- Corps Saxonia Leipzig
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Das Corps Saxonia Leipzig ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten sowie ehemalige Studenten der Universität Leipzig und ehemalige Studenten der Universitäten in Frankfurt am Main und Augsburg. Die Corpsmitglieder werden "Leipziger Sachsen" genannt.
Inhaltsverzeichnis
Couleur
Saxonia hat die Farben dunkelblau–hellblau–weiß mit weißer Perkussion, wobei das Band mit 36 mm leicht breiter ist als üblich. Dazu wird eine dunkelblaue Mütze (Hinterhauptcouleur) getragen. Die Fuchsfarben dunkelblau–weiß. Der Conkneipant (CK) trägt eine Fuchsenmütze als Abzeichen. Weiterhin gibt es den Status des Corpsschleifenträgers. Der Wappenspruch lautet Neminem time, neminem laede!, der Wahlspruch Virtuti semper corona! [1][2]
Geschichte
Das Corps Saxonia wurde am 4. September 1812 von 7 Mitgliedern des Corps Thuringia Leipzig, drei Mitgliedern des Corpslandsmannschaft Saxonia Jena, sowie zwei Angehörigen des Corpslandsmannschaften Austria an der Universität Leipzig zunächst als Landsmannschaft Saxonia Leipzig gestiftet, zu deren Mitgliedern, besser Renoncen später auch Richard Wagner gehörte. Allerdings nicht lange: Wagner selbst schreibt, daß er freiwillig das Corps verlassen habe: vor allem aus Enttäuschung über die apolitische Haltung der Leipziger Landsmannschafter (= Corpsstudenten) zum Aufstand der Polen. Die "schmerzliche Trauer" Wagners über die polnische Niederlage bei Ostrolenka hätten die Landsmannschafter nicht geteilt (vgl. Richard Wagner, Mein Leben, herausgegeben von Gregor-Dellin, Taschenbuch Goldmann Verlag, München 1983, S.67). [3] Seit dem 30. Mai 1822 bezeichnet sich Saxonia als Corps.
Das Corps gehörte 1848 zu den Gründungsmitgliedern des Kösener Senioren-Convents-Verbands (KSCV). 1850, 1860 und 1986 (für Augsburg) waren Leipziger Sachsen Vorsitzende des oKC.
Im Oktober 1905 wurde das erste eigene Haus in der Elsterstraße 23 in Leipzig eingeweiht, das durch das Corps angekauft und geringfügig umgebaut wurde. Zuvor war das Corps über zwanzig Jahre in der ersten Etage des Hauses Kleine Fleischergasse Nr. 8 beheimatet gewesen.[4]
Im Nationalsozialismus musste Saxonia am 27. Oktober 1935 wie alle Corps suspendieren. Sie beteiligte sich 1937 an der Gründung der Leipziger SC-Kameradschaft Markgraf von Meißen, die 1942 zum Corps Misnia IV wurde.
Da nach dem Zweiten Weltkrieg wegen des kommunistischen Regimes in Leipzig kein corpsstudentisches Leben möglich war, rekonstituiert sich Saxonia Leipzig am 20. Dezember 1951 in Frankfurt am Main. 1973 siedelte Saxonia nach Augsburg um. Nach der deutschen Wiedervereinigung kehrte das Corps 2001 in seine Heimat nach Leipzig zurück.
Bekannte Mitglieder (Auswahl)
- Hans Beschorner (1872-1956), Historiker und Archivar
- Bernhard von Bismarck (1810–1893), Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
- Benno Credé (1847–1929), deutscher Chirurg und Generalarzt
- Siegfried Dehn (1799-1858), Musiktheoretiker
- Johann Daniel Elster (1796-1857), Professor für Musik, Chorleiter
- Themistocles Gluck (1853-1942), Chirurg
- Max Gutknecht (1872–1946), Staatsminister (Ministerpräsident) von Anhalt (1918)
- Karl Heine (1819–1888), Unternehmer und Industriepionier
- Karl Hertzog (1875-1959), Oberbürgermeister von Merseburg
- Carl Hinkel (1793–1817), Dichter
- Anton Friedrich Hohl (1811-1862), Professor für Geburtshilfe, Stifter der Saxonia Leipzig
- Alfred Kast (1856-1903), Professor für Innere Medizin an der Universität Breslau
- Paul von Koerner [1849-1930), Diplomat
- Karl Lueder (1834-1895), Strafrechtler
- Wilhelm Meyer-Förster (1862-1934), Schriftsteller (bereits als Student ausgeschieden)
- Gottfried Milde senior (* 1934), Politiker (CDU), ehem. hessischer Innenminister
- Wedig von der Osten (1859–1923), Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Viktor von Ponickau (1808-1889), Landrat des preußischen Kreises Zeitz
- Georg Popp (1861-1943), Kriminalist
- Friedrich Heinrich Rinne (1852–1924), Chirurg
- Carl von Schwendler (1812-1880), Jurist, Staatsminister und Mitglied des Reichstags
- Camillo von Seebach (1808-1894), Staatsminister von Sachsen-Coburg und Gotha
- Bernhard Thiersch (1793-1855), Stifter des Corps, Dichter des Preußenliedes
- Hermann Triepel (1871-1935), Anatom
- Moritz Voigt (1826-1905), Jurist, Hochschullehrer in Leipzig
- Richard Wagner (1813–1883), Komponist (bereits als Student ausgetreten)
Einzelnachweise
- ↑ deutsch: Fürchte niemanden, verletze niemanden!
- ↑ deutsch: Der Mannesehre stets die Krone!
- ↑ Zu Wagners Studentenzeit: Horst Grimm/Leo Besser-Walzel, Die Corporationen, Frankfurt am Main, 1986; Richard Wagner, Gregor-Dellin (Hrsg.), Mein Leben, München 1983, S. 51 ff. Dazu auch Huss, Richard Wagner als Corpsstudent, in: Studenten-Kurier 4/2006, S. 16, mit Klarstellung von Weiß, Richard Wagners mißglückte Contrahagen, in: Studenten-Kurier 1/2007, S. 3, 4
- ↑ Die Einweihung des Corpshauses der Saxonia zu Leipzig. In: Academische Monatshefte 22 (1905/06), S. 262
Weblinks
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