Kloster Marienberg (Boppard)

Kloster Marienberg (Boppard)

Das Kloster Marienberg in Boppard ist ein altes Benediktinerinnenkloster.

Kloster Marienberg

Seit 2002 ist das Kloster Marienberg Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Von 1120 bis Ende des 15. Jahrhunderts

Im Jahre 1120 erwarben Bopparder Bürger die Marienkapelle und zusätzlichen Grundbesitz und stifteten das Kloster „Mariabodenberg“, das später den Namen „Hohes Kloster“ führte. 1125 bestätigte Kaiser Heinrich V. die Stiftung und unterstellte sie der Abtei St. Euccharius (heute: St. Matthias) bei Trier. 1147 wurde die „Cella B. Marie die Bopardie“ in Urkunden als Besitztum der Abtei St. Euccharius erwähnt. 1148 bestätigte Papst Eugen III. die Stiftung. 1200 und später lässt eine starke Zunahme von Schenkungen für den Marienberg darauf schließen, dass mit dem Neubau einer Klosterkapelle und später der Klosterkirche begonnen wurde; Hintergrund ist aber wohl auch, dass das Kloster Marienberg zu größerer Reputation aufstieg, weil sich die Gründung des Augustinerklosters Pedernach rheinabwärts von Boppard als Misserfolg erwiesen hatte. 1212 nannte das Testament des Trierer Erzbischofs Johann die „Sorores in Bobardia“ und bezeichnete damit den Charakter des Marienbergs als Nonnenkloster (Benediktinerinnenabtei). 1225 wurde die Marienberger Kirche als Grabstätte des Adels genannt. Durch Zahlungen für die zukünftige Grabstätte und zusätzliche Schenkungen entwickelte das Kloster Marienberg eine beträchtliche wirtschaftliche Macht und erwarb einige Grundstücke, Gutshöfe und Weinberge.

1236 wurden Reliquien aus der Thebäischen Legion und der Gesellschaft der Heiligen Ursula von Köln verbracht. 1241 wurde die Kapelle der Heiligen Anna geweiht. Die Kapelle soll ursprünglich im Kreuzgang gelegen haben. Die Kapellenweihe des Jahres 1241 leitete wohl die Planungen zum Neubau einer größeren Klosterkirche ein. 1275 wurden Ablässe für das Begräbnis auf dem Klosterfriedhof ausgeschrieben. An 14. Juni 1299 wurde die neue, größere Klosterkirche geweiht. Das Kloster scheint sich mit dem Neubau stark belastet zu haben, da 1309 vom Trierer Erzbischof ein Ablassbrief zugunsten des Marienberger Kirchbaues ausgestellt wurde. Von 1309 bis 1392 wurden in der Kirche einige Nebenaltäre aufgestellt, zum Teil in Verbindung mit den Begräbnisgrüften des Adels. Die Klostervorsteherinnen wurden bis 1437 als „Meisterinnen“ bezeichnet, ab 1437 nahmen sie den Titel „Äbtissin“ an. Die erste Äbtissin, Isengard von Greiffenclau, führte die Reform des Abtes Johannes Rode[1] ein und schloss das Kloster damit der Bursfelder Vereinigung ['Bursfelder Kongregation': Vereinigung reformierter Benediktinerklöster] an. Unter dieser Äbtissin vermehrte sich die Zahl der Nonnen bis 1470 auf über 150. 1497 wurde die Belagerung der Stadt Boppard durch den Trierer Erzbischof, der sogenannte „Bopparder Krieg“, vom Kloster Marienberg aus geführt.

Vom 16. Jahrhundert bis 1860

alte Postkarte Kloster Marienberg

Im 16. Jahrhundert überstand das Kloster Marienberg aufgrund der soliden landwirtschaftlichen Ausstattung die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse zu dieser Zeit relativ gut – im Gegensatz zu anderen Einrichtungen wie dem Bopparder Stift. 1632 und 1646 entstanden Schäden am Kloster durch den Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648), welche durch schwedische und weimarische Truppen verursacht wurden. Die Stadt Boppard hatte hohe Summen als Kontributionen aufzubringen. Es machte sich in dieser Zeit religiöse Gleichgültigkeit bemerkbar, die unter anderem dazu führte, dass der Marienberger Konvent nach 1630 auf weniger als 40 Schwestern zurückging. Von 1662 bis 1665 wurde die Klosterkirche wiederhergestellt und der Chor mit neuen Gewölben und Glasmalereien ausgestattet. 1692 wurde das Kirchweihfest wegen der Bauarbeiten verlegt. 1695 fanden Verschönerungsarbeiten im Inneren der Klosterkirche statt. 1710 wurden Baumaßnahmen an der Klosterkirche durchgeführt, da das Gästehaus und die Wohnung des Probstes 1670 eingestürzt waren. 1725 wurde die Klosterpforte erneuert und das Dormitorium wiedergestellt. 1726 weisen historische Dokumente die Fertigung von Zinnleuchtern für die Kirche nach. 1731 hatte der Konvent nur noch zehn adelige Mitglieder. 1733 wurde der Klostergarten und ein Brunnen neu angelegt. 1736 wurden Kreuzgangarkaden geschlossen. Zudem wurde ein steinerner Fußboden und eine Decke mit Holzkehle und Figuren angelegt, der Kapitelsaal wurde umgebaut und eine neue Treppe wurde gebaut.

