Kurt Vogel (Mathematikhistoriker)

Kurt Vogel (Mathematikhistoriker)

Kurt Vogel (* 30. September 1888 in Altdorf bei Nürnberg; † 27. Oktober 1985 in München) war ein deutscher Mathematikhistoriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Vogel besuchte das Gymnasium in Ansbach und studierte 1907 bis 1911 Mathematik und Physik in Erlangen (bei Max Noether, Paul Gordan, Erhard Schmidt) und Göttingen (bei Felix Klein, David Hilbert, Otto Toeplitz). 1911 legte er sein Lehramtsexamen ab. Nach einer Zeit von 1913 bis 1920 als Offizier war er Lehrer an der Ludwigs-Realschule in München. 1927 bis 1954 war er Lehrer (Gymnasialprofessor) am Maximiliansgymnasium München. Daneben war er nach seiner Habilitation 1933 (Beiträge zur Geschichte der griechischen Logistik) ab 1936 Privatdozent und ab 1940 außerplanmäßiger Professor an der Universität München, wo er 1963 das Institut für Geschichte der Naturwissenschaften und Mathematik begründete (nachdem vorher eine eigene Abteilung am mathematischen Institut bestand) und leitete. Obwohl 1963 offiziell pensioniert, war er noch bis 1970 an der Universität München.

Vogel beschäftigte sich mit mathematischen Texten (Rechenbüchern) aus Byzanz, dem Papyrus Rhind (über den er 1929 u.a. bei Heinrich Wieleitner an der Universität München promovierte – Die Grundlagen der ägyptischen Arithmetik in ihrem Zusammenhang mit der 2:n Tabelle im Papyrus Rhind), griechischer und babylonischer Mathematik. Noch in Göttingen lernte er im Selbststudium ägyptische Hieroglyphen, was er an der Universität München 1927 bei Wilhelm Spiegelberg fortsetzte. Er war aber auch ein Pionier in der Erforschung babylonischer Mathematik (worüber er mit Otto Neugebauer korrespondierte) und beschäftigte sich mit deutschen Rechenbüchern des 15. und 16. Jahrhunderts, teilweise aus der Bayrischen Staatsbibliothek. Er editierte z.B. das Bamberger Rechenbuch von 1485 und den Algorithmus Ratisbonensis (um 1450). 1963 veröffentlichte er eine Übersetzung von Al-Chwarizmis Algorismus (dem frühesten islamischen Rechenbuch mit Dezimalziffern). Später lernte er noch Chinesisch und gab eine Übersetzung der Neun Bücher arithmetischer Technik Jiu Zhang Suanshu (1968) heraus, eines der Zehn Mathematischen Klassiker in China.

Vogel war mit Helmuth Gericke und Karin Reich Bearbeiter der Neuausgabe der Geschichte der Elementarmathematik von Johannes Tropfke (ab 1980), nachdem er Tropfke bei dessen 3. Auflage in den 1930er Jahren schon unterstützt hatte.

Er war ab 1957 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und ab 1931 der Academie Internationale d´Histoire des Sciences in Paris, deren Vizepräsident er 1977 bis 1981 war. 1969 wurde Vogel mit der George-Sarton-Medaille ausgezeichnet, dem höchst renommierten Preis für Wissenschaftsgeschichte der von George Sarton und Lawrence Joseph Henderson gegründeten History of Science Society (HSS).

Schriften

  • Vorgriechische Mathematik. 2 Bände, Mathematische Studienhefte, Schroedel Verlag/Schöningh Verlag 1959.
  • Rückschau auf 40 Jahre Mathematikgeschichtsforschung, in Bernhard Sticker, Friedrich Klemm (Hrsg.) Wege zur Wissenschaftsgeschichte, Wiesbaden 1969

Literatur

  • Joseph W. Dauben, Christoph J. Scriba (Hrsg.): Writing the history of mathematics. Its historical development. Birkhäuser, Basel u. a. 2002, ISBN 3-7643-6167-0, (Science networks 27).
  • Menso Folkerts: Kurt Vogel: Biographie und Bibliographie. In: Historia Mathematica 10, 1983, ISSN 0315-0860, S. 261–273, (mit Bibliographie), Bd. 13, 1986, S. 98.
  • Siegfried Gottwald, Hans-Joachim Illgauds, Karl-Heinz Schlote (Hrsg.): Lexikon bedeutender Mathematiker. Bibliographisches Institut, Leipzig 1990, ISBN 3-323-00319-5.
  • Ivo Schneider. Ein Leben für die Wissenschaftsgeschichte: Kurt Vogel. In: Beiträge zur Geschichte der Arithmetik. Von Kurt Vogel. Zum 90. Geburtstag des Verfassers am 30. Sept. 1978 mit Lebensbeschreibung und Schriftenverzeichnis. Herausgegeben vom Forschungsinstitut des Deutschen Museums für die Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik. Minerva Publikation, München 1978, ISBN 3-597-10036-8, (Wissenschaftsgeschichte), S. 7–18 zzgl. 4 Seiten mit Fotos.

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