Claus von Bohlen und Halbach

Claus von Bohlen und Halbach
Portrait der Familie Gustav Krupp von Bohlen und Halbach von Nicola Perscheid (1928). Claus vorn rechts.
Grabplatte auf dem Familienfriedhof Krupp in Essen-Bredeney

Claus Arthur Arnold von Bohlen und Halbach (* 18. September 1910 auf der Villa Hügel zu Essen; † 10. Januar 1940 in Hürtgenwald in der Eifel) war eines der acht Kinder der deutschen Industriellenfamilie Krupp von Bohlen und Halbach.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Claus war das dritte Kind von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und dessen Frau Bertha (geb. Krupp). Er verbrachte seine Jugend zumeist auf der von seinem Urgroßvater, dem Stahlindustriellen Alfred Krupp, erbauten Villa Hügel in Essen.

Claus galt zeitlebens als der talentierteste Sohn Gustavs. Zeitweise erwogen seine Eltern sogar, ihn anstelle seines älteren Bruders Alfried als Alleinerben einzusetzen, da sie mit der Hochzeit Alfrieds mit der geschiedenen Anneliese Bahr (Zitat von Bertha Krupp: „Ba(h)rdame“) und dem aus dieser Verbindung stammenden Arndt nicht einverstanden waren. Erst nach Alfrieds Scheidung wurde dieser Plan wieder verworfen.[1]

Die anglophil eingestellten Krupps ließen Claus von Bohlen und Halbach gemeinsam mit seinem Cousin Kurt, dem zweiten Sohn von Barbara Krupp und Tilo von Wilmowsky im Balliol College in Oxford studieren. Danach sammelte er in den zum Kruppkonzern gehörenden Gruson-Werken in Magdeburg Erfahrungen in leitenden Positionen. Sein Vater sah ihn für die Leitung der Berndorfer Metallwarenfabrik in Österreich vor, einem Unternehmen, das Alfred Krupp seinem Bruder Hermann überlassen hatte. Dessen Sohn Arthur Krupp (1856–1938) blieb kinderlos und vermachte das Werk in den 1920er-Jahren testamentarisch an Claus. Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten gelangten die Werke zunächst in den Besitz österreichischer Aktionäre. Nach Österreichs Anschluss an Hitler-Deutschland wurde die Fabrik in den Kruppkonzern integriert und Claus übernahm die Geschäftsleitung.[2]

Am 22. September 1938 heiratete Claus von Bohlen und Halbach Sita von Medinger (3. August 1912–11. August 1997), eine österreichische Adelige, mit der er einen Sohn, Arnold (* 2. Oktober 1939), hatte.

Als Oberleutnant der Luftwaffe testete er 1940 in der Eifel eine neue Atemschutzmaske. Deren Versagen führte zu einer Ohnmacht. Beim Absturz kamen er und sein Ko-Pilot ums Leben.[3]

Neben seinem Bruder Eckbert, der in den letzten Kriegstagen 1945 bei Parma in Italien fiel, und dem 1909 als Säugling verstorbenen Arnold gehörte er zu den drei vorzeitig verstorbenen Kindern von Gustav und Bertha Krupp von Bohlen und Halbach.

Sein Leichnam wurde zunächst auf dem kruppschen Friedhof beigesetzt, der an den Friedhof am Kettwiger Tor angegliedert war. Als 1955 auf Teilen des Friedhofs ein Parkhaus errichtet wurde, verlegte man die Gräber bzw. Grabplatten der Krupps auf den städtischen Friedhof Bredeney an der Westerwaldstraße in die Krupp-Sektion. Hier liegt er neben seiner Frau Sita, seinen Geschwistern, Eltern, Großeltern (Friedrich Alfred Krupp und Margarethe Krupp) und Alfred Krupp begraben.[4]

Rezeption

In der Nähe von Nordhorn besaß die Familie ein ausgedehntes Landgut, das die Eltern und Guts-Gründer Bertha und Gustav nach Claus „Gut Clausheide“ nannten. Anfangs hieß das Gebiet „die Claus-Heide", sehr bald Clausheide. Bei Gründung der politischen Gemeinde erfolgte die Umbenennung in Klausheide durch die preußische Staatsregierung.[5]

In Essen ist die Clausstraße [6] nach ihm benannt, die unweit der Villa Hügel an der Einfahrt zum Hügelpark in der Siedlung Brandenbusch (seinerzeit erbaut für Angestellte der Villa Hügel) liegt. Die anderen anliegenden Straßen sind nach seinen Geschwistern Alfried (1906–1967), Arnold (1908–1909), Berthold (1913–1987), Irmgard (1912–1998), Harald (1916–1983), Waldtraut (1920–2005) und Eckbert (1922-1945) benannt.

Auch bei Magdeburg gab es bis 1945 eine nach ihm benannte Clausstraße (heute Rotdornweg). In Magdeburg befanden sich die zu Krupp gehörenden Gruson-Werke.

Bis 1960 führte ein Segelflugzeug des Segelflugvereins Steeler Spatzen aus Essen seinen Namen. Der Doppelsitzer wurde bei einem Absturz im Teutoburger Wald zerstört.[7]

Literatur

  • Thomas Rother: Die Krupps. Durch fünf Generationen Stahl. Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2001, ISBN 978-3-404-61516-2 (seit 1. Juli 2007), ISBN 3-404-61516-6.
  • William Manchester: Krupp – Chronik einer Familie. Kindler Verlag, München 1978, ISBN 3-453-55045-5.
  • Bernt Engelmann: Krupp. Die Geschichte eines Hauses - Legenden und Wirklichkeit. Goldmann Verlag, München 10/1986. ISBN 3-442-08532-2.
  • Norbert Mühlen: Die Krupps. Heinrich Scheffler Verlag, Frankfurt am Main 1965, rororo-Taschenbuchausgabe.
  • Gert von Klass: Aus Schutt und Asche – Krupp nach 5 Menschenaltern. Reiner Wunderlich Verlag, Tübingen 1960.
  • Wilhelm Berdrow: 125 Jahre Krupp. Ausgabe V. 20. November 1811/1936.
  • Tilo von Wilmowsky: Rückblickend möchte ich sagen. Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg/Hannover 1961.
  • Renate Köhne-Lindenlaub: Die Villa Hügel. Unternehmerwohnsitz im Wandel der Zeit. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung (Hrsg.), München/Berlin 2008, ISBN 978-3-422-02134-1.
  • Ralf Stremmel: 100 Jahre Historisches Archiv Krupp – Entwicklungen, Aufgaben, Bestände. Deutscher Kunstverlag, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung (Hrsg.), München/Berlin 2005, ISBN 3-422-06568-7.
  • Klaus Tenfelde: „Krupp bleibt doch Krupp“ – Ein Jahrhundertfest. Klartext Verlag, Essen 2005, ISBN 3-89861-364-X.
  • Ernst Schröder: Krupp – Geschichte einer Unternehmerfamilie. Muster-Schmidt Verlag, Zürich/Göttingen 1968/1991 (4. Aufl.), ISBN 3-7881-0005-2

Einzelnachweise

  1. Belege finden sich in beinahe allen zur Verfügung stehenden Quellen.
  2. insbesondere Engelmann, Mühlen und Manchester (siehe Literatur)
  3. Manchester sowie Ausstellung Villa Hügel Kleines Haus
  4. aus den Akten der Essener Friedhofsverwaltung
  5. Staatsarchiv Osnabrück, Rep 450 Bentheim I, Nr. 110a
  6. Stadtplan Essen
  7. Zeitgenössischer Zeitungsartikel, keine Angaben zu Verlagsort oder Autor

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