Werner Lüttge

Werner Lüttge

Werner Lüttge (* 2. Oktober 1895 in Halle (Saale); † 12. Juli 1979 in Bamberg) war ein deutscher Gynäkologe und Geburtshelfer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Schulbesuch in Halle meldete er sich 1914 freiwillig zum Kriegsdienst und kam an die Westfront. An der Somme schwer verwundet, erhielt er als Artillerieoffizier das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Ab 1918 studierte er Medizin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Am 1. Oktober 1922 promovierte er zum Dr. med..[1]

Er begann seine ärztliche Ausbildung bei Geheimrat Prof. Sellheim in Halle. Nach einem Jahr in Leipzig ging er 1928 für ein Jahr zu Prof. Schmieden nach Frankfurt am Main und dann zu Prof. Wintz nach Erlangen. Dort habilitierte er sich und wurde außerordentlicher Professor für Geburtshilfe, Gynäkologie und Röntgenologie.

1933 bewarb er sich erfolgreich um die vakante Stelle als Direktor der Staatlichen Hebammenschule und Entbindungsanstalt in Bamberg. Auf seinen Antrag wurde sie noch im selben Jahr zur Staatlichen Frauenklinik erweitert. 1950 wurde ein Neubau der Klinik mit Röntgen- und Kinderabteilungen, Hauskapelle und Hörsaal eingeweiht. Zeitweilig war die Zahl der Entbindungen höher als an den Universitätskliniken von Erlangen und Würzburg zusammen. Jahrelang waren keine öffentlichen Zuschüsse erforderlich.[2] Er trug die Verantwortung für 62.000 Geburten und 50.000 gynäkologische Behandlungsfälle.

Lüttge betreute 150 Doktorarbeiten. An der Universität Erlangen hielt er bis 1962 Vorlesungen. Nach dreißig Jahren in Bamberg wurde er 1962 pensioniert. Dabei sprach der Regierungspräsident von Oberfranken, Dr. Stahler.

Seine erste Frau Elisabeth geb. Kalthoff starb bei der Geburt seines Sohnes Dieter am 9. November 1930. Aus der zweiten Ehe wurden ihm drei Töchter geboren: Maria, Monika und Liselotte. Mit seiner Frau Elfriede geb. Hirschauer und den Töchtern lebte er auf dem „Paradies“ oberhalb von Bamberg.

Corpsstudent

Unter mehr als zwanzig Aktiven wurde er Ende 1918 in Halle Mitglied des Corps Palaiomarchia.[3] Als Erstchargierter und später als Paukarzt genoss er im Hallenser SC hohes Ansehen und wurde als hervorragende Führungspersönlichkeit angesehen. Man nannte ihn „MachsDu“ – weil er delegieren konnte. In den Märzkämpfen in Mitteldeutschland kämpfte er mit seinen Corpsbrüdern in vorderster Linie gegen die aufständischen Kommunisten. Das Corps Masovia verlieh ihm 1960 das Band.[4] Schon zu seinem 60. Geburtstag gratulierte der KSCV.[5] Lüttge war von 1948 bis 1977 Vorsitzender und dann Ehrenvorsitzender des Corpsphilisterverbandes Bamberg.[6][7] Oft leitete er den Staffelstein-Kommers (so auch 1966 den 75.). Am Vorabend seines 80. Geburtstages brachten ihm der Bamberger AHSC und der Bamberger Waffenring einen Fackelzug.[8]

Ehrungen und Ehrenämter

Lüttge war sechs Jahre lang im Kirchenvorstand der evangelischen St. Stephanskirche zu Bamberg. Lange Jahre war er Vorstand des Tennisclubs und seit 1958 der erste Nachkriegsvorstand der Harmonie.[9] Er war engagierter Schlaraffe und Rotarier.

1963 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse ausgezeichnet.[10]

Werke

  • Wärme-, Bäder- und Strahlenbehandlung der Frauenkrankheiten. Enke, Stuttgart 1938
  • Zangengeburt im Röntgenbild. Reinhardt, München 1933
  • mit W. von Mertz: Alkohol-Extrakt-Reaktion A-E-R zum Nachweis von Schwangerschaft, Karzinom, Geschlecht des Kindes usw. S. Hirzel, Leipzig 1927
  • Hebammenlehrbuch, 2. Auflage 1958

In medizinischen Fachzeitschriften verfasste Lüttge etwa hundert wissenschaftliche Abhandlungen und Stellungnahmen.

Einzelnachweise

  1. Dissertation: Aetiologie der Varicocele
  2. Dr. Klaus Wasmuth, Leserbrief, Fränkischer Tag, 8. Oktober 1983
  3. Kösener Corpslisten 1930, 61, 370
  4. Verzeichnis sämtlicher Mitglieder des Corps Masovia 1823–2005, Potsdam 2006
  5. Deutsche Corpszeitung 1966, S. 30
  6. B. Löwe: Der AHSC Bamberg feiert Lüttges 70. Geburtstag. In: Zeitung der Altmärker-Masuren. 37/38, Kiel 1966, S. 639 f.
  7. Werner Lüttge Ehrenvorsitzender des AHSC Bamberg. In: Zeitung der Altmärker-Masuren. 62, Kiel 1978, S. 1489
  8. G. Schmitt, Deutsche Corpszeitung, Dezember 1975, S. 274
  9. Gesellschaft Bamberger Honoratioren, gegr. 1791, u. a. E.T.A. Hoffmann als Mitglied
  10. Hans Schunorth: Nachruf auf Werner Lüttge. In: Corpszeitung der Altmärker-Masuren. Band 65, Kiel 1979, S. 1710 f.

Literatur

  • Walter Stoeckel, Friedrich Michelsson: Deutsches Gynäkologen-Verzeichnis. J. A. Barth, Leipzig 1939, S. 295
  • Walter Habel: Wer ist wer? 12. Ausgabe. Berlin 1955, S. 741
  • Rainer Pittroff: Die Lehrer der Heilkunde der Universität Erlangen 1843–1943 und ihr Werdegang. Inaugural-Dissertation, Friedrich-Alexander-Universität zu Erlangen, 1964 (Werner Lüttge S. 88)

Weblinks


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