Pfarrkirche St. Bartholomäus Kirchehrenbach

Pfarrkirche St. Bartholomäus Kirchehrenbach
Pfarrkirche St. Bartholomäus in Kirchehrenbach

Die Katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus in Kirchehrenbach in der Fränkischen Schweiz ist ein Sakralbau der Barockzeit.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Kirche liegt auf einer leichten Anhöhe inmitten des Ortes.

Geschichte

An einem 11. Juli weihte der Bamberger Bischof Otto der Heilige († 1139) in Kirchehrenbach einen Marienaltar;[1] demnach muss es um diese Zeit hier bereits eine Kirche gegeben haben. Sie war Eigenkirche des Ortsadels. Der Überlieferung nach waren die adeligen Stifter der Kirche Adelvolc und seine Frau Reichza sowie die Brüder Reynold/Reginold und Eberhard von Reifenberg (beide † 1190 auf einem Kreuzzug).[2] Der 1121 als Urkundenzeuge auftretende Priester Werinher von Erenbach und Reisbegleiter von Bischof Otto auf seiner Missionsreise nach Pommern dürfte ebenfalls aus dem Ortsadel entstammen.[3] Ebenfalls im 12. Jahrhundert stiftete für die Kirche Friedrich (II.) von Leutenbach einen Jahrtag. Eine weitere Stiftung erfolgte 1168 durch den Pfarrer von Heiligenstadt. Mindestens seit dem Ende des 12. Jahrhunderts ist der Ort als Pfarrei anzusehen, denn 1195 erscheint als Urkundenzeuge ein „plebanus“ (lat.: Pfarrer) Bruno de Ermbach. 1360 wurde in einer Auseinandersetzung mit dem Bamberger Bischof Lupold durch einen Schiedsspruch den Bambergern Ministerialen Konrad und Eberhard von Wiesenthau der Kirchweihschutz an St. Bartholomäi (Markt am 24. August) und der von St. Walburga auf der nahen Ehrenbürg (Markt am 1. Mai) zugesprochen; das Geschlecht von Wiesenthau war der größte Grundherr des Dorfes. Da das Brüderpaar als Stifter der Kirche bezeichnet wird, muss in der ersten Hälfte des 14. Jahrhundert eine Neubau oder eine Erweiterung der Pfarrkirche stattgefunden haben.[4] Diese war eine Chorturmkirche in einer Wehrkirchenanlage.

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erwies sich das Gotteshaus allmählich als zu klein, da sich der Ort zu einem der einwohnerstärksten des Fürstbistums Bamberg entwickelt hatte. Da sich zudem schwere Mängel an der gotischen Bausubstanz zeigten, wurde ein Neubau ins Auge gefasst. Einen ersten Entwurf hierzu legte 1749 der Bamberger Architekt Johann Georg Baron von Roppelt vor. Einen detaillierten Entwurf und Kostenvoranschlag lieferte schließlich vier Jahre später der Maurer- und Steinmetzmeister Wenzel Schwesner (* 1710; † 1772) aus Waischenfeld.[5] Es dauerte jedoch noch einige Zeit, bis man mit dem Neubau begann. So wurde 1758 erst einmal die auch dem Kirchhof stehende Katharinenkapelle abgebrochen. 1765 wurde noch einmal ein Bauentwurf vorgelegt, und zwar vom Bamberger Stadtmaurermeister Martin Mayer. Noch im Herbst des gleichen Jahrs begann man mit dem Abbruch des bisherigen Langhauses und errichtete bis Januar 1767 nach den Plänen Mayers einen Rohbau. Die Fertigstellung und Einrichtung zog sich wegen vorübergehenden Geldmangels bis 1776 hin, als das Sakralgebäude durch den Bamberger Weihbischof Heinrich Joseph Nitschke konsekriert wurde. 1796 wurde die Kirche von französischen Truppen geplündert. 1813 mussten nach einem Blitzschlag in den Turm diverse Reparaturen ausgeführt werden.[6] Ebenfalls 1813 wurde der gotische Chor (um 1500) der Vorgängerkirche abgebrochen. Der Friedhof um die Kirche wurde 1876 aufgelassen. Das Kriegerdenkmal links neben dem Hauptportal der Kirche wurde vom Bamberger Bildhauer Anton Bauer 1924 errichtet.

