- St. Martin (Mörslingen)
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Die katholische Pfarrkirche St. Martin in Mörslingen, einer Gemarkung der Gemeinde Finningen im Landkreis Dillingen an der Donau im bayrischen Regierungsbezirk Schwaben, wurde Ende des 17. Jahrhunderts gebaut und im späten 18. Jahrhundert im Stil des Rokoko ausgestaltet. Im Erdgeschoss des Turmes, der noch von der Vorgängerkirche, einer frühgotischen Chorturmkirche stammt, haben sich Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert erhalten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Pfarrei
Das Patrozinium des hl. Martins lässt eine Gründung der Pfarrei bereits in fränkischer Zeit vermuten. Erstmals wurde Mörslingen um das Jahr 1100 erwähnt, als die Welfen die Kirche von Mörslingen der Abtei Weingarten schenkten. Später kam das Patronatsrecht an die Grafen von Oettingen und ab 1312 an das Hochstift Augsburg. Vom 1534 bis 1616 war Mörslingen protestantisch. Bis 1843 gehörten zur Pfarrei Mörslingen Oberfinningen und bis 1867 Deisenhofen.
Kirche
Im 13./14. Jahrhundert wurde eine Chorturmkirche errichtet, von der nur noch der Turm erhalten ist. Vermutlich in der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche erstmals umgebaut. Um 1682 erfolgte der Neubau des heutigen Chores und 1699 wurde das Langhaus angefügt. 1764 malte Johann Anwander aus Lauingen die Kreuzwegstationen als Replik zum Kreuzweg in Tapfheim. Johann Eckart aus Höchstädt an der Donau schuf 1766/67 die Altäre mit Altarblättern von Joseph Leitkrath aus Donauwörth, der 1782 die Deckenfresken ausführte. Die Weihe der neuen Kirche erfolgte am 9. September 1787.
Architektur
Außenbau
Der 32 Meter hohe Turm ist aus Bruchsteinmauerwerk errichtet, verputzt und mit einem steilen Satteldach gedeckt. Er ist fünfgeschossig und von einem zinnengeschmückten Stufengiebel bekrönt.
Langhaus und Chor sind aus verputztem Ziegelmauerwerk errichtet und von Rundbogenfenstern durchbrochen. Die Ecken des Chores sind durch flache Pilaster verstärkt.
Die Eingänge befinden sich an der Nord- und der Südseite, im Norden ein offenes Vorzeichen auf toskanischen Steinsäulen.
Innenraum
Die Kirche ist einschiffig. Das Langhaus erstreckt sich über fünf Joche und mündet im Osten in einen eingezogenen, dreiseitig geschlossenen Chor. Im Westen schließt sich eine doppelte Empore auf Eisenrohrstützen an. Die obere Empore trägt die 1811 eingebaute Orgel. Die Wände gliedern Pilaster mit ionisierenden Kapitellen. Eine Hohlkehle bildet den Übergang zur Flachdecke des Langhauses.
Fresken
An der Nord- und Ostwand des Turmerdgeschosses, das ursprünglich als Chor genutzt wurde und heute als Taufkapelle dient, haben sich Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert erhalten. In den Fensterlaibungen der Ostwand wird Mariä Verkündigung dargestellt. Auf den seitlichen Feldern sieht man Heilige und ein Gesicht in einem Lorbeerkranz, über den Giebelschrägen aus Ornamenten wachsende Engel. Die Szene der Heiligen Drei Könige an der Nordseite wird auf die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts datiert.
Das Deckenfresko des Langhauses von 1782 stellt Szenen aus dem Leben des hl. Martins dar, des Patrons der Kirche; in der Mitte seine Verklärung und Krönung. In den Ecken der Hohlkehle sind die vier Evangelisten dargestellt und an den Seiten die Attribute des hl. Martins, Bischofshut und -stab, Gans und Helm. Am östlichen Rand des Bildes steht über einer Kartusche mit der lateinischen Inschrift TIBI DEUS LAUS ET GLORIA (Dir Gott Lob und Ruhm) das Wappen des Hauses Neuburg Pfalz. Bei der männlichen Figur am Westrand des Freskos, die eine Tabakspfeife hält und in der Mode des 18. Jahrhunderts gekleidet ist, könnte es sich um ein Selbstporträt des Malers handeln.
Auf dem mittleren Feld der Emporenbalustrade kann man die hl. Cäcilie erkennen, die auf einer Orgel spielt.
Ausstattung
Das Hauptaltarbild stellt den hl. Martin dar, der seinen Mantel mit einem Bettler teilt. Es wurde wie die Holzfiguren zu beiden Seiten des Tabernakels, die hl. Katharina und die hl. Barbara, 1770 geschaffen. Auf den beiden Seitenaltären werden der hl. Sebastian bzw. der hl. Isidor dargestellt.
Chorgestühl und Kanzel sind aus dem 18. Jahrhundert erhalten.
Der Taufstein, eine Kalksteinmuschelschale auf Balusterfuss mit Engelskopf und dem Christus- und Marienmonogramm, stammt aus dem späten 17. Jahrhundert.
Literatur
- Die Kunstdenkmäler des Landkreises Dillingen an der Donau, bearbeitet von Werner Meyer, in der Reihe: Die Kunstdenkmäler von Bayern. Die Kunstdenkmäler von Schwaben. Bd. VII. Landkreis Dillingen an der Donau. München 1972, S. 761–767, ISBN 3-486-43541-8
- Georg Wörishofer, Alfred Sigg, Reinhard H. Seitz: Städte, Märkte und Gemeinden; in: Der Landkreis Dillingen a. d. Donau in Geschichte und Gegenwart. Hrsg. Landkreis Dillingen a. d. Donau, 3. neu bearbeitete Auflage, Dillingen an der Donau 2005, S. 253–255
Weblinks
Commons: St. Martin (Mörslingen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien48.62310510.512923Koordinaten: 48° 37′ 23″ N, 10° 30′ 47″ OKategorien:- Martinskirche
- Kirchengebäude im Landkreis Dillingen an der Donau
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- Kirchengebäude des Rokoko in Bayern
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