- Maxim Karlowitsch Kantor
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Maxim Karlowitsch Kantor (russisch Максим Карлович Кантор; * 22. Dezember 1957 in Moskau) ist ein russischer Maler und Grafiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Maxim Kantor wurde am 22. Dezember 1957 in Moskau geboren. Von 1975 an studierte er dort am Polygraphischen Institut, wo er 1980 sein Studium mit Diplom abschloss. 1982 begann er, an inoffiziellen Ausstellungen teilzunehmen. 1983 gründete er eine unabhängige Künstlergruppe, die später unter dem Namen „Krasny Dom“ („Das rote Haus“) mit Ein-Tages-Ausstellungen im Untergrund bekannt wurde. Die bedeutendste fand 1984 am Philosophischen Institut in Moskau statt. 1990 nahm er seine kunst-schriftstellerische Tätigkeit auf und veröffentlichte 1993 das Buch „Haus im Niemandsland“. Spätestens seit seiner Einzelausstellung auf der Biennale in Venedig 1997 gehört er zu den international bedeutendsten russischen Künstlern.
Maxim Kantor lebt und arbeitet in Moskau, Berlin und London.
Werk
In seinen Arbeiten thematisiert Kantor Szenen aus dem russischen Alltag, in dem Trostlosigkeit und Armut herrschen. Verhärmte Menschen, Trinker, Bettler, ein zerbrochener Baum und Totschlags-Opfer stellen die Sicht des Künstlers auf ein bröckelndes, korruptes Land dar. Kantor kritisiert totalitäre Strukturen, engagiert sich in ausdrucksvollen, überzeitlich gültigen Bildern für das unterdrückte Individuum. Dies drückt er in einer plakativen expressiven Malweise aus, die durch den heftigen Malgestus Bezüge zum westeuropäischen Expressionismus erkennen lässt. Kantors Tendenz, den gegenständlichen Bildsinn zu transzendieren, verweist wiederum auf eine Verwandtschaft zu Max Beckmann und dem Magischen Realismus.[1] Im Gesamtwerk von Kantor gehören Malerei und Druckgrafik zusammen. Erst in der Grafik findet ein vom Künstler gestaltetes Thema seine Vollendung.
Ausstellungen
Einzelausstellungen (Auswahl)
- 1988 „Szene Moskau“ (mit Igor Ganikowski), Galerie Eva Poll, Berlin / Museum Hedendaagse Kunst, Utrecht
- 1989 Goethe-Institut, Düsseldorf
- 1990 „Der Apokalypse ins Gesicht sehen“, Kunstmuseum Newport, Rhode Island
- 1992 „MAXIM KANTOR – Retrospektive“, Museum Bochum / Zentrale Ausstellungshallen, Moskau
- 1993 „Salle d' Exposition de l'Hotel de Ville“, Colmar
- 1995 „MAXIM KANTOR – Gemälde 1982–1994“, Wanderausstellung: Tutesall, Luxemburg, Kunstverein Bayreuth / Kunsthalle, Berlin,::Porin Taidemuseo, Pori, Finnland
- 1996 Wanderausstellung: Kunsthalle Rostock / Herning Kunstmuseum (Dänemark) / Musée de Pully, (Schweiz) / Puschkin-Museum, Moskau / Royal College of Art, London
- 1997 „Criminal Chronicle“, Russischer Pavillon, Biennale, Venedig
- 1997/1998 Staatliches Puschkin Museum, Moskau
- 1998 „Aufstand der Pygmäen“, Galerie der Stadt Stuttgart
- 1998/2000 Ausstellungstournee: Schirn Kunsthalle Frankfurt am Main, Wisconsin, Illinois, Florida, Ulster-Museum, Belfast, Städtisches Museum Luxemburg
- 2001/2002 Ödland – Ein Atlas: Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt a.M., Culturgest, Lissabon, Staatl. Tretjakov Galerie, Moskau, Staatl. Primorsky Museum of Art Vladivostok, Krasnojarsk Museum für Kultur und Geschichte, Novosibirsk Museum der Schönen Künste, Ulster Museum, Belfast, Tempo Reale, Meran, South Australian Gallery, Adelaide
- 2002/2003 Museum Synagoge Gröbzig
- 2003 World Economic Forum, Arts and Culture in Davos
- 2004/2007 „New Empire“, Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück; Querini Stampalia Fondazione, Venedig; Ulster Museum, Belfast; Centre Culturel de Recontre, Abbaye de Neumunster, Luxemburg; Akademie der Künste, Berlin; Museum Küppersmühle, Duisburg
Gruppenausstellungen (Auswahl)
- 1986 17. Ausstellung junger Künstler, Moskau
- 1987 „30 Jahre Russische Avantgarde im Untergrund“, Moskau Rotes Haus, Gruppe unabhängiger Künstler, Philosophisches Institut, Moskau
- 1987-1989 „Schrecken und Hoffnung – Künstler sehen Krieg und Frieden“, Hamburger Kunsthalle, Hamburg, Stadtmuseum München,Tretjakov Galerie, Moskau, Staatliche Ermitage, St. Petersburg
- 1988 „Glasnost – Die neue Freiheit der sowjetischen Maler“, Ausstellung zeitgenössischer russischer Kunst, Kunsthalle Emden; Galerie Valentien, Stuttgart, „Artisti sovietici contemporanei“, Studio Marconi, Mailand, „Sowjetkunst heute“, Museum Ludwig, Köln
- 1989 „Von der Revolution zur Perestroika“, Russische Avantgarde aus deutschen Sammlungen, Kunstmuseum Luzern Glasnost-Sowjetische Bilder aus der Sammlung Henri Nannen, BAWAG Fondation, Wien
- 1990 „Die Meisterwerke der Sammlung Henri Nannen und Skulpturen der Klassischen Moderne“, Kunsthalle Emden
- 1991 „GeistesGegenwart“, Museum Bochum
- 1994 „Die russischen Bilder der Sammlung Henri Nannen“, Kunsthalle Emden
Werke
Werke in öffentlichen Sammlungen (Auswahl)
- Kunsthalle Emden/Stiftung Henri Nannen
- Ludwig Forum, Aachen
- Museum Bochum
- Museum Ludwig Köln
- Sprengel Museum Hannover
- Städel Museum, Frankfurt/Main
- Staatsgalerie Stuttgart
- Strabag Kunstforum, Wien
- British Museum, London
- Musée National d'Histoire et d'Art, Luxembourg
- Tretjakow-Galerie, Moskau
- Puschkin Museum der bildenden Künste, Moskau
- Art Gallery of South Australia, Adelaide, SA
- Bass Museum of Art, Miami Beach,
- Staatliches Kunstmuseum Nowosibirsk, Nowosibirsk
- Ulster Museum, Belfast
Werke (Auswahl)
- Zwölf, 1988; Öl auf Leinwand; 200 × 400 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Ecce Homo, 1990; Öl auf Leinwand, 200 × 110 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Leidenschaft, 1991, Öl auf Leinwand, 140 × 180 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Porträt von Megan, 1992, Aquarell und Bleistift, 56 × 38 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Kampf im Niemandsland, 1993, Aquarell und Farbstift, 45,5 × 60,5 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Traum, 1995, Kreide auf schwarzem Karton, 70 × 99,5 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Lena, 1995, Aquarell und Bleistift, 70 × 50 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Frau mit Kopftuch, 1995, Aquarell, 70 × 50 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Vater, 1998, Öl auf Leinwand, 50 × 40 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Alte Frau, 1999, Öl auf Leinwand, 200 × 65 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Portfolio „Ödland – Ein Atlas“, 1999–2001: Radierungen (Aquatinta und farbiger Holzschnitt), Blattgröße je 63,5 × 56,5 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Die im Schnee Versinkenden - Угoпaющиє в cнєгу, (Mischtechnik auf Papier), Graphische Sammlung, Städel, Frankfurt am Main
- Lena, o. J., Mischtechnik auf Papier, 100 × 70 cm (Berlin, Galerie Poll)
Literatur über Maxim Kantor
- Maxim Kantor – Bilder 1990-1991, Bilder von Maxim Kantor, Galerie Eva Poll Berlin, Verlag der Galerie Eva Poll, Berlin, 1991
- Maxim Kantor – „Haus im Niemandsland”, Zeichnungen und Kurzgeschichten von Maxim Kantor, POLLeditionen, Berlin und Sabaschnickov Verlag, Moskau 1993, ISBN 978-3-931759-23-0
- Maxim Kantor – New Empire, Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 12. November 2004-20. Februar 2005 im Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück, Rasch Verlag, Bramsche, ISBN 978-3899460384
- Maxim Kantor – Gemälde und Radierungen, Kulturspeicher im Schloss (Hrsg.), Oldenburg 1998, ISBN 3-926795-09-3
- Maxim Kantor: Ödland. Ein Atlas, Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung des Städelsche Kunstinstituts und der Städtischen Galerie, Graphische Sammlung, Frankfurt am Main. 70 Druckgraphiken und 7 Briefe. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit 2001, ISBN 3-7757-1116-3
- Maxim Kantor – Paintings 1982-1994, Wienand-Verlag, Köln 1995, ISBN 3-87909-415-2
- Maxim Kantor – Arbeiten aus den Jahren 1991 bis 1993, Text von Maxim Kantor; POLLeditionen, Bd. 40, 1993
- Maxim Kantor – Bilder und Zeichnungen 1993-1995, Text von Maxim Kantor; POLLeditionen Bd. 43, 1995
- Maxim Kantor – Die Radierungen, 1997, Text von Margret Stuffmann; POLLeditionen Bd. 48, 1998
Weblinks
- Literatur von und über Maxim Karlowitsch Kantor im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website des Künstlers
- Maxim Kantor bei Poll
Einzelnachweise
- ↑ Ulrike Goeschen: Text zur Ausstellung der Graphischen Sammlung im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt am Main 2001 (abgerufen 3. April 2010)
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