- Achaea
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Achaea war eine Provinz des Römischen Reiches. Die Region wurde 146 v. Chr. durch die Römer erobert und gehörte zunächst zur Provinz Macedonia. Unter Augustus wurde am Achaea in der Senatssitzung vom 13. Januar 27 v. Chr. als eigenständige senatorische Provinz eingerichtet.[1] Es umfasste die Halbinsel Peloponnes in Griechenland. Das Gebiet der neuen Kolonie umfasste praktisch das gesamte griechische Kernland mit einem Großteil der Inseln:
- Mittelgriechenland
- Euböa
- Peloponnes
- Epirus
- Akarnanien
- Ionische Inseln
- Ätolien
- Thessalien
- Sporaden
- Kykladen ohne Astypalea und Amorgos
Verwaltet wurde die Provinz von einem proconsul pro praetore, der seinen Sitz in der Colonia Laus Iulia Corinthus hatte, der nach der Zerstörung Korinths an der gleichen Stelle gegründeten römischen Kolonie. Freie Städte waren Athen[2] und Sparta,[3] sowie die in Akarnanien gelegene Kolonie Nikopolis, die Augustus zur Erinnerung an die Schlacht bei Actium gegründet hatte und die später Hauptstadt der Provinz Epirus wurde, als Epirus mit Teilen Akarnaniens und den Ionischen Inseln von Achaea abgetrennt und zur selbständigen Provinz wurde (vor 117). Weitere Kolonien waren Dyme[4], Patrai[5] und Buthroton[6].
15 n. Chr. wurde Achaea unter Kaiser Tiberius zur kaiserlichen Provinz,[7] bis Kaiser Claudius sie 44 wieder unter senatorische Kontrolle stellte.[8] [9] Unter Antoninus Pius wurden Thessalien und Phthiotis wieder der Provinz Macedonia zugeschlagen.[10] Bei der Diokletianischen Reichsreform wurden die Kykladen außer Skyros, Lemnos und Imbros Teil der neugebildeten provincia insularum.[11]
Seit 395 galt Achaea als Teil des oströmischen Reiches. Das Gebiet des byzantinischen Thema Hellas stimmte bis auf den Westteil mit dem von Achaea überein.
In republikanischer Zeit hatte Griechenland vor allem unter dem System der römischen Steuerpacht schwer gelitten. Man hatte aus der Verödung zahlreicher kleinerer Poleis und Dörfer geschlossen, dass auch die Kaiserzeit keine Prosperität für Griechenland brachte – jedenfalls keine schnelle wirtschaftliche Erholung. Diese Sicht vernachlässigte das relative Wachstum der größeren Städte (Athen, Sparta, Korinth, Patrae, Elis, Argos, Tegea, Gythion, Hermione, Eleusis, Megara), die sich ausdehnten und deren Einwohner zahlreicher waren als in klassischer Zeit. Auch die landwirtschaftliche Struktur wandelte sich durch die Anlage zahlreicher villae rusticae und die Entstehung großer Latifundien (so befand sich halb Attika im Besitz des Herodes Atticus).[12]
Exportgüter waren vor allem Wein aus dem nördlichen Peloponnes, Honig und Olivenöl aus Attika und Marmor aus Thessalien, Attika, der Peloponnes und den Inseln Euböa, Skyros, Naxos und Paros (von hier stammte der berühmte Parische Marmor). Künstlerische und kunsthandwerkliche Produkte wurden in Athen gefertigt und Patrae war das Zentrum des Textilhandels. Von hier wurde die Wolle arkadischer Schafe verarbeitet und Leinen aus Elis zu feinem Gewebe (βύσσος) verarbeitet wurde. In Gythion wurde der kostbare Färbestoff Purpur gewonnen und Marmor aus Lakonien exportiert.
Ein weiterer wichtiger Exportartikel war Bildung: einerseits besuchten zahlreiche Römer die Stätten des klassischen Griechenlands als eine Art riesiges Freilichtmuseum, andererseits war Athen der Sitz der Akademie und Lehrstatt der Philosophen, wo Römer wie Cicero philosophische, rhetorische und philologische Vorlesungen hörten. Schließlich war auch die Anziehungskraft der großen Spiele ungebrochen: Bei Korinth wurden weiterhin alle zwei Jahre die Isthmischen Spiele gefeiert und die Olympischen Spiele konnten sogar einen Kaiser Nero zu den Teilnehmern zählen.[13] Nero war überhaupt ein großer Philhellene: 67 proklamierte er die Freiheit aller Griechen. Diese Verfügung wurde freilich schon im Jahr 70 von Vespasian wieder aufgehoben, genau genommen war aber dadurch Achaea in dieser Zeit keine römische Provinz.[14]
Literatur
- Tilmann Bechert: Die Provinzen des Römischen Reiches. Einführung und Überblick. von Zabern, Mainz 1999, ISBN 3-8053-2399-9, S. 77-81
- Eckart Olshausen: Achaia. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 1, Metzler, Stuttgart 1996, ISBN 3-476-01471-1, Sp. 56–57.
Einzelnachweise
- ↑ Cassius Dio 53.12; Strabon 17.3.25
- ↑ Plinius naturalis historia 4.24
- ↑ Strabon 8.5.5
- ↑ Plinius naturalis historia 4.13
- ↑ Plinius naturalis historia 4.11
- ↑ Plinius naturalis historia 4.4
- ↑ Tacitus Annalen 1.76.4, 80.1
- ↑ Sueton Claudius 25.3; Cassius Dio 60.24.1
- ↑ Donald Engels: Roman Corinth. An alternative model for the classical city. University of Chicago Press, Chicago 1990, ISBN 978-0-226-20870-1, S. 19.
- ↑ Ptolemäus Geographie 3.12-14; Inscriptiones Latinae selectae 1067, 9490
- ↑ Laterculus Veronensis 3
- ↑ Bechert: Die Provinzen des Römischen Reiches. 1999, S. 79f
- ↑ Bechert: Die Provinzen des Römischen Reiches. 1999, S. 80f
- ↑ Sylloge Inscriptionum Graecarum 3. Aufl. 814; Pausanias 7.17.4; Sueton Vespasian 8.4
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