- K.St.V. Rheno-Bavaria München
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Die K.St.V. Rheno-Bavaria München ist ein katholischer Studentenverein im KV. Sie wurde 1903 gegründet. Die Rheno-Bavaria zeichnet sich durch ihre persönliche Freiheit und Selbstbestimmung der Mitglieder aus. Ihre Mitglieder wurden bis zum Zweiten Weltkrieg gelegentlich „Rheinbayern“ genannt; heute wird ausschließlich von „Rhenos“ gesprochen.
Inhaltsverzeichnis
Selbstverständnis
Die Rheno-Bavaria hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg und ihrer Wiedergründung sukzessiv von dem für Studentenverbindungen üblichen Brauchtum getrennt. So wurde bereits auf der Publikationsfeier 1952 entschieden, die Couleur abzuschaffen. Anschließend wurde auch auf das Tragen der Schärpen verzichtet. Kneipen sind den meisten Rhenos unbekannt; auch entfiel der Fuxenstatus. Trotzdem wurden studentische Symbole wie Fahne, Wappen und Zirkel bis heute beibehalten. Untypisch für den KV war, dass man bereits seit den 1920er-Jahren auch nichtkatholische Christen aufnahm. Offiziell wurde dies den KV-Vereinen erst in den 1980er-Jahren zugestanden. In der Regel engagieren sich Rhenos ihr ganzes Studium, auch über die Dauer der Promotion. Dafür ist die Teilnahme an allen Veranstaltungen von Anfang an freiwillig.
Wie alle KV-Vereine pflegt auch die Rheno-Bavaria das Lebensbundprinzip.
Verhältnisse
Innerhalb des KV wurde die Rheno-Bavaria zum sogenannten „Weißen Kreis“ gezählt, dem neben der Rheno-Bavaria noch Arminia Bonn, Bavaria Freiburg, Palatia Heidelberg und die Winfridia Göttingen angehörten. Dies äußert sich heute aber nicht mehr in besonderer Weise.
Ferner besteht ein inoffizielles Verhältnis zur Münchener Gesellschaft (MG), mit welcher seit über 10 Jahren ein jährliches Fußballspiel um einen Wanderpokal ausgetragen wird.[1]
Geschichte
Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten spaltete sich die Rheno-Bavaria 1903 als neue Verbindung von der Studentenverbindung Ottonia zu München ab und gehörte wiederum ab 1904 selbst dem Kartellverband (KV) an. Viele der Freunde hatten sich mehr Autonomie voneinander gewünscht. Den Umständen ihres Entstehens entsprechend, gaben sie der Verbindung den Wahlspruch: "Treu, einig, frei!".
Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 wurde die Verbindung suspendiert, weil fast alle Mitglieder Militärdienst leisteten. Eine Rekonstitution gestaltete sich 1919 zunächst schwierig, da mit 32 Gefallenen der Großteil der Aktiven und Jungphilister den Krieg nicht überlebt hatte. Im Sommersemester 1920 wurde die Rheno-Bavaria dann durch den Übertritt von Angehörigen aus der KStV Saxonia, denen die Hierarchie der Saxonia widerstrebte, wiedereröffnet und auf der Vertreterversammlung des KV im Jahre 1920 abermals in den KV eingegliedert. Das Hauptverdienst an dieser Wiederbegründung hatte der spätere Philosophie-Professor Fritz Joachim von Rintelen.
Im Laufe der 1920er-Jahre kam es zu einer regelrechten Blüte der Rheno-Bavaria, so dass bereits 1922, zwei Jahre nach der Rekonstitution, das erste Verbindungshaus, das Anwesen Königinstraße, gekauft werden konnte. Aufgrund von Rechtsstreitigkeiten wurde 1928 beschlossen, das Haus Königinstraße 55a wieder zu verkaufen und ein neues nutzbares Haus zu erwerben (das Problem hatte in dem Fortbestand von vor dem Hauskauf abgeschlossener Mietverträge bestanden).