1907 gründete sich ein katholischer Burschenverein,[7] 1970 die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB)[8]. Nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde am 7. März 1965 in der Pfarrkirche erstmals die Messe nach dem neuen Ritus zelebriert; die Umgestaltung des Chorraumes mit der Entfernung der Kommunionbänke und die Aufstellung eines Volksaltares erfolgten 1970.[9]

Eine Außenrenovierung der Kirche erfolgte 1962, eine Generalsanierung 1988-1990 und eine Innenrenovierung 20 Jahre später. – 1969 wurde ein neu erbautes Pfarr- und Jugendheim im Pfarrgarten eingeweiht. 1986 erhielt die von Erich Müller geschaffene Nepomukstatue an der äußeren Brücke über die Wiesent den kirchlichen Segen.

Baubeschreibung

Die heutige Kirche ist im Gegensatz des nach Osten ausgerichteten Vorgängerbaus nach Süden ausgerichtet und wurde aus unverputzten Sandsteinquadern erbaut. Das einschiffige Langhaus besteht aus drei Achsen mit hohen korbbogigen Fenstern. Der Chor im Süden ist gering eingezogen und weist einen dreiseitigen Schluss auf.[10] Die dreigeschossige mächtige Fassade im Norden wird durch eine Freitreppe erschlossen, die 1796 bis 1803 angelegt[11] und 1964 neu erstellt wurde; zwei Linden vor dem Aufgang zur Kirche wurden 1933 gepflanzt. Der mittlere, leicht vorspingende Teil der Fassade ist von Kolossalpilastern eingefasst. Das Giebelfeld zeigt das Wappen des Bamberger Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim (1757-1779) aus der Werkstatt Mutschele, Bamberg; die Sandsteinfiguren der Seitennischen, Werke des Staffelsteiner Bildhauers Andreas Müller, stellen den Kirchenpatron, den hl. Bartholomäus, und die hl. Katharina dar. Die Längsseiten der Kirche sind ebenfalls mittels Pilaster gegliedert; die Nordwand lässt teilweise noch den spätgotischen Chorbogen erkennen.[12] Innen sind die Wände wie auch die gedrückten Kreuzgratgewölbe schmucklos. Die Dächer der Kirche sind schiefergedeckt.

Aus der Spätromanik (12. Jahrhundert) stammt noch das Untergeschoss des Turms, der im Nordwesten der Kirche steht; es birgt an seinem Tonnengewölbe Fragmente von Wandmalereien des 12. Jahrhunderts, diverse Heilige darstellend. Im Winkel zwischen dem verputzen Turm, der sein heutiges Aussehen im Jahr 1599 durch eine Erhöhung und durch den Abschluss eines oktogonalen Spitzhelmes und mit vier Ecktürmchen erhielt, und dem unverputzten Chor steht die einstöckige Sakristei. Von den vier Glocken stammen je zwei aus dem 17. und 20. Jahrhundert;[13] 1957 wurden der hölzerne Glockenstuhl durch einen eisernen ersetzt und das Geläute elektrifiziert.[14]

Ausstattung

Figur der hl. Katharina am Chorbogen
Grabdenkmal für den Banzer Propst Sigmund von Wiesenthau

