- SMS Tsingtau
-
SMS Tsingtau Schiffsdaten Flagge Deutsches Reich Schiffstyp Flusskanonenboot Klasse Tsingtau-Klasse Bauwerft F. Schichau, Elbing Baunummer 710 Baukosten 497.000 Mark Stapellauf 18. April 1903 Indienststellung 3. Februar 1904 Verbleib Am 21. März 1917 nahe Kanton selbstversenkt Schiffsmaße und Besatzung Länge 50,1 m (Lüa)48,0 m (KWL)Breite 8,0 m Tiefgang max. 0,94 m Verdrängung Konstruktion: 223 t
Maximal: 280 tBesatzung 58 Mann, davon 11 Chinesen Maschine Maschine 2 Thornycroft-Schulz-Kessel
2 stehende 3-Zyl.-Verbundmaschinen
1 RuderMaschinen-
leistung1.300 PS (956 kW) Geschwindigkeit max. 13,0 kn (24 km/h) Propeller 2, dreiflügelig, ∅ 0,95 m Bewaffnung - 1 × 8,8 cm L/30 Sk (100 Schuss)
- 1 × 5,0 cm L/40 Sk (200 Schuss)
- 2 bis 3 Maschinengewehre
Panzerung - Rumpf: 8–12 mm
Die SMS Tsingtau war ein Flusskanonenboot der Kaiserlichen Marine. Das Boot wurde von 1904 bis 1914 in China eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Bau
Da die 1899 angekaufte und behelfsmäßig eingesetzte Dampfbarkasse SMS Schamien den Anforderungen in China nicht genügte, wurden 1902 bei der Werft F. Schichau in Elbing zwei Flusskanonenboote in Auftrag gegeben. Mit dem Bau des ersten Bootes wurde im Sommer 1902 begonnen. Am 18. April 1903 stand es zum Stapellauf bereit und erhielt dabei den Namen Tsingtau, nach der Hauptstadt des deutschen Pachtgebietes Kiautschou. Am 15. Mai konnte das Boot der Kaiserlichen Marine übergeben werden. In der Folgezeit wurden Probefahrten durchgeführt, ohne dass es dafür zu einer offiziellen Indienststellung gekommen wäre. Nach deren Abschluss wurde die Tsingtau im September von der Werft zerlegt und mit dem Dampfer Prinzess Marie nach Hongkong verschifft. Dort erfolgte auf einer Privatwerft der erneute Zusammenbau. Dieses Verfahren wurde durch die Pontonbauweise des aus neun Teilen bestehenden Bootes ermöglicht.
Einsatzzeit
Die Tsingtau wurde am 3. Februar 1904 in Dienst gestellt und dem Ostasiengeschwader zugeteilt. Das Einsatzgebiet des Bootes umfasste den Perlfluss und den Westfluss sowie das Mündungsgebiet um Hongkong und Macao. Hauptaufgaben der Tsingtau waren die Repräsentation des Deutschen Reiches, die Sicherung deutscher Staatsangehöriger und Wirtschaftsinteressen sowie die Bekämpfung der Piraterie. Zu diesem Zweck unternahm das Boot mehrere Fahrten auf dem Perlfluss und seinen Nebenflüssen und besuchte dabei unter anderem die Städte Wuzhou, Nanning, Shiuchow und Longtschou. Das Befahren der Ströme stellte dabei aufgrund der schwankenden Wasserstände sowie vorhandener Stromschnellen eine Herausforderung für das Boot und seine Besatzung dar.
Neben den üblichen Flussfahrten half die Besatzung im Juni 1906 in Macao beim Löschen eines Brandes. Im August und September desselben Jahres ging die Tsingtau gemeinsam mit britischen und französischen Kriegsschiffen gegen die Piraterie im Bereich der Mündungen von Westfluss und Ostfluss vor. Im Januar 1911 hatte das Boot den Leichnam des am 21. Januar in Hongkong verstorbenen Geschwaderchefs, Konteradmiral Erich Gühler, auf den Dampfer Bülow des Norddeutschen Lloyd zu überführen. Aufgrund der ausgebrochenen Xinhai-Revolution hatte die Tsingtau ab dem 30. Oktober 1911 kurzzeitig eine Wache für das deutsche Konsulat in Kanton zu stellen, um dieses vor Übergriffen zu schützen.
