Körnerleguminosen

Körnerleguminosen

Körnerleguminosen sind landwirtschaftlich genutzte Eiweißpflanzen, die vor allem in den Tropen und Subtropen eine große Rolle für die menschliche Ernährung spielen.

Erbsen
Phaseolus Bohnen
Sojabohnen
Straucherbsen
Kichererbsenfeld in Israel
Linsenpflanzen
Cow Pea botanische Zeichnung
Lupine

Inhaltsverzeichnis

Botanik

Hauptartikel: Hülsenfrüchtler

Unter dem Begriff Körnerleguminosen werden folgende Arten zusammengefasst:

Phaseolus-Arten (Phaseolus ssp.):

  • Limabohne, Mondbohne (Phaseolus lunatus L.), engl. lima/butter bean, port. feijão-de-lima
  • Teparybohne (Phaseolus acutifolius A. Gray), engl. trepary bean
  • Feuerbohne, Schminkbohne (Phaseolus coccineus L.), engl. scarlet runner bean, span. ayocote, port. feijão-da-espanha/feijoca
  • Gartenbohne (Phaseolus vulgaris L.): Gartenbohne engl. common bean, span. frijol, port. feijão
  • Sojabohne, (Glycine max), engl. soybean, span. soja, port. soja
  • Straucherbse, (Cajanus cajan), engl. pigeon pea, span. guandul, port. guandu
  • Kichererbse, (Cicer arietinum), engl. chickpea, span. Garbanzo, port. grão-de-bico
  • Linse, (Lens culinaris), engl. lentil, span. Lenteja, port. lentilha
  • Ackerbohne, (Vicia faba), engl. field bean, span. Faba, port. fava

Vigna-Arten (Vigna ssp.)

  • Augenbohne, (Vigna unguiculata), engl. cow pea, port. feijão-fradinho
  • Adzukibohne, (Vigna angularis), engl. azuki bean
  • Mungbohne, (Vigna mungo), engl. mung bean

Lupinen-Arten (Lupinus ssp.)

Arten mit nur lokaler Bedeutung sind die neuweltliche Jackbohne (Canavalia ensiformis L.) und die altweltliche Schwertbohne (Canavalia gladiata) in einigen tropischen Ländern. Die indische Guarbohne (Cyamopsis tetragonoloba) dient nicht als Eiweißpflanze sondern liefert Guargummi. Helmbohnen (Lablab purpureus) werden in Afrika, Indien und einigen Ländern Südostasiens angebaut. Die Platterbse (Lathyrus sativus) ist vorwiegend in Indien von Bedeutung, da sie als sehr trockentolerant gilt. Erdbohnen (Macrotolyma geocarpum) kommen endemisch nur in Westafrika vor und reifen ähnlich wie Erdnüsse im Bodensubstrat. Weitere Pflanzen sind die Pferdebohne (Macrotolyma uniflorum), Yambohne (Pachyrhizus erosus), Goa- oder Flügelbohne (Psophocarpus tetragonobolus) und die Knollenbohne oder auch African Yam Bean (Sphenostylis stenocarpa).[1]

Hauptartikel: Knöllchenbakterien

Rhizobien sind hochspezialisierte Knöllchenbakterien, die mit dem Wurzelsystem der Leguminosen eine Symbiose eingehen und es der Pflanze somit ermöglichen, Stickstoff anzureichern.

Leguminosen und die mit ihnen assoziierten Rhizobium-Gruppen[2]
Nutzpflanze Gattung Rhizobium-Art
Luzerne Medicago, Meliotus Rhizobium melioti
Klee Trifolium Rhizobium trifolii
Erbsen und Wicken Lathyrus, Lens, Pisum, Vicia Rhizobium leguminosarum
Bohne Phaseolus Rhizobium phaseoli
Lupine Lupinus Rhizobium lupini
Sojabohne Glycine Rhizobium japonicum
Kichererbse Cicer Rhizobium ssp.
Vigna-Bohne, Cowpea Cajanus, Vigna u.a. Rhizobium ssp.

