Walter Elze

Walter Elze

Walter Elze (* 29. August 1891 in Halle (Saale); † 19. Juni 1979 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Historiker und Militärhistoriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Walter Elze war ein Sohn des Geheimen Justizrates Curt Elze. Elze studierte Geschichte an den Universitäten Marburg und Kiel. Sein wichtigster Lehrer war Friedrich Wolters, bei dem er 1924 in Kiel promovierte und der ihn mit dem George-Kreis in Verbindung brachte. In den 1920er Jahren setzte er sich politisch etwa im Ruhrkampf ein. 1928 wurde er Privatdozent an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Die Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 begrüßte er und trat im Mai 1933 der NSDAP bei.[1] So wurde er 1933 in Berlin mit einer ordentlichen Professur für Geschichte und Kriegsgeschichte ausgestattet. Er forschte zur Mittleren und Neueren Geschichte und gilt als Spezialist für die Epoche Friedrich des Großen. Im Dezember 1933 war Stefan George gestorben, die Freunde des George-Kreises standen danach aber noch in Kontakt. Problematisch gestaltete sich das Verhältnis des Nationalsozialisten zu den jüdischen Mitgliedern des Kreises. Renata von Scheliha, die ebenso wie Elze zum weiteren Kreis gehörte, berichtete 1947 von einem Vorfall mit dem deutsch-jüdischen Philosophen Ernst Gundolf, dem Bruder des Literaturwissenschaftlers Friedrich Gundolf:

„September ’38 kam Ernst Gundolf nach Berlin, besuchte u.a. auch Walter Elze, erzählte dann, der sei außerordentlich liebenswürdig gewesen und hätte sich ihm gegenüber sehr von allen Nazidingen distanziert. November ’38 [nach der Reichspogromnacht vom 9. November], als Ernst Gundolf ins [Konzentrations]Lager geschleppt worden war und ich Elze, von dem ich wußte, daß er durch eine Beziehung zu Himmler leicht etwas für die Befreiung erwirken konnte, aufsuchte, lehnte er nicht nur jede Hilfe ab, sondern bemerkte noch: die Juden merkten halt nie, wann man sie nicht mehr brauchte – warum denn Ernst Gundolf nicht längst fortgegangen sei.“

Renata von Scheliha in einem Brief an Karl Wolfskehl[2]

1945 wurde Elze abgesetzt und hatte wegen seiner Verstrickungen in der Zeit des Nationalsozialismus Probleme, eine neue Stellung zu bekommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten Elze und seine Familie zuerst in Freiburg im Breisgau, dann in Freudenstadt. Er hatte 1950 eine Gastprofessur in Stockholm inne. Erst 1954 gelang es ihm nach einer Intervention durch Arnold Bergstraesser, in Freiburg als Emeritus angenommen zu werden.[1] In Freiburg lebte er im Stadtteil Wiehre, wo er 87jährig starb.

Zu Elzes Schülern gehören der Historiker Eberhard Kessel, dessen Habilitation über die Schlacht bei Torgau Elze 1936 betreute, sowie der Schriftsteller Felix Hartlaub, den Elze 1939 mit einer Arbeit über Don Juan d’Austria und die Schlacht bei Lepanto promovierte.

Mit seiner Ehefrau Birgitta (1916–1992), einer geborenen Stieve, hatte Elze eine Tochter.

Werke

  • mit Friedrich Wolters: Stimmen des Rheines. Ein Lesebuch für die Deutschen. Ferdinand Hirt, Breslau 1923.
  • Brandenburg-Preussen bei Marlenheim und Fehrbellin. Das Erscheinen eines neuen politischen Prinzips in Deutschland und Europa 1674/75. Dissertation, Universität Kiel 1924.
  • Der Streit um Tauroggen. Hirt, Breslau 1926.
  • Tannenberg. Das deutsche Heer von 1914. Seine Grundzüge und deren Auswirkung im Sieg an der Ostfront. Hirt, Breslau 1928.
    Neudruck als: Das deutsche Heer von 1914. Biblio Verlag, Osnabrück 1968.
  • Graf Schlieffen. Hirt, Breslau 1928.
  • Friedrich der Große. Geistige Welt, Schicksal, Taten. Mittler, Berlin 1936.
  • Der Prinz Eugen. Sein Weg, sein Werk und Englands Verrat. Mit einer Auswahl von Dokumenten. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart [u. a.] 1940.
  • Deutsche Geschichte und deutsche Freiheit. Briefe eines Hochschullehrers an seine Schüler im Feld. Rütten & Loening, Potsdam 1940.

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. a b Vgl. Ulrich Raulff, Kreis ohne Meister. Stefan Georges Nachleben, C. H. Beck, München 2009, S. 381.
  2. Renata von Scheliha an Karl Wolfskehl, 12. Dezember 1947, in: Karl Wolfskehl, Briefwechsel aus Neuseeland 1938–1948, herausgegeben von Cornelia Blasberg, Band 2, Darmstadt 1988, S. 842f., hier zitiert nach Michael Philipp, „Im Politischen gingen halt die Dinge anders“. Die Thematisierung des ‚Jüdischen‘ im George-Kreis vor und nach 1933, in: Gert Mattenklott, Michael Philipp, Julius H. Schoeps (Hrsg.), „Verkannte brüder“? Stefan George und das deutsch-jüdische Bürgertum zwischen Jahrhundertwende und Emigration, Georg Olms Verlag, Hildesheim/Zürich/New York 2001, S. 31–53, hier S. 47.

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