- Saritsch
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Saritsch
ZarěčGemeinde NeschwitzKoordinaten: 51° 14′ N, 14° 20′ O51.23555555555614.333055555556158Koordinaten: 51° 14′ 8″ N, 14° 19′ 59″ O Höhe: 158 m ü. NN Einwohner: 130 (31. Dez. 2010) Eingemeindung: 1993 Postleitzahl: 02699 Vorwahl: 035933 Saritsch, obersorbisch Zarěč, ist ein Ort im ostsächsischen Landkreis Bautzen und gehört seit 1993 zur Gemeinde Neschwitz. Der Ort liegt in der Oberlausitz und zählt zum sorbischen Siedlungsgebiet.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Der Ort befindet sich etwa neun Kilometer nordwestlich der Großen Kreisstadt Bautzen und vier Kilometer südlich des Gemeindezentrums im Oberlausitzer Gefilde. Südlich und östlich des Ortes erstreckt sich die Aue des Schwarzwassers. In nordwestlicher Richtung steigt das Gelände zum Windmühlenberg (207 m) hin an. Hier befindet sich heute die Deponie Wetro.
Saritsch ist eine platzartige Gutssiedlung mit dem Gutshof im nordöstlichen Teil des Ortes. Die Nachbarorte sind Krinitz und Luga im Nordosten, Loga auf der anderen Seite des Schwarzwassers im Süden und Pannewitz im Westen.
Geschichte
Der Saritscher Windmühlenberg hatte in der Bronzezeit vermutlich religiöse Bedeutung; das legen jedenfalls Schmuckfunde nahe. Des Weiteren wurden am nördlichen Ortsausgang bronzezeitliche Scherben und ein Grab, das der Billendorfer Kultur zugerechnet wird, gefunden.
Der Ort selbst hat sich an der Stelle einer mittelalterlichen Wasserburg entwickelt, deren Standort noch heute an einer Bodenerhebung erkennbar ist, und wurde erstmals 1412 als Scharezk urkundlich erwähnt. Weitere verzeichnete Namensformen sind Sarecz (1416), Saricz (1514) und Saritzsch (1580). Spätestens seit dem 16. Jahrhundert war Saritsch Sitz eines Rittergutes, welches auch die Grundherrschaft innehatte, wobei die Besitzer häufig wechselten.
1843 wurde die erste Schule errichtet, in der auch die Kinder aus Loga, Uebigau und Krinitz sowie die evangelischen Kinder aus Dreikretscham, Weidlitz und Pannewitz unterrichtet wurden.[1] 1848 war der Saritscher Bauer Jan Wróbl Schriftführer der von 69 Gemeindevorständen verfassten sorbischen Bauernpetition gegen die Adelsherrschaft. Im Jahr 1879 wurde der „Wendische Verein“ gegründet, der etwa 50 Mitglieder hatte und u.a. einen Chor und eine Theatergruppe umfasste, die als „seinerzeit aktivste sorbische Wanderbühne“ galt.[2] Sein Versammlungsort war das Gasthaus im benachbarten Loga.
Im Jahr 1912 wurde der Bau des Abschnittes Radibor-Kamenz der Sächsischen Nordostbahn genehmigt, wobei Saritsch einen Haltepunkt an dieser erhalten hätte. Die Verwirklichung des Projektes wurde jedoch durch die lokalen Bauern und Gutsbesitzer verzögert und schließlich nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges aufgegeben. 1913 wurde die Schule neu gebaut.
Am 7. November 2000 wurde der flüchtige Vergewaltiger und Mörder Frank Schmökel in einer Laube in Saritsch gestellt. Dabei kam es zu einem Schusswechsel. Schmökel war fast zwei Wochen zuvor im 150 Kilometer entfernten Strausberg geflohen. Die Suche nach ihm hatte deutschlandweit für Aufsehen gesorgt.
Saritsch war bis 1993 eine eigenständige Gemeinde; seit 1936 mit den Ortsteilen Loga, Pannewitz (mit Weidlitz) und Uebigau (mit Krinitz).
Ortsname
Der deutsche Ortsname beruht auf dem älteren sorbischen. Dieser wird auf die geografische Lage des Ortes „hinter dem Flüsschen“ (za rěčku) Schwarzwasser zurückgeführt. Jan Arnošt Smoler bot eine poetischere Deutung an, die von einer Benennung nach zarěk („der Verwünschte/Verbannte“) ausging.
Herrenhaus
Das Saritscher Gutshaus wurde in seiner heutigen Form 1860 erbaut und verfügt über Rundbogenfenster. Im Hof steht ein Taubenturm. Nach 1945 wurde das Gebäude von der Gemeindeverwaltung und als Kulturhaus genutzt.
Saritscher Mühle
Bis 1977 verfügte Saritsch über eine 1733 erbaute Bockwindmühle auf dem nordwestlich gelegenen Windmühlenberg, die noch bis 1940 in Betrieb war. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges diente der Mühlenberg als Beobachtungsposten. Die Mühle wurde bei Kämpfen schwer beschädigt, jedoch 1952/53 auf Initiative von Theodor Schütze wieder restauriert und am 4. Dezember 1953 geweiht. Im Zuge der Erweiterung der dortigen Tongrube wurde die Mühle abgebaut und auf dem Totenberg zwischen Luga und Quoos wieder aufgebaut. Dort ist sie bis heute zu besichtigen.
Bevölkerung
Für seine Statistik über die sorbische Bevölkerung in der Oberlausitz ermittelte Arnošt Muka in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Bevölkerungszahl von 122 Einwohnern; davon waren 111 Sorben und elf Deutsche.[3] Der Sprachwandel hin zum Deutschen vollzog sich in Saritsch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ernst Tschernik zählte 1956 noch einen sorbischen Bevölkerungsanteil von 33 Prozent in der Gemeinde. Seitdem ist der Gebrauch der sorbischen Sprache im Ort weiter zurückgegangen.
Die gläubigen Einwohner sind überwiegend evangelisch-lutherischer Konfession. Der Ort ist seit 1809 nach Neschwitz gepfarrt; vorher gehörte er zur Kirchgemeinde Göda. Seit 1908 gibt es in Saritsch eine Kapelle der Neschwitzer Pfarrkirche; seit 1931 auch einen Friedhof.
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Saritscher Agrar GmbH bewirtschaftet die Felder der Umgebung und nutzt u.a. alte Gutsgebäude.
Persönlichkeiten
- Měrćin Kral (1872-1950), Heimatforscher und Autor, war von 1895 bis 1933 Lehrer und Schulleiter in Saritsch
Quellen
- Olaf Bastian, Henriette Joseph, Haik Thomas Porada: Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft - eine landeskundliche Bestandsaufnahme, Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2005, S. 237 f.
- Saritsch im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
- ↑ Handbuch der Kirchen-Statistik für das Königreich Sachsen. Ramming, Dresden 1868, S. 416
- ↑ Siegmund Musiat: Forum rjemjeslnikow a ratarjow. Zarěčanske serbske towarstwo (1879-1892). In: Rozhlad 50, S. 330-333, S. 371-373, S. 409-411
- ↑ Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954.
Weblinks
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