Verbreitung und Anbaugebiete

  • Straucherbse – semiaride Tropen (Indien und Ostafrika)
  • Kichererbse – semiaride Tropen, in Indien Anbau nach dem Monsunregen
  • Linse – semiaride Subtropen (Mittelmeerraum, Naher Osten, Indien)
  • Lupinen – Subtropen (Andengebiet, Südeuropa, Australien
  • Bohnen – Subtropen und Tropen (Brasilien, Mexiko, Zentralafrika)
  • Ackerbohnen – Gemäßigte Zone (Mitteleuropa)
  • Vigna – tropisches Afrika[3]

Wirtschaftliche Bedeutung

Die größte wirtschaftliche Bedeutung hat die Sojabohne, die als Ölfrucht in vielen subtropischen Ländern im vollmechanisierten Feldbau angebaut und als Futtermittel exportiert wird. Der größte Erzeuger ist Brasilien. Die zweitwichtigste Gruppe bilden die Bohnen, gefolgt von den Kichererbsen. Kichererbsen werden auf 11 Millionen Hektar weltweit angebaut, zu 96% in Entwicklungsländern. Die Produktion konnte in den vergangenen 30 Jahren stark gesteigert werden, von 7,3 MT/ha[4] in den 1970er Jahren auf 8,4 MT/ha bis zum Jahr 2006. Mit 83% ist Indien der größte Erzeuger von Kichererbsen, wobei es zu regionalen Verschiebungen vom Norden mit kühlerem Klima und einer längeren Vegetationsperiode in den Süden des Landes mit heißerem tropischen Klima und einer kürzeren Wachstumsperiode. Im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh konnte die Kichererbsenproduktion auf das Dreifache gesteigert werden. In den ostafrikanischen Ländern Äthiopien, Tansania, Sudan und Kenia konnten sich fusarienresistente Sorten (meist großsamige Kabulitypen) mit einer kurzen Reifeperiode etablieren.[5] Straucherbsen werden mittlerweile in Asien, Afrika und LAC-Ländern kultiviert. Die große Trockentoleranz und die unterschiedlichen Reifezeiten (90-300 Tage) der Sorten ermöglichen ihren Anbau auf einer großen Bandbreite von Klimazonen. Seit 1976 wurde in Asien eine Ausweitung der Flächen um 56% und ein Ertragsanstieg von 54% verzeichnet. Die Spitzenerträge liegen mittlerweile bei 4,8 MT/ha, durchschnittlich bei 3,6 MT/ha. Weltweit werden Straucherbsen auf 4,9 Millionen Hektar angebaut, die größten Erzeuger sind Indien mit 3,8 Millionen Hektar, Myanmar mit 0,5 Millionen Hektar und China mit 0,1 Millionen Hektar.[6]

Anbaumethoden und Landnutzung in den Tropen und Subtropen

Körnerleguminosen als Hauptfrucht finden auch im tropischen Brandrodungsbau Verwendung, um bei abnehmender Bodenfertilität durch Degradation und Nährstoffabtrag den Boden mit Stickstoff anzureichern. Eine Leguminosenbrache (meist rankende krautige Leguminosenarten wie Pueraria phaseoloides oder Centrosema pubescens) durch Bodenbedeckung bzw. auch Gründdüngung oder Mulch fördert ebenfalls die Bodenmelioration.[7]

Forschung und Züchtung

Das ICRISAT (International Crop Research Institute for the Semi-Arid Tropics) in Hyderabad/ Indien, und das ICARDA (International Center for Agricultural Reseach in the Dry Areas) in Aleppo/Syrien, beschäftigten sich schwerpunktmäßig mit der landwirtschaftlichen Forschung und Züchtung von Körnerleguminosen und deren speziellen Landnutzungssystemen. Im ICRISAT werden Kichererbsen und Straucherbsen züchterisch bearbeitet[8] Bohnen sind das „Fleisch der Armen“, bietet eine wichtige Quelle für Eiweiß, Kohlenhydrate und andere Nährstoffe und ist damit Grundnahrungsmittel für 300 Millionen Menschen in den Tropen. In Afrika verwenden bereits ca. 35 Millionen Kleinbauern Saatgut, welches vom CIAT in Kolumbien züchterisch bearbeitet wurde.[9] Alle Programme der zur CGIAR (Consultative Group on International Agricultural Research) gehörenden Forschungszentren zielen darauf ab, genetisch verbessertes Saatgut für Kleinbauern in Afrika und LAC-Ländern (Lateinamerika und Karibik) zur Verfügung zu stellen. Außerdem werden ressourcenschonende Produktionsverfahren entwickelt, welche die kulturelle Akzeptanz<hah?> der Bohnenbauern berücksichtigten. Weitere Zuchtziele sind verbesserte Krankheits- und Schädlingsresistenz, Toleranz gegenüber abiotischen Stressfaktoren wie Wassermangel und Aluminium-Toxidität und ein höherer Eisengehalt in den Samen. Außerdem werden molekulare SSR-Marker für nationale Zuchtprogramme entwickelt, welche die Selektion auf bestimmte Genotypen erleichtern.

