Jüdische Persönlichkeiten (Dresden)

Jüdische Persönlichkeiten (Dresden)

Jüdische Persönlichkeiten in Dresden umfasst die jüdischen Persönlichkeiten in Dresden ab der bürgerlichen Revolution von 1830, als die jüdische Gemeinde Dresden als eine von zwei sächsischen Religionsgemeinschaften einrichtet wurden. Durch das Gesetz des Norddeutschen Bundes von 1869 erlangten die Juden in Dresden das volle Bürgerrecht.

Inhaltsverzeichnis

Bankiers

Sehr bald erlangten Dresdens Juden eine zentrale Stellung im örtlichen Bankgewerbe: 1842 befanden sich von den 14 in Dresden ansässigen Banken beziehungsweise Wechselstuben acht in jüdischem Besitz. Im Jahr 1880 waren es zwar nur noch zwölf von 55, worunter sich jedoch gerade die renommiertesten beziehungsweise finanzstärksten befanden. Zu den ältesten jüdischen Bankhäusern der Stadt zählten das 1755 gegründete; 1937 „arisierte“und von der Deutschen Bank übernommene Bankhaus Bondi & Maron. Die von Mendel Schie Anfang des 19. Jahrhundert gegründete Bank wurde 1891 durch das Bankhaus Gebrüder Arnhold übernommen. Das 1829 gegründete Bankenhaus von Philipp Elimeyer wurde 1898 vom Schaaffhausenschem Bankverein in eine KG umgewandelt. Das Bankenhaus von S. Mattersdorff war 1853 gegründet und 1936 „arisiert“ und durch die Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt übernommen worden. Das 1864 gegründete Bankhaus Gebrüder Arnhold wurde 1935/38 „arisiert“ und von der Dresdner Bank übernommen. Das Bankenhaus Koppel & Co. wurde 1890 gegründet und bereits 1897 durch Arnhold übernommen. Das jüdische Bankenhaus von Bernhard Gutmann blieb nur bis 1921 erhalten. Das Haus von Bassenge & Fritzsche wurde 1871 gegründet. Geschäftsführender Mitinhaber war ab 1920 Dr. jur. Sally Friedheim, welcher seit 1908 als Prokurist bei Philipp Elimeyer gearbeitet hatte. Auch Bassenge & Fritzsche wurde 1937-38 unter Beteiligung der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt als Bankhaus Bassenge & Fritzsche KG „arisiert“.

Andere bekannte Bankiers waren:

Schriftsteller

Dresden war auch bekannt für seine jüdischen Künstler.[8] Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es jüdische Künstler, die am Kulturleben Dresdens teilnahmen.

Der Schriftsteller Wilhelm Wolfsohn ließ sich im Mai 1852 nieder, den eine große Freundschaft mit dem seit Oktober 1849 in Dresden wohnenden Berthold Auerbach verband.

Der als Dramendichter bekannte Wolfsohn publizierte in Dresden Werke wie Nur eine Seele (1855) und Die Osternacht (1857). Er war Mitbegründer der Deutschen Schillerstiftung in Dresden und liegt auf dem Alten Jüdischen Friedhof in Dresden begraben. Von 1849 bis 1859 lebte Auerbach in Dresden, wo er die Dramen Andreas Hofer und Der Wahrspruch herausgab. Weiter publizierte Auerbach den Roman Neues Leben, und die Erzählungen Friedrich von Schwaben und Der Brauer von Kulmbach. [9]

Theater

Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts wurde das Theaterleben entscheidend von jüdischen Künstlern geprägt. So waren die Regisseure Berthold Viertel, Josef Gielen und der Schauspieler Ernst Deutsch am kulturellen Leben der Stadt beteiligt.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde Berthold Viertel von Graf von Seebach eingeladen, als Regisseur am Königlichen Theater in Dresden zu wirken. Von 1918 bis 21 war Viertel als Regisseur in Dresden tätig, und inszenierte am Schauspielhaus Walter Hasenclevers Jenseits und Shakespeares Sommernachtstraum. Sein Gedichtband Die Bahn entstand auch in Dresden und wurde 1921 veröffentlicht. Ebenso die Bachantinnen des Euripides, die Komödie Die schöne Seele und Das Gnadenbrot.[10]

1921 begann Josef Gielen als Regisseur zu arbeiten und wurde als Oberregisseur nach Dresden, wo er von 1924 bis 1934 am Staatlichen Schauspielhaus und danach bis 1936 an der Staatsoper beschäftigt war. Dort führte Gielen die Regie der Erstaufführungen von Arabella und Die schweigsame Frau von 1933 bzw. 1935.

1914 gab Deutsch sein Bühnendebüt unter Berthold Viertel an der Wiener Volksbühne. Nach einer kurzen Spielzeit in Prag engagierte ihn Edgar Licho für das Albert-Theater in Dresden, wohin er 1916 wechselte. Im Dresdner Alberttheater spielte er in Schillers Räubern die Rolle des Franz Moor und in Frank Wedekinds Frühlingserwachen die Rolle des Moritz Stiefel. Er übernahm in Walter Hasenclevers Drama Der Sohn die Titelrolle und wurde dadurch als expressionistischer Schauspieler berühmt. Die am 8. Oktober 1916 uraufgeführte Werk, fand innerhalb einer Matinée vor geladenen Gästen, wie dem königlich sächsischen Intendanten Graf Seebach statt.[11]

Musiker

Von 1913–1918 war auch der Tenor Richard Tauber an der Semperoper engagiert. Die Sopranistin Margit Bokor wirkte an der Semperoper von 1930 bis 1933. Auch der Musikdirektor Arthur Chitz war bekannt. Als Konzertmeister der Dresdner Philharmonie waren von 1924 bis 1927 die Geiger Stefan Frenkel und von 1926 bis 1930 Simon Goldberg beschäftigt. Der jüdische Musikforscher Richard Engländer arbeitete als Pianist und Cembalist in Dresden und wirkte seit 1919 als Assistent von Fritz Busch an der Semperoper. Andere bekannte jüdische Musiker waren der Komponist Karl von Kaskel, der Dirigent Fritz Reiner, Kurt Sanderling und Paul Büttner.

