- Schloss Günderrode
-
Das Schloss Günderrode ist ein barockes Schloss im Ortsteil Höchst an der Nidder der hessischen Gemeinde Altenstadt. Es steht im Sinne von § 2 Absatz 1 des Hessischen Denkmalschutzgesetzes als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz.[1]
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die Schlossanlage besteht aus einem zweigeschossigen Herrenhaus mit abgewalmtem Mansarddach und zwei sich jeweils nördlich und südlich daran anschließenden Gebäudeflügeln. Diese besitzen ebenfalls Mansarddächer und zwei Geschosse, sind jedoch niedriger als das Haupthaus. Das Obergeschoss des Nordflügels wurde in Fachwerkbauweise errichtet. Sein Keller besitzt – ebenso wie der des Herrenhauses – ein Gewölbe.
Die kleine Eingangshalle mit getäfelter Zimmerdecke wird durch eine zweiläufige Holztreppe dominiert, die in das Obergeschoss des Herrenhauses führt. Im südlichen Seitenflügel befindet sich ein großer Saal mit offenem Kamin.
Das Schloss ist von einem rund 6000 m³ großen Grundstück umgeben,[1] das von einem Schlosspark im Stil eines Englischen Landschaftsgartens eingenommen wird. Das gesamte Areal befindet sich im alten Ortskern Höchsts zwischen der evangelischen Kirche und dem Bürgerzentrum „Villa Höchst“ und erstreckt sich von der Mittelstraße bis zur Parkstraße.
Südlich des Ortes schloss sich eine Eremitage an, die durch eine bepflanzte Achse mit dem Schloss verbunden war.[2]
Geschichte
Schloss Günderrode wurde durch die Herren von Carben an Ort und Stelle der einstigen, 1245 erstmals urkundlich erwähnten Wasserburg Hoesten erbaut. Diesem ersten Burgbau folgte ein zweiter, der durch die Herren von Büches errichtet wurde. Da sich diese aber als Raubritter betätigten, ließ König Ruprecht die Burg im Jahr 1405 durch den Landvogt der Wetterau, Herrmann von Rodenstein dem Erdboden gleichmachen.
Rund zwei Jahrzehnte später wurde 1424[3] auf dem Areal ein „Haus mit Hof und Wall“ errichtet. Das Gebäude wurde Anfang des 18. Jahrhunderts durch die Herren von Carben abgerissen und 1718 durch den heutigen Schlossbau im Stil des Barocks ersetzt.
Nur 38 Jahre später verkaufte die Familie das Anwesen an den Freiherrn Johann Maximilian von Günderrode, dem Großvater der als Dichterin bekannten Karoline von Günderrode. Als dieser 1784 starb, folgte ihm sein Sohn Philipp Maximilian als Schlossherr nach. In zweiter Ehe heiratete er 1791 die gebildete Wilhelmina von Stein-Ostheim, die Künstler und Schriftsteller in das Schloss einlud.[1] Träger solch prominenter Namen wie Achim von Arnim, Clemens von Brentano, Freiherr vom Stein oder Friedrich Carl von Savigny weilten unter anderem als Gäste in Höchst.
Obwohl die Familie von Günderrode seit 1900 nicht mehr dort wohnte und das Anwesen infolge Erbstreitigkeiten verfiel, blieb sie noch bis in die 1930er Jahre Eigentümerin.[4] Die 50.000[5] Bücher umfassende Schlossbibliothek mit Schriften aus dem 16. bis 18. Jahrhundert kam schon 1922 in die Hessische Landesbibliothek.
Nach einem umfassenden und originalgetreuen Wiederaufbau von 1967 bis 1971[1] wurde das Schloss als Hotel genutzt, steht aber seit einigen Jahren leer und aktuell zum Verkauf. Besichtigungen oder Führungen sind nicht möglich.
Literatur
- Georg Wilhelm Sante (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 4: Hessen. 3. Auflage. Kröner, Stuttgart 1976.
- Siegfried R.C.T. Enders: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Abteilung: Baudenkmale in Hessen. Wetteraukreis I. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Vieweg, Braunschweig/ Wiesbaden 1982, ISBN 3-528-06231-2, S. 34–38.
- Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen: 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Aufl. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 354f.
- Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89214-017-0, S. 13f.
Weblinks
- „Schloss Höchst an der Nidder, Altenstadt“, in: Historisches Ortslexikon (Stand: 10.Mai 2010)
- Kurzer geschichtlicher Abriss
- Fotos des Schlosses
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Schlossbeschreibung auf immonet.de, Zugriff am 29. September 2009.