Im sozioökonomischen Ansatz soll der Zugang der Bohnenfarmer zu inländischen und Exportmärkten ermöglicht werden.

Literatur

  • Sigmund Rehm, Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern, Bd. 3, Grundlagen des Pflanzenbaus in den Tropen und Subtropen, Göttingen 1989, ISBN 3-8001-3065-3.
  • Sigmund Rehm, Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern, Bd. 4, Spezieller Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen, Göttingen 1989, ISBN 3-8001-3072-6.
  • Sigmund Rehm, Gustav Espig: Die Kulturpflanzen der Tropen und Subtropen, Ulmer Verlag, Göttingen, 1984, ISBN 3-8001-4108-6.
  • Reinhard Dengler, Albert Ludolph, Stephan Zierz u. Koll.: Amyothrophe Lateralsklerose (ALS): Kichererbse Lathyrus sativus, Thieme Verlag 2000, ISBN 3-13-127502-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sigmund Rehm, Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern, Bd. 4, Spezieller Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen, Göttingen 1989, S. 254-275
  2. Sigmund Rehm, Gustav Espig: Die Kulturpflanzen der Tropen und Subtropen, Ulmer Verlag, Göttingen, 1984, S. 121
  3. Sigmund Rehm, Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern, Bd. 4, Spezieller Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen, Göttingen 1989, S. 254-274
  4. metric ton
  5. http://www.icrisat.org/newsite/crop-chickpea.htm
  6. http://www.icrisat.org/newsite/crop-pigeonpea.htm
  7. Sigmund Rehm, Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern, Bd. 3, Grundlagen des Pflanzenbaus in den Tropen und Subtropen, Göttingen 1989, S. 137, 154
  8. http://www.icrisat.org/newsite/Icrisat-crops.htm
  9. http://www.ciat.cgiar.org/AboutUs/Documents/synthesis_bean_program.pdf

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gartenbohne — Dieser Artikel wurde aufgrund von formalen und/oder inhaltlichen Mängeln in der Qualitätssicherung Biologie zur Verbesserung eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Biologie Artikel auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Bitte hilf mit,… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Merbach — (* 17. Juli 1939 in Ranis in Thüringen) ist ein deutscher Agrikulturchemiker auf den Gebieten der Pflanzenernährung, Rhizosphärenforschung und Düngung. Er war an der Friedrich Schiller Universität Jena …   Deutsch Wikipedia

  • Agrarstruktur — Der Begriff Agrarstruktur bezeichnet die strukturellen Grundlagen der landwirtschaftlichen Produktion und der Lebensbedingungen im Agrarsektor (Landwirtschaft, Forstwirtschaft und verwandte Wirtschaftszweige). Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 1.1… …   Deutsch Wikipedia

  • Düngemittel — Düngung mit Stallmist aus dem Miststreuer Mineralischer Mehrnährstoffdünger mit 8 % Stickstoff, 8 % …   Deutsch Wikipedia

  • Dünger — Düngung mit Stallmist aus dem Miststreuer Minera …   Deutsch Wikipedia

  • Düngung — mit Stallmist aus dem Miststreuer Mineralischer Mehrnährstoffdünger mit 8 % Stickstoff, 8 % …   Deutsch Wikipedia

  • Kalidünger — Düngung mit Stallmist aus dem Miststreuer Mineralischer Mehrnährstoffdünger mit 8 % Stickstoff, 8 % …   Deutsch Wikipedia

  • Knud Caesar — (* 24. Mai 1925 in Steinsdorf, Landkreis Guben, Provinz Brandenburg, Freistaat Preußen) ist ein deutscher Pflanzenbauwissenschaftler. Von 1967 bis 1988 lehrte er als Professor für Tropischen und Subtropischen Pflanzenbau am Fachbereich… …   Deutsch Wikipedia

  • Kunstdünger — Düngung mit Stallmist aus dem Miststreuer Mineralischer Mehrnährstoffdünger mit 8 % Stickstoff, 8 % …   Deutsch Wikipedia

  • Mineraldünger — Düngung mit Stallmist aus dem Miststreuer Mineralischer Mehrnährstoffdünger mit 8 % Stickstoff, 8 % …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”