Am 30. Juli 1914 erhielt die Tsingtau, die sich zu diesem Zeitpunkt gerade auf dem Westfluss aufhielt, den Befehl zur Rückkehr nach Kanton. Hintergrund hierfür waren die politischen Spannungen in Europa im Zusammenhang mit der Julikrise. Das Boot erreichte Kanton am 1. August und wurde entsprechend der Pläne für den Mobilmachungsfall am Folgetag dort außer Dienst gestellt und aufgelegt.
Verbleib
Der Kommandant der Tsingtau, Kapitänleutnant Erwin von Möller, begab sich in der Folge mit einem Teil der Besatzung nach Manila, um dort eine Etappe für das Ostasiengeschwader einzurichten. Bei dem Versuch, die SMS Emden mit dem Kohlendampfer Hoerde zu erreichen, wurden die Männer durch die Niederlande interniert. Ihnen gelang jedoch die Flucht mit dem Schoner Marboek, der in Weddigen umbenannt wurde. Nach 82 Tagen erreichte der Trupp Anfang März 1915 die arabische Küste und trat den Fußmarsch in Richtung der türkischen Stellungen an. Am 29. März wurden von Möller und seine Männer nördlich von Dschidda von Arabern überfallen und getötet.
Der Großteil der zunächst in Kanton verbliebenen Besatzung begab sich auf dem Landweg nach Tsingtau. Dort wurde sie dem Hilfskreuzer SMS Cormoran zugeteilt. Mit diesem wurden sie Ende 1914 auf Guam interniert und gerieten nach dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten in Kriegsgefangenschaft.
Lediglich eine kleine Restbesatzung verblieb an Bord der Tsingtau. Bis zum 21. März 1917 lag das Boot vor Kanton. An diesem Tag trat China auf Seiten der Alliierten in den Ersten Weltkrieg ein. Die Tsingtau wurde daraufhin von ihrer Besatzung versenkt, um sie so dem Zugriff des neuen Kriegsgegners zu entziehen. Später unternommene Hebeversuche blieben erfolglos.
Kommandanten
3. Februar 1904 bis November 1905 Kapitänleutnant Giebler November 1905 bis November 1906 Kapitänleutnant Brehmer November 1906 bis November 1907 Kapitänleutnant Förtsch November 1907 bis November 1909 Kapitänleutnant Roß November 1909 bis November 1911 Kapitänleutnant Nikolaus Graf zu Dohna-Schlodien November 1911 bis Oktober 1912 Kapitänleutnant Freiherr von Fircks Oktober bis Dezember 1912 Oberleutnant zur See Freiherr von Speth-Schülzburg (in Vertretung) Dezember 1912 bis 2. August 1914 Oberleutnant zur See / Kapitänleutnant Erwin von Möller Literatur
- Gröner, Erich / Dieter Jung / Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 1: Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote, Bernard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8, S. 171 f.
- Hildebrand, Hans H. / Albert Röhr / Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Band 7: Schiffsbiographien von Preußischer Adler bis Ulan, Mundus Verlag, Ratingen o. J., S. 246–248.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
SMS Tsingtau — 23° 09′ N 113° 15′ E / 23.15, 113.25 … Wikipédia en Français
Tsingtau-Klasse — SMS Tsingtau … Deutsch Wikipedia
SMS Fürst Bismarck — p1 … Deutsch Wikipedia
SMS Jaguar — Histoire A servi dans Kaiserliche Marine Quille posée en 1898 Lancement 19 … Wikipédia en Français
SMS Vaterland — Übersicht Typ Flusskanonenboot … Deutsch Wikipedia
SMS Vaterland — Photographie de la canonnière Vaterland en Chine La SMS Vaterland[1] est une canonnière fluviale de la marine impériale allemande, dont la sistership est la SMS Tsingtau. Elle était affectée de 1904 à 1914 à des missions de s … Wikipédia en Français
SMS Otter — La SMS Otter[1] est une canonnière fluviale de la marine impériale allemande lancée en 1909. Elle était destinée aux missions de surveillance le long du fleuve Yang Tsé Kiang et était affectée à l escadre de l Extrême Orient (Ostasiengeschwader) … Wikipédia en Français
SMS Schamien — Übersicht Namensgeber Insel vor Kanton, die als Fremdenniederlassung diente Bauwerft Hongkong Auslieferung Ankauf 1. Januar 1899 … Deutsch Wikipedia
SMS Hertha (1897) — SMS Hertha p1 … Deutsch Wikipedia
SMS Geier — en 1894 Histoire A servi dans … Wikipédia en Français