Thomas Felder

Thomas Felder
Thomas Felder 1981 (Auftritt bei einem überregionalen VCP-Lager nahe Koblenz)

Thomas Felder (* 19. März 1953 in Hundersingen bei Münsingen), Vater der Musikerin Johanna Zeul, ist ein deutscher Mundartdichter und Liedermacher, der vor allem für seine ausdrucksstarken, oft zeit- und gesellschaftskritischen Lieder in schwäbischem Dialekt bekannt geworden ist. Darüber hinaus drückt er sich auch in weiteren künstlerisch-gestaltenden Metiers aus.

Er wurde in Hessen, Bayern und Baden-Württemberg mit Kleinkunstpreisen ausgezeichnet, und erhielt verschiedentlich den Preis der deutschen Schallplattenkritik.

Seit den 1980er Jahren lebt Thomas Felder in Gönningen, einem am Fuß des Albtraufs gelegenen Stadtteil von Reutlingen.

Im Januar 2010 feierte Felder zusammen mit Tochter Johanna Zeul und anderen Musikern wie z.B. dem Liedermacherkollegen Christof Stählin sein 40-jähriges Bühnenjubiläum mit einem von würdigenden Reden regionaler Prominenz aus Kultur und Verwaltung begleiteten Auftritt im ausverkauften Veranstaltungssaal des Reutlinger Spitalhofs.[1]

Inhaltsverzeichnis

Politisches Engagement

Neben seiner Tätigkeit als Künstler engagiert sich der aus einem evangelischen Pfarrhaus stammende Musiker auch politisch zum Beispiel in der Friedensbewegung, der Aufarbeitung des Holocaust, insbesondere in seiner schwäbischen Heimat, und im weiteren Kontext des jüdisch-christlichen Dialogs. 1997 kandidierte Felder als Parteiunabhängiger für das Bürgermeisteramt in Münsingen, unterlag jedoch bei der Wahl seinem Konkurrenten Mike Münzing von der SPD. In jüngerer Zeit (2010/11) gehört er zu den prominenten Unterstützern der Proteste gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21. [2]

Als Mitglied einer Gönninger Bezugsgruppe beteiligte er sich im August 1982 an der für die damalige westdeutsche Friedensbewegung impulsgebenden einwöchigen Sitzblockade des Atomwaffenlagers Golf bei Großengstingen. In diesem Zusammenhang geriet Felder zusätzlich in die Schlagzeilen der Regionalpresse, als er beim ein Jahr später erfolgenden Nötigungsprozess gegen ihn und andere Blockierer vor dem Münsinger Amtsgericht – an Stelle einer Aussage zum Nötigungsvorwurf – den Wortlaut der Anklageschrift[3] im Sinne einer Persiflilierung des Verfahrens vorsang. Während Felders Vortrag verließen der Richter und die Beisitzer den Sitzungssaal mit den Worten „Gerichtssprache ist deutsch, und nicht gesungen“.

Thomas Felder wurde wie die etwa 300 weiteren angeklagten Blockadeteilnehmer vor und nach ihm zu einer Geldstrafe verurteilt. Die Urteile wurden 1995 nach mehreren Verfassungsbeschwerden aufgehoben, nachdem das Bundesverfassungsgericht die weite Auslegung ("Überdehnung") des Gewaltbegriffs im Nötigungsparagraphen 240 StGB für Sitzblockaden – in der Art wie vor dem Atomwaffenlager Golf durchgeführt – als im Widerspruch zum Bestimmtheitsgrundsatz des Grundgesetzes stehend, und die Verurteilungen damit als verfassungswidrig gewertet hatte.[4]

Diskographie

  • 1977: Athomare Lieder
  • 1978: Bis jeder vom andern die Heiterkeit kennt
  • 1979: Lang braucht zom komma
  • 1981: Lieder aus Träumen, Haß und Liebe
  • 1983: Land vol Läaba
  • 1984: Nie wieder Frieden kriegen
  • 1986: Ein Lääberkääs im Fahrstuhl
  • 1991: Sinnflut
  • 1995: Vesperplatte
  • 1998: Bewegnung
  • 1999: Sieben Sachen
  • 2000: Buttenhausen, mein kleines Jerusalem
  • 2003: Flitterlampio
  • 2006: Frühlingsblütenglühn
  • 2010: 40 liederliche Jahre

Einzelnachweise/Anmerkungen

  1. Thomas Felder feierte „40 liederliche Jahre“ Artikel des Schwäbischen Tagblatts vom 17. Januar 2010 zum Auftritt Felders mit Tochter Johanna Zeul anlässlich seines 40-jährigen Bühnenjubiläums (integriert ein 3-Minuten-Filmbericht als „flash-Video“)
  2. alphabetische Unterstützerliste von namhaften Persönlichkeiten gegen Stuttgart 21, Initiative „Ja zum Kopfbahnhof“
  3. Beispiel eines von etwa 300 nahezu gleichlautenden – die Anklage enthaltenden – Strafbefehlen wegen der Teilnahme an der Blockade des Sondermunitionslagers Golf (digitalisiertes Dokument als PDF-Datei)
  4. Beschluss des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts vom 10. Januar 1995

Weblinks


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