Klaus Kursell

Klaus Kursell

Klaus Kursell († 3. Juni 1570 in Reval hingerichtet) war 1558 Herr auf Sommerpahlen, 1567 Herr auf Schloss Leal und Matzal, 1567-1570 schwedischer Feldobrist, Führer der deutschen Hofleute in Estland

Leben

Klaus stammte aus der deutsch-baltischen Familie Kursell. Seine Eltern waren Jürgen von Kursell und Ebba von Uexküll. Seine väterlichen Güter lagen zum Zeitpunkt des Beginns der Schwedischen Herrschaft unter russischer Besatzung.

Im September 1561 werden bei den Schweden fünf Fähnlein deutscher Hofleute mit einer Stärke von 1200 Reitern genannt. Klaus Kursell war einer der fünf Rittmeister. Bei seiner Fahne, die 326 Reiter umfasste, dienten auch sein Bruder Heinrich Kursell, sein Schwager Johann Uexküll zu Padenorm und sein Neffe Jürgen Fahrensbach. Heinrich Dücker war bei ihm Leutnant. Noch in 1561 nahm er für die Schweden Padis ein, um es vor dem Zugriff Kettlers und Herzog Magnus zu bewahren. Im darauffolgenden Winter nahm er in Reval Garnison. Unter dem Kommando Clas Christierson Horn, mit dem sich im Folgenden eine komplexe Beziehung entspannen sollte, rücken die deutschen Hofleute am 20. Mai 1562 gegen Pernau aus, das Sie den Polen vorerst abnahmen. Ab August 1562 leitete Kursell bereits die 1. Operation gegen Weißenstein. Die eigentliche Belagerung Weißensteins dauerte vom 30. Oktober 1562 bis zum Fall der Burg am 20. November 1562.

Bereits hier wies Kursell, mittlerweile Vertrauensmann und Sprecher aller deutschen Hofleute bei den Schweden, seinen Kommandanten Horn erstmals auf rückständigen Sold hin. Ein Problem, das von schwedischer Seite nie ernsthaft in Auflösung gebracht und schließlich zu Kursells persönlicher Katastrophe führen sollte. Im Mai 1563 dann wandte sich Kursell an König Erich wegen ausstehendem Sold und Wagengeld. Anstelle der Bezahlung seiner deutschen Reiter ordnet der König an, diese von Estland abzuziehen und im schwedischen Kernland gegen Dänemark zum Einsatz zu bringen. Vorerst jedoch nahm Kursell im Winter 1563/1564 erneut in Reval Garnison. Der Widerspruch zwischen ausstehender Bezahlung und Abmarschbefehl nach Schweden führte schließlich zum Abfall der Hälfte der deutschen Reiter an Kettler. In dieser Situation nahm Kursell persönlich Kredit bei der Revaler Bürgerschaft und schoss den Sold vor. Im Gegenzug sollte er später dafür Güter bei Pernau erhalten. Ab Herbst 1564 lagen dann Kursell mit seinem Fähnlein im königlichen Feldlager und wurden sehr erfolgreich gegen die Dänen zum Einsatz gebracht.

1565 führte Kursell seine Hofleute mit zwei eigenen Schiffen zurück nach Reval. Für geleistete Dienste erhielt er die Güter Werder, Tampe und Werpel in der Wiek, welche vor ihm Lorenz Fahrensbach bzw. nach diesem, dessen Schwiegersöhne besessen haben. Darüber hinaus erhielt Kursell zu seiner Entlohnung Land vor Reval. Der König bat den Rat Revals Kursell als Mitbürger aufzunehmen. Kursell bezog daraufhin ein Haus in Reval.

Zu Beginn des Jahres 1567 führte Kursell die deutschen Reiter erneut gegen Pernau sowie in den Erzstift Riga. Lemsal wurde geplündert, Kursell kam mit großer Beute zurück nach Estland. Am 3. Februar 1567 stellten die Polen unter Nicolaus Tolwacz die Schweden mit doppelt überlegener Truppenstärke bei der Runafer Mühle in offener Feldschlacht. Das Kontingent Hofleute von Herzog Magnus geht über zu den Polen, dennoch verheerten die Polen nach der Schlacht die Wiek. Die flüchtenden Schweden wurden bis vor Reval verfolgt. Die schwedischen Verluste an Gefangenen und Gefallenen belaufen sich auf ca. 2.000 Mann. Als unmittelbare Folge dieser Konfrontation mit den Polen wurde Klaus Kursell im März/April 1567 schwedischer Feldobrist in Livland und Oberkommandierender der schwedischen Truppen in Estland. Damit löste er Clas Christierson Horn im militärischen Kommando in Estland ab.

Erneut sah sich Kursell jedoch mit ausstehendem Sold für die deutschen Reiter und Landsknechte konfrontiert. Er nahm daraufhin in Leal sein Feldlager, wo er auch überwinterte. Die Herrschaft Leal geht zu dieser Zeit in Kursells Besitz über, wofür er jedoch auf Werder, Tampe und Werpel verzichtet. Wieder musste er bei den Revalern Kredit nehmen, diesmal in Höhe von 2.000 Talern um seine Hofleute zu entlohnen. Eingeschränkt in seinen Möglichkeiten hinsichtlich des Materials und der Moral beschränkte er sich auf Verhandlungen mit Herzog Magnus, welche sich bis zum 25. Juli 1568 hinzogen.

Als die innerschwedischen Herrschaftsverhältnisse in Unordnung gerieten und das Verhältnis Kursells zu Horn immer angespannter wurde, suchte er am 26. Oktober 1568 Kontakt zu Herzog Karl, dessen Usurpation er im Ergebnis vorbehaltlos anerkannte. Am 25. Juli 1568 startete Kursell von Reval aus eine Expedition gegen Ösel. Er landete vor Sonnenburg, das ihm sogleich in die Hände fiel. Die Burg wurde von den Schweden gehalten und weiter befestigt. Aus Ermangelung an ausreichend Artillerie, unterließ Kursell weiteres Vorrücken, insbesondere Arensburg schien ihm mit seiner Ausrüstung nicht einnehmbar. Herzog Magnus schickte daraufhin Heinrich Fahrensbach, den Vater des späteren gleichnamigen ersten Landrats der Wiek, als Unterhändler auf die Sonnenburg. Im Ergebnis wurde sich auf einen Waffenstillstand bis 21. August 1568 geeignet. Zu diesem Datum rückte Heinrich Dücker, Kursells ehemaliger Leutnant, der mittlerweile Führer der polnischen Hofleute war, in Harrien ein. Daraufhin verließ Kursell am 31. August 1568 Ösel und nahm in Lode sein Lager. Von dort rückte Klaus Kursell nach Kegel vor, wo er von Reval frische Mannschaft und endlich Artillerie erhielt. Der zunehmende Konflikt mit Horn verhindert jedoch größere Kampagnen gegen Dücker.

Im Oktober 1569 bleiben erneut und zu lange die Soldzahlungen aus, woraufhin Kursell abermals beim Rat Revals wegen Kredit, diesmal in Höhe von 50.000 Talern, vorsprach. Er bot an Lode und Padis als Pfand dafür zu geben. Diese Verhandlungen scheitern, die Moral seiner Truppe ist auf dem Tiefpunkt. Schließlich entschieden sich die Hofleute unter Kursells Führung am 7. Januar 1570 Schloss Reval zu besetzen und den Gouverneur Gabriel Kristiernsson Oxenstierna mit Familie festzusetzen. Schon wenig später kamen die Oxenstiernas frei und die Hofleute setzten eine Frist zu Ostern, spätestens aber Pfingsten das Schloss wohlbehalten gegen ausstehenden Sold zu räumen. Klaus Kursell sah sich während der gesamten Besetzung loyal bei den Schweden, versuchte allerdings in seine berechtigten Forderungen Interessen der Revaler und des Adels Wierlands einfließen zu lassen. Nachdem dieser Schulterschluss scheiterte, suchte er sich von Herzog Magnus, quasi als Rückversicherung zu entsetzen. Dieser schickte, nicht frei von eigenen Interessen, umgehend 200 seiner Hofleute nach Reval, die jedoch von den Schweden aufgehalten werden. Obwohl bis zuletzt eine diplomatische Lösung von allen Seiten möglich erschien, stürmten die Schweden am Karfreitag, den 24. März 1570 das Schloss und setzten Kursell, sowie die meisten seiner Hofleute gefangen. Sein später auf polnischer Seite zu großer Anerkennung gelangender Neffe Jürgen Fahrensbach ist einer der wenigen, welche entkommen konnten.

Am 31. Mai 1570 begann der Prozess gegen Kursell, der mit drei Mitstreitern schließlich zum Tode durch das Schwert verurteilt wurde. Am 3. Juni 1570 wurde das Urteil vollstreckt. Noch in seinem Testament vermacht Klaus Kursell seinem Bruder Jost die 4.000 Taler, welche König Erich dem estländischen Adel angewiesen, jedoch nie gezahlt hatte und welche ebenfalls von Kursell vorgeschossen waren.

Wertung

Klaus Kursell stand von Beginn der schwedischen Herrschaft in Estland an auch auf deren Seite. Dies und seine militärische Begabung, ließen ihn eine schnelle und steile Karriere in einer unsicheren Zeit machen. Er wurde ein bedeutender Heerführer. Gleichzeitig war er loyal zu seiner Truppe, den deutschen Hofleuten. Die nachlässige Zahlungsmoral des schwedischen Königs in Soldfragen führte in diesem Spannungsverhältnis schließlich zu seinem Untergang.

Kursell wurde von vielen Autoren in seinem Handeln und Streben durchgängig positiv bewertet. Lediglich die Hilfe, welche er von Herzog Magnus zum Ende hin in Anspruch nahm, wurde ihm vereinzelt als Verrat an der schwedischen Partei ausgelegt.

Literatur

  • Seraphim, Ernst: Der Feldoberst Klaus Kursell und seine Zeit. Ein Bild Estlands in der ersten Zeit schwedischer Herrschaft. Reval 1897. = Bibliothek Livländischer Geschichte, Bd. 1
  • Adamson, Andres: Prelude to the Birth of the "Kingdom of Livonia". Institute of History, Tallinn 2009 [1]

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