anderen Zeichnungen, Bücher und Holzschnitte wurden zu Lebzeiten verkauft oder an die Familie und Freunde weitergegeben.

  • 1923 – Holzschnitte; Druck: Karl Kreß-Druckerei Neckargemünd
  • 1925 – Stift Neuburg; Holzschnitte zum Buch von Alexander von Bernus
  • 1926 – Waldenbuch auf den Fildern; 12 Holzschnitte - Text: Martin Lang; Druck: Gengenbach & Hahn-Druckerei Mannheim
  • 1927 – Burg Rotenburg; 12 Holzschnitte
  • 1928 – Der Neckar; 40 Kupferstiche und 15 Aquarelle zum Buch von Alfons Paquet; Druck: Verlag J. Horning Heidelberg
  • 1930 – Augsburg, die goldene Stadt; 19 Holzschnitte zum Buch von Fritz Droop ;Druck: Augsburger Bärenreiter- Verlag
  • 1938 – Reise zu den Glasbläsern; 35 Zeichnungen - Text: Wilhelm Lotz; Verlag: Förster & Borries Zwickau
  • 1938 – Kalendarium; 12 Holzschnitte zum Buch von Alexander von Bernus
  • 1939 – Feierohmdradle - ein erzgebirgliches Schauspiel - 13 Zeichnungen; Druck: F. Bruckmann KG. München
  • 1939 – Das Mannheimer Schloss; 10 Zeichnungen und Aquarelle zum Buch von Dr. G. Jacob; Druck: Zaberndruck Mainz
  • 1942 – Joachim Lutz; 12 Zeichnungen - Text: Dr. Walter Passarge,dem Leiter der Kunsthalle Mannheim; Druck: L. Staackmann-Verlag Leipzig
  • 1943 – Zeichnungen von Joachim Lutz; 32 Zeichnungen - Text: Jürgen Rausch; Druck: Curt E. Schwab Stuttgart* 1947 – Oberlenningen; 12 Zeichnungen - Text: Nikolas Benkiser; Verlag: Julius Waldkirch & Cie Mannheim
  • 1947 – Bodenseewanderung; 40 Zeichnungen
  • 1949 – H. Fuchs-Waggonfabrik Heidelberg; 13 Industriezeichnungen zum 50. Jubiläum; Druck: Brausdruck GmbH. Heidelberg
  • 1953 – Lob der Ebene; 8 Aquarelle mit Text von Jürgen Rausch; Druck: Velhagen & Klasings-Verlag, Ausgabe September 1953, Heft 9

Ausstellungen

  • 1953 – Städtische Kunsthalle Mannheim: "Joachim Lutz-Aquarelle und Graphik" vom 26.4. bis 23.5.1953
  • 1954 – Kurpfälzisches Museum Heidelberg: "Joachim Lutz - Ausstellung" vom 22.11.1953 bis 03.1.1954
  • 1986 – Kurpfälzisches Museum Heidelberg: "Gedenkausstellung" J. Lutz/Will Sohl" vom 10.4.-18.5.1986
  • 1989 – Kurpfälzisches Museum Heidelberg/Ziegelhausen: "Joachim Lutz" vom 27.11.1988 bis 28.2.1989
  • 1994 – Kurpfälzisches Museum Heidelberg: Studioausstellung "J. Lutz - Aquarelle und Porträts" vom 30.8.1994 bis 30.10.1994

Weblinks

Einzelnachweise

  1. siehe MVV-Report Nr.4/84 und Mannheimer Morgen vom 11. Mai 1984/Nr.109
  2. siehe Deutsche Zeitung und Wirtschaftszeitung vom 18. Februar 1950

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