Maler

Die Malerei in Dresden wurde von jüdischen Malern wie Eduard Bendemann, Lasar Segall, Hennoch Barcynski, Bruno Gimpel und Max Basyn geprägt. Einige von ihnen präsentierten von 1931 bis 1933 ihre Gemälde in den Räumen der Fraternitas-Loge in der Moritzstraße. Auch die jüdische Malerin Lea Grundig war bekannt.

Der 1811 in Berlin geborene Historienmaler Eduard Bendemann (1811-1889) wirkte seit 1839 als Professor an der Kunstakademie Dresden und ab 1859 al Professor an der Akademie zu Dresden. Er malte den Großen Ball- und Konzertsaal des vierten Belvedere aus, ebenso das zum Großen Thronsaal gehörende Ecktafelgemach des Dresdner Residenzschlosses.

Der 1891 in Wilna geborene Lasar Segall kam nach Dresden, wo er 1910 Meisterschüler Gottfried Kühls wurde. Er war Mitbegründer der Dresdner Sezession-Gruppe 1919, die von Conrad Felixmüller am 29. Januar 1919 gegründet worden war. Die Sezessionsgruppe war ein Gruppierung junger progressiver Künstler, die in vorwiegend expressiver Form ihre „Forderung nach revolutionärer Umgestaltung der Gesellschaft“ darstellten. [2] Daneben gab Sagall für einige Mitler der Arbeiter-Kunst-Gemeinschaft zu Dresden Unterricht.

Rabbiner

David Wolf Landau war der erste Oberrabbiner zu Dresden, gefolgt von Abraham Levy und Zacharias Frankel. Nach dem Tod des Rabbiners Zacharias Frankel wurde Wolf Landau 1854 zum neuen Oberrabbiner in Dresden gewählt. Nach dem plötzlichen Versterben Landaus im Jahre 1886 erhielt Jakob Winter zunächst provisorisch, später auf Lebenszeit die Leitung des Rabbinats.

D. W. Landau verfügte neben jüdisch-theologischem auch über mathematisches Wissen. Er war erst als Oberrabbiner im westpreußischen Flatau beschäftigt, bevor er von 1803 bis zu seinem Tod Oberrabbiner der jüdischen Gemeinde zu Dresden wurde. Dabei wurde er sowohl von den Gemeindevorstehern Mendel Schie, Samuel Kaim und Hirsh Beer unterstützt. Abraham Levy und später Zacharias Fränkel folgten Landau. Er war der Großvater des Oberrabbiners Wolf Landau.

Wolf Landau war nicht nur Oberrabbiner. Er gründete auch die Kasse für „verschämte Arme“. und war um die Emanzipation der Juden in Sachsen bemüht. So publizierte er Die Petition des Vorstandes der israelitischen Gemeinde zu Dresden um die „zahlreichen Anfeindungen gegen die Juden“ zu bewältigen. W. Landau hielt 1879 das Albrechtskreuz I. Klasse, aufgrund seiner Verdienste als Lehrer, Rabbiner und Schriftsteller Die Dr. Wolf-Landau-Stiftung wurde ihm zu Ehren eingerichtet.

Andere bedeutende Persönlichkeiten der Israelitischen Religionsgemeinschaft Dresden waren:

Wissenschaftler

Zu dieser Zeit hatte auch eine Reihe berühmter jüdischer Wissenschaftler Lehrstühle in Dresden inne, u.a. Harry Dember (Physik) und Victor Klemperer (Philologie).

Politiker

Zu den prominentesten Dresdner Juden dieser Zeit gehört auch der Sozialdemokrat Georg Gradnauer, der zunächst als Redakteur beim Vorwärts und der Dresdner Volkszeitung arbeitete, nach dem Ersten Weltkrieg aber zum sächsischen Ministerpräsidenten, zum Gesandten Sachsens in Berlin und schließlich zum Reichsinnenminister aufstieg. Helmut Eschwege wurde am 10. Juli 1913 in Hannover geboren und konnte 1936 nach Palästina übersiedeln. 1946 ging er nach Dresden und arbeitete dort als Historiker. 1989 gründete er die Dresdner SPD. Er verstarb am 12. Oktober 1992 in Dresden[12].

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Kerstin Hagemeyer: Jüdisches Leben in Dresden. Ausstellung anlässlich der Weihe der neuen Synagoge Dresden am 9. November 2001. Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Berlin 2002, ISBN 3-910005-27-6.

Einzelnachweise

  1. Hagemeyer, S. 117,159,160
  2. Hagemeyer, S. 183,184,185
  3. Hagemeyer, S. 105,118,138,139
  4. Hagemeyer, S. 12,22,48,108,127
  5. Hagemeyer, S. 159
  6. Hagemeyer, S. 155,156
  7. Hagemeyer, S. 155,158
  8. Hagemeyer, S. 17f
  9. Hagemeyer, S. 179 (Berthold Auerbach)
  10. Hagemeyer, S. 194 (8.29 Berthold Viertel "Das Gnadenbrot".)
  11. Hagemeyer, S. 197 (8.33 Ernst Deutsch in der Titelrolle von Walter Hasenclevers Drama „Der Sohn“.)
  12. http://www.exil-club.de/groups/DresdenMinderheiten/_hpgen_content5.htm

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