1738 wurden bei einem Brand die älteren Klostergebäude zerstört. Von 1739 bis 1754 wurde deshalb das gesamte Kloster von Grund auf im Barockstil neu aufgebaut. 1739 wurde dabei der Rohbau des Klosters vollendet, sodass 1740 die Bauarbeiten am Südtrakt begannen. Diese wurden genauso wie die an der Kellerei 1742 vollendet. 1744 wurde die Äbtissinnenwohnung vollendet. 1752 wurde das Kirchengewölbe verankert und die Kirche ausgeweißt. 1753 wurden die Arbeiten am oberen Bau abgeschlossen. 1756 reparierten die Gebrüder Stumm die Orgel. 1759 wurden zwei Zimmer zum sogenannten Wintersaal ausgebaut. 1763 wurde die Mauer zur Hofstatt erneuert. 1765 beschloss der Konvent, dass in Zukunft auch Nichtadelige als Chorschwestern aufgenommen werden sollten, jedoch konnte der allgemeine Niedergang von Adelsklöstern dadurch aber auch im Kloster Marienberg nicht aufgehalten werden. 1768 bis 1769 wurde das Viehhaus – ein Fachwerkbau – abgebrochen und durch Thomas Neurohr neu aufgebaut. 1794 verloren die Nonnen die Abtei durch die Besetzung des Klosters durch die französische Armee. Das Kloster diente jetzt als Unterkunft für Generäle und Offiziere, später als Kaserne. In dieser Zeit wurde die Klosterkirche zerstört. In der Zeit der Säkularisation hob die französische Regierung 1802 alle Klöster in den vier Rheindepartements rechtlich auf.

Das Kloster Marienberg wurde nach der Auflösung einschließlich Gebäude und Garten für 14.000 Franken an Theodor Doll verkauft, der dort eine Baumwollspinnerei einrichtete. 1825 gründen die Töchter von Theodor Doll im ehemaligen Kloster eine christliche Erziehungsanstalt – ein Mädchenpensionat. 1839 erwarb der Arzt Dr. Schmitz, ein Schüler von Vincenz Prießnitz, Kloster Marienberg und ließ es zu einer Kaltwasserkuranstalt umbauen. Er ließ umfassende Renovierungen hauptsächlich im Inneren des Gebäudes vornehmen. 1860 wurde der private Betrieb in eine Aktiengesellschaft, die „Kurhaus AG“ umgewandelt.

Das Kloster im 20. Jahrhundert

Von 1914 bis 1917 diente das Anwesen von Kloster Marienberg als Lazarett. 1918 erwarb der Ursulinenorden das Kloster Marienberg und betrieb dort eine Internatsschule. Von 1940 bis 1945 diente das von der Regierung beschlagnahmte und von den Ursulinen geräumte Gelände als Reichsfinanzschule. In dieser Zeit wurde der barocke Schalenbrunnen vor dem Hauptgebäude abgerissen, Reste davon sind im südlichen Hof erhalten. 1945 erlitten die Gebäude Kriegszerstörungen durch Bombentreffer, insbesondere am Westflügel. 1945 kehrten die Ursulinen zurück und nahmen den Betrieb als Realschule auf. 1979 wurde das Internat geschlossen und die Schule bald darauf durch das Bistum Trier übernommen. 1981 wurden die Klostergebäude von den Ursulinen verkauft. 1981 bis 1984 wurde das Anwesen von der Sekte „Transzendentale Meditation“ als Akademie genutzt. Am 12. Juli 1982 wurde das Kloster mit seiner zirka zwei Hektar großen Parkanlage als herausragendes Kulturdenkmal von hohem Rang unter Denkmalschutz gestellt.[2] Im Zeitraum von 1984 bis 1996 wechselten Eigentümer und Besitzer der Anlage häufig; das Gebäude stand leer. 1995 wurde der Freundeskreis Marienberg Boppard e. V. mit dem Ziel gegründet, das Anwesen vor dem Verfall zu bewahren und es einer neuen Nutzung zuzuführen. 1996 ersteigerte Helga Deutsch das Anwesen, wobei ihr Gebot deutlich unter dem festgelegten Verkehrswert blieb. In der Folgezeit ließ der Rhein-Hunsrück-Kreis nach Erlass entsprechender denkmalschutzrechtlicher Verfügungen zur Substanzerhaltung Maßnahmen an der Klosteranlage durchführen. Hierfür forderte er von der Frau Deutsch 82.431,79 €. Dieser Betrag wurde nach Abschluss eines Vergleichs auf 65.000 € reduziert. 2006 schätzte ein Ingenieurbüro die Sanierungskosten für die statisch-konstruktive Instandsetzung des Dachwerks über dem Kapellensaal überschlägig auf 150.000 €. Der Landkreis bezifferte die Aufwendungen für die Gesamtmaßnahme einschließlich der Dacheindeckung auf ca. 300.000 €. Nach umfassenden Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen wurde zum 1. Januar 2007 der 3,3 Hektar große Klostergarten im Rahmen eines Nutzungsvertrags der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[3]

