Tannöd (Film)

Tannöd (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel Tannöd
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2009
Länge 97 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Bettina Oberli
Drehbuch Petra Lüschow,
Bettina Oberli
Produktion Hermann-Josef Emons,
Stefan Schubert,
Ralph Schwingel,
Kristina Löbbert,
Martin Moszkowicz,
Christof Neracher
Musik Johan Söderqvist
Kamera Stéphane Kuthy
Schnitt Michael Schaerer
Besetzung

Tannöd ist ein Kriminalfilm aus dem Jahr 2009, der auf dem gleichnamigen Roman von Andrea Maria Schenkel basiert. Regie führte Bettina Oberli, die gemeinsam mit Petra Lüschow auch das Drehbuch verfasste. Zu den Darstellern gehören Julia Jentsch und Monica Bleibtreu in ihrer letzten Rolle.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Tatort ist der abgelegene Bauernhof „Tannöd“ in Bayern. Die unbeliebte Großfamilie Danner samt Kindern und Magd wurde auf grausame Weise in einer Gewitternacht erschlagen. Als Kathrin zwei Jahre später ins Dorf kommt, um ihre Mutter zu beerdigen, ist die Tat noch immer unaufgeklärt. Allmählich legen sich die Zusammenhänge vor ihr offen, und sie erkennt die tiefen Verstrickungen der Dorfbewohner, die sich hinter einer Mauer aus Lügen und Schweigen verstecken.

Hintergrund

Die Dreharbeiten zu Tannöd fanden vom September bis November 2008 im Sauerland und der Eifel statt. Der Film, der am 15. November 2009 in Berlin Premiere feierte, kam am 19. November 2009 in die deutschen Kinos. Regisseurin Bettina Oberli erhielt 2010 den Zürcher Filmpreis zugesprochen.

Kritik

Insgesamt war die Kritik von Tannöd nicht überzeugt. In einer „grandiosen“, „meisterlichen“ Einführung schaffe Oberli eine unheilvolle Atmosphäre, danach falle die Qualität jedoch ab.[1][2] Die Regisseurin und ihr Kameramann „produzieren Atmosphäre, Atmosphäre, Atmosphäre. Jede Menge Dräuendes und Drängendes ist in die Bilder gepackt.“[3] Die Ausstattung sei ausgewogen zwischen Mystik und Naturalismus,[1] aber nur Monica Bleibtreu beherrsche ein „ordentliches Bairisch, während ein Großteil der Besetzung sich in so einer Art Boutiquen-Bairisch versucht, das nichts Halbes und nichts Ganzes ist.“[4]

Besonders bemängelt wurde die dramatische Konstruktion. Eine normale Krimispannung gäbe es nicht,[5] „für einen wirklichen Thriller fehlt die Dramaturgie.“[3] „Was sich im Buch als erzählerisches Mosaik zur so komplexen wie spannenden Struktur steigerte, verliert sich im Film mitunter im allzu wohl dosierten Stimmenrauschen.“[1] Im Roman gibt es eine namenlose Erzählerin, der die Dorfbewohner ihre Sicht schildern. Dass der Film ausgerechnet sie zur Hauptfigur mache, erweise sich für den Film als „fatal“. Weder schaffe diese Figur Spannung, noch eine glaubwürdige Begründung, weshalb die Leute ihre Geheimnisse vor ihr ausbreiten sollten.[4] Wegen ihrer Passivität sei sie langweilig und uninteressant. Zudem wolle Tannöd ein Sittengemälde sein, das aber nicht funktioniere. Die Bewohner seien „eher Abziehbilder von verlogenen Biedermännern als wirkliche Menschen“,[2] zu ungenau für einen echten „ethnologischen Blick“ sei die Bestenschau aller Provinzklischees.[3] Es mache „verdrießlich“, wie Oberli die Dorfgemeinschaft betrachte, wie sie gängigen Vorurteile „über Enge, Verschlossenheit und Niedertracht“ bediene.[4] Mit Lob bedacht wurde Bleibtreu, die man ein letztes Mal sehen könne,[4] und die sich selbst ein Denkmal setze.[1] Es sei aber „schade um die guten Schauspielerinnen“.[3]

War der Film für die Cinema „ein Kleinod, das es zu entdecken gilt“,[5] sah der film-dienst gegen Ende eine Wandlung zur „universellen Parabel über bigotte Strukturen, die das Wegschauen befördern und erst das Verbrechen ermöglichen.“[1] In epd Film resümierte Georg Seeßlen: „Alle Beteiligten, von der Regie bis zu den Schauspielern, sind an die Aufgabe, aus einem merkwürdig quer stehenden Text, der, wie man so sagt, einen Nerv getroffen hat, ein mainstreamfähiges Stück Qualitätskino zu machen, mit handwerklichem Geschick und künstlerischer Leidenschaft herangegangen. Meistenteils. Fatalerweise aber war diese Aufgabe von Anfang an unlösbar. So bleiben von dem, was hätte ein revivre von Heimat als Horror werden sollen, nur die Spuren einander durchkreuzender Genres und Konzepte.“[6]

Kritikenspiegel

Eher positiv

  • Cinema Nr. 12/2009, S. 42, von Heiko Rosner: Tannöd
  • film-dienst Nr. 24/2009, von Alexandra Wach: Tannöd

Eher negativ

Negativ

Einzelnachweise

  1. a b c d e Alexandra Wach: Tannöd, in: film-dienst Nr. 24/2009
  2. a b Daniel Sander: Der Schatten des Bösen, in: Spiegel Online, 19. November 2009
  3. a b c d Dirk Knipphals: Best-of aller Provinzklischees, in: taz, 18. November 2009
  4. a b c d Michael Althen: Der Wald vor lauter Bäumen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. November 2009, S. 31
  5. a b Heiko Rosner: Tannöd, in: Cinema Nr. 12/2009, S. 42
  6. Georg Seeßlen: Tannöd, in: epd Film Nr. 11/2009, S. 37

Weblinks


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