Paul Stettiner

Paul Stettiner
Paul Stettiner

Paul Stettiner (* 7. September 1862[1] in Königsberg i. Pr.; † 20. September 1941 ebenda) war ein deutscher Pädagoge, Historiker, Altphilologe und Königsberger Kulturpolitiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Stettiner stammte aus einer im 19. Jahrhundert zum evangelischen Glauben konvertierten jüdischen Familie in Ostpreußen. Er besuchte das Altstädtische Gymnasium in Königsberg und legte dort 1880 sein Abitur ab. Stettiner studierte alte Sprachen, Geschichte und Geographie an der Albertus-Universität Königsberg, der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Er promovierte 1885 in Königsberg zum Dr. phil. und bestand 1886 die Lehramtsprüfung »pro facultate docendi«.

Ab 1887 war Stettiner Hilfslehrer am Städtischen Realgymnasium, ab 1893 dann Oberlehrer. 1906 wurden ihm der Professorentitel und der Rang eines Rates 4. Klasse (entsprach etwa Regierungsrat) verliehen. 1910 wurde er zum Stadtschulrat von Königsberg berufen. Ihm war es zu verdanken, dass das Schulwesen einen großen Aufschwung nahm und 1924 die privaten Mädchenschulen in städtische Verwaltung kamen.

Im Sommer 1928 wurde Stettiner mit Erreichen der Altersgrenze pensioniert, bliebt aber dem kommunalen und kulturellen Leben Königsbergs in zahlreichen Ehrenämtern und als Stadtältester verbunden. 1933 wurden ihm alle Ehrenämter genommen, weil er Jude war. 1941 zum Tragen des Judensterns gezwungen, setzte er seinem Leben ein Ende. In seinen Händen hielt er Kants Werke. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee bestattet.

Die Jugendherberge in Rossitten war nach ihm benannt.

Politik

Stettiner engagierte sich in der Altertumsgesellschaft Prussia, betrieb den Bau des Tiergartens und war die Seele des Vereins zur Hebung des Fremdenverkehrs. Die meisten kulturellen Einrichtungen der Stadt wurden durch Stettiners Initiative geschaffen oder gefördert: Volkshochschule, Stadtbibliothek, Stadtgeschichtliches Museum, Stadttheater, Sportplätze, Bäder und Jugendherbergen. Stettiner verstand es, den richtigen Mann auf den richtigen Platz zu bringen. Eng befreundet war er mit Alexander Wyneken, dem Herausgeber der Königsberger Allgemeinen Zeitung. Er schrieb viel über die Geschichte Preußens und der Albertina.

Er war ab 1914 zunächst Mitglied der Fortschrittlichen Volkspartei und wandte sich nach dem Ersten Weltkrieg der Deutschen Volkspartei zu. Dort brachte er es bis zum Provinzialvorsitzenden. Von 1919 bis 1925 war Stettiner Mitglied des ostpreußischen Provinziallandtags und 1932/33 Mitglied des Preußischen Staatsrates.[2]

Werke

  • Ad Solonis aetatem: quaestiones criticae. Dissertatio inauguralis. Leupold, Königsberg 1885 (Digitalisat)
  • Aus der Geschichte der Albertina (1544-1894). Hartung, Königsberg 1894 (Digitalisat).
  • Der Tugendbund. Koch, Königsberg 1904 (Digitalisat).
  • Zur Geschichte des preussischen Königstitels und der Königsberger Krönung. Hartung, Königsberg 1900 (Digitalisat).
  • Ostpreußens Erhebung und Befreiung 1812-1814. Bon, Königsberg 1913.
  • Das Schulwesen. Königsberg 1924
  • Ostpreußen. Land und Leute in Wort und Bild. Gräfe und Unzer, Königsberg 1926.

Literatur

  • Arthur Mentz: Paul Stettiner, 1952
  • Wilhelm Matull: Stadtschulrat Prof. Dr. Paul Stettiner, 1968
  • Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Flechsig, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1.
  • Franz Kössler: Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts. Band: Staa - Stutzki. Vorabdruck. Universitätsbibliothek Gießen, Gießen 2008 (Digitalisat).

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Laut Angabe im Lebenslauf in Stettiners Dissertation; abweichend davon gibt das Mitgliederverzeichnis des ostpreußischen Provinziallandtages den 26. August 1862 als Geburtsdatum an
  2. abgeordneten.info: Vorläufiges Mitgliederverzeichnis des ostpreußischen Provinziallandtages 1919 bis 1933 (PDF). Zugegriffen am 30. August 2009.

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