- ↑ Denkmaltopographie, S. 37.
- ↑ Knappe S. 354; Denkmaltopographie S. 34; Schlösser, Burgen, alte Mauern S. 13.
- ↑ Kurzbericht zum Schloss auf feierabend.com, Zugriff am 29. September 2009.
- ↑ Karl Friedrich Vollrath Hoffmann: Deutschland und seine Bewohner. Ein Handbuch der Vaterlandskunde für alle Stände. Teil 3. Scheible’s Buchhandlung, Stuttgart 1835, S. 226 (online).
Alteburg (Kohden) | Amalienhof | Schloss Assenheim | Schloss Bingenheim | Schloss Büdingen | Burg Burg-Gräfenrode | Landgräfliches Schloss Butzbach | Solmser Schloss | Degenfeld’sches Schloss | Schloss Dorheim | Echzeller Burg | Burg Friedberg | Schloss Gedern | Burg Glauburg | Schloss Günderrode | Burgruine Hardeck | Hattsteiner Hof | Deutschordensschloss Kloppenheim | Burg Konradsdorf | Leonhardisches Schloss | Hof Leustadt | Burg Lindheim | Burg Lißberg | Burg Moritzstein | Burg Münzenberg | Löw’sches Schloss (Nieder-Florstadt) | Burg Nieder-Rosbach | Schloss Nidda | Schloss Ober-Mörlen | Schloss Ockstadt | Schloss Ortenberg | Burg Rockenberg | Burg Staden | Löw’sches Schloss (Staden) | Schloss Stammheim | Löw’sches Schloss (Steinfurth) | Burg Vilbel | Hofgut Wickstadt | Schloss Ziegenberg |
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Schloss Assenheim — ist eine Schlossanlage der Grafen von Solms Rödelheim in Niddatal Assenheim im Wetteraukreis in Hessen. Das heutige Schloss aus dem 18. und 19. Jahrhundert geht auf eine mittelalterliche Burg der Herren von Münzenberg zurück. Ansicht des… … Deutsch Wikipedia
Schloss Bingenheim — ist eine Schlossanlage des 15. bis 17. Jahrhunderts in Echzell Bingenheim im Wetteraukreis in Hessen, die aus einer älteren Burganlage hervorgegangen ist. Die Burg befand sich im Mittelalter zunächst in fuldischem Besitz. Ihre größte Bedeutung… … Deutsch Wikipedia
Schloss Büdingen — Lage des Schlosses … Deutsch Wikipedia
Schloss Stammheim (Florstadt) — Das Schloss Stammheim in Stammheim, Stadt Florstadt im Wetteraukreis in Hessen ist eine frühneuzeitliche Schlossanlage, die vermutlich aus einer früheren Wasserburg hervorgegangen ist. Schloss Stammheim, Ansicht von Südosten … Deutsch Wikipedia
Schloss Ortenberg (Hessen) — Ansicht des heutigen Schlossbaus … Deutsch Wikipedia
Schloss Ziegenberg — Bergfried (2010) Das Schloss Ziegenberg liegt auf einem Bergsporn links der Usa oberhalb des Ortsteiles Langenhain Ziegenberg der Gemeinde Ober Mörlen im Wetteraukreis in Hessen. Bei dem Barockschloss handelt es sich um eine rechtwinklige,… … Deutsch Wikipedia
Degenfeld’sches Schloss — Das Degenfeld sche Schloss ist eine neuzeitliche Schlossanlage im Ortskern von Groß Karben, Stadt Karben im Wetteraukreis in Hessen. Ansicht des Schlosses von Westen, Hofseite. Inhaltsverzeichnis … Deutsch Wikipedia
Landgräfliches Schloss Butzbach — Das landgräfliche Schloss ist eine Schlossanlage in Butzbach, Wetteraukreis in Hessen. Landgrafenschloss in Butzbach, Ansicht des Ost und Südflügels mit Rundturm und Portal … Deutsch Wikipedia
Leonhardisches Schloss — Das Leonhardische Schloss (auch Neues Schloss) ist eine neuzeitliche Schlossanlage in Groß Karben, Stadt Karben im Wetteraukreis in Hessen. Ansicht von der Straßenseite, auffällig die markanten Erker … Deutsch Wikipedia
Solmser Schloss — Das Solmser Schloss (auch Solmssches Schloss) ist eine Schlossanlage der Grafen von Solms Lich in Butzbach, Wetteraukreis in Hessen. Ansicht des Solmser Schlosses, Rückseite mit Rundturm … Deutsch Wikipedia