- Jugend debattiert international
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"Jugend debattiert international - Länderwettbewerbe in Mittel- und Osteuropa" ist ein deutschsprachiger Schülerwettbewerb in Estland, Lettland, Litauen, Polen, Russland (Moskau und St. Petersburg), Tschechien, der Ukraine und Ungarn.
Das Projekt wird getragen vom Goethe-Institut, der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung sowie der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen. Daneben gibt es lokale Unterstützer, in Polen ist dies die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, in Tschechien der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds und in Litauen das Litauische Informations- und Technikzentrum für Schüler. Jugend debattiert international ist der bislang einzige internationale Redewettbewerb für Schüler in deutscher Sprache. Er soll dazu beitragen, dass junge Menschen in Mittel- und Osteuropa ihre Ansichten und Standpunkte inhaltlich fundiert und überzeugend vertreten können und will die deutsche Sprache als Medium der Debatte fördern. Gegenstand des Wettbewerbs ist das Debattieren in deutscher Sprache zu Themen aus den Bereichen Schulalltag, Grundrechte, Geschichte (insbesondere Aufarbeitung historischer Unrechtserfahrungen) und Europa. Das Projekt richtet sich an Schüler ab der 10. Klasse, die über Deutschkenntnisse mit mindestens B2-Niveau nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen verfügen.
Inhaltsverzeichnis
Wettbewerb
Im Schuljahr 2010/2011 nehmen etwa 2300 Schüler an 140 Schulen an dem Wettbewerb teil. An diesen Schulen wird das Projekt in den Unterricht integriert. Dafür geschulte Lehrer unterrichten die Schüler im Debattieren und führen Debatten durch. Die besten Schüler debattieren miteinander erst auf der Schul- und Schulverbundsebene, dann auf der Landesebene und schließlich im Internationalen Finale. An diesem nehmen die Erst- und Zweitplatzierten der Landeswettbewerbe aus den Projektländern teil. Seit dem IV. Internationalen Finale in Berlin 2010 unterstützen die Sieger des Bundeswettbewerbs Jugend debattiert in Deutschland die Teilnehmer als Mentoren.
Aufbau und Bewertung der Debatten
Jeweils vier Schüler, zwei Pro, zwei Contra, debattieren insgesamt 24 Minuten auf Deutsch zu gesellschaftspolitisch relevanten Fragen (z. B. „Soll die Türkei in die EU aufgenommen werden?“). Das Format der Debatte ist dabei genau festgelegt: zu Beginn hat jeder Debattant zwei Minuten ungestörte Redezeit, in denen er seine Meinung und seine Argumente vorbringen kann, danach folgt die 12-minütige freie Aussprache, die eigentliche „Streitphase“, zum Schluss hat dann jeder Teilnehmer eine Minute Zeit, ein Schlusswort im Lichte der geführten Debatte zu halten. Einen externen Gesprächsleiter gibt es nicht. Debattiert werden Themen aus den Bereichen: Schule (Training), Politik, Grund- und Menschenrechte, Geschichte (insbesondere Aufarbeitung historischer Unrechtserfahrungen) und Europa (Wettbewerb).
Die Debatte wird von einer drei bis fünfköpfigen Jury bewertet. Die Wertung durch die Juroren erfolgt nach Punkten. Bewertet werden die Leistungen jedes Teilnehmers nach vier Kriterien: Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit, Überzeugungskraft. Die Deutschkenntnisse der Debattanten werden nicht in die Bewertung einbezogen.
Geschichte
Jugend debattiert international wurde 2005 erstmals in Polen und Tschechien durchgeführt. Seit 2006 nehmen auch Schulen in Estland, Lettland, Litauen und der Ukraine daran teil. Im Jahr 2009 startete das Projekt zudem nach einer zweijährigen Pilotphase an Schulen in Moskau und Sankt Petersburg. Im Schuljahr 2010/11 wurde das Projekt auf Ungarn ausgedehnt. Im Jahr 2007 wurde das I. Internationale Finale in Prag durchgeführt. Es stand unter der Schirmherrschaft von Václav Havel. Ehrengast war der Vizepräsident des Deutschen Bundestags, Wolfgang Thierse. Sieger des I. Internationalen Finales waren Jakub Štefela aus Liberec in Tschechien und Peer Klüßendorf aus Rostock. Das II. Internationale Finale fand im Oktober 2008 unter der Schirmherrschaft des Sejm-Marschalls der Republik Polen, Herrn Bronisław Komorowski in Warschau statt. Als Ehrengast war die Vizepräsidentin des deutschen Bundestages, Gerda Hasselfeldt, anwesend. Als Siegerinnen gingen aus diesem Finale Barbara Wasilewska aus Polen und Wiebke Neelsen aus Deutschland hervor. Das III. Internationale Finale fand im Februar 2010 unter der Schirmherrschaft von Václav Havel in Prag statt. Ehrengäste der Finalveranstaltung waren Petra Pau, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Eva Bartoňová, stellvertretende Ministerin für Schulwesen, Jugend und Sport der Tschechischen Republik, Martin Kobler, Leiter der Abteilung Kultur und Kommunikation des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland, sowie Johannes Haindl, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Prag. Die Finaldebatte zum Thema „Soll der 23. August zum europaweiten Gedenktag für die Opfer totalitärer und autoritärer Regime ausgerufen werden?“ gewannen die Tschechin Jitka Rutrlová und der Deutsche Maximilian Behrens. Das IV. Internationale Finale fand im November 2010 in Berlin statt. Aus der Finaldebatte zum Thema "Soll Google Street View alle europäischen Großstädte erfassen?" ging Irina Avdeeva aus Russland als Siegerin hervor.
Siehe auch
Debattierclub, Debating, Jugend debattiert
Weblinks
Kategorien:- Mündliche Kommunikation
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