Schwergutgeschirr

Schwergutgeschirr

Als Schwergutgeschirr bezeichnet man das Ladegeschirr eines Schwergutschiffes. Über die Jahre wurden verschiedene Bauarten verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anfänge liegen bei der 1918 von Christen Smith, ein ehemaliger Offizier der norwegischen Marine, gegründeten Reederei Belships. Smith erhielt kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieg den Auftrag zur Lieferung von 200 schweren Tenderlokomotiven für die Belgische Staatsbahn. Er ließ zwei seiner Schiffe, die Belgot und ie Belfri zu Schwergutschiffen mit zwei großen Luken und leistungsstarkem Schwergutgeschirr umbauen und leitete damit die Entwicklung des Schwergutschiffs ein. Über lange Jahre bildeten die immer wieder weiterentwickelten herkömmlichen Schwergutgeschirren den Standard.

Im Jahre 1953 setzten die Bremer Reederei DDG Hansa und die Hamburger Stülcken-Werft mit den Schwergutschiffen der Lichtenfels-Klasse einen neuen Maßstab. Die Schiffe waren mit dem neuartigen Stülckengeschirr der Stülcken-Werft ausgerüstet, das sich über die nächsten drei Dekaden zum Standard in der Schwergutschiffahrt entwickelte.

Seit den 1980er Jahren lösen verschiedene Bauarten von Schwergutkränen die Ladebäume mehr und mehr ab. Nichtsdestotrotz ist immer noch eine erhebliche Anzahl an Stülckengeschirren in Gebrauch, obwohl es, bedingt durch die Verschrottung der überwiegend schon relativ alten so ausgerüsteten Schiffe, immer weniger werden. Die aktuelle Schiffahrtskrise beschleunigt diesen Prozess zur Zeit.

Schwergutbäume

Blick auf den unteren Teil eines herkömmlichen Schwergutladegeschirrs

Zu Anfang basierte das Schwergutgeschirr noch auf normalen Bäumen. Dieses System war sehr arbeitsintensiv. Bei vollem Betrieb dieses Geschirrs war dann meist die gesamte Decksbesatzung im Einsatz. Allein für die Bedienung der Winden (für die vier Königsgeien, zwei Kopfgeien sowie die Hanger- und die Lasttaljen) wurden acht Besatzungsmitglieder benötigt. Vor längeren Seereisen musste das gesamte laufende Gut des Schwergutbaumes abgetakelt und unter Deck geschafft werden. Nur der Baum mit dem Hanger und der Lasttalje blieb während der Reise angeklappt stehen. Dadurch dauerte es 5 bis 6 Stunden, um das Geschirr ladeklar bzw. seeklar zu haben. Die Geien versperrten zusätzlich noch die Gangbords. Die auf den Baum wirkenden Kräfte wurden mittels einer Kugelpfanne auf den Schiffskörper übertragen.

Stülckengeschirr

Stülcken-Schwergutbaum

Siehe auch Hauptartikel Stülcken-Schwergutbaum

Da das oben genannte System sehr arbeits- und zeitaufwändig war, suchte man nach einem besseren und fand dieses schließlich bei der Stülcken-Werft. Sie hat Anfang der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts, in Zusammenarbeit mit der DDG Hansa ein neuartiges Schwergutgeschirr entwickelt, das in den folgenden Jahren fortlaufend weiterentwickelt, unter dem Namen ,,Stülcken Geschirr“ weltweite Verbreitung fand. Da Hansa schon immer eine sehr innovative und für Neuerungen offene Reederei war, entschloss man sich 1953 die zweite Lichtenfelsklasse mit diesem Geschirr auszustatten. Das Stülcken Geschirr zeichnete sich aus durch seine einfache Bedienbarkeit, schnelle Arbeitsbereitschaft, die Möglichkeit, durch das Durchschwenken des Baumes, mit einem Baum zwei Luken zu bedienen und dem Wegfall von Wanten und Geien. Das neue Geschirr war binnen kürzester Zeit einsatzbereit und durch die v-förmige Anordnung der Masten konnte auch Ladung neben den Pfosten gestaut werden. Allerdings war das Durchklappen des Baumes nicht unkritisch, denn wie bei allen anderen Operationen mussten die vier Windenleute gut aufeinander eingespielt sein. Andernfalls konnte die zusammengehievte Lasttalje zur Seite wegklappen und dabei konnte es zu Beschädigungen an dem Lastdraht oder den Seilscheiben kommen.

Das ,,Stülckengeschirr“ wurde zuerst direkt an den Winden bedient, wobei sehr wichtig war, dass die Lasttaljen (bei Tandem-Operationen) und die Hangertaljen synchron gefahren wurden. Um dieses zu gewährleisten wurde mit Zählkommandos gearbeitet: „Hiev die Last eins, zwei, drei!“ usw.. Später konnte es mit einer kabelgebundenen Fernbedienung gefahren werden (meist wurde diese von einem Schiffsoffizier bedient).

Schwergutkran

Schwergutkran mit 240 mt SWL

Als Schwergutkrane werden meist Krane bezeichnet die über 80 Tonnen heben können. Sie sind wesentlich langsamer als kleinere Krane und werden deshalb oft mit einem Hilfshub ausgestattet, der es ihnen erlaubt, schneller leichtere Ladung umzuschlagen und eine Hilfe für die Besatzung beim Anschlagen von Hebegeschirr ist.

Literatur

  • Hans Georg Prager: DDG Hansa – Vom Liniendienst bis zur Spezialschiffahrt, Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1976
  • Hans Georg Prager: Klar vorn und achtern!, C. Bertelsmann Verlag, Gütersloh 1967,
  • Volker Biere, Wolfgang Förster, Dieter Schoppmeyer: Bordeigene Umschlagsysteme, Sozialwerk für Seeleute e.V., Hamburg 1983

Weblinks


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