Josef Schneeweiß

Josef Schneeweiß

Josef Schneeweiß, genannt Pepi Schneeweiß (* 28. April 1913 in Wien; † 3. Oktober 1995 ebenda) war ein österreichischer Mediziner und Sozialdemokrat. Er war Widerstandskämpfer gegen den Austrofaschismus sowie Interbrigadist. Während des Zweiten Weltkrieges war Schneeweiß Häftling im KZ Dachau.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schneeweiß war schon während seiner Schulzeit beim Verband Sozialistischer Mittelschüler (VSM) tätig. Nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn begann er ein Studium der Medizin und engagierte sich bei der Sozialistischen Studentenbewegung. Nach der Niederschlagung des bewaffneten Aufstandes Mitte Februar 1934 gegen den austrofaschistischen Ständestaat unter Engelbert Dollfuß ging Schneeweiß in den Untergrund.

Ab Herbst 1936 beteiligte sich Schneeweiß als freiwilliger Kämpfer bei den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg gegen die Errichtung einer faschistischen Diktatur. Da er sich während der Kämpfe eine schwere Handverletzung zuzog, wurde Schneeweiß im Verlauf des Bürgerkrieges als Sanitäter der Interbrigaden eingesetzt. Nach der Niederlage der Republikaner setzte er sich im Februar 1939 nach Frankreich ab, wo er später interniert wurde.[1] Nach der Besetzung Frankreichs durch das Deutsche Reich wurde Schneeweiß am 1. Dezember 1940 in Paris verhaftet. Zunächst war Schneeweiß in Saarbrücken und später in Wien inhaftiert. Durch die Gestapo Wien wurde Schneeweiß am 11. Juni 1941 erkennungsdienstlich erfasst.[2]

Gegen Schneeweiß und weitere Interbrigadisten wurden vor dem Oberlandesgericht Wien Verfahren wegen deren Teilnahme auf republikanischer Seite am Spanischen Bürgerkrieg verhandelt.[3] Schneeweiß wurde am 11. November 1941 zu zwei Jahren und vier Monaten Zuchthaus sowie dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf zwei Jahre verurteilt. Nach dem Urteil wurde Schneeweiß am 5. Dezember 1941 ins Zuchthaus Stein verbracht und am 24. Dezember 1941 wieder entlassen. Danach wurde er zur Gestapo überstellt. Infolge einer Order des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD wurde die KZ-Einweisung für Schneeweiß am 30. Dezember 1941 verfügt. Schneeweiß wurde aufgrund eines „amtswegigen Gnadenverfahrens“, das u.a. seitens des Generalstaatsanwalts des Wiener Oberlandesgerichts befürwortet wurde, in den ersten Monaten des Jahres 1942 begnadigt und seine Reststrafe erlassen. In der Gnadenentschließung, die Schneeweiß durch den Dachauer Lagerkommandanten mitgeteilt wurde, hieß es u.a.: „Ich bitte, dem Verurteilten zu eröffnen, dass die Gnadenentschließung aufgrund von Zusicherungen der Rückführungsbeauftragten der deutschen Waffenstillstandskommission über die Behandlung der Rotspanienkämpfer ergeht“.[4] Schneeweiß wurde jedoch trotz dieser Gnadenentschließung in Haft gehalten. Am 9. Februar 1942 wurde Schneeweiß ins KZ Dachau eingeliefert, wo er bis zur Befreiung des KZ Dachau am 29. April 1945 inhaftiert war.[2]

Nach Kriegsende schloss Schneeweiß sein Medizinstudium an der Universität Wien ab und promovierte 1947 zum Dr. med. Danach schloss er sich der Sozialistischen Ärztevereinigung an. Bei der Sozialistischen Ärztevereinigung bekleidete er das Amt eines Schriftführers.[5] Die SPÖ verbot Schneeweiß 1955 nach einem Parteischiedsgerichtsverfahren innerhalb der Partei für fünf Jahre Funktionen zu übernehmen, da er sich als Linksabweichler kritisch zur Aufstellung des Bundesheeres geäußert hatte. Zudem endete seine Beschäftigung als Krankenhausarzt am Wiener Hanusch-Krankenhaus. Kurt Steyrer erhielt aufgrund ähnlicher Äußerungen eine Rüge des Parteischiedsgerichts.[6]

Ab 1970 war Schneeweiß wieder leitend bei der Sozialistischen Ärztevereinigung tätig. Schneeweiß betätigte sich später als Dichter und Autor, seine Autobiografie „Keine Führer. Keine Götter. Erinnerungen eines Arztes und Spanienkämpfers“ erschien 1986.

Literatur

  • Friedrich Stadler:(Hrsg.): Vertriebene Vernunft. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft. 2 Bände. Jugend und Volk, Wien/München 1987/88. Neuauflage: LIT-Verlag 2004. ISBN 3-8258-7373-0.
  • María Belén García Martínez: Der Spanische Bürgerkrieg. Interkultureller Austausch anhand des Interbrigadisten Josef Schneeweiß, 2002.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Josef Schneeweiss: Hitler in Spanien schlagen!. In: Friedrich Stadler:(Hrsg.): Vertriebene Vernunft. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft. 2 Band. Neuauflage Münster 2004, S. 807ff
  2. a b Schneeweiß in der erkennungsdienstlichen Kartei der Gestapo Wien
  3. Politische NS-Strafjustiz in Österreich und Deutschland - Am Beispiel der Teilnehmer am Spanischen Bürgerkrieg / Aufstellung der Anklagen des Wiener Generalstaatsanwalts gegen ehemalige Spanienkämpfer
  4. Verfahren gegen ehemalige Spanienkämpfer. In: Wolfgang Form / Albrecht Kirschne: Zwischenbericht des Forschungsprojekts "Hochverrat, Landesverrat, Wehrkraftzersetzung. Politische NS-Strafjustiz in Österreich und Deutschland", April 2002
  5. Ermar Junker: Ein Blick zurück II - Die Sozialdemokratische Ärztevereinigung nach 1945. In: Analyse Online, Ausgabe 4, 2007
  6. Zeitgeschichte: Die rote Nazi-Waschmaschine

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