- Schafferinnenmahl
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Das Schafferinnenmahl in Bremen ist ein jährlich im Haus der Bremischen Bürgerschaft stattfindendes Forum für frauenpolitische Themen. Ziel der Veranstaltung ist es nach eigenem Verständnis, parteiübergreifend Netzwerke unter Frauen zu entwickeln.
Zu diesem Festmahl werden an einem Tag im Herbst etwa 100 Frauen eingeladen sowie ein Ehrengast als Referentin zu einem frauenpolitischen Thema. Ausgerichtet wird die als bundesweit einmalig geltende Veranstaltung von der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen.[1]
Gegründet wurde das Schafferinnenmahl 1975 als Protestveranstaltung gegen die renommierte, auf die Renaissancezeit zurückgehende Schaffermahlzeit der Bremischen Wirtschaftsspitzen und Kapitäne der Stiftung Haus Seefahrt, die Frauen bei der als Networking der Bremischen Wirtschaftselite[2] und Aushängeschild der Hansestadt[3] geltenden Veranstaltung bislang fast völlig ausschlossen[4].
Inhaltsverzeichnis
Politisches Umfeld der Gründung 1975
Im Jahr 1975, dem Internationalen Jahr der Frau und ein Hochpunkt[5] der Neuen Frauenbewegung in Deutschland und der Bremer Frauenbewegung, wurde in Bremen von der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) das Schafferinnenmahl ins Leben gerufen. Die Frauen der ASF waren es leid, vergeblich die Berücksichtigung von Frauen auf der Gästeliste der exklusiv mit männlicher Prominenz aus Wirtschaft, Politik und Kultur besetzten Schaffermahlzeit einzufordern.[6] Das Schafferinnenmahl findet seither als festliches Mahl in jedem Herbst im Haus der Bremischen Bürgerschaft statt, was als eine bewusste Ortswahl verstanden wird, da dort politische Entscheidungen gefällt werden und die demokratischen und sozialen Rechte der Bürgerinnen Gesetzesform erhalten.[6]
Zielsetzungen und Öffentlichkeitswahrnehmung
Die bei Ursula Arnold-Cramer formulierten Ziele der Schafferinnen sind es, frauenpolitischen Themen ein Forum zu geben, auch durch die Wahl namhafter Ehrengäste als Referentinnen,[7] aber gerade auch auf gesellschaftlich wichtige Beiträge von Frauen mit geringerem Bekanntheitsgrad aufmerksam zu machen. Grundlegende Zielsetzung ist ein Networking zur Förderung der „Solidarität unter den Frauen“ durch Gedankenaustausch, gegenseitige Ermutigung und gemeinsames Handeln.[8]
Die Medienwahrnehmung dieses bewussten Gegenentwurfs zur Schaffermahlzeit ist im Vergleich zu dieser trotz der von Parlamenten und Gesetzgebung hoch eingestuften gesellschaftlichen Zielsetzungen[9] und renommierter, teils weithin bekannter Referentinnen wie Jutta Limbach, Margot Käßmann oder Heide Simonis sehr viel geringer.[10]
Die Referentinnen und ihre Themen seit 1975
Jahr Referentin Themen (Stichwortsortierung) 1975 Katharina Focke internationale Jahr der Frau Das1976 Marie Schlei Die Rolle der Frau in Beruf und Gesellschaft 1977 Anke Fuchs Die Frauen in der Männerwelt 1978 Inge Donnepp Vorurteile gegen Frauen – Hindernis für Chancengleichheit 1979 Eva Rühmkorf Gleichberechtigung von Frauen 1980 Antje Huber Frauen müssen selber kämpfen 1981 Heidemarie Wieczorek-Zeul EG Rechte der Frauen in der1982 Lydie Schmidt Gemeinsam wären wir stark 1983 Heinke Salisch Arbeitsmarktpolitik 1984 Herta Däubler-Gmelin Wende Das Recht der Frauen nach der1985 Brunhilde Peter Schritte zur Gleichheit 1986 Ursula Engelen-Kefer Arbeitsplätze statt Arbeitslosenhilfe 1987 Anke Martiny Gleichstellung von Mann und Frau in der Gesellschaft 1988 [11] Christa Randzio-PlathFrauenrecht ist Menschenrecht 1989 Susanne Müller Das Alter als Chance 1990 Heide Pfarr /Angelika Barbe Frauendialog Ost-West 1991 Ingrid Matthäus-Maier Frauen auf neuen Wegen – zu neuen Zielen 1992 Regine Hildebrandt Recht auf Arbeit ist auch Frauenrecht 1993 Monika Griefahn Unseren Kindern eine gesunde Gegenwart und Zukunft 1994 Jutta Limbach Frauen im Recht 1995 Barbara Simonis Frauen verwandeln die Welt – solidarisch vor Ort, solidarisch weltweit 1996 Karin Junker Mit Frauen rechnen 1997 Karin Jöns Europa – eine Chance für Frauen? 