Daher wurde im Februar 1929 das Anwesen Leopoldstraße 40 (Heute Teil des Grundstückes Münchener Rück) durch die Alten Herren erworben. Um einer Enteignung durch das NS-Regime vorzubeugen, wurde das Anwesen 1939 wieder verkauft. Es war auch in dieser Zeit, dass die Rheno-Bavaria den Vorsitz des MKV (1924, 1930) und den Vorort (d.h. die vorsitzende Verbindung) des gesamten KV (1924-26, Vorsitzende Wrede und Gagern) ausfüllte.
Ferner hat die Rheno-Bavaria als erste Verbindung innerhalb des KV mit der regelmäßigen Durchführung von religiösen Tagungen (Leiter: P. Mager, P. Lippert, Abt Neipperg, Abt Hugo Lang, P. Richard Aretin, P. Martin Löwenstein) und von sozialpolitischen Tagungen (Leiter: Bundeskanzler Seipel, Dr. Sonnenschein, Prof. Ziché, Prof. Buchner usw.) im Kloster Ettal begonnen und bis zum Zweiten Weltkrieg weitergeführt.
Wie die meisten anderen Verbindungen litt auch die Rheno-Bavaria unter den Repressalien des Dritten Reiches, die zunächst die Aufgabe des Hauses und Umwandlung die in eine "Wohnkameradschaft" sowie 1936 die endgültige Auflösung nach sich zogen. Altherrenverband und Hausgesellschaft existierten zunächst noch weiter, wurden aber 1938 per Dekret auch für aufgelöst erklärt. Neben den vielen im Zweiten Weltkrieg gefallenen Rheno-Bavaren hat die Verbindung auch die Ermordung dreier Bundesbrüder im Kampf gegen das NS-Regime zu beklagen:
- Wilhelm Emanuel Freiherr von Ketteler, am 13. Mai 1938 in Wien ermordet
- Max Ulrich Graf von Drechsel, am 4. November 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet
- Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg, am 24. April 1945 in Berlin ermordet
Am 7. Dezember 1952 konnte dann vom neu gewählten Philistersenior Levin Freiherr von Gumppenberg die Wiedergründung anlässlich einer Publikationsfeier bekannt gegeben werden. Im Sommersemester 1961 fand die Verbindung in den Räumen des Bayerischen Automobil-Clubs, Odeonsplatz 6/I wieder ein Heim, in dem sie ihre Veranstaltungen abhielt. Durch den Umzug des Automobilclubs vom Odeonsplatz in den Tucher Park zog man später in den „St. Georg Club“, Ecke Georgen-Türkenstraße, wo die Rheno-Bavaria noch heute ansässig ist.
Bekannte Rheno-Bavaren (Auswahl)
- Richard Freiherr von Aretin, Jesuit
- Heinrich von Brentano di Tremezzo, Bundesaußenminister im Kabinett Adenauer
- Max Braubach, Historiker
- Ludwig Benedikt Freiherr von Cramer-Klett, Jagdschriftsteller
- Heinrich Dietrich Dieckmann, dt. Botschafter in Tokio (1994-1997) und Neu-Delhi (1997-2000)
- Max Ulrich Graf von Drechsel, Berufsoffizier und Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944
- Hans von Gagern, Jurist
- Hermann von Grauert, Historiker
- Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg, Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944
- Wilhelm Emanuel Freiherr von Ketteler, Botschafter in Wien, Widerstandskämpfer
- Friedrich Kronseder, Jesuit
- Peter Lippert, römisch-katholischer Priester und Theologe
- Franz von Papen, Reichskanzler
- Georg Pfeilschifter, Priester, Religionswissenschaftler, Rektor der Universitäten Freiburg und München
- Erich Christoph Freiherr von Plotho, Jurist
- Clemens von Podewils, Journalist und Schriftsteller
- Götz Freiherr von Pölnitz, Historiker und Archivar
- Sigmund Freiherr von Pölnitz, Domkapitular und Direktor des Diözesanmuseums Bamberg
- Konrad Graf von Preysing, Bischof von Eichstädt und Berlin
- Fritz Joachim von Rintelen, Philosoph und Hochschullehrer
- Friedrich Carl von Savigny, Jurist
- Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, Jurist und Widerstandskämpfer
- Franz Graf Tattenbach, Jesuit, Präfekt am Kolleg St. Blasien, Universitätsrektor, Leiter des Erwachsenenbildungsinstituts ICER in Costa Rica
Einzelnachweise
Weblinks
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