Ludwig Petry

Ludwig Petry

Ludwig Petry (* 3. Juni 1908 in Darmstadt; † 25. November 1991 in Mainz) war ein deutscher Historiker.

Der Sohn eines Staatsanwalts legte 1926 die Reifeprüfung ab und studierte Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte an den Universitäten Freiburg/Breisgau, München und Gießen, wo er das Staatsexamen ablegte. Dort lernte er Hermann Aubin kennen, dem er an die Universität Breslau folgte. 1932 promovierte er bei Aubin mit der Note summa cum laude mit der Dissertation Die Popplau. Eine Breslauer Kaufmannsfamilie des 15. und 16. Jahrhunderts. 1937 erfolgte die Habilitation mit der Arbeit Breslau und seine Oberherren aus dem Haus Habsburg. Ein Beitrag zur politischen Geschichte der Stadt Breslau ebenfalls bei Aubin in Breslau. Anschließend lehrte Petry als Dozent für Schlesische Geschichte an der Universität Breslau. Seit November 1933 war Petry Mitglied der SA, zuletzt im Rang eines Scharführers, und 1937 folgte die Aufnahme in die NSDAP.[1] 1940 wurde er zum Militärdienst eingerufen und geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er im September 1946 entlassen wurde.

Einen 1943 erhaltenen Ruf an die Justus-Liebig-Universität Gießen konnte er nicht antreten, da die Universität nach 1945 nur mit einer naturwissenschaftlichen und veterinärmedizinischen Fakultät sowie einer Akademie für Medizinische Forschung und Fortbildung weiterbestand. Petry lehrte stattdessen als Geschichtsdozent bei den Pädagogischen Ausbildungslehrgängen für Heimkehrer in Fulda. 1950 wurde er als außerordentlicher Professor für Mittlere und Neuere Geschichte und Geschichtliche Landeskunde an die Universität Mainz berufen. Dort lehrte er ab 1954 bis zu seiner Emeritierung 1973 als ordentlicher Professor.

Petry forschte insbesondere zu den wirtschaftlichen und politischen Beziehungen Schlesiens im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Er setzte sie aber auch in Beziehung zu seinen landeskundlichen Forschungen in Rheinland-Pfalz. Petry gilt als Nestor der schlesischen Geschichtsforschung im westlichen Nachkriegs-Deutschland. Er wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und war unter anderem Mitglied im J. G. Herder-Forschungsrat, dem Verein für Geschichte Schlesiens, der Historischen Kommission für Schlesien und der Historischen Kommission für Nassau. Nach ihm ist das 1990 gegründete „Ludwig Petry-Institut“ in Mainz benannt.

Schriften

Monografien

  • Breslau und seine ersten Oberherren aus dem Hause Habsburg 1526–1635. Ein Beitrag zur politischen Geschichte der Stadt. St. Katharinen 2000, ISBN 3-89590-098-2.
  • Dem Osten zugewandt. Gesammelte Aufsätze zur schlesischen und ostdeutschen Geschichte. Festgabe zum 75. Geburtstag, Sigmaringen 1983, ISBN 3-7995-6140-4.

Herausgeberschaften

  • zusammen mit Josef Joachim Menzel: Geschichte Schlesiens Bd. 2. Die Habsburger Zeit 1526–1740. 3., unveränd. Aufl., 2000, ISBN 3-7995-6342-3.
  • zusammen mit Hermann Aubin: Geschichte Schlesiens Bd. 1. Von der Urzeit bis zum Jahre 1526. 6., unveränd. Aufl., 2000, ISBN 3-7995-6341-5.

Literatur

  • Konrad Fuchs: Ludwig Petry. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 16, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-079-4, Sp. 1218–1228.
  • Josef Joachim Menzel: Ludwig Petry †. In: Jahrbuch der schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau, Bd. XXXIII (1992), S. VII.
  • Christian-Erdmann Schott: Nachruf auf Professor Petry. In: Jahrbuch für Schlesische Kirchengeschichte, Bd. 71 (1992), S. 249.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Anne Christine Nagel: Im Schatten des Dritten Reichs. Mittelalterforschung in der Bundesrepublik Deutschland 1945–1970. Göttingen 2005, S. 27.

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