1998 Annelie Keil Frauen zwischen Arbeit, Ehrenamt und Selbsthilfe 1999 Helga Schuchardt Hochschulreform – Frauenforschung ist Wissenschaftskritik Frauenförderung ist2000 Claudia Schumann Weiblichkeit ist keine Krankheit, oder: Was ist für Frauen gesund? 2001 Margot Käßmann Wertewandel im Leben von Frauen 2002 Ute Canaris Die Kulturarbeit ist weiblich – Frauen in der Kulturarbeit 2003 Ingelore Rosenkötter Frauen im Sport 2004 [12] Prof. Dr. Ruth BeckerStadtplanung in Frauenhand 2005 Bärbel Dieckmann Demografische Entwicklung – Herausforderung für die Politik in den Kommunen 2006 Jutta Allmendinger Frauen und Dienstleistungen 2007 Uta Hannemann FRAUEN WOLLEN MEE(H)R 2008 Heide Simonis Medien Frauen in den2009 Susanne Klingner[13] Feminismus im 21. Jahrhundert[14] Der2010 Heidi Merk[15] Ehrenamt - typisch Frau?[15] 2011 Seyran Ates[16] [17] Vielfalt leben – gemeinsam mehr erreichenSofern nicht gekennzeichnet wurde die Liste mit den Angaben auf der Internetseite von Ursula Arnold-Cramer erstellt.[18]
Weblinks
Schafferinnenmahl 2009:
Schafferinnenmahl 1975:
Einzelnachweise
- ↑ Radio Bremen: Einzigartige Veranstaltung Schafferinnenmahl findet heute in Bremen statt. 26. November 2009.
- ↑ Berliner Zeitung Online-Archiv: Reine Männersache. Artikel vom 13. Februar 2009
- ↑ Bremer Anzeiger: Kommentar. Mahlzeit zusammen. Verlag Bremer Anzeiger, Ausgabe vom 15. Februar 2009.
- ↑ Weser Kurier: Schaffermahl bleibt reine Männerveranstaltung. 7. Januar 2010.
- ↑ vgl. auch Ursula G. T. Müller: Die Wahrheit über die lila Latzhosen. Höhen und Tiefen in 15 Jahren Frauenbewegung. Psychosozial-Verlag, Gießen 2004, ISBN 3-89806-259-7, S. 133-163.
bzw. Bascha Mika: Alice Schwarzer. Eine kritische Biographie. Rowohlt, Hamburg 1998, ISBN 978-3498043902, S. 133ff. - ↑ a b Ursula Arnold-Cramer:Arbeitskreis Schafferinnen. 34 Jahre Schafferinnenmahl – Ein Grund zum Feiern!
- ↑ Ursula Arnold-Cramer: Arbeitskreis Schafferinnen. Referentinnen und Themen.
- ↑ Ursula Arnold-Cramer: Arbeitskreis Schafferinnen. Welche Ziele verfolgt das Schafferinnenmahl?
- ↑ Anm.: Artikel 3 (2) des deutschen Grundgesetzes enthält seit 1994 den Zusatz: „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“
- ↑ Weser Kurier: Ein Treffen mit Überraschungseffekt. Bremer Begegnungen: Die Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe trifft den Vorsteher von Haus Seefahrt, Michael Schroiff. Ausgabe vom 10. Juli 2009. S. 11.
- ↑ Internetseite von Christa Randzio-Plath.
- ↑ Internetseite des Netzwerks Frauenforschung NRW: Prof. Dr. Ruth Becker. Technische Universität Dortmund – Fakultät Raumplanung. Frauenforschung und Wohnungswesen in der Raumplanung. Abgerufen am 20 November 2010.
- ↑ Weser Kurier: Schafferinnenmahl: Eine Feier nur für Frauen. 27. November 2009. Abgerufen am 20 November 2010.
- ↑ spd-land-bremen.de: Feminismus im 21. Jahrhundert. 35. Schafferinnenmahl in der Bremischen Bürgerschaft. Abgerufen am 20 November 2010.
- ↑ a b Radio Bremen: 36. Schafferinnenmahl in Bremen. Thema Ehrenamt. 21. Oktober 2010. Abgerufen am 20 November 2010.
- ↑ Radio Bremen: Schafferinnenmahl in Bremen: Frauenrechtlerin Seyran Ates zu Gast. 28. Oktober 2011. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
- ↑ Radio Bremen: Schafferinnenmahl in Bremen: Frauenrechtlerin Seyran Ates zu Gast. 28. Oktober 2011. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
- ↑ Ursula Arnold-Cramer: Arbeitskreis Schafferinnen. Referentinnen und Themen.
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