Karl Lorentzen

Karl Lorentzen

Karl Lorentzen (* 26. März 1817 in Segeberg; † 18. Mai 1888 in Coburg) war ein deutscher klassischer Philologe, Journalist und liberaler Politiker. Er spielte insbesondere vor 1848 eine wichtige Rolle bei der Propagierung des deutschen Nationalstaatsgedankens in den dänischen Herzogtümern Schleswig und Holstein.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lorentzen besuchte die Gymnasien in Lübeck und Plön. Anschließend studierte er klassische Philologie in Kiel. Dort promovierte er zum Dr. phil. Zwischen 1842 und 1844 lebte er in Berlin und bereitete seine Habilitation vor. Dort war er in einen Skandal um angebliche demagogische Tätigkeiten des dortigen akademischen Lesevereins verwickelt. Dies führte zum Verbot des Vereins. Lorentzen musste daraufhin sein Habilitationsvorhaben aufgeben. Seine Bewerbung um ein großes dänisches Reisestipendium scheiterte, weil dieses von Theodor Mommsen gewonnen wurde. Auch seine Bewerbung als Bibliothekar an der Kieler Universitätsbibliothek scheiterte.

In den folgenden Jahren war er Chefredakteur der Neuen Kieler Blätter. Deren politischen Kurs richtete er ganz auf die behauptete Zugehörigkeit von Schleswig und Holstein zu Deutschland aus, ehe das Blatt 1845 einging. Auch sein Versuch in Kiel zu habilitieren scheiterte. Stattdessen wurde er 1846 politischer Redakteur des Itzehoer Wochenblattes. Das Blatt wurde zu einem wichtigen Forum zur Propagierung der deutschen Nationalbewegung in Schleswig-Holstein. Seine Tätigkeit führte zu einem vielbeachteten Strafprozess. Lorentzen wurde 1846 auch Korrespondent für Schleswig-Holstein für die einflussreiche Kölnische Zeitung. Auch für andere auswärtige Blätter hat Lorentzen geschrieben. Seit 1848 war er Redakteur der Bremer Zeitung. Nach Beginn der Schleswig-Holsteinischen Erhebung gab er diesen Posten wieder auf.

In den Jahren 1848 und 1850 war er Mitglied der Schleswig-Holsteinischen Landesversammlung. Im Departement des Äußeren war er zuständig für die Pressearbeit der Provisorischen Regierung. Im Jahr 1851 konnte er sich in Kiel endlich habilitieren und war dort kurze Zeit Privatdozent. Zwischen 1852 und 1856 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des archäologischen Instituts in Rom. In dieser Zeit entstand eine kritische Ausgabe des Vitruv. Anschließend war er kurze Zeit Oberlehrer an einem Gymnasium in Gotha. Danach war er von 1860 bis 1861 Redakteur der Preußischen Zeitung. Er veröffentlichte eine Schrift über das Londoner Tractat. Für die Allgemeine Deutsche Biographie hat er mehrere Beiträge verfasst.

Lorentzen war ab 1867 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und des Norddeutschen und dann des Deutschen Reichstags. Er war Mitglied der Fortschrittspartei.

Werke (Auswahl)

  • Marci Vitruvii Pollionis de architectura libri decem. Ex fide librorum scriptorum recens. atque emend. et in German. sermonem vertit Carol. Lorentzen. Vol. 1, p.1 Gotha, 1857 Digitalisat
  • Der Londoner Traktat vom 8. Mai 1852 Leipzig,1864 Digitalisat
  • Georg Kupke: Vor fünfzig Jahren. Briefwechsel zwischen Dr. Karl Lorentzen und den Führern der augustenburgischen Partei 1863-1866. Leipzig, 1914

Literatur

  • Alexa Geisthövel: Eigentümlichkeit und Macht. Deutscher Nationalismus 1830-1851. Der Fall Schleswig-Holstein. Stuttgart, 2003

Weblinks

 Wikisource: Karl Lorentzen – Quellen und Volltexte

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