Rainer Land

Rainer Land

Rainer Land (* 15. Februar 1952 in Caputh) ist ein Berliner Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rainer Land wuchs in der DDR auf, ging in Potsdam zur Schule und studierte von 1975 bis 1983 an der Humboldt-Universität zu Berlin Philosophie und Wirtschaftswissenschaften. Bis 1990 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent bzw. Oberassistent an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1990 verließ er diese Universität und arbeitete seit 1992 als Redakteur der Zeitschrift Berliner Debatte Initial und seit 2002 am Thünen-Institut für Regionalentwicklung e.V. in Bollewick (Mecklenburg-Vorpommern). Seither arbeitet er in verschiedenen Forschungsprojekten. Auf seine Initiative geht die Gründung des Netzwerkes Ostdeutschlandforschung im Jahr 2006 zurück. Rainer Land war bis 1989 Mitglied der SED und ist seitdem parteilos. Er war aktives und ist korrespondierendes Mitglied der Grünen Akademie der Heinrich-Böll-Stiftung.

Wissenschaftliche Leistungen

Die wissenschaftlichen Arbeiten von Rainer Land sind durch den Versuch gekennzeichnet, sozioökonomische Fragen der Entwicklung des Kapitalismus, des Staatssozialismus und der Umbrüche der Gegenwart durch evolutionstheoretische Argumentationen und Modelle zu bearbeiten; dabei bezieht er sich ausdrücklich auf die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung von Joseph Alois Schumpeter und die evolutionstheoretischen Aspekte der Systemtheorie von Niklas Luhmann. In seinen Forschungsarbeiten wurden folgende wissenschaftlichen Innovationen zur Diskussion gestellt:

  1. In seiner Dissertation 1984 hat er anhand der Entwicklung des Kapitalismus im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert dargestellt, dass Produktionsverhältnisse als Verhältnisse sozialer Subjekte zueinander stets mit einem sich historisch (vor allem durch Technikentwicklung) veränderndem Verhältnis zwischen Gesellschaft und Natur (heute als Gesellschaftliche Naturverhältnisse bezeichnet) korrespondieren, beide als Einheit evolvieren und darin der Kern der Marxschen „Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen“ zu sehen sei. Der Kapitalismus des 20. Jahrhunderts beruhe auf einem Techniktyp, der in Anknüpfung an Marx als „industrieller Naturprozess“ bezeichnet wird und der in der elektrotechnischen und chemischen Revolution der Produktivkräfte im späten 19. Jahrhundert zur dominanten wirtschaftlichen Basis wurde. Mit den Revolutionen der Produktivkräfte bzw. der gesellschaftlichen Naturverhältnisse sind Transformationen der Produktionsverhältnisse bzw. des Modus der Kapitalverwertung verbunden. Dieses evolutionstheoretische Herangehen wurde in den späteren Arbeiten beibehalten und vertieft.
  2. In Studien zur Entwicklung der Landwirtschaft in Regionen mit dominant großbetrieblicher Tradition wurde durch die gemeinsam mit Andreas Willisch entwickelte Entbettungsthese erklärt, warum die wirtschaftlich erfolgreiche Entwicklung der Agrarbetriebe heute die Verarmung und Auflösung der ländlichen Gesellschaft in diesen Regionen zur notwendigen Folge haben muss.
  3. Das Konzept des sekundären Integrationsmodus, ebenfalls in Zusammenarbeit mit Andreas Willisch am Thünen-Institut entwickelt (Soziologiekongress 2004), ist der Versuch, die neuen sozialen Problemlagen und Segregationen, die mit der steigenden Sockelarbeitslosigkeit seit den 1980er Jahren in den entwickelten kapitalistischen Ländern entstanden, nicht durch ein Modell des sozialen Ausschlusses zu erklären, sondern durch institutionell verfasste sekundäre Integrationsprozesse, die sich neben der weiter dominanten Integration auf der Basis von Erwerbsarbeit ausbreiten und soziale Segregation zur Folge haben.
  4. Die Theorie des Teilhabekapitalismus erklärt, welche konstitutiven Komponenten den nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen, globalen Kapitalismus (Fordismus) von vorangegangenen Kapitalismustypen unterscheiden, warum in diesem Regime wirtschaftlicher Entwicklung das von Marx aufgestellte Gesetz der relativen Mehrwertproduktion aufgehoben ist und dass die Erosion des Teilhabekapitalismus seit Mitte der 1970er Jahre letztlich auf negative Skaleneffekte der zurückbleibenden Energie- und (Natur-)Ressourceneffizienz zurückzuführen ist. In der Diskussion um die ökologische Modernisierung versucht Rainer Land, durch Rückgriff auf evolutorische Konzepte zu zeigen, dass die sozialökonomischen Umbrüche der Gegenwart als Transformation des Entwicklungsmodus zu einem Ökokapitalismus verstanden werden können, mit denen ein neues, auf Zeit wieder funktionsfähiges Koevolutionsverhältniss zwischen gesellschaftlichem Naturverhältnis und Kapitalverwertung konstituiert werden könnte.

Außerdem hat Rainer Land mit evolutionstheoretischen Argumenten versucht, die Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung im Staatssozialismus zu erklären [1] und gemeinsam mit Ralf Possekel zum Verhältnis von Bürgerbewegung und SED-Reformern in den 1980er Jahren publiziert[2].

Wichtige Publikationen und Texte

Weblinks

Einzelnachweise

http://www.rosalux.de/publication/28682/der-sed-reformdiskurs-der-achtziger-jahre.html


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