Christina von Stommeln

Christina von Stommeln

Christina von Stommeln, auch Christina Bruso (* vermutlich am 24. Juli 1242 in Stommeln; † 6. November 1312 ebenda), war Mystikerin im späten Mittelalter.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sie wuchs in ihrem Elternhaus am oberen Stommelner Dorfanger in den armen Verhältnissen einer Bauernfamilie auf. Schon im Alter von dreizehn Jahren verließ sie – ohne Erlaubnis – ihre Eltern und blieb bis zu ihrem 17. Lebensjahr in einem Beginenkonvent in der Kölner Stolkgasse, dem 1230 ersten in Köln durch die Patrizierin-Witwe Sela Jude gegründeten Konvent in Köln.[1] Die Beginen gehörten einer religiösen Erneuerungsbewegung an, die von der offiziellen Kirche verspottet und zeitweise sogar verboten wurde. Diese Beginen waren jedoch keine Nonnen, sondern streng religiöse Menschen, die oft an Sterbebetten oder den Kranken halfen.

Drei Jahre nachdem Christina sich zu den Beginen geflüchtet hatte, schickte man sie zurück nach Stommeln, weil sie wegen Trance- und Entrückungszuständen beim Betrachten von Bildnissen der Leiden Christi oft tagelang für ihre Mitschwestern nicht mehr zugänglich gewesen war. Nachdem sie in Stommeln vergeblich versucht hatte, mit gleichgesinnten Frauen zusammen zu leben, zog sie wieder bei ihren Eltern und kurze Zeit später im Pfarrhof bei Pfarrer Johannes ein.

Christina wurde auf Grund ihrer "Andersartigkeit" im Ort Misstrauen entgegengebracht. Ihre Eltern ertrugen das Gerede über sie schließlich nicht mehr. Man liest in den Berichten über Christina, sie sei zu dieser Zeit oft von Teufelsversuchungen und -quälereien heimgesucht worden. Christinas Ruf, der nun weit über Stommeln hinausgedrungen war, lockte 1267 auch den schwedischen Dominikanerpater Petrus von Dacien in den Ort, der sie von nun an noch fünfzehnmal auf seinen Studienreisen besuchte. Die beiden Seelenverwandten schrieben sich auch wiederholt Briefe, und in Berichten von Petrus aus dem Jahre 1269 kann man von Stigmata Christinas lesen. 1288, zur Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Grafen und dem Erzbischof, litt Christina unter den Gewaltausbrüchen. Sie bekam Besuch aus Rom, Reval, Ungarn, England, Böhmen und Polen.

Im Alter von 46 Jahren verließ sie den Pfarrhof und zog an den Rand des Ortes (heutiger Berlich) in eine Klause, wo sie zurückgezogen lebte und sich ihr geringes Einkommen durch Näharbeiten sicherte. Dort starb sie am 6. November 1312 im Alter von 70 Jahren.

1339 soll Graf Dietrich IX. von Kleve bei einer Wallfahrt zum Grab Christinas von der Gicht geheilt worden sein. Trotz des Rufes der Heiligkeit ließ der Graf von Jülich, in dessen Grafschaft Stommeln lag, ihre Gebeine erst 1342 nach Nideggen in der Eifel bringen. 1586 kamen sie dann nach Jülich, wo sie bis heute in der Propsteipfarrkirche ruhen.[2]

Christina von Stommeln wurde 1908 von Weihbischof Joseph Müller selig gesprochen.

Literatur

  • Günter Bers: Die Verehrung der seligen Christina von Stommeln in Jülich. Vom 16. zum 20. Jahrhundert. Zur Kulturgeschichte einer Volksheiligen. Verlag des Jülicher Geschichtsvereins, Jülich 1986, ISBN 3-9800914-8-1, (Veröffentlichungen des Jülicher Geschichtsvereins. Nr. 9).
  • Peter Nieveler: Codex Iuliacensis. Christina von Stommeln und Petrus von Dacien. Ihr Leben und Nachleben in Geschichte, Kunst und Literatur. Kühlen, Mönchengladbach 1975, ISBN 3-87448-079-8, (Veröffentlichungen des Bischöflichen Diözesanarchivs Aachen. Nr. 34).
  • Christine Ruhrberg: Der literarische Körper der Heiligen. Leben und Viten der Christina von Stommeln (1242–1312). Francke, Tübingen und Basel 1995, ISBN 3-7720-2026-7, (Bibliotheca Germanica. Nr. 35).
  • Josef Wißkirchen: Selige Christina von Stommeln (1242–1312). Anmerkungen zu ihrem Leben und zur Christinakapelle in Stommeln. In: Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde. Bd. 16, 1992, ISSN 0171-3426, S. 21–35.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karola Kilens: Vortrag über Kölner Beginen 2008, S.6 (Kap. 3b)
  2. Festschrift zur Neugestaltung Propsteikirche 2007, S. 5f (Zugriff: 1. Januar 2011)

Siehe auch: Liste von Mystikern


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