- Walter Brune
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Walter Brune (* 14. Februar 1926 in Bremen) ist ein deutscher Architekt, Stadtplaner und Immobilien-Unternehmer. Er nimmt für die Entwicklung der Einzelhandelsarchitektur in Deutschland eine ähnlich bedeutsame Rolle ein, wie dies Victor Gruen in den USA tat.
Inhaltsverzeichnis
Berufliche Laufbahn
Walter Brune machte sich nach einer dreijährigen Praxis bei Gustav August Munzer als junger Diplom-Ingenieur 1950 selbständig. Er war zunächst für die Schwerindustrie tätig und baute Anfang der 1950er Jahre bereits als sehr junger Architekt das Steinkohlen-Bergwerk Prosper-Haniel sowie mehrere Kraftwerke, Fördertürme etc. Ende der 1950er Jahre wurde das Warenhaus-Unternehmen Karstadt auf ihn aufmerksam. Für diesen Konzern errichtete er 20 Jahre lang Warenhäuser. Der Höhepunkt war die Planung und Erstellung der Karstadt-Hauptverwaltung in Essen. Zahlreiche Bauten für Handel, Industrie und Verwaltung für andere Unternehmen fielen ebenfalls in diese Zeit.
Zwei Jahrzehnte lang, zwischen 1950 und 1970, entwickelte er neben den Großprojekten für zahlreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Industrie (Helmut Horten, Wolf, Bauknecht etc.) deren Landhäuser im Bungalow-Stil, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit in den Architekturzeitschriften weltweit vorgestellt wurden.
Walter Brune unterhielt seiner Zeit eines der meist beschäftigten Architekturunternehmen in der damaligen Bundesrepublik Deutschland mit Satellitenbüros in New York, Teheran, Kabul sowie in den Niederlanden. Die Weltbank beauftragte ihn in Partnerschaft mit dem bekannten US-amerikanischen Architekten Marcel Breuer mit der Planung umfangreicher Entwicklungsprojekte. Für den Schah von Persien erstellte er die Planung einer neuen Stadt am Kaspischen Meer (Namak Abroud).
Unternehmerische Tätigkeit
Verdientes Geld legte Walter Brune immer wieder in Grundstücken an, deren Bebauung er bereits in den 1960er Jahren parallel zu seinem Architekturbüro durchführte. Sein Antrieb zu dieser Paralleltätigkeit war immer die Sorge, wegen zeitweiligen Auftragsmangels oder Projektverzögerungen seine zahlreichen qualifizierten Mitarbeiter nicht mehr bezahlen zu können und sie damit zu verlieren. Seine unternehmerische Tätigkeit war also weniger berufliches Ziel sondern logische Konsequenz seines Denkens. So entstand bis zum heutigen Tage ein umfangreiches Immobilienunternehmen.
Weiterentwicklung der Einzelhandelarchitektur
Seit Anfang der 1980er Jahre machte er sich in Personalunion einen Namen als Architekt, Entwickler, Consulter und Betreiber von innerstädtischen integrierten Einkaufszentren. Aus der Einsicht über die negativen Folgen großer Shopping-Center (von ihm selbst stammt das 1970 geplante RheinRuhrZentrum in Mülheim an der Ruhr) entwickelte er das Konzept einer „Stadtgalerie“, einer an die innerstädtischen Blockstrukturen angepassten Form einer multifunktional angelegten Einzelhandelsarchitektur, das er erstmalig bei der „Kö-Galerie“ in Düsseldorf umsetzte. Die Stadt Eindhoven beauftragte ihn mit Hilfe der „Heuvel-Galerie“ das damals brachliegende Stadtzentrum neu zu beleben. Eine Symbiose alter vorhandener Bausubstanz mit einer neuen, an die lokale Bautradition angepassten Architektur, die Einzelhandel, Dienstleistung, Wohnen und Kultur in Form einer Konzerthalle einschloss, war die Folge.
Mahner für den Erhalt lebendiger Innenstädte
Neben der Betätigung als Planer, Bauherr betätigt er sich seit Jahren als Stadtstreiter für die Erhaltung der lebendiger Innenstadtzonen unserer Städte. Nicht zuletzt wegen der negativen Auswirkungen zu großer und nicht integrierter Einkaufscenter betätigt er sich publizistisch, u.a. mit dem Buch „Angriff auf die City“ (Düsseldorf 2006).
Auszeichnungen
- 1960: BDA-Preis des Bundes Deutscher Architekten für den Bau eines Feingusswerkes
- 1987: ICSC European Shopping Center Award “Shopping-Center of the Year 1986” für die 1986 fertig gestellte Kö-Galerie
- 1989: Bundesverdienstkreuz am Bande für seinen Ideenreichtum, sein berufliches Engagement und seine Bereitschaft zur unternehmerischen Verantwortung
- 1991: Bouwforum Leonardo da Vinci für die Heuvel Galerie in Eindhoven sowie 1992 ICSC-commendation for excellence für die herausragende Projektentwicklung eines innerstädtischen Shopping-Centers
- 1994: ICSC European Shopping Center Award für die Neugestaltung des RheinRuhrZentrums
- 1995: ICSC European Shopping-Centre Award 1995 für die Schadow-Arkaden Düsseldorf als das beste europäische Innenstadt-Shopping-Center
- 2005: urbanicom Preis für sein Lebenswerk als Architekt, Planer, Bauherr, Kulturbotschafter und medialer Streiter für die Stadt
Werk
Bauten und Entwürfe (Auswahl)
- Wohnhaus Barbarahof, Düsseldorf, 1951
- Zeche Franz Haniel, Bottrop, 1951–1955
- Haus Horten, Düsseldorf, 1956
- Haus im Weinberg, Elsass, 1958
- Karstadt Bremerhaven, 1958
- Haus Stoeckel, Ratingen-Breitscheid, 1959
- Outils-Wolf Gartengerätefabrik, Wissembourg, 1959/1960
- Haus Dr. Roeckerath, Düsseldorf, 1959–1961
- Haus Dr. Berg, Düsseldorf, 1961
- Karstadt-Hauptverwaltung, Essen, 1965–1969
- Haus Starke, Essen, 1967
- Münsterpark, Düsseldorf, 1970–1975
- Kö-Galerie, Düsseldorf, 1983–1986
- Zeitturm Kaiserswerth, 1986 (zusammen mit Benno Werth)
- Heuvel-Galerie, Eindhoven, 1989–1992
- Schadow-Arkaden, Düsseldorf, 1988–1993
- Königs-Galerie, Kassel, 1992–1995
Schriften
- Die Stadtgalerie. Ein Beitrag zur Wiederbelebung der Innenstädte. Campus-Verlag, Frankfurt am Main / New York 1996, ISBN 3-593-35479-9.
- (mit Rolf Junker, Holger Pump-Uhlmann) (Hrsg.): Angriff auf die City. Kritische Texte zur Konzeption, Planung und Wirkung von integrierten und nicht integrierten Shopping-Centern in zentralen Lagen. Droste, Düsseldorf 2006, ISBN 3-7700-1264-X.
Literatur
- Holger Pump-Uhlmann: Der erweiterte Lebensraum: Bungalows von Walter Brune. Jovis Verlag Berlin 2008, ISBN 978-3-86859-009-8
- Holger Pump-Uhlmann (Hg.): Vom Kaufhaus zur Stadtgalerie – Bauten für den Handel von Walter Brune. Jovis Verlag Berlin 2011, ISBN 978-3-86859-093-7
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