Die barocke Ausstattung stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Altäre und die Kanzel, allesamt marmorierte Holzaufbauten, schuf der Bamberger Bildhauer Franz Martin Mutschele (* 1733; † 1804).[15] Den Hauptaltar schuf Mutschele 1772; die Seitenfiguren stellen den hl. Kaiser Heinrich und die hl. Kaiserin Kunigunde dar. Das Altarbild aus der Werkstatt des Kronacher Malers Joseph Andreas Link zeigt die Verklärung des Kirchenpatrons. Im Auszug sieht man eine weißgekleidete Figurengruppe der Krönung Mariens, ein Werk von 1864 von Lorenz Kamm.[16] Über den Durchgängen neben dem Altaraufbau sieht man Figuren des hl. Wendelin und des hl. Florian. Die beiden Seitenaltäre, 1773 gefertigt, sind ohne Altarbilder, stattdessen steht im linken Seitenaltar in einer Nische eine Maria Immaculata, umgeben von sechs Putten und flankiert von der hl. Barbara und der hl. Äbtissin Ottilie, im rechten der hl. Josef, ebenfalls umgeben von sechs Putten und flankiert von den Franziskanerheiligen Antonius mit dem Jesuskind und Franziskus. Der Chorbogen trägt am linken Pfeiler eine Figur der hl. Katharina, am rechten eine Figur des Kirchenpatrons, 1816 vom Bildhauer Friedrich Theiler aus Ebermannstadt geschaffen.

An der rechten Innenwand stehen nebeneinander die mehrmals versetzten Renaissance-Grabdenkmäler[17] für Sigmund von Wiesenthau († 1595 als Propst des Benediktinerklosters Banz) und für Wilhelm († 1578) und sein Frau Anna von Wiesenthau († 1594) aus der Linie Hundshaupten, letzteres ein Werk von Hans Werner.[18] An der linken Innenwand befindet die von der Sakristei aus über eine Treppe zugängliche Kanzel von 1771, am Korpus die vier Evangelistensymbole und auf dem Schalldeckel der Kelch der Eucharistie.

Neben der Kanzel hängt eine Marienstatue mit Kind aus dem 15. Jahrhundert. Am Haupteingang sind der hl. Georg und der hl. Urban zu sehen; eine Urbanibruderschaft der Winzer hat in Kirchehrenbach bereits 1624 bestanden. Weitere Figuren stammen ebenfalls zumeist aus der Vorgängerkirche.

Die erste Orgel von 1771 fertigte der Bamberger Johann Michael II. Schott, die zweite 1876 der Nürnberger Augustin Bittner. Die dritte, 1914 von der Oettinger Firma G. F. Steinmeyer als opus 1205 erbaut, wurde 2008 durch den Orgelbauer Benedikt Friedrich, Oberasbach, restauriert.

Literatur

  • Georg Knörlein (Herausgeber): Kirchehrenbacher Turmknopfurkunden. Kirchehrenbach 1988
  • Georg Knörlein: Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus KIRCHEHRENBACH. München/Zürich: Schnell & Steiner 1991
  • Kirchehrenbach. In: Ursula Pfistermeister: Fränkische Schweiz. Hersbrucker Schweiz. Nürnberg: Verlag Hans Carl, 2. Auflage 1977, unter anderem S. 149
  • Abschluss der Innenrenovierung unserer Pfarrkirche St. Bartholomäus Kirchehrenbach mit Generalsanierung der Orgel. Faltblatt, 2010
  • Kirchehrenbach Pfarrkirche St. Bartholomäus. (Informationstafel an der Kirche)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kirchehrenbacher Turmknopfurkunden, S. 24
  2. Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus KIRCHEHRENBACH, S. 5
  3. Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus KIRCHEHRENBACH, S. 2
  4. Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus KIRCHEHRENBACH, S. 7
  5. [1]
  6. Kirchehrenbacher Turmknopfurkunden, S. 5
  7. Kirchehrenbacher Turmknopfurkunden, S. 69
  8. Kirchehrenbacher Turmknopfurkunden, S. 79
  9. Kirchehrenbacher Turmknopfurkunden, S. 73, 75
  10. [2]
  11. [3]
  12. [4]
  13. Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus KIRCHEHRENBACH, S. 8f., 47
  14. Kirchehrenbacher Turmknopfurkunden, S. 69
  15. Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus KIRCHEHRENBACH, S. 19f.
  16. Informationstafel an der Kirche
  17. Ursula Pfistermeister: Fränkische Schweiz, S. 149
  18. Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus KIRCHEHRENBACH, S. 20, 22
49.73336111111111.145647222222

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