Thülen (Adelsgeschlecht)

Thülen (Adelsgeschlecht)
Wappen derer von Thülen

Thülen (teilweise aus Thulen) war ein altes westfälisches Geschlecht des Ritteradels, das sich bis ins Baltikum ausbreitete. Diese Linie wurde Raab genannt von Thülen genannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Stammsitz lag beim gleichnamigen Ort Thülen bei Brilon. In einer Urkunde des Klosters Bredelar tauchen 1283 als Zeugen die Brüder Konrad und Arnold von Thülen (de Tulon) auf. Das Geschlecht dürfte aber älter sein, da ein Swicherus, auch später noch Leitname des Geschlechts, die Schenkung eines Hofes in Thülen durch seinen Großvater bestätigt.[1] Sie waren auch die Erbauer der Burg Helminghausen. Ein Berthold von Thülen war Ende des 13. Jahrhunderts märkischer Drost und besiegte Hunold von Plettenberg, Droste zu Hovestadt, in einer Fehde.[2] Um das Jahr 1400 hatte das Geschlecht auch Besitz in Steinboll und besaß das Gut Wicheln bei Arnsberg. Im Jahr 1466 hatte es auch Besitz auf Thulhof in Geseke. Seit der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts kommt die Familie mehrfach in Urkunden des Klosters Dalheim vor. Die beurkundeten Besitzungen beziehen sich auf Sintfeld, die Essenthoer Mark und Helminghausen. Ein Teil der Familie siedelte sich in den Städten Brilon und Marsberg an und brachte es als Teil der dortigen Führungsschichten zu Richter- und Bürgermeisterämtern. Ein Leitname der Familie war Swicker. Ein Arndt von Thülen war 1536 Kurkölner Amtmann in Menden. Im 15. Jahrhundert hatte die Familie auch Besitz in Alme. Im Jahr 1428 verkauften sie Schloss Alme an die Familie von Meschede. Die von Thülen hatten auch Teil am Besitz der Burg Hachen. Einige Priorinnen des Klosters Rumbeck stammten aus der Familie. Im Jahr 1627 besaß das Geschlecht auch Gut Brüggen bei Flierich in der Nähe von Hamm. Danach ist das Geschlecht in Westfalen ausgestorben.

Es war mehrfach verwandt mit den Freiherren von Fürstenberg, so auch mit dem livländischen Landmeister Johann Wilhelm von Fürstenberg. Wohl vor diesem Hintergrund zogen verschiedene Ritter von Thülen in den Ostseeraum. In Kur- und Livland bestand offenbar ein Zweig weiter. Allerdings hat sich das Wappen deutlich geändert. Teile der Familie lebten auch in Ostpreußen. Das Geschlecht ist wohl zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausgestorben und ist wohl nicht wie teilweise behauptet verwandt mit der Familie von Tiele-Winckler.[3] Ein Ernst Johann von der Raab genannt Thülen (1734-1811) war Offizier in französischen Diensten und verfasste später eine erste historische Darstellung der Familiengeschichte.[4]

Wappen

Westfälischer Zweig: Nach Spießen: In Gold ein schwarzer Griff einer Laute. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein rechts goldener und links schwarzer offener Flug. Als zweites Wappen wird ein rechtsspringendes Einhorn angegeben.[5] Nach Kneschke in Gold eine schwarze Krampe, oder ein Maueranker.[6] Die Familie führte daneben weitere Wappen. Dazu zählt ein steigendes rotes Einhorn sowie in Gold eine schwarze schräggestellte Saufeder.[7]

Liv- und kurländischer Zweig: In Gold ein an einer Kette von vier Gliedern hängender Anker.

Einzelnachweise

  1. Essentho in alten Urkunden und anderen Dokumenten
  2. P. D. Frommann: Aus der Geschichte der Gemeinden Plettenberg, Ohle und Herscheid
  3. Jahrbuch für Genealogie, Heraldik und Sphragistik. 1893 S.201
  4. Johann Friedrich von der Recke: Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrtenlexikon der Provinzen Livland, Estland und Kurland. Bd.4 Mittau, 1832 S.362
  5. Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des westfälischen Adels, mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band, Görlitz 1901 - 1903. S.125
  6. Ernst Heinrich Kneschke: Neues deutsches Adels-Lexikon. Bd.9 Leipzig, 1870 S.198
  7. Thülen Wappen

Literatur

  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues deutsches Adels-Lexikon. Bd.9 Leipzig, 1870 S. 198.

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