Antrag auf Abriss des Klosters

LichtHIMMEL Installation über Kloster Marienberg

Am 16. Mai 2007 stellte Helga Deutsch einen Antrag auf Erteilung einer denkmalrechtlichen Genehmigung zum Abriss des Klosters Marienberg. Der Landkreis lehnte dies ab. Nach erfolglosem Widerspruchsverfahren erhob Deutsch Klage. Diese wurde in erstes Instanz vom Verwaltungsgericht Koblenz im Urteil vom 9. Oktober 2008 abgelehnt. Deutsch, so die Richter, habe keinen Anspruch auf Erteilung der notwendigen Genehmigung für den Abriss des Klosters Marienberg. Dieser Anspruch bestehe nur dann, wenn der Erhalt eines Denkmals für einen Eigentümer wirtschaftlich unzumutbar sei, was dieser darzulegen habe. Dem sei Deutsch nicht ausreichend nachgekommen. Sie habe nicht nachvollziehbar vorgebracht, dass sie sich ernsthaft um einen Käufer bemüht habe und ein dem Denkmalschutz aufgeschlossener Eigentümer von dem Grundstück keinen vernünftigen Gebrauch machen könne. Zudem habe Deutsch sich lediglich pauschal auf den maroden Zustand des Klosters, fehlende Mieteinnahmen und einen hohen Sanierungsaufwand bezogen, ohne hierzu nähere Angaben zu machen. Überdies ergebe auch eine Abwägung der gegenseitigen Interessen, dass die Ablehnung der beantragten Abrissgenehmigung zumutbar sei. Sie habe das Anwesen 1996 in Kenntnis des maroden Zustandes und der umfangreichen Sanierungsbedürftigkeit zu einem Preis erworben, der erheblich unterhalb des Verkehrswertes gelegen habe. Von daher habe Deutsch das Risiko, die betreffenden Grundstücksparzellen nicht wirtschaftlich rentabel nutzen zu können, bewusst in Kauf genommen. Wer jedoch eine solche Gefahr sehenden Auges eingehe, könne grundsätzlich nicht ohne weiteres den Abriss eines Denkmals verlangen, wenn gewichtige öffentliche Belange überwiegen würden. So verhalte es sich hier, da es sich bei dem Kulturdenkmal „Kloster Marienberg” um eine Anlage mit einer hohen kulturhistorischen Bedeutung handele. Der Gebäudekomplex zähle zu den größten erhaltenen barocken Klosteranlagen Deutschlands, so dass ein gesteigertes Allgemeinwohlinteresse am Erhalt dieses einzigartigen Baubestandes bestehe. Auch die zweite Instanz, das Oberverwaltungsgericht Koblenz, urteilte im Dezember 2009 nicht im Sinne der Klägerin. Die Begründung war eine ähnliche wie die im ersten Urteil.[4] Vom 2. bis 4. Oktober 2009 setzte der Lichtkünstler Ingo Bracke mit einer Lichtinstallation lichtHIMMEL, das Kloster nochmals in den Fokus der Aufmerksamkeit. Im Folgejahr wandte sich Deutsch an das Bundesverwaltungsgericht, um das Recht auf Revision gegen das Urteil des Oberverwaltungsgerichtes durchzusetzen. Die Richter wiesen im Jahr 2011 diese Beschwerde aus formalen Gründen zurück.[5] Ende April 2011 erwarb die Stadt Boppard den Marienberger Park, der schon seit 2007 für die Öffentlichkeit zugänglich war.[3]

Weblinks

 Commons: Kloster Marienberg (Boppard) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. NDB-Eintrag
  2. Webseite der Stadt Boppard: Kloster Marienberg Aufstellung des Bebauungsplanes „Kloster Marienberg"
  3. a b www.boppard.de: Stadt Boppard wird Eigentümerin des Marienberger Parks Abgerufen am 2. Mai 2011
  4. Rhein-Zeitung vom 3. Dezember 2009 mit Lokalteil: Rhein-Hunsrück-Kreis
  5. Rhein-Zeitung vom 28. Januar 2011: Kloster Marienberg: Abriss bleibt verboten; abgerufen am 29. Januar 2011
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