- Klaus Reich
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Klaus Reich (* 1. Dezember 1906 in Berlin; † 24. Januar 1996 in Marburg) war ein deutscher Philosoph, der durch seine bahnbrechenden Arbeiten über Immanuel Kant bekannt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Reich studierte von 1925 bis 1932 in Freiburg im Breisgau, Berlin und Rostock Philosophie und klassische Philologie. Zu seinen philosophischen Lehrern gehörten Edmund Husserl, Jonas Cohn und vor allem Julius Ebbinghaus. 1933 wurde er wegen seiner Ablehnung des Nationalsozialismus von seiner Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität Rostock entlassen und in der Folge durch wiederholte Parteiinterventionen an einer Habilitation gehindert. Von 1939 bis 1945 war er zum Militär eingezogen. Erst 1946 wurde er von Ebbinghaus in Marburg habilitiert. Von 1947 an hatte Reich in Marburg eine außerplanmäßige Professur inne, die 1956 in eine ordentliche Professur umgewandelt wurde, die er bis zur Emeritierung 1972 bekleidete. Danach hielt er bis zu seinem Tod weiterhin Lehrveranstaltungen ab.
Werk
Reichs dem Umfang nach schmales Werk ist in erster Linie der Philosophie Immanuel Kants, daneben auch der antiken Philosophie, insbesondere Platon, gewidmet. Neben Ebbinghaus war er der Hauptvertreter des - von Hans Georg Gadamer so genannten - „Marburger Erzkantianismus“, der sich in betonter Abgrenzung vom Neukantianismus dem genauen Nachvollzug der Philosophie Kants widmete und dessen argumentative Überlegenheit gegenüber allen kantianisierenden (und auch allen anderen) Positionen nachzuweisen suchte.
Reichs einflussreichstes Werk ist seine Dissertation Die Vollständigkeit der kantischen Urteilstafel aus dem Jahr 1932. In ihr rekonstruiert er das Argument, mit dem Kant die Vollständigkeit der Urteilstafel in der Kritik der reinen Vernunft bewiesen hatte oder bewiesen zu haben glaubte. Durch Berücksichtigung des handschriftlichen Nachlasses zeigte er, wie sich die Kategorien aus der Struktur der Subjektivität herleiten lassen. Dieses „bahnbrechende Werk ... hat die Kant-Forschung auf ein neues Niveau gehoben“[1] und gilt als Klassiker der Kant-literatur. Die zweite wichtige Schrift Reichs, Kant und die Ethik der Griechen (1935) hat hingegen keine vergleichbare Wirkung ausgeübt.
Reichs Aufsätze zu Kant haben das Niveau der Kant-Deutung markiert, an das anzuschließen sich spätere Kant-Forscher - zumal seine Schüler, zu denen Dieter Henrich, Manfred Baum, Reinhard Brandt und andere gehören - bemühten. Im Anschluss an Reichs Dissertation haben Reinhard Brandt und Michael Wolff weitere Abhandlungen zur Rekonstruktion von Kants Vollständigkeitsbeweis geliefert. Kritisch behandelt wurde er von Lorenz Krüger und Hans Lenk. Auch Henrichs Kantstudien, besonders seine wegweisende Studie Identität und Objektivität (1976) zur Rekonstruktion der transzendentalen Deduktion sind von Reich (und von Wilfrid Sellars) angeregt.
Publikationen
Reichs Schriften sind unvollständig gesammelt in:
Gesammelte Schriften. Mit Einleitung und Annotationen aus dem Nachlaß hrsg. von Manfred Baum u. a. Hamburg: Meiner, 2001. (S. 499-504: Schriftenverzeichnis)
Literatur
- Manfred Baum: Klaus Reich (1906-1996). In: Kant-Studien 87 (1996), S. 129-131.
- Marion Heinz: Kants Fundierung von Begriff und Urteil in der ursprünglich synthetischen Einheit der Apperzeption. Überlegungen im Anschluß an Klaus Reich. In: Metaphysik und Kritik. Festschrift für Manfred Baum. Hrsg. von Sabine Doyé, Marion Heinz, Udo Rameil, de Gruyter, Berlin 2004, S. 137–151.
Nachweise
- ↑ Manfred Baum/Udo Rameil/Klaus Reisinger/Gertrud Scholz: Einleitung. In: Klaus Reich: Gesammelte Schriften. Hamburg 2001, S. IX. Siehe auch Julius Ebbinghaus: [Rezension zu:] Klaus Reich: Die Vollständigkeit der kantischen Urteilstafel. Berlin 1932. In: Deutsche Literaturzeitung, Heft 44, 1933, Sp. 2074-2077 (wieder in: Julius Ebbinghaus, Interpretation und Kritik. Schriften zur Theoretischen Philosophie und zur Philosophiegeschichte 1924-1972. Bonn 1990, S. 95-97).
Weblinks
- Literatur von und über Klaus Reich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Klaus Reich-Website (mit einer Biographie von Manfred Baum und einer Bibliographie)
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