- Korean-Airlines-Flug 902
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Korean-Airlines-Flug 902 Zusammenfassung Datum 20. April 1978 Typ Abschuss Ort nahe Louchi, Russland Getötete 2 Flugzeug Flugzeugtyp Boeing 707 Fluggesellschaft Korean Air Lines Kennzeichen HL7429 Abflughafen Flughafen Paris-Charles de Gaulle, Frankreich Zielflughafen Gimpo International Airport, Seoul, Südkorea Passagiere 97 Besatzung 12 Überlebende 107 Korean Air Lines 902 (kurz KAL 902) war die Flugnummer einer zivilen Boeing 707 der südkoreanischen Fluggesellschaft Korean Air Lines, die von sowjetischen Abfangjägern wegen Verletzung des Luftraumes am 20. April 1978 beschossen und nahe dem Ort Louchi im Norden Kareliens zur Notlandung gezwungen wurde. Bei dem Beschuss kamen zwei Passagiere ums Leben.
Inhaltsverzeichnis
Flugverlauf
Die Boeing 707 mit der Registrierung HL7429 unter dem Kommando von Flugkapitän Kim Chang Ky war auf dem französischen Flughafen Paris-Charles de Gaulle gestartet und sollte nach einer Zwischenlandung auf dem Anchorage International Airport in Alaska nach Seoul fliegen. Nach der Überquerung des Atlantischen Ozeans und Grönlands korrigierte die Besatzung laut der offiziellen südkoreanischen Erklärung nahe der kanadischen Abhörstation „Alert“, rund 640 Kilometer vom Nordpol entfernt, routinemäßig den Kurs. Dabei verwendete sie den falschen Wert für die magnetische Deklination bei der Umrechnung der Kompassanzeige. Das Flugzeug war nicht mit einem Trägheitsnavigationssystem ausgerüstet. Infolgedessen drehte die Maschine nach rechts beinahe auf Gegenkurs, wobei die Piloten auch die Position der Sonne missachteten. KAL 902 flog an Spitzbergen und dem Nordkap vorbei und drang schließlich bei Murmansk in den sowjetischen Luftraum ein.
Nach einem Bericht des amerikanischen Enthüllungsjournalisten Seymour Hersh waren US-Nachrichtendienste in der Lage, den Funkverkehr der sowjetischen Luftverteidigung mitzuhören. Demnach wurde die Maschine aufgrund der Größe des Radarkontakts anfänglich als Boeing 747 identifiziert. Nach dem Abfangen durch zwei Jagdflugzeuge des Typs Suchoi Su-15 (NATO-Codename „Flagon“) erkannten diese sie als Boeing 707.
Notlandung
Nach sowjetischen Angaben weigerte sich die Besatzung wiederholt, den Abfangjägern zu folgen. Nach Aussage des Flugkapitäns verringerte er dagegen die Geschwindigkeit, fuhr das Fahrwerk aus und schaltete die Landelichter ein, um gerade dies zu signalisieren. Die Luftverkehrskontrolle im finnischen Rovaniemi zeichnete mehrere Anrufe des Kapitäns über die internationale Notfrequenz auf, die jedoch nicht beantwortet wurden.
Den amerikanischen Quellen zufolge versuchte einer der Jagdpiloten mehrere Minuten lang, seine Vorgesetzten zu überzeugen, dass es sich um ein ziviles Flugzeug und nicht die US-Luftwaffen-Variante Boeing RC-135 für die elektronische Aufklärung handelte, erhielt aber dennoch den Befehl zum Abschuss. Daraufhin feuerte er zwei Luft-Luft-Raketen vom Typ R-60 (NATO-Codename AA-8 „Aphid“) ab. Davon verfehlte eine das Ziel, während die andere die linke Tragfläche von KAL 902 schwer beschädigte. Splitter des Gefechtskopfes durchschlugen den Rumpf, töteten zwei Passagiere und verursachten einen plötzlichen Druckabfall in der Kabine.
Die Besatzung leitete einen Notabstieg von 35.000 Fuß (10.670 Meter) auf 5000 Fuß (1520 Meter) ein. Dabei verloren die Abfangjäger ihr Ziel in den Wolken. KAL 902 suchte rund 40 Minuten nach einem geeigneten Platz für eine Notlandung, bevor die Maschine nach mehreren erfolglosen Versuchen in der Abenddämmerung auf dem zugefrorenen Korpijärvi-See (Lage des Sees66.04583333333333.02589) nahe der Ortschaft Louchi landete. Hier wurde sie von sowjetischen Kräften erst aufgrund eines Hinweises von Anwohnern gefunden. Die 107 Überlebenden wurden von Hubschraubern gerettet.
Nachspiel
Die Passagiere von KAL 902 wurden nach zwei Tagen von den sowjetischen Behörden freigelassen, während die Besatzung für weitere Untersuchungen festgehalten wurde. Sie wurde erst freigelassen, nachdem sie eine formelle Entschuldigung abgegeben und erklärt hatte, den Befehlen der Abfangjäger absichtlich nicht gefolgt zu sein. Die Flugschreiber und Logbücher der Maschine wurden beschlagnahmt und nicht für eine internationale Untersuchung zur Verfügung gestellt.
Die Tatsache, dass die Abfangjäger ihr Ziel verloren hatten und dieses nach längerem Flug unbemerkt auf sowjetischem Boden landen konnte, zog Maßnahmen gegen mehrere Verantwortliche nach sich und führte zu einer Neuorganisation der sowjetischen Luftverteidigung. Eine daraus resultierende Entschlossenheit, eine Wiederholung des Vorfalls nicht zuzulassen, trug möglicherweise zum Abschuss von Korean-Airlines-Flug 007 fünf Jahre später bei der Insel Sachalin bei, der unter sehr ähnlichen Umständen stattfand.
Weblinks
- Bericht zu KAL 902 im Aviation Safety Network
- Darstellung des Vorfalls in: James Oberg, Uncovering Soviet Disasters, 1988
- Fotografien der notgelandeten Maschine auf English Russia
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