Manfred Punge

Manfred Punge

Manfred Punge (* im 20. Jahrhundert) ist ein deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und ehemaliger Leiter der Theologischen Studienabteilung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und Anwalt von Homosexuellen in der Kirche.

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Leben und Wirken

Punge studierte nach Erlangung seiner Hochschulreife in Greifswald Evangelische Theologie. Einer seiner theologischen Lehrer war der Neutestamentler Werner Schmauch, ein Mitglied der Bekennenden Kirche und Mitbegründer der Christlichen Friedenskonferenz (CFK). Anschließend wurde er in das Vikariat der Greifswalder Kirche übernommen. Er fertigte eine Dissertation zu einem Thema aus dem Fach Neues Testament an und wurde zum Doktor der Theologie promoviert. Nach seiner Ordination zum Pfarrer arbeitete er in Institutionen der kirchlichen Weiterbildung. Sein besonderes Interesse galt der Überwindung von Ablehnung und Ausgrenzung homosexuell orientierter Gläubiger in der Kirche. Dazu suchte er auch Kontakte und Austausch mit medizinischen und psychologischen Fachleuten auf diesem Gebiet.

Manfred Punge schätzte die ökumenische Arbeit der CFK und beteiligte sich an der von dieser einberufenen II. Allchristlichen Friedensversammlung in Prag 1964.

Die unter Punges Leitung stattgefundene Tagung der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg am 9. Februar 1982 über Homosexualität löste den Neubeginn zu einer übergreifenden Schwulen- und Lesbenbewegung in der DDR aus.[1] Punge berichtete in seinem Artikel „Man sollte darüber sprechen“ von dieser Tagung, die er vorbereitet hatte und rief zu Treffen in Berlin auf, woraus der „Gesprächskreis Homosexualität“ wurde, der noch heute arbeitet.[2] Diese Vorgänge lösten eine rasche Bildung von Homosexuellen-Gruppen aus. Im Rahmen der Evangelischen Studentengemeinden (ESG) entwickelten sich in verschiedenen Städten, zuerst in Leipzig, dann in Karl-Marx-Stadt, Magdeburg, Jena, Eisleben, Rostock, Brandenburg und Berlin seit 1982 stabile Gruppen. 1983 erschienen erste Veröffentlichungen in der Kirchenpresse, weitere Tagungen und Veranstaltungen folgten.[3]

Die Theologische Studienabteilung gab im Mai 1984 die Studie „Homosexuelle in der Kirche?“ ihres Mitarbeiters Manfred Punge heraus, die ursprünglich auf einen Auftrag der sächsischen Kirche zurückging. Die Studie wurde zu einem auf humanwissenschaftlicher Grundlage basierenden Plädoyer für die Akzeptanz von Homosexualität in der Kirche, begründete dies auch theologisch und forderte, „die unheilvolle Geschichte der Verurteilung und Verfolgung der Homosexuellen nicht länger fortzuschreiben.“[4]

Punge war an gesellschaftlichen Diskussionen interessiert und war beteiligt am Dialog mit Staatsfunktionären und „Christlichen Kreisen“ der Nationalen Front der DDR, wenn er auch diesen Dialog im Rückblick aus dem Jahre 2009 als „nicht wirklich offen“ bezeichnete. Zugleich war er dankbar für Vermittlungsbemühungen von SED-Genossen, so dass die Schwulenarbeit in der Kirche „relativ unangefochten“ geleistet werden konnte. In einer Gesprächsrunde „Talk im Turm“ äußerte er sich anerkennend darüber, dass in Gesprächen mit Staatsvertretern Vertrauensdefizite überwunden werden konnten.[5]

Nach Gerhard Besier sollte Punge als IMV „Manfred“ für die Aufklärung feindlicher Tätigkeiten gewonnen werden.[6]

Werke

Als Koautor

Einzelnachweise

  1. Günter Grau: Sozialistische Moral und Homosexualität. Die Politik der SED und das Homosexuellenstrafrecht 1945 bis 1989. In: Grumbach, D., Die Linke und das Laster. Schwule Emanzipation und linke Vorurteile, S. 85-141, Hamburg 1995, S. 131
  2. Die Kirche Nr. 8/1982
  3. Ehrhart Neubert: Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989, hg. Bundeszentrale für politische Bildung Berlin 1998, S. 462, ISBN 3-89331-294-3
  4. Ehrhart Neubert: a.a.Ort S. 615
  5. http://www.neues-deutschland.de/artikel/144774.talk-im-turm.html
  6. Gerhard Besier, Stephan Wolf (Hg.): 'Pfarrer, Christen und Katholiken'. Das Ministerium für Staatssicherheit der ehemaligen DDR und die Kirchen, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1991, S. 277, ISBN 3-7887-1416-6

Weblinks


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