Fahrensbach (Adelsgeschlecht)

Fahrensbach (Adelsgeschlecht)

Das Geschlecht Fahrensbach (Varresbeck, Varensbach, Farensbach, Fahrensbach, Францбеков) ist ein Deutsch-Baltisches Adelsgeschlecht, das ursprünglich jedoch dem rheinischen Adel zuzurechnen war und welches sich von dort mit Wilhelm I. von Varresbeck ins Bistum Ösel (Estland) begab, im Rheinland aber wenig später erlosch. Von dort breitete sich die Familie nach Livland, Kurland, Polen, (Sachsen), Böhmen und Russland aus.

Inhaltsverzeichnis

Wappen

Wappen der Familie Fahrensbach[1]

Das Stammwappen der Fahrensbach zeigt in Silber einen roten Wechselzinnenbalken. Auf dem gekrönten Helm – mit rot-silbernen Decken – ein wachsender, seitwärts gestellter, natürlicher (fleischfarbener) Mann mit kegelförmiger, pelzfarben umgeschlagener, roter Kappe.[2] Teilweise, so von den polnischen Angehörigen, wird die Helmzier von einem offenen schwarzen Adlerflug eingefasst[3]. Es ist auch davon auszugehen, dass die Standeserhebung von Gustav Adolf von Fahrensbach mit einer Wappenbesserung einherging. Ebenfalls ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Zweig Францбеков in Russland ein abweichendes Wappen führte.

Geschichte

Ursprung und Entfaltung

Als erster Vertreter der Familie wird Giso de Varnestbeke 1229 als Zeuge für Heinrich IV., Herzog von Limburg, Graf von Berg, urkundlich erwähnt.[4] Seine Familie hatte sehr wahrscheinlich Gut und/oder Haus Varresbeck[5] bei Elberfeld inne, besaß jedenfalls in der Region vor 1400 nicht unerheblichen Landbesitz.[6] [7] Im Baltikum wurden die Fahrensbach zu den schlossgesessenen Familien gezählt. Vor allem in der Wiek hatten die Fahrensbach umfassenden Güterbesitz, wie bspw. Heimar, Walck, Udenküll, Waddemois und Pedua. Mehrfach konnten Vertreter der Familie für den Deutschen Orden, Russland, Dänemark, Polen oder Schweden bedeutende Verwaltungsstellen besetzen, Diplomaten stellen, vor allem aber militärische Herausforderungen erfolgreich meistern. 1588 erhielt die Familie das polnische Indigenat, 1627 erfolgte die Aufnahme in den russischen Adel.

Erlöschen

Im Baltikum selbst treffen wir mit Reinhold von Fahrensbach, Sohn des Landrates Heinrich den wohl letzten männlichen Vertreter der Familie an. Seine Ehefrau, eine von Wrangel, verstarb vor 1666, er selbst verstarb sicher vor 1650.

In Polen bzw. Wolhynien wurde Jan Karol Farensbach, ein Enkel Joahnns VI., welcher Herr auf Korkwa, sowie Schwertvorträger von Owrucz[8] und Kiew war, noch 1674 urkundlich, als er dieses Jahres die Königswahl Johann III. Sobieski unterschrieb.[9] Seine Schwester Alexandra und seine Tochter Marianna lebten noch 1701.

Der letzte Vertreter im Heiligen Römischen Reich war Graf Gustav Adolf von Varrensbach, der 1689 verstarb.

In Russland wiederum ist es Iwan Francbekov (Иван Францбеков) welcher 1689 Oberst der Infanterie in Tula war und 1725 verstarb. Seine Witwe lebte in Sloboda.[10] Iwan scheint damit der letzte Vertreter der Familie Fahrensbach überhaupt gewesen zu sein.

Nachwirken

Noch vor Dezember 1650 heiratete Johann von Müller zu Kunda, Major im königlich schwedischen Regiment Ludwig Taube, die letzte lebende Tochter der Familie von Fahrensbach im Baltikum. Wohl in Unkenntnis von lebenden Angehörigen in Wolhynien, Böhmen und Russland wurde ihm die die Erlaubnis zur Wappens- und Namensführung des Schwiegervaters erteilt. Darauf nannte sich die Familie Müller von Fahrensbach. Die Familie erlischt jedoch ebenfalls bereits 1721 mit Johanns Enkel.[11]

In Polen wurde aus dem ursprünglichen Eigenwappen Herb Farensbach ein Genossenschaftswappen. Die erste bekannte Adoption zum Herb Farensbach erfolgte bereits durch Georg Wolmar für Marek Felinski der in seinem Dienst stand und durch König Sigismund III. im Juli 1607 in den Adel gehoben wurde. Unter anderen gehörte Zygmunt Szczęsny Feliński dieser Familie an. Weitere polnische Adelfamilien welche das Herb Farensbach führten oder führen sind die Faszowicz, Federowski, Feleński, Feliński, Felkier und Teodorowski.[12]

Auch in Russland führen sich zwei Familien auf die Fahrensbach zurück. Bereits im 15. Jahrhundert soll der jeweilige Stammvater nach Russland gekommen sein. Dies wären zum einen die Koshin,[13] welche sich auf einen Georg (Юрия Фаренсбаха), der als Gefangener aus Kämpfen mit den Deutschen Orden nach Russland gelangte, zurückführen.[14] Zum anderen sind das die Kolyubakin.[15]

Namensträger

Einzelnachweise

  1. Bruderschaftsbuch des jülich-bergischen Hubertusordens – BSB Cod.icon. 318, [S.l.] Niederrhein [um 1500], Namen und Ahnenproben der aufgeschworenen Hubertus-Ritter (niederrheinischer Adel), 53r.
  2. Armorial Général, Band I & II, Pl. CCXCVII; bzw. Rietstap, Tome I., S. 643
  3. Siebmacher (Baltikum)
  4. Heinrich Kelleter (Bearb.): Urkundenbuch des Stiftes Kaiserswerth; Bonn 1904 (Urkundenbücher der geistlichen Stiftungen des Niederrheins 1) Gräfrath, Nr. 38, 1229.
  5. Wilhelm Crecelius: Das Haus Varresbeck bei Elberfeld. In: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, Schmidt, 1867, S. 241-245. Digitale Sammlung der BSB..
  6. Kurt Niederau: Das Geschlecht derer von Varresbeck. Aus der Geschichte eines heimischen Adelsgeschlechtes. In: Unsere Bergische Heimat 10, Juni 1961.
  7. Anton F. Fahne: Geschichte der kölnischen, jülichschen und bergischen Geschlechter in Stammtafeln, Wappen, Siegeln und Urkunden. 2 Bände, 1848 und 1853, Bd. 2, S. 171.
  8. Овруч in der ukrainischsprachigen Wikipedia
  9. Seweryn hr. Uruski (1814–1890), Rodzina, Herbarz szlachty polskiej, Warszawa 1904–1931, T. IV Fabecki–Groer. S.10. poznan.pl
  10. Erik Amburger: Amburger-Datenbank zu Ausländern im vorrevolutionären Russland. vifaost.de
  11. Bernhard Schlegel, Carl Arvid Klingspor: Den med sköldebref förlänade men ej å Riddarhuset introducerade Svenska Adelns Ättar-taflor. Stockholm 1875, S. 71
  12. Ryszard Jurzak: Genealogia dynastyczna. → Herbarz → FARENSBACH. genealog.home.pl
  13. Кожины in der russischsprachigen Wikipedia
  14. Pуммель-Голубцовь, Pобocловный cбopинкь. C. II. 1886 I, 380
  15. Колюбакины in der russischsprachigen Wikipedia

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