Muralt (Adelsgeschlecht)

Muralt (Adelsgeschlecht)

Muralt ist der Name eines Schweizer Patrizier- und Adelsgeschlechts mit lombardischem Ursprung, benannt nach seiner Besitzung Muralto, dessen Stammreihe mit dominus Gaffus de Muralto beginnt, der um 1182 vom Bischof Anselm von Como mit Land bei Locarno belehnt wurde und noch zwischen 1203 und 1219 urkundlich erwähnt wird.

Mit den Familien Orelli und Magoria bildete diese Familie die Körperschaft der Capetanei von Locarno, die vom Kaiser Friedrich Barbarossa am 27. Juni 1186 in Giubiasco urkundlich die Reichsunmittelbarkeit erhielt.[1] Im 16. Jahrhundert schlossen sich mehrere Familienmitglieder der Reformation an und verliessen deshalb ihre Heimat.

Inhaltsverzeichnis

Berner Stamm

Dominus Dr.jur utr. Martinus de Muralto, in den Jahren 1548 bis 1550 als Podestà (Bürgermeister) von Vigevano und Luino genannt, erwarb 1555 das „Haus zum Mohrenkopf“ am Neumarkt in Zürich. Sein Sohn Hans Ludwig von Muralt, Wundarzt und Chirurg, wurde am 30. März 1570 Bürger von Bern. Seit dem Jahr 1594 bis zum Untergang der Republik Bern im Jahr 1798 sowie während der Schweizer Restauration von 1813 bis 1831 sass die Familie im Grossen Rat, der souveräner Landesherr des Staates Bern war (siehe hierzu: Geschichte des Kantons Bern). Ausserdem sass die Familie seit dem Jahr 1684 fast ununterbrochen im Kleinen Rat der Berner Republik. Die Familie hatte Besitzungen in den heutigen Kantonen Bern und Waadt.

Ein Nachkomme des Berner Stammes, der königlich niederländische Generalmajor Abraham von Muralt (1783–1859), wurde am 12. November 1840 in den niederländischen Adel aufgenommen.

Wappen

In Silber eine rote Burg mit zwei Zinnentürmen, begleitet von vier (1, 2, 1) roten Lilien. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine wachsende Jungfrau in goldenem Kleid mit rotem Kragen, Ärmelumschlägen und Gürtel, langem blonden Haar und gold-gestulpter roter Mütze; in der Rechten die Burg, in der Linken eine goldene (oder silberne) Lanze mit rotem Wimpel und silberner Quaste sowie einen auf den Helm gesetzten roten Schild haltend, darin über grünem (oder silbernem) Dreiberg (Felsen) eine goldene Sonne.

Namensträger

  • Hans Ludwig von Muralt (1546–1606), Wundarzt und Chirurg, 1567 Heirat mit Maria von Mülinen
  • Beat Ludwig von Muralt (1656–1749), Philosoph
  • Wilhelm Bernhard von Muralt (1737–1796), Schweizer Oberbefehlshaber 1792
  • Abraham von Muralt (1783–1859), königlich niederländischer Generalmajor

Zürcher Stamm

Johannes de Muralto, Wundarzt und Chirurg aus Locarno, wurde am 31. Januar 1566 Bürger von Zürich. Sein Nachkomme Hans Conrad von Muralt (1760–1841), Gutsherr auf Bromskirchen sowie grossherzoglich hessischer Major, und seine Nachkommenschaft gehören dem hessischen Adel an.

Wappen

In Silber ein rotes Burgtor, begleitet von vier (1, 2, 1) goldenen Lilien. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken das Tor.

Namensträger

  • Johannes von Muralt (1577–1645), Gründer der Seidenfirma Muralt
  • Caspar von Muralt (1627–1718), 1680 Grosser Rat Zürich, 1685 Kleiner Rat
  • Johannes von Muralt (1645–1733), Anatom und Chirurg
  • Johannes von Muralt (Jurist) (1877–1947), Jurist und Präsident des Schweizerischen Roten Kreuzes
  • Leonhard von Muralt (1900–1970), Historiker
  • Hugo von Muralt (1886-1974), (preußischer) Offizier
  • Alexander von Muralt (1903–1990), Physiker und Mediziner

Siehe auch

Literatur

  • Eduard von Muralt: Die Capitaneen oder Cattaneen von locarno und deren vom Schlosse Muralto benannte Nachkommen in Zürich und Bern, Zürich 1855
  • H. Schulthess: Bilder aus der Vergangenheit der Familie von Muralt in Zürich, 1944
  • H.C. Peyer: Die Seidenfirma Muralt an der Sihl, 1966
  • Leopold von Muralt, H. Morf: Stammtafel der Familie von Muralt in Zürich, 1926, mit Ergänzungen von 1976 (Zürich) und 1995 (Genf)
  • M. von Moos: Familiengeschichtliche Bibliographie der Schweiz, Band 1, 21994, 365 f.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band IX, Seite 295, Band 116 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1998, ISBN 3-7980-0816-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Codex dipl. Capitaneorum Locarnensium, Seite 9, in: Johann Friedrich Böhmer: Acta imperii selecta, Band 1, Seite 